STAATSMlNlSTERlUM FÜR SOZIALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ SÄCHSISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR SOZIALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Albertstraße 10 I 01097 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Piatz 1 01067 Dresden Kleine Anfrage des Abgeordneten Andre Wendt, AfD-Fraktion Drs.-Nr.: 6/8747 Thema: Antibiotikaeinsatz in Sachsen 2015 und 2016 Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Welche Mengen Antibiotika wurden in den Jahren 2015 und 2016 in Sachsen im Bereich der Humanmedizin verwendet? (Bitte aufschlüsseln nach ambulantem und stationärem Bereich) Die Auswertung für die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen der GKV Arzneimittel Schnellinformation (GAmSi) ergibt für den Freistaat Sachsen folgende Antibiotika-/Antiinfektiva-Verordnungen bei GKV-Versicherten im ambulanten Bereich: 2015: 13,618 Mio. DDD 2016: 13,720 Mio. 000. (DDD=definierte Tagesdosen, statistisches Maß des Arzneimittelverbrauchs, durchschnittliche Erhaltungsdosis eines Medikaments pro Tag, die für die Hauptindikation bei Erwachsenen verordnet wird) Der Antibiotikaeinsatz in Krankenhäusern wird als sogenannte Anwendungsdichte dargestellt, um eine Vergleichbarkeit auf Stations- bzw. Kranken hausebene zu ermöglichen. Hierbei werden für jedes Antibiotikum die Abgabemengen seitens der Krankenhausapotheke in die Anzahl abgegebener Tagesdosen umgerechnet und auf 100 Pflegetage bezogen (Tagesdosen /1 00 Pflegetage ). Jedem Antibiotikum wurde bei der Berechnung der Tagesdosen die sogenannte "empfohlene Tagesdosis" (=ROD, recommended daily dose) zugrunde gelegt und anschließend auf 100 Pflegetage bezogen (RDD/1 00 Pflegetage, kurz RDD/1 00). Der Gasamt-Antibiotikaeinsatz in sächsischen Krankenhäusern betrug im Median 2015: 34,67 RDD/1 00. Freistaat SACHSEN Die Staatsministerin Durchwahl Telefon +49 351 564-5601 Telefax +49 351 564-5791 Ihr Zeichen Ihre Nachricht vom Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) 23-0141 .51-17/151 Dresden, 1:- . April 2017 Hausanschrift Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz Albertstraße 1 0 01097 Dresden www.sms.sachsen.de STAATSMlNlSTERlUM FÜR SOllALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Die Daten aus 2016 sind noch nicht berechenbar, da noch Datenlieferungen ausstehen . Frage 2: ln welcher Menge wurden im Bereich der Humanmedizin sogenannte Reserveantibiotika in den Jahren 2015 und 2016 eingesetzt? (Bitte aufschlüsseln nach ambulantem und stationärem Bereich} Gemäß Definition des Wissenschaftlichen Instituts der AOK WldO gelten als Standardantibiotika : Tetracycline, Basispenicilline (Phenoxypenicilline, Aminopenicilline), Folsäureantagonisten, Nitroimidazole, Erythromycin und andere ältere Makrolide. Als Reserveantibiotika gelten: Staphylokokkenpenicilline (Fiucloxacillin, Oxacillin), Kombination Aminopenicilline mit ß-Laktamase-lnhibitoren, orale Cephalosporine, neuere Makrolide, Ketolide, Fluorchinolone, Lincosamide, Fusidinsäure, Streptogramine. Ca. 52% der 2015 im ambulanten Bereich in Sachsen verordneten Antibiotika waren den Reserve- und ca. 48% den Standard-Antibiotika zuzuordnen (Daten AOK PLUS Sachsen und Thüringen. Daten beziehen sich auf alle GKV-Versicherte in Sachsen.). Im Krankenhausbereich machten im Jahr 2015 Breitspektrumbetalaktame 18%, Fluorchinolone 20% sowie Cehalosporine, welche Resistenzentwicklung fördern können , 27% des Gesamtantibiotikaverbrauches aus. Daten aus 2016 liegen der Staatsregierung noch nicht vor. Frage 3: Welche Mengen Antibiotika wurden in den Jahren 2015 und 2016 in Sachsen im Bereich der Veterinärmedizin verwendet? Frage 4: Welche Mengen Antibiotika wurden in den Jahren 2015 und 2016 in Sachsen im Bereich der landwirtschaftlichen Tierhaltung verwendet? Zusammenfassende Antwort auf die Fragen 3 - 4: Der Staatsregierung liegen keine Zahlen zu den angewendeten Mengen von Antibiotika in der Veterinärmedizin bzw. Tierhaltung in Sachsen vor. Seit 2011 sind in Deutschland pharmazeutische Unternehmer und Großhändler nach dem Arzneimittelgesetz und der DIMDI-Arzneimittelverordnung verpflichtet, jährliche Abgabemengen zu bestimmten Tierarzneimitteln regional aufgegliedert an das zentrale Tierarzneimittelregister zur Erfassung von Abgabemengen von Antibiotika in Deutschland zu melden. Die dort gespeicherten Daten zu Stoffen mit antimikrobieller Wirkung werden vom BVL ausgewertet und zur Verfügung gestellt. Seite 2 von 3 Freistaat SACHSEN STAATSMlNlSTERlUM FÜR SOllALES UND VERBRAUCHERSCHUTZ Allerdings erfolgt die Meldung nur nach den ersten zwei Ziffern der Postleitzahl, unter der die belieferten Tierärzte gemeldet sind . Somit ist zwar eine Zuordnung der abgegebenen Mengen zu Postleitzonen (erste Ziffer: 0-9) und Postleitzahlenbereichen (ersten beiden Ziffern: 01-99) möglich. Eine eindeutige Zuordnung zu den Ländern ist durch Postleitzahlbereiche jedoch nicht möglich, da es zu mehreren Überschneidungen der Bereiche kommt. Auch über den Ort der Anwendung des Tierarzneimittels liegen keine Daten vor. Das heißt, dass Tierarzneimittel, die in einen sächsischen Bereich geliefert wurden, nicht zwingend in Sachsen angewendet werden. Vor dem Hintergrund vieler überregional arbeitender Tierärzte lassen solche Zahlen keine Rückschlüsse auf die Anwendung der Arzneimittel zu. Die Gesamtmenge der in Deutschland von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte abgegebene Menge an Antibiotika hat sich zwischen den Jahren 2011 und 2015 von 1. 706 auf 805 Tonnen mehr als halbiert (minus 53 Prozent). Von 2014 zu 2015 ging die Gesamtmenge der abgegebenen Antibiotika um 433 Tonnen (35 Prozent) zurück. Die Abgabemengen für Antibiotika mit besonderer Bedeutung für den Menschen sind ebenfalls leicht gesunken. ln der Anlage ist die regionale Zuordnung der Antibiotika-Abgabamengen 2015 abgebildet . Mit freundlichen Grüßen ._3, I. Barbara ~ h Anlage Seite 3 von 3 Freistaat SACHSEN Anlage zur Drs.-Nr.: 6/8747 Abb. 1: Regionale Zuordnung der Antibiotika-Abgabemengen 2015 2017-04-05T08:41:08+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes