STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN Die Staatsministerin STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Postfach 10 09 20 I 01079 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) L-1053/2/10-2017 Dresden, n Februar 2017 Kleine Anfrage des Abgeordneten Falk Neubert, Fraktion DIE LINKE Drs.-Nr.: 6/8088 Thema: Nutzung von Open Access an sächsischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen Sehr geehrter Herr Präsident, den Fragen sind folgende Ausführungen vorangestellt: „Open Access („offener Zugang") beschreibt die kostenfreie und möglichst barriere freie Zurverfügungstellung von wissenschaftlicher Literatur und For schungsdaten, insbesondere durch Hochschulen und Forschungsein richtungen. Mit dieser Form der freien Zugänglichkeit von Wissen wird ein höherer Grad der Transparenz und Qualitätssicherung ermöglicht sowie die Anwendung und Weiterentwicklung von Forschungsergebnis sen deutlich vereinfacht. Bereits im Jahr 2002 wurde mit der „Budapester Open Access Initiative" der Rahmen für Open Access abgesteckt. Hier wurden insbesondere Open-Access-Zeitschriften („goldener Weg") und die (Zweit-)Veröffentlichung in Repositorien (offene Onlinearchive, „grüner Weg") als Mög lichkeiten zur Stärkung der Open-Access-Bewegung definiert. Bereits im Jahr 2003 erfolgte mit der „Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen" eine Selbstverpflichtung unter anderem führender deutscher Forschungsgemeinschaften in diesem Bereich. Seitens der Deutschen Forschungsgemeinschaft e. V. werden deshalb auch Förderprogramme zum Aufbau von Open-Access-Infrastruktur angeboten." Namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche Förderung erfuhr Open Access seitens der Staatsregie rung seit der Veröffentlichung der „Budapester Open Access Initia tive"? Es erfolgte keine gesonderte Förderung. Die Finanzierung von Open Access- Publikationen aus Landesmitteln ist bereits jetzt auf Basis der geltenden Richtlinie zur Forschungsprojektförderung (RL 6510) über den Posten Zertifikat seit 2007 audtt berufundfamilie Hausanschrift: Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst Wigardstraße 17 01097 Dresden www.smwk.sachsen.de Verkehrsanbindung: Zu erreichen mit den Straßen bahnlinien 3, 6, 7, 8, 13 Für Besucher mit Behinderungen befinden sich gekennzeichnete Parkplätze am Hintereingang der Wigardstraße 17. Für alle Besu cherparkplätze gilt: Bitte beim Pfortendienst meiden. *Kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokumente. STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN „Sachausgaben" vorhabenbezogen möglich. Die Ausgaben müssen dabei innerhalb der Projektlaufzeit bzw. dem Zuwendungszeitraum anfallen. Grundsätzlich steht es sowohl den Instituten als auch jedem einzelnen Wissenschaftler frei, über Publikationswege zu entscheiden. Das SMWK plant aktuell keine regulatorischen Schritte, wird jedoch die Open Access-Strategie des BMBF innerhalb der Einrichtungen publik machen und im Rah men der Etablierung der Nationalen Kompetenz- und Vernetzungsstelle den konstrukti ven Dialog mit den Einrichtungen bzw. Gesellschaften suchen sowie auf die Nutzung der Maßnahmen des BMBF hinweisen. Der Ansatz, dass öffentlich finanzierte Forschung auch frei und öffentlich zugänglich sein muss, ist zu unterstützen. Frage 2: Wie wurden bundesweite Förderprogramme in Sachsen genutzt, um not wendige Voraussetzungen, etwa den Aufbau von Open-Access-Archiven oder von Forschungsdatenmanagementsystemen, umzusetzen? Neben der Unterstützung durch den Freistaat Sachsen haben die Sächsische Landes bibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) sowie die sächsischen Flochschulbibliotheken vor allem mit Förderung der Europäischen Union (EFRE), der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Deutschen For schungsgemeinschaft (DFG) seit 2002 regelmäßig Dienste und Inhalte für Open Access entwickelt. Beispielhaft genannt seien die Entwicklung des hochschulübergreifenden sächsischen Open Access-Repositorium Qucosa, die Einrichtung DFG-geförderter Pub likationsfonds zur Finanzierung von Open Access-Artikelgebühren oder die drittmittelfi nanzierte Retrodigitalisierung vielfältiger analoger Bibliotheksbestände. Mit über 150.000 frei online verfügbaren Bänden und 1,8 Millionen digitalisierten Fotos, Karten und Zeich nungen ist die SLUB heute einer der größten Open Access Content Provider für die Deutsche Digitale Bibliothek. Seitens der Flochschule für Technik und Wirtschaft (FITW) Dresden wurde ein Antrag zur Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) aus der Förderrichtlinie zur Erforschung des Managements von Forschungsdaten in ihrem Lebenszyklus an Flochschulen im August 2016 gestellt. Weitere Förderungen erhalten die HTW Dresden gemeinsam mit der Technischen Universität (TU) Dresden und der Technischen Universität (TU) Bergakademie Freiberg zum Thema Open Educational Resources (OER) in der Förderung von offenen Bildungsmaterialien durch das BMBF. Frage 3: Welche Maßnahmen wurden in Sachsen seit der Veröffentlichung der „Bu dapester Open Access Initiative" seitens der sächsischen Hochschulen, Hoch schulbibliotheken und Forschungseinrichtungen ergriffen, um Open Access in Sachsen zu stärken (bitte nach Hochschulen, Hochschulbibliotheken und For schungseinrichtungen einzeln auflisten)? Zu den einzelnen Einrichtungen ist anzumerken: SLUB: Mit dem Struktur- und Entwicklungsplan für die sächsischen wissenschaftlichen Biblio theken (2008) wurden unter Federführung der SLUB einige standortübergreifende Maß nahmen ergriffen, um die sächsische Informationsinfrastruktur für Open Access insge samt zu stärken. Genannt seien der Aufbau des sächsischen Open Access-Repositoriums Qucosa mit bisher rund 21.000 Dokumenten sowie die Einführung eines landesweit einheitlichen, softwaregesteuerten Workflow für die retrospektive Digitalisierung (Kitodo). Seite 2 von 4 STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEM Jüngste Maßnahme in dieser Reihe ist das 2015 gestartete sächsische Landesdigitalisierungsprogramm . Gemeinsam von der TU Dresden und der SLUB werden folgende Maßnahmen durch geführt: n Ernennung von Open Access-Beauftragten in den Leitungen von TU Dresden und SLUB, n die TU Dresden begrüßt die Ziele der Berliner Erklärung und hat in derem Geist eine „Open Access-Resolution" verfasst. Sie ruft darin zur Veröffentlichung auf dem Weg des Open Access auf, n die SLUB hat die Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu Wissen unterzeich net, n Aufbau informatorischer Webseiten und persönlicher Beratungsangebote, n Open Access-Publikationsfonds mit Förderung der DFG, n Entwicklung und Bereitstellung von Werkzeugen, Methoden und Workflows für die VenA/altung von Forschungsdaten in einem disziplinübergreifenden Repositorium mit Langzeitarchiv im Rahmen des Projektes Open Access Repository and Archive (OpARA), n Einführung eines modernen Forschungsinformationssystems der TU Dresden in einem Kooperationsprojekt der TU Dresden und der SLUB. Universität Leipzig: n Unterzeichnung der Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu Wissen durch die Rektorin, n Einrichtung eines DFG-geförderten Publikationsfonds sowie eines Publikationsfonds PLUS, n Gründung eines Open Access Offices, n Informationsveranstaltungen des Open Access Offices in allen Fakultäten, n systematische Integration von Open Access in die Erwerbungsstrategie, n Initiierung und Koordinierung einer offenen Diskussion zur Open Access Policy der Universität, n Betriebsstart eines eigenen, aggregierten Artikelindex in der finc-Nutzergemeinschaft , n gezielte Unterstützung der Sonderforschungsbereiche. Technische Universität Chemnitz: n Eigener Open Access-Verlag für die Veröffentlichungen hybrider Publikationen, n Schulungen und Fortbildungen im Wissenschaftsbetrieb, n jährliche Beantragung von Fördermitteln bei der DFG für Open Access Artikel. TU Bergakademie Freiberg: n Entwicklung einer Open Access Policy, n Einwerbung von Mitteln für den Aufbau eines Publikationsfonds. HTW Dresden: n Einrichtung und Kommunikation eines Open Access-Publikationsservers, n Netzwerkarbeit und Teilnahme an Workshops und Tagungen zum Thema Kernda tensatz Forschung, Open Access und Open Linked Data, Seite 3 von 4 STAATSMINISTERIUM FÜR WISSENSCHAFT UND KUNST Freistaat SACHSEN n Integration des Kerndatensatzes Forschung in das Forschungsinformationssystem (FiS). n Im Rahmen von Forschungsprojekten wurden offene, fachbezogene Informations systeme aufgebaut (ISCID, OpenlnfRA, NascaGIS, V3CIM, HistStadt4D). Hochschule Mittweida: n Einrichtung des Servers MOnAMi. Dieser Server dient als Open Access-Server der Veröffentlichung innerhalb der Hochschule. Westsächsische Hochschule Zwickau: n Der Discovery-Katalog finc der Hochschulbibliothek „durchsucht" auch Open Access-Angebote. Die Hochschulbibliotheken der sächsischen Kunsthochschulen konnten dazu keine An gaben machen Frage 4: Welche Gpen-Access-Repositorien und Ähnliches stehen in Sachsen für Forschende zur Verfügung? Seit 2008 gibt es den hochschulübergreifenden Dokumenten- und Publikationsserver „Qucosa" (Quality Content of Saxony), der inzwischen rund 21.000 Dokumente integriert. Die sächsischen Hochschulbibliotheken betreiben jeweils einen eigenen Mandanten. Mit „Qucosa. Journals" haben Forschende dabei auch die Möglichkeit, eigene Open Access- Zeitschriften zu begründen. Für Forschungsdaten derzeit im Aufbau ist das vom Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen der TU Dresden projektierte Open Access Repository and Archive (OpARA). Weiterhin werden frei verfügbare Fachrepositorien durch die Forschenden genutzt. Frage 5: Welche Beratungs- und Anlaufstellen sowie Fortbildungsmöglichkeiten zum Thema Open Access stehen Forschenden in Sachsen zur Verfügung? Erste Anlaufstellen für das Thema sind die Bibliotheken der sächsischen Hochschulen, die mit speziellen Webseiten, individuellen Beratungsangeboten und Kampagnen wie z. B. „Open Access-Tagen" für die freie Publikation von Forschungsergebnissen werben. Überregional bieten die Bibliotheken unter anderem im Open Access-Netzwerk (https://open-access.netj. bei der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation (DINI) oder im Rahmen der Deutschen Digitalen Bibliothek vielfältige Beratungsbausteine und Impulse für Open Access. In den Einrichtungen werden Schulungen und Beratungen in Open Science Offices durchgeführt und angeboten. undlichen GrüßenMitf Dr. Eva-Maria Stänge Seite 4 von 4 2017-02-10T12:09:05+0100 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes