SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/1618 18. Wahlperiode 2014-03-06 Kleine Anfrage der Abgeordneten Heike Franzen und Klaus Jensen (CDU) und Antwort der Landesregierung - Ministerin für Bildung und Wissenschaft Gemeinschaftsschule in Tönning 1. Wann hat die Eider-Treene-Schule in Tönning einen Antrag auf Errichtung einer eigenen Oberstufe gestellt? Antwort: Der Antrag auf Genehmigung der Einrichtung einer Oberstufe an der Eider-Treene- Schule wurde am 25.04.2013 gestellt. 2. Welche Schülerzahlen hat die Gemeinschaftsschule in den einzelnen Jahrgän- gen? Antwort: Die aktuellen Schülerzahlen sind der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen: Jahrgangsstufe 10 9 8 7 6 5 Anzahl SuS 117 120 121 124 100 84 3. Wie sieht die Potenzialanalyse aus, die als Grundlage der Genehmigung für die dauerhafte Errichtung einer Oberstufe diente? Drucksache 18/1618 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 Antwort: Davon ausgehend, dass aufgrund langjähriger Erfahrungen der schon bestehenden Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe rund ein Drittel der Schülerinnen und Schüler einer Jahrgangsstufe in die Oberstufe wechseln wird, kann im Jahr 2014 eine Zahl von rund 39 Anmeldungen für das erste Jahr der Oberstufe aus der Schule selbst erwartet werden. In der Jahrgangsstufe neun befinden sich 120 Schülerinnen und Schüler, so dass 40 Anmeldungen für die Einführungsphase der Oberstufe prognos- tiziert werden könnten. Eine Betrachtung der weiteren Schülerzahlentwicklung an der Schule zeigt dann eine stabile Schülerzahl in den Jahrgangsstufen 7 bis 10. Zwar weisen die Jahrgangsstu- fen 5 und 6 eine niedrigere Schülerzahl auf, von diesen Zahlen kann aber nicht auf eine abnehmende Tendenz gedeutet werden. Die stabil hohe Schülerzahl in den ak- tuellen höheren Jahrgangsstufen ist erst durch Schulwechsler und Neuzugänge im Laufe der Sekundarstufe I entstanden. So betrug die Jahrgangsbreite in der jetzigen Klasse 7 zunächst nur 103, die der Klasse 8 nur 106 und die der Jahrgangsstufe 9 sogar nur 90 Schülerinnen und Schüler. Es kann somit erwartet werden, dass die Schülerzahl in den Jahrgangsstufen 5 und 6 ebenfalls noch steigen und das Niveau der jetzigen höheren Jahrgangsstufen erreichen wird. Bei realistischer und vorsichtiger Schätzung kann daher angenommen werden, dass an der Gemeinschaftsschule Tönning regelmäßig ein nennenswertes Potential von Schülerinnen und Schülern besteht, das in eine Oberstufe wechseln kann. Dabei ist auch ein möglicher Rückgang der Schülerzahlen berücksichtigt. Die Prognose des Kreises für einen Schülerrückgang von 28% bezieht sich auf das gesamte Kreisge- biet und muss nicht automatisch auch für Tönning in dieser Größenordnung gelten. Die Eider-Treene-Schule konnte ihre Schülerzahl trotz des demografischen Wandels bisher konstant halten; zudem ist durch eine eigens eingerichtete Schülerbeförde- rung die Schule auch für Schülerinnen und Schüler aus Norderdithmarschen attrak- tiv. Die tatsächlichen Schülerzahlen bestätigen diese Erwartung der Stadt Tönning, denn allein 18 Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule Tönning kommen aus den Dithmarscher Bereichen Lunden oder Lehe. Die Einrichtung einer Oberstufe wird zudem die Attraktivität der Schule steigern und so eine etwaige Verringerung der Schülerzahl infolge des demografischen Wandels ausgleichen können. Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/1618 3 Des Weiteren ist damit zu rechnen, dass auch Schülerinnen und Schüler aus Schu- len in Husum oder St.