Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Postfach 1 O 03 29 [ 01073 Dresden Präsidenten des Sächsischen Landtages Herrn Dr. Matthias Rößler Bernhard-von-Lindenau-Platz 1 01067 Dresden STAATSMINISTERJUM FÜR WIRTSCHAFT ARBEIT UND VERKEHR Kleine Anfrage der Abgeordneten Dr. Kirsten Muster, AfD-Fraktion Drs.-Nr.: 6/8939 Thema: Digitalisierung der Wirtschaft Sehr geehrter Herr Präsident, namens und im Auftrag der Sächsischen Staatsregierung beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt: Frage 1: Wie definiert die Staatsregierung den Begriff Industrie 4.0? Die Staatsregierung hält sich bei dem Begriff Industrie 4.0 an die Definition der Nationalen Plattform Industrie 4.0, die von allen relevanten deutschlandweit agierenden Akteuren aus Industrie, Forschung und Politik getragen wird , diese lautet: „In der Industrie 4.0 verzahnt sich die Produktion mit modernster Informations - und Kommunikationstechnik . Treibende Kraft dieser Entwicklung ist die rasant zunehmende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Sie verändert nachhaltig die Art und Weise, wie zukünftig in Deutschland produziert und gearbeitet wird: Nach Dampfmaschine, Fließband, Elektronik und IT bestimmen nun intelligente Fabriken (sogenannte „Smart Factories") die vierte industrielle Revolution . Technische Grundlage hierfür sind intelligente, digital vernetzte Systeme, mit deren Hilfe eine weitestgehend selbstorganisierte Produktion möglich wird: Menschen, Maschinen, Anlagen , Logistik und Produkte kommunizieren und kooperieren in der Industrie 4.0 direkt miteinander. Produktions- und Logistikprozesse zwischen Unternehmen im selben Produktionsprozess werden intelligent miteinander verzahnt, um die Produktion noch effizienter und flexibler zu gestalten. So können intelligente Wertschöpfungsketten entstehen, die zudem alle Phasen des Lebenszyklus des Produktes miteinschließen - von der Idee eines Produkts über die Entwicklung, Fertigung, Nutzung und Wartung bis hin zum Recycling . Auf diese Weise können zum einen Kundenwünsche von der Produktidee bis hin zum Recycling einschließlich der damit verbundenen Dienstleistungen mitgedacht werden . Deshalb können Unternehmen leichter Seite 1 von 4 ~SACHsEN Der Staatsminister Durchwahl Telefon : 0351 564-8001 Telefax: 0351 564-8024 Aktenzeichen (bitte bei Antwort angeben) 36-1053/2/23 Dresden, 1 8. APR. 2017 Zertiflht seit 1006 audlt berufundfamllle Hausanschrift: Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr Wilhelm-Buck-Straße 2 01097 Dresden Außenstellen: Hoyerswerdaer Straße 1 01099 Dresden Glacisstraße 4 01099 Dresden www.smwa.sachsen .de Verkehrsanbindung: Zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 3, 7, 8 Haltestelle Carolaplatz Kein Zugang fur elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokumente. STAATSMINISTERJUM FÜR WIRTSCHAFT ARBEIT UND VERKEHR ~SACHsEN als bisher maßgeschneiderte Produkte nach individuellen Kundenwünschen produzieren . Die individuelle Fertigung und Wartung der Produkte könnte der neue Standard werden. Zum anderen können trotz individualisierter Produktion die Kosten der Produktion gesenkt werden . Durch die Vernetzung der Unternehmen der Wertschöpfungskette ist es mögl ich , nicht mehr nur einen Produktionsschritt, sondern die ganze Wertschöpfungskette zu optimieren . Wenn alle Informationen in Echtzeit verfügbar sind , kann ein Unternehmen z. B. frühzeitig auf die Verfügbarkeit bestimmter Rohstoffe reagieren . Die Produktionsprozesse können unternehmensübergreifend so gesteuert werden , dass sie Ressourcen und Energie sparen . Insgesamt kann die Wirtschaftlichkeit der Produktion gesteigert, die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland gestärkt und die Flexibilität der Produktion erhöht werden ." (Quelle: http://www.plattform-i40.de/140/Navigation/DE/lndustrie40/Waslndustrie40/- was-ist-industrie-40.html) Frage 2: Welches Staatsministerium ist federführend in dem Prozess Industrie 4.0? Wer koordiniert den Prozess Industrie 4.0? Ist die Staatskanzlei mit eingebunden? Das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) hat die Federführung für die ressortübergreifend angelegte Digitalisierungsstrategie des Freistaates Sachsen „Sachsen Digital". Sie ist der Handlungsleitfaden, mit deren Hilfe die Staatsregierung die Rahmenbedingungen der Digitalisierung aktiv mitgestaltet. Hier sind alle Ressorts eingebunden, auch die Staatskanzlei. Die Thematik Industrie 4.0 wird insbesondere in der vom SMWA Ende 2015 ins Leben gerufenen „StrategieWerkstatt Industrie der Zukunft" beleuchtet. Die StrategieWerkstatt hat die Aufgabe, Grundzüge einer industriepolitischen Gesamtstrategie für Sachsen sowie Handlungsempfehlungen zur erarbeiten. Eine Federführung oder Koordinierung im „Prozess Industrie 4.0" ist damit jedoch nicht verbunden. Den Prozess Industrie 4.0 können allein die Unternehmen umsetzen. Darüber hinaus nutzt die Staatsregierung jedoch Unternehmensbesuche, Veranstaltungen und sonstige geeignete öffentlichkeitswirksame Termine, um insbesondere die kleinen und mittelständischen Unternehmen Sachsens für die Chancen der Digitalisierung und für Industrie 4.0 zu sensibilisieren . Dem diente auch die Konferenz „Industrie 4.0 - Sachsen stellt sich auf", die die Staatskanzlei in enger Zusammenarbeit mit dem SMWA am 23. März 2016 ausgerichtet hat. Frage 3: Welche konkreten Förderprogramme hat die Staatsregierung im Zusammenhang mit dem Prozess Industrie 4.0 in dieser Legislaturperiode aufgelegt? (Bitte nach Ministerium, Förderung und Haushaltstitel aufschlüsseln ) Die Staatsregierung hat keine konkreten Förderprogramme im Zusammenhang mit dem Prozess Industrie 4.0 in dieser Legislaturperiode aufgelegt. Sächsischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen stehen die technologie- und branchenoffenen EFRE und ESF-Technologieförderprogramme des SMWA zur Verfügung . Mit diesen Seite 2 von 4 STAATSMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT ARBEIT UND VERKEHR SSACHsEN Programmen unterstützt Sachsen sächsische Akteure bei der Entwicklung neuer Produkte und Verfahren, beim Technologietransfer sowie beim Auf- und Ausbau personeller Kapazitäten zur Durchführung von Forschung und Entwicklung. Bei Vorliegen der jeweiligen Voraussetzungen gilt dies auch für Projekte, die sich mit digitalen Inhalten bzw. dem Thema Industrie 4.0 befassen. Frage 4: Welche Veränderungen erwartet die Staatsregierung infolge der Digitalisierung für die Art der Erwerbstätigkeit, die einzelnen Berufsgruppen und die Qualifikationsniveaus? Für welche Berufszweige bietet die Digitalisierung Chancen, für welche birgt sie eher Risiken? Digitale und vernetzte Arbeit sind heute schon Alltag in vielen Bereichen der Wirtschaft - von der klassischen Büroarbeit über Produktion , Vertrieb und Service bis hin zur ITund Kreativwirtschaft. Dabei variiert der Anteil der Tätigkeiten, die bereits heute von Computern und computergesteuerten Maschinen erledigt werden könnten stark zwischen den einzelnen Berufen und Branchen. Die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung haben bereits die Arbeitsprozesse verändert und werden diese weiter grundlegend verändern. Dies eröffnet ein großes beschäftigungspolitisches Potenzial, birgt aber gleichzeitig erhebliche Risiken. Trotz verschiedener wissenschaftlicher Szenarien und einer Vielzahl von Untersuchungen lässt sich derzeit nur sehr schwer abschätzen, in welche Richtung der digitale Wandel geht und welche beschäftigungspolitischen Veränderungen konkret in den kommenden Jahren eintreten werden . Dies zeigt sich anhand einer Umfrage des Pew- Research Center, Washington , 2015 unter 1.900 Fachleuten aus dem Bereich Digitalisierung . Auf die Frage „Ob die Fachleute erwarten , dass es mehr oder weniger Arbeit in Zukunft geben wird?" antworteten 48 Prozent das sie ein mehr an Arbeit erwarten, dagegen prognostizierten 52 Prozent, dass Arbeit verloren gehen wird. Einig waren sich die Experten darin, dass die aktuelle Entwicklung die Arbeitsprozesse grundlegend verändern werden. Eine ausführliche Übersicht zu den aktuellen Studien für Deutschland liefert die Dokumentation des wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestages 2016 (WD 6 - 3000 - 035/16) mit dem Titel „Industrie 4.0 und Arbeitsmarktprognosen bis 2030". Der Freistaat Sachsen befasst sich im Rahmen der Sächsischen Digitalisierungsstrategie, im Beirat Digitale Wertschöpfung und über die Beteiligung an aktuellen Untersuchungen zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeit (z. B. IAB Betriebspanel, DGB-Index). Frage 5: Inwiefern unterstützt die Staatsregierung die Erarbeitung neuer Ausbildungsberufe durch die Industrie und Handelskammer, welche den zukünftigen Anforderungen eines digitalen Arbeitsumfeldes entsprechen? Die Erarbeitung neuer und die Modernisierung bestehender Ausbildungsberufe obliegt nicht einzelnen Bundesländern oder einer für die Berufsausbildung zuständigen Stelle (Kammer) sondern ist Aufgabe der Sozialpartner. Gemeinsam mit den Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern und Sachverständigen aus der betrieblichen Praxis modernisiert das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Auftrag der Bundesregierung bestehende Ausbildungsberufe oder entwickelt neue. Technische, wirtschaftliche und organisatorische Veränderungen und Entwicklungen sind der Hintergrund. Die modernisierten Ausbildungsordnungen und die darauf abgestimmten, von der Kultusminister- Seite 3 von 4 STAATSMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT ARBEIT UND VERKEHR ~SACHsEN konferenz für den schulischen Teil der dualen Ausbildung erarbeiteten Rahmenlehrpläne lösen alte Verordnungen ab. Die Bundesländer sind insofern am Prozess beteiligt, als acht Ländervertreter im Hauptausschuss mitarbeiten. Der Hauptausschuss ist Organ des BIBB und zugleich gesetzliches Beratungsorgan der Bundesregierung in grundsätzlichen Fragen der beruflichen Bildung. In ihm wirken mit gleichem Stimmenanteil Beauftragte der Arbeitgeber und Gewerkschaften, der Länder und des Bundes ("Bänke") zusammen. Das Gremium nimmt u.a. zu sämtlichen neuen oder modernisierten Ausbildungsordnungen Stellung . Mit freundlichen Grüßen lnVe~ß;/ Dr. Eva-Maria Stange Seite 4 von 4 2017-04-19T08:06:30+0200 GRP: Elektronisches Dokumentations- und Archivsystem Erstellung des Nachweisdokumentes