SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/1719 18. Wahlperiode 2014-04-04 Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Nicolaisen und Astrid Damerow (CDU) und Antwort der Landesregierung - Innenminister Rechte der Polizei in ausländischem Hoheitsgebiet 1. Welche Rechte bestehen für die Polizei (Bundes- und Landespolizei) nach Kennt- nis der Landesregierung bei Einsätzen mit Grenzüberschreitung auf dänischem Hoheitsgebiet? Antwort: Maßgeblich für den Einsatz deutscher Polizeibeamter in Dänemark sind die in der Antwort zu Frage 4 näher erläuterten Vorschriften. Danach können Observationen oder Nacheilen auf dänischem Staatsgebiet fortgesetzt werden. Der Grenzübertritt ist unverzüglich den dänischen Behörden mitzuteilen. Es dürfen Uniform und Dienstwaffen mitgeführt, die Waffen aber nur in Fällen von Notwehr gebraucht werden. Anhalte- und Festnahmerechte sowie das Befugnis zum Betreten von Wohnungen sind nicht eröffnet. Räumlich wird das Einsatzgebiet auf einen Strei- fen bis zu 25 Kilometern nördlich der Grenze begrenzt. Drucksache 18/1719 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 2. Welche Unterschiede bestehen bei den genannten Rechten auf dänischem Ho- heitsgebiet im Vergleich zu den Rechten auf den Hoheitsgebieten anderer Län- der? Antwort: Grundsätzliche Unterschiede zwischen den beschriebenen Rechten in Dänemark oder in anderen Staaten bestehen nicht (s. anh. Tabelle). Im Unterschied dazu sind die Bestimmungen in den bilateralen Verträgen mit den Nachbarstaaten na- turgemäß spezieller und beinhalten teilweise ergänzende Regelungen in Bezug auf die konkrete Zusammenarbeit. Es gibt Vereinbarungen neben Dänemark mit Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, Belgien, Tschechien, Österreich, der Schweiz und Polen. Diese haben alle eine enge Anlehnung an das Schengener Durchführungsübereinkommen (SDÜ) – s. Antwort zu Frage 4. 3. Welche Rechte haben ausländische Polizeikräfte bei Einsätzen mit Grenzüber- schreitung auf deutschem, bzw. schleswig-holsteinischem Hoheitsgebiet? Antwort: Ausländische Polizeikräfte haben nach § 170 Landesverwaltungsgesetz SH die Befugnis, Amtshandlungen vorzunehmen wie SH-Beamte. Ihre Maßnahmen gel- ten als Maßnahmen derjenigen Polizeibehörde, in deren Zuständigkeitsbereich sie tätig geworden sind. Für dänische Beamte regelt Art. 41 Abs. 4 SDÜ eine Nacheile bis zu 30 km nach Deutschland und das Festhalten von Personen bis zum Eintref- fen der deutschen Beamten. 4. Auf welchen Rechtsgrundlagen und oder welchen Vereinbarungen beruht die Ausübung der genannten Rechte? Antwort: Die rechtlichen Grundlagen sind:  Bundespolizeigesetz vom 19.10.1994 (BGBl. I S. 2978f) o (§§ 64f BPolG)  Landesverwaltungsgesetz SH vom 02.06.1992 o (§§ 170f LVwG)  Schengener Durchführungsübereinkommen (SDÜ) vom 19.06.1990 (BGBl. II, 1993, S. 1013ff) o Titel III (regelt die für die Polizei relevanten Maßnahmen)  Art. 39 Polizeiliche Zusammenarbeit  Art. 40 grenzüberschreitende Observation  Art. 41 grenzüberschreitende Nacheile Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/1719 3  Deutsch-Dänisches Polizeiabkommen vom 21.03.2001 (BGBl. II, Nr. 23, S. 1536ff) Dadurch wurde die grenzüberschreitende polizeiliche Zusammenarbeit im Grenzgebiet zu Dänemark auf eine rechtliche Grundlage gestellt und intensi- viert. Insbesondere der gegenseitige Informationsaustausch sowie die Zusam- menarbeit bei Kontroll-, Überwachungs- und Ermittlungsmaßnahmen wurden verstärkt. Darüber hinaus sind in dem Abkommen Erleichterungen für den poli- zeilichen Rechtshilfeverkehr sowie Einzelheiten der grenzüberschreitenden Ob- servation und Nacheile geregelt.  Prümer Vertrag vom 27.05.2005 Deutschland und ursprünglich sechs weitere europäische Staaten unterzeichne- ten den „Prümer Vertrag“ mit dem Ziel, die grenzüberschreitende Zusammenar- beit, insbesondere zur Bekämpfung des Terrorismus, der grenzüberschreiten- den Kriminalität und der illegalen Migration, zu verbessern. U.a. regelt der Ver- trag den Informationsaustausch über verschiedene Arten der Gefährdung und sieht verschiedene Formen der operativen polizeilichen Zusammenarbeit, wie etwa gemeinsame Streifen und polizeiliche Hilfeleistung bei Unglücksfällen und Großereignissen, vor. o Durch den „Beschluss 2008/615/JI des Rates vom 23. Juni 2008 zur Vertie- fung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, insbesondere zur Be- kämpfung des Terrorismus und der grenzüberschreitenden Kriminalität“ (Amtsblatt der EU v. 06.08.2008, L 210/1-11) erstrecken sich die wesentli- chen Bestimmungen des „Prümer Vertrages“ auf alle EU-Staaten, ohne aber unmittelbares Recht zu schaffen. o Deutschland hat den Ratsbeschluss durch das "Gesetz zur Umsetzung des Beschlusses des Rates 2008/615/JI vom 23. Juni 2008 zur Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, insbesondere zur Bekämpfung des Terrorismus und der grenzüberschreitenden Kriminalität" (BGBl. I, Nr. 50, S. 2507f) in innerstaatliches Recht transformiert. Es ist seit 05.08.2009 in Kraft. R e ch te d eu ts ch e r P o liz e ib e am te r au f d en H o h e it sg e b ie te n a n d e re r Lä n d e r M aß n ah m e D än em ar k Ts ch ec h ie n P o le n Fo rt se tz u n ge n vo n O b se rv at io n en  b is 2 5 k m  so fo rt ig e M it te ilu n g  U n if o rm : ja  D ie n st w af fe : j a  N u tz u n g n u r N o tw eh r  A n h al te re ch te : n ei n  Fe st n ah m e: n ei n  B et re te n v o n W o h n u n g: n ei n  Ei n st el le n a u f V er la n ge n  U n b eg re n zt  Ja  Ja  Ja  Ja  N e in  N e in  N e in  ja  U n b eg re n zt  Ja  ja  ja  ja  n ei n  n ei n  n ei n  ja N ac h e ile s. o . K ei n e R äu m lic h e u n d ze it lic h e B es ch rä n ku n g K ei n e R äu m lic h e u n d z e it li ch e B es ch rä n ku n g 18-1719-Antwort-KA135A Tabelle zu Frage 3