-Peter-Ording in die Oberstufe der Gemeinschaftsschule Tön- ning wechseln, weil sie in Tönning wohnen und sich ihr Schulweg damit verkürzt. Diese Gruppe wird voraussichtlich bis zu 15 Personen umfassen. Eine solche Grö- ßenordnung erscheint realistisch, weil derzeit 167 Schülerinnen und Schüler aus dem Bereich Tönning auswärtige Schulen besuchen. 111 dieser Schülerinnen und Schüler besuchen die Nordseeschule in St.-Peter-Ording, 56 entfallen auf Gymnasi- en in Husum. Bei der Abschätzung des Potentials für eine Oberstufe an der Gemeinschaftsschule in Tönning sind ferner auch diejenigen jungen Menschen zu berücksichtigen, die zwar zunächst ein Gymnasium besuchen, von dort aber im Laufe der Sekundarstufe I an eine Regional- oder Gemeinschaftsschule wechseln. Ihre Quote beträgt landes- weit 11,7%. Auch unter ihnen befinden sich Schülerinnen und Schüler, bei denen sich erst später zeigt, dass sie für eine Oberstufe geeignet sind. Gerade die Oberstu- fe einer Gemeinschaftsschule vor Ort bietet für diese Gruppe die Chance, doch noch das Abitur zu erreichen. Mit zunehmender Etablierung der neuen Oberstufe wird schließlich die Quote derje- nigen Schülerinnen und Schüler wachsen, die - anders als bisher - nicht von ihrem Wohnort im Nahbereich von Tönning zu einer Schule in St.-Peter-Ording oder Husum fahren, sondern in Tönning bleiben wollen. 4. Welches sind die nächstgelegenen Oberstufen (bitte nach Schulart und Entfer- nung sowie nach Aufnahmekapazitäten und derzeitigem Auslastungsstand auf- schlüsseln)? Antwort: Die nächstgelegenen Oberstufen befinden sich in einer Entfernung von 23 km in Husum an den Gymnasien Hermann-Tast-Schule und Theodor-Storm-Schule sowie dem beruflichen Gymnasium und in einer Entfernung von 25 km in St.-Peter-Ording an der Nordseeschule. Für die Oberstufen gibt es keine durch die Schulaufsicht fest- gelegte Aufnahmekapazität; der nachfolgenden Tabelle ist die Zahl der Lerngruppen in den einzelnen Jahrgangsstufen im Schuljahr 2013/14 zu entnehmen. Drucksache 18/1618 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 4 Hermann-Tast- Schule Husum Theodor-Storm- Schule Husum Nordseeschule St.-Peter Berufliches Gym- nasium in Husum Jahrgangsstufe E1/ E2 Q1/ Q2 Q3/ Q4 E1/ E2 Q1/ Q2 Q3/ Q4 E1/ E2 Q1/ Q2 Q3/ Q4 E1/ E2 Q1/ Q2 Q3/ Q4 Lerngruppen 10 5 6 11 5 5 9 6 5 5 5 5 Hinweis: Die hohe Anzahl an Lerngruppen in der Einführungsphase erklärt sich durch den Doppeljahrgang. 5. Wie viele Schülerinnen und Schüler besuchen eine der umliegenden Oberstufen (bitte für jede Oberstufe angeben)? Antwort: Die jeweils aktuelle Schülerzahl ist der nachfolgenden Tabelle zu entnehmen. Schule SuS in der Oberstufe (Schuljahr 2013/14) Hermann-Tast-Schule Husum 477 Theodor-Storm-Schule Husum 495 Nordseeschule St.-Peter-Ording 254 Berufliches Gymnasium Husum 358 6. Wie sind die Schülerzahlen an den nächstgelegenen Schulen mit eigener Ober- stufe in den einzelnen Jahrgängen? Antwort: Die aktuellen Schülerzahlen des Schuljahres 2013/14 sind der nachfolgenden Tabel- le zu entnehmen. Schule Jahrgangsstufe 5 6 7 8 9 10 E1/2 Q1/2 Q3/4 Hermann-Tast-Schule Husum (G8) 176 142 172 131 118 - 262 104 111 Theodor-Storm-Schule Husum (G8) 101 129 143 124 134 - 274 119 102 Nordseeschule St.-PeterOrding (bis zum 8. Jg. G9; 9. Jg. G8 - Zahlen des Regionalschulteils sind hier nicht berücksichtigt) 37 (G9) 63 (G9) 66 (G9) 62 (G9) 56 (G8, kein 10. Jg.) - 146 59 49 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/1618 5 Berufliches Gymnasium Husum - - - - - - 130 120 110 7. Wie stellt sich die demographische Entwicklung in der Region dar? Antwort: Der Kreis Nordfriesland geht für das Kreisgebiet von einem Schülerrückgang von 28% in den nächsten zwanzig Jahren aus. 8. Welche Auswirkungen hat die Errichtung der Oberstufe an der Eider-Treene- Schule auf die umliegenden Oberstufen? Antwort: Wie der Antwort auf Frage 3 entnommen werden kann, ist damit zu rechnen, dass Schülerinnen und Schüler aus Schulen in Husum oder St.-Peter-Ording in die Ober- stufe der Gemeinschaftsschule Tönning wechseln, weil sie in Tönning wohnen und sich ihr Schulweg damit verkürzt. Da es sich dabei aber nach Einschätzung des Bil- dungsministeriums insgesamt nur um etwa 15 Schülerinnen und Schülern handeln wird, die sich zudem noch auf mehrere Schulen verteilen, werden die Auswirkungen voraussichtlich gering sein. Besonders eingehend geprüft worden sind die möglichen Auswirkungen auf das Nordsee-Gymnasium in St.-Peter-Ording, denn der Kreis Nordfriesland hatte zu Be- denken gegeben, dass der Bestand dieser Schule bei einer Genehmigung akut ge- fährdet sei. Das Nordsee-Gymnasium mit Regionalschulteil wurde nach der zum Zeitpunkt der Prüfung vorliegenden Schulstatistik des Schuljahres 2012/13 insge- samt von 717 Schülerinnen und Schülern besucht, in der Sekundarstufe I waren es 557 Schülerinnen und Schüler. Bei einem Schülerrückgang von 28%, wie ihn der Kreis für sein gesamtes Kreisgebiet annimmt, würde die Schülerzahl auf 516 bzw. 401 sinken. 110 Schülerinnen und Schüler wohnen im Internat und würden in keinem Fall die Schule wechseln. Im Jahr 2012 besuchten - verteilt über alle Jahrgangsstu- fen - 111 Schülerinnen und Schüler aus Tönning die Nordsee-Schule; dies sind knapp 16% der Gesamtschülerzahl des Schuljahres 2012/13. Es ist zu erwarten, dass etwa die Hälfte dieser Schülerinnen und Schüler an der Nordsee-Schule ver- bleiben wird, weil sie sich für die Schulart Gymnasium entschieden hat und diese Drucksache 18/1618 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 6 Entscheidung nicht in Frage stellt. Dies wird auch in Zukunft unverändert so bleiben, weil das Gymnasium eine eigene Schulart mit entsprechendem Profil darstellt und gerade im Hinblick darauf gewählt wird. Wenn die andere Hälfte der Schülerinnen und Schüler, die in Tönning wohnt und bisher die Nordsee-Schule besucht, an die Gemeinschaftsschule Tönning wechseln würde, dann reduzierte sich die Schülerzahl in St. Peter-Ording auf 502. Diese Zahl liegt deutlich über der Mindestgröße von 300, die für die Sekundarstufe I von Gymnasien nach § 1 Abs. 1 Nr. 3 der Mindestgrö- ßenverordnung gefordert wird. Auch der prognostizierte - kreisweite - Rückgang der Schülerzahl um 28% wird absehbar nicht zu einer - bestandsgefährdenden - Unter- schreitung dieser Mindestgröße führen. Denn wenn sich die Schülerzahl tatsächlich um 28% reduzierte, ergäbe sich immer noch ein Bestand von rund 360 Schülerinnen und Schülern. Dabei ist ferner zu bedenken, dass die Quote der Internatsschülerin- nen und -schüler vom demographischen Wandel weitgehend unbeeinflusst bleiben dürfte, weil sich diese Gruppe bundesweit rekrutiert. Durch die Einrichtung einer Oberstufe an der Gemeinschaftsschule Tönning wird somit keine andere Schule mit Oberstufe in ihrem Bestand gefährdet. 9. Ist eine der umliegenden Oberstufen seitens der Landesregierung in der Ver- gangenheit bereits als gefährdet eingestuft worden? Wenn ja, welche? Antwort: Nein. 10. Erhalten die umliegenden Oberstufen der Eider-Treene-Schule, die durch die Errichtung der neuen Oberstufe eventuell gefährdet werden, Bestandschutz? a. Wenn ja, welche? b. Wenn nein, warum nicht? Antwort: Nein, denn der Antwort auf Frage 8 ist zu entnehmen, dass keine Gefährdung des Bestands einer anderen Schule zu erwarten ist.