SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/1815 18. Wahlperiode 29. April 2014 Kleine Anfrage der Abgeordneten Petra Nicolaisen (CDU) und Antwort der Landesregierung – Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung Sprachenangebote in Kindertagesstätten und Schulen Vorbemerkung der Landesregierung: Die Förderung von Kindertageseinrichtungen ist eine kommunale Selbstverwaltungsaufgabe . Den Kommunen obliegt die Planungs- und Gesamtverantwortung für die Einrichtungen. Ob und welche Regional-, Minderheiten- oder Fremdsprachen in Kindertageseinrichtungen angeboten werden, liegt allerdings in der Entscheidung der Träger (Trägerautonomie). 1. Welche Kindertagesstättenträger bieten die Minderheitensprachen Nieder- deutsch, Dänisch und/oder Friesisch und/oder andere Fremdsprachen in ihren Einrichtungen an (bitte nach Sprachangeboten sowie nach Kreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln)? Antwort: Regional- oder Minderheitensprachen und/oder Fremdsprachen sind keine Kriterien , die im Rahmen der amtlichen Kinder- und Jugendhilfestatistik erhoben werden . Von daher gibt es hierzu auch kein gesichertes Datenmaterial. Insofern ist eine Aufschlüsselung der Antworten nach Kreisen und kreisfreien Städten nicht möglich. Nach einer telefonischen Umfrage bei den entsprechenden Adressaten gab es in den Kindertageseinrichtungen im März 2014 im Bereich der Regional-, Minderheiten - sowie der Fremdsprachen folgende Angebote: Friesisch in Kindertageseinrichtungen Drucksache 18/ 1815 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 Zurzeit wird Friesisch in unterschiedlichem Umfang in 17 Kindertagesstätten angeboten . Niederdeutsch in Kindertageseinrichtungen Nach Auskunft der ADS (Grenzfriedensbund e. V., Arbeitsgemeinschaft Deutsches Schleswig) in Flensburg wird Niederdeutsch in 18 Kindergärten angeboten. Dänisch in Kindertageseinrichtungen Der dänische Schulverein für Südschleswig (Dansk Skoleforening for Sydslesvig) als Träger der Kindertagesstätten der dänischen Minderheit unterhält 55 Einrichtungen . Andere Fremdsprachen Unter Einbeziehung der dänischen Kindertagesstätten gibt es in SchleswigHolstein 82 bilinguale Einrichtungen. Außer Dänisch, werden Englisch, Französisch und Türkisch angeboten. 2. In welchen Kindertagesstätten und Schulen werden die unter 1. genannten Minderheitensprachen / und oder Fremdsprachen angeboten (bitte nach Sprachangeboten sowie nach Kreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln)? Antwort: Für Kindertageseinrichtungen: Siehe Antwort zu Frage 1 In der Grundschule wird beginnend mit der Jahrgangsstufe 3 verpflichtend Englischunterricht im Umfang von 2 Wochenstunden angeboten. Ab dem Schuljahr 2007/08 hat sich damit der Fächerkanon in den Jahrgangsstufen 3 und 4 durchgehend um das Fach Englisch erweitert. Bisher wurden schulische Angebote in der Regionalsprache Niederdeutsch ausschließlich auf der Grundlage eines entsprechenden Erlasses vom 07.01.1992 durchgeführt. Niederdeutsch ist danach eine Querschnittsaufgabe von Schule und kein eigenes Fach. Zusätzlich wird mit Beginn des Schuljahres 2014/15 an 27 Grundschulen des Landes ab Klassenstufe Eins systematischer Sprachunterricht im Umfang von zwei Wochenstunden pro Klassenstufe auf freiwilliger Basis angeboten. Die teilnehmenden Grundschulen sind in Anlage 1 aufgeführt. In Anlage 2 sind jene Schulen aufgeführt, die Friesischunterricht auf Helgoland oder im Kreis Nordfriesland anbieten. Anlage 3 zeigt eine Übersicht von öffentlichen Schulen mit Dänischunterricht. 3. Seit wann und in welchem Umfang werden in den einzelnen Kindertagesstätten und Schulen die genannten Angebote vorgehalten? Antwort: Für Kindertageseinrichtungen: Siehe Antwort zu Frage 1 Englischunterricht ab Jahrgangsstufe 3 ist seit dem Schuljahr 2006/07 im Umfang von zwei Wochenstunden verpflichtend. Niederdeutsch soll seit dem Schuljahr 1992/93 auf der Grundlage des oben zu Frage 2 bereits genannten Erlasses vom 07.01.92 durchgeführt werden. Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/ 1815 3 Eine statistische Erfassung der Unterrichtsangebote in Friesisch wird seit dem Schuljahr 1987/88 durchgeführt. In Anlage 2 ist die Entwicklung ab dem Schuljahr 2008/09 dargestellt. Bereits vor Beginn der statistischen Erfassung haben Schulen z. B. Arbeitsgemeinschaften zum Erlernen der friesischen Sprache angeboten . Dänisch wird in öffentlichen Schulen als Fremdsprache im dafür vorgesehenen Umfang unterrichtet oder als freiwilliges unterrichtsergänzendes Angebot. 4. Welche Initiativen der Landesregierung bestehen zur Steigerung der Attraktivität der unter 1. genannten Minderheiten- bzw. Fremdsprachen? Antwort: Die Landesregierung erarbeitet in dieser Legislaturperiode einen Handlungsplan Sprachenpolitik, mit dem die sprachliche Vielfalt Schleswig-Holsteins gestärkt werden soll. In den Prozess sind die Sprechergruppen ebenso eingebunden wie Lehrkräfte, Schulleitungen, Schulträger und die Hochschulen. Ziel ist es, die Regionalsprache Niederdeutsch sowie die Minderheitensprachen Dänisch, Friesisch und Romanes nach ihrem jeweiligen Bedarf zu unterstützen. Dazu bedarf es konkreter Schritte, die mit den Sprechergruppen und den Schulträgern abgestimmt sind. Zentraler Ansatz ist der Bildungsbereich: Von der Kindertagesstätte bis zur Hochschule soll sich dieser Schwerpunkt im Unterrichtswesen und in der gesetzlichen Abbildung wiederfinden. Niederdeutsch Zum Schuljahr 2014/15 konnten sich Grundschulen oder Schulen mit Grundschulteil um die Einrichtung eines freiwilligen Niederdeutschangebotes bewerben. Von den 44 eingegangenen Bewerbungen wurden 27 Schulen ausgewählt. Ziel dieses Projektes ist es, die bisher übliche Sprachbegegnung mit unserer Regionalsprache im Fach Deutsch um einen frühen systematischen Spracherwerb zu ergänzen und damit zum Erhalt der Sprache beizutragen. Friesisch Da bereits seit Jahren ein Abbruch in der Teilnahme an Friesisch mit dem Übergang in die weiterführenden Schulen beobachtet wurde, ist eine gezielte Stärkung des Sprachangebotes in der Sekundarstufe beabsichtigt. So wurden zum Schuljahresbeginn 2013/14 freiwillige Angebote für muttersprachliche Schülerinnen und Schüler genauso wie für nicht-friesischsprachige Schülerinnen und Schüler in den Schwerpunktstandorten Niebüll und Wyk auf Föhr eingerichtet. Eine Ausweitung der Angebote in den Sekundarstufen der Region ist vorgesehen. Dänisch Für Dänisch soll eine Nachbarsprachdidaktik als Schwerpunkt im Unterschied zu den anderen modernen Fremdsprachen im Fächerkanon herausgearbeitet werden . Die Einführung des Faches Dänisch an weiteren Schulen, auch im Landesteil Holstein, ist ebenso wie die vermehrte Einführung von Dänisch als neubeginnende Fremdsprache in der Sekundarstufe II vorgesehen. Ein verstärktes Angebot im berufsbildenden Bereich ist ebenso vorgesehen. Romanes Drucksache 18/ 1815 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 4 Das Romanes hat in diesem Zusammenhang einen besonderen Status, da die Sprechergruppe nicht wünscht, dass ihre Sprache in den öffentlichen Schulen unterrichtet wird.