SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/2171 18. Wahlperiode 2014-08-05 Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Heiner Garg (FDP) und Antwort der Landesregierung - Innenminister Kappungsgrenzenverordnung Der Innenminister hat in der Pressemitteilung vom 15. Juli 2014 angekündigt, dass im Spätherbst eine Kappungsgrenzenverordnung in Kraft tritt. 1. Wie viele und welche Indikatoren wurden für die Ermittlung der betroffenen Städte oder Gemeinden herangezogen? Bitte begründen. Antwort: Neun Indikatoren wurden für die Ermittlung der betroffenen Gemeinden her- angezogen. Sie lassen sich in drei Gruppen einteilen: Indikatoren zum Woh- nungsmarkt bzw. –angebot, Indikatoren zur Nachfrageseite und Prognosewer- te. Im Rahmen einer analytischen Vorgehensweise hat das Innenministerium mit gutachterlicher Unterstützung durch das Institut für Stadtforschung und Strukturpolitik (IfS) geprüft, welche Datengrundlagen den Tatbestand eines Wohnraumversorgungsdefizits sachgerecht abbilden und Informationen über die Angebots- und Nachfragesituation auf lokalen Wohnungsmärkten liefern können. Die Begutachtung knüpfte an das Mietgutachten für Schleswig- Holstein aus dem Jahre 2013 an. Bei der Auswahl der Indikatoren war zu be- Drucksache 18/2171 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 achten, dass durch die Indikatoren sowohl die strukturellen als auch die tem- porären Versorgungsmängel festgestellt werden können und die Indikatoren hinreichende Aussagekraft zum Wohnraumversorgungsdefizit besitzen. Ein weiteres wichtiges Kriterium war, neben dem thematischen Bezug, die direkte Verfügbarkeit der Daten auch in regionaler Differenzierung auf Gemeindeebe- ne. Ausgewählt wurden: - Angebotsmieten 2013 - Anteil Angebotsmieten 2013 bis 6,00 € pro m² - Veränderung der Angebotsmieten 2010-2013 - Leerstand bei Wohnungen in Mehrfamilienhäusern - Anteil der Ferienwohnungen in Mehrfamilienhäusern - Einkommen pro Steuerpflichtigem - Bezieher SGB II in der Bevölkerung - Differenz Entwicklung Haushalte zu Wohnungen 2009-2012 - Haushaltsprognose bis 2025 Ergänzend wurden die Gemeinden um eine Einschätzung des kommunalen Wohnungsmarktes und ein Votum bzgl. der Erforderlichkeit einer Kappungs- grenzenverordnung auf ihrem Gemeindegebiet gebeten. Dieses Votum wurde ebenfalls in das Punktwertverfahren einbezogen. 2. Auf welcher Berechnungsgrundlage erfolgte die Punktevergabe? Welche Gewichtung hatten die einzelnen Indikatoren? Bitte begründen. Antwort: Für jeden Indikator wurden für die einzelnen Gemeinden Punkte verteilt. Dabei steigen die Punkte mit steigender Abweichung vom Schwellenwert (vergeben wurden 0- 4 Punkte bei dem Indikator Höhe Angebotsmiete bzw. 0 – 3 bei al- len anderen); bei leichter Abweichung wurde ein Punkt vergeben, bei mittlerer 2 Punkte und bei starker 3 Punkte; bei Angebotsmieten mit sehr hoher Abwei- chung 4 Punkte. Die Schwellenwerte wurden mit Unterstützung des Gutach- Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/2171 3 ters festgelegt. 3. Welcher Grenzwert wurde gewählt, um Städte oder Gemeinden in die Kap- pungsgrenzenverordnung aufzunehmen? Bitte begründen. Antwort: Es wurde ein Grenzwert von 13 Punkten festgelegt. Dieser ergibt sich aus der Verteilung der Punkte durch die Berechnung von Mittelwert und Standardab- weichung. Insgesamt wurden an die Gemeinden 412 Punkte vergeben. Die Festlegung des Grenzwerts zur Einordnung in die Gebietskulisse der Kap- pungsgrenzenverordnung ergibt sich aus der Verteilung der Gesamtzahl der Punkte aller 48 Gemeinden. Zur Ermittlung des Grenzwertes wurde auf Mit- telwert und Standardabweichung zurückgegriffen. Der Grenzwert bestimmt sich daher aus der Summe von Mittelwert und Standardabweichung. Der Mit- telwert liegt hier bei 8,6 Punkten und die Standardabweichung bei 4,1 Punk- ten. Ab einem Wert von 12,7 Punkten, gerundet 13 Punkte, weicht damit die jewei- lige Wohnungsmarktsituation signifikant von der durchschnittlichen Situation ab. In Gemeinden, die 13 Punkte und mehr erzielt hatten, war daher bereits aufgrund der Indikatorenauswertung von einer besonderen Gefährdung des Mietwohnungsmarktes auszugehen. Von einem Grenzbereich war bei einem Punktwert von 10 Punkten auszuge- hen. Der Wert 10 Punkte ergibt sich aus dem Mittelwert (8,6 Punkte) und 30 % der Standardabweichung (1,23 Punkte), also 9,83 bzw. gerundet 10 Punkte. Ab diesem Punktwert ließen die Indikatoren Anzeichen eines angespannten Wohnungsmarktes erkennen. Ein ergänzendes und befürwortendes Votum der Gemeinde, das jeweils mit drei Punkten bewertet wurde, gab hier den Ausschlag für eine Aufnahme in die Kappungsgrenzenverordnung. Drucksache 18/2171 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 4 4. Wie ist die Punkteverteilung aller Städte und Gemeinden in Schleswig- Holstein? Bitte aufschlüsseln. Antwort: Da sich qualitativ die besondere Gefährdung der Wohnraumversorgung ins- besondere an der Struktur und der Versorgungsfunktion einer Gemeinde festmachen lässt, wurden 48 Gemeinden/ Städte vorrangig geprüft. Kriterien für die Vorauswahl waren: Hohe Förderstufe (Regionalstufe 3), Miethöhe deut- lich über dem Landesdurchschnitt (Hamburger Umland lt. Kartierung aus der aktuellen Wohnungsmarktprognose), Nordseeinseln und Versorgungsfunktion der Gemeinde abgeleitet aus dem zentralörtlichen System. Alle anderen Gemeinden in Schleswig-Holstein erhielten Gelegenheit zur Stel- lungnahme und wären auf Antrag ebenfalls in die Prüfung einbezogen wor- den. Diese 48 Gemeinden erhielten folgende Punktwerte: Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/2171 5 Auswertung Punktezahl Indikator Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Art Daten/Quelle Angebots- mieten Angebots- mieten Angebots- mieten GWZ GWZ Steuer- statistik BA-Statsitik Stat. Nord/ eigene Berechn. Zeitbezug 2013 2013 Veränderung 2010-2013 2011 2011 2007 Dez. 2012 2009-2012 bis 2025 Sachverhalt € pro m² Anteil bis 6,00 € pro m² in % in % Leerstand bei Wohnungen (WE) in MFH in % Anteil Ferien- WE in MFH in % Einkommen pro Steuer- pflichtigem Land=100 Bezieher SGB II in % der Bevölk. Diff %-Entw. Haushalte- Wohnungen (%-Punkte) Prognose Haushalte Summe Punkte Land 3 0 0 0 0 1 0 1 0 1 Gesamtpunktezahl 412 75 73 52 48 23 22 26 12 81 Nr. GKZ Kommune 28 1054061 Kampen (Sylt) 16 4 3 3 3 3 0 0 0 0 32 1054149 Wenningstedt-Braderup 13 4 3 3 0 3 0 0 0 0 27 1054046 Hörnum (Sylt) 16 4 3 3 0 3 0 0 0 3 31 1054168 Sylt 11 4 3 0 1 2 0 0 0 1 33 1054164 Wyk auf Föhr, Stadt 17 4 3 3 1 3 2 0 0 1 29 1054078 List 18 4 3 3 3 3 0 0 0 2 8 1056025 Helgoland 12 3 3 3 0 1 2 0 0 0 23 1060063 Norderstedt, Stadt 11 3 3 1 2 0 0 0 0 2 11 1056043 Rellingen 10 3 3 2 1 0 0 0 0 1 48 1053129 Wentorf bei Hