SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR KULTUS Postfach 10 09 1 O 1 01079 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Kirsten Muster, Fraktion der AfD Drs. 6/6137 STAATSMlNlSTERlUM FÜR KU LTUS Thema: Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: Eine Studie von Jürgen Mansel und Viktoria Spreyer aus dem Jahr 2010 (Mansel, Jürgen, Spaiser Viktoria (2010): Soziale Beziehungen, Konfliktpotentiale und Vorurteile im Kontext von Erfahrungen verweigerter Teilhabe und Anerkennung bei Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund . Abschlussbericht, Dezember 2010 (05.10.2012), Seite 25) mit über 2.000 befragten Schülern gibt Auskunft über das Ausmaß von Antisemitismus bei Jugendlichen aus verschiedenen kulturellen und religiösen Sozialisationskontexten. In der Untersuchung werden sehr differenziert die unterschiedlichen Facetten des Antisemitismus, wie er je nach kultureller und religiöser Herkunft vertreten ist, aufgezeigt. Danach ist bei Jugendlichen aus muslimischen Sozialisationskontexten vor allem ein israelbezogener, religiös legitimierter und klassischer Antisemitismus feststellbar. Jeder fünfte arabischstämmige Jugendliche stimmte der Aussage zu: „In meiner Religion sind es die Juden, die die Welt ins Unheil treiben". Noch höhere Werte wurden beim klassischen Antisemitismus gemessen. Der Aussage: „Juden haben in der Welt zu viel Einfluss" stimmten 35,8 Prozent der arabischen und 20,9 Prozent der türkischstämmigen Schüler zu. Bei Schülern ohne Migrationshintergrund lag der Wert bei lediglich 2, 1 Prozent. Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Gibt es eine vergleichbare Studie über das Ausmaß von Antisemitismus unter Sächsischen Jugendlichen? Der Staatsregierung ist keine Studie hierzu bekannt. Seite 1 von 3 ~SACHsEN Die Staatsministerin Ihr Zeichen Ihre Nachricht vom Geschäftszeichen (bitte bei Antwort angeben) Z-1053/4/19 Dresden, f . September 2016 Hausanschrift: Sächsisches Staatsministerium für Kultus Carolaplatz 1 01097 Dresden www.smk.sachsen.de Verkehrsverbindung : Zu erreichen mit den Straßenbahnl inien 3, 7, 8 STAATSMlNlSTERlUM FÜR KULTUS ~SACHsEN Frage 2: Muslimischer Antisemitismus gilt als israelbezogen, religiös legitimiert und klassisch. Welche Fortbildungsveranstaltungen bietet das Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung für Lehrkräfte an, die einen konkreten Bezug zum muslimischen Antisemitismus haben? (Bitte die letzten drei Veranstaltungen zu diesem Thema mit Datum, Ort, Veranstalter , Titel und Referenten angeben.) Ein Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung gibt es in Sachsen nicht. Für Fortbildungsveranstaltungen sind landesweit das Sächsische Bildungsinstitut (SBI) und regional die Sächsische Bildungsagentur (SBA) zuständig. Hinzu kommen Fortbildungen , die lokal an Schulen durchgeführt werden (SCHILF) . Nachfolgend die letzten drei Fortbildungsveranstaltungen des SBI für Lehrkräfte zum Thema „lsraelbild und Holocaust" sowie zu „Aktuellem Antisemitismus": Datum Ort Veranstalter Titel Referent 5. -6. Forum, Meißen SBI „Aktueller Antisemi- Herr Stephan Januar2016 tismus und die Be- Grigat, Univerdeutunq Israels" sität Wien 1. -2. Forum, Meißen SBI „Zum lsraelbild und Herr Alfons Februar 2016 dem Holocaust in Kenkmann , deutschen Schulbü- Universität ehern" Leipziq 18. - 19. Forum, Meißen SBI „Aktueller Antisemi- Herr Stephan April 2016 tismus und die Be- Grigat, Univerdeutung Israels" sität Wien sowie Herr Sagy Cohen, selbstständig Frage 3: In welchem Ausbildungsmodul und in welchem Umfang wird das Thema muslimischer Antisemitismus (auch teilweise) im Sächsischen Referendariat für angehende Lehrkräfte angeboten? Die fachgebundene thematische Ausbildung findet vorrangig in der ersten Ausbildungsphase der Lehrerbildung an den Universitäten statt. Auf diesem Fundament wird in der zweiten Ausbildungsphase (Vorbereitungsdienst) exemplarisch die Gestaltung von Lernprozessen in den Mittelpunkt gerückt. Dabei geht es um die fachspezifische methodisch-didaktische Umsetzung von Inhalten des geltenden sächsischen Lehrplans in der entsprechenden Schulart. In den Fachgruppen Ethik, Religion sowie Gemeinschaftskunde/GRW beispielsweise werden Lehramtsanwärter und Studienreferendare befähigt, schülerorientiert und aktuell Themen auszuwählen und dazu komplexe und kontroverse Diskussionen zu führen. Das schließt Wertevermittlung und die Ausprägung von Urteilsfähigkeit ein (s. Ausbildungsschwerpunkt 2 „Erarbeitung und Festigung von Lerninhalten", zwölf Unterrichtseinheiten , Curriculum im Vorbereitungsdienst, Stand Januar 2016) . Seite 2 von 3 STAATSM lNlSTERlUM FÜR KULTUS ~SACHsEN Frage 4: Inwieweit wurden die zuständigen Fachseminarleiter in der Sächsischen Lehrerausbildung auf das Problem des muslimischen Antisemitismus fortgebildet ? (Bitte die konkreten Maßnahmen in diesem Bereich erläutern.) Fortbildungen sind offen für alle Lehrkräfte und damit gleichermaßen für Fachausbildungsleiter an den Lehrerausbildungsstätten in Sachsen. Ihr spezifisches Fachwissen ergänzen die Fachausbildungsleiter durch zielgerichtete und aktuelle individuelle Fortbildung. Die unter der Antwort auf Frage 2 angeführten Fortbildungen richten sich an „Fachberater/innen sowie weitere Lehrkräfte mit besonderen Aufgaben oder Funktionen aller Fächer und Schularten", was Fachausbildungsleiter in der Lehrerausbildung einschließt. Seit 2008 veranstaltet das SMK außerdem jährlich eine „Lehrerfortbildung in Kooperation mit der International School for Holocaust Studies Yad Vashem/Jerusalem", zuletzt im Februar 2016. Dieses Fortbildungsangebot richtet sich an Lehrkräfte und Fachberater der Fächer Geschichte, Ethik, Religion , Gemeinschaftskunde, Deutsch und Geografie sowie an Lehrer anderer Fächer, die als Multiplikatoren im deutsch-israelischen Austausch tätig sind . Vom SMK für Lehrkräfte besonders empfohlen wird die Israel-Bildungsreise der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (nächster Termin: Februar 2017) . 5. Inwieweit werden die sächsischen jüdischen Verbände/Gemeinden in die Präventionsarbeit gegen muslimischen Antisemitismus in den Schulen oder außerhalb der Schulen mit eingebunden? Eine Einladung an Vertreter der jüdischen Gemeinden in den Unterricht können die Fachlehrer oder die Schulen in eigener Zuständigkeit aussprechen. Über Einzelveranstaltungen liegen der Staatsregierung keine Informationen vor. Mit freundlichen Grüßen ,4-tr. vCllL Brunhild Kurth Seite 3 von 3 2016-09-12T08:44:20+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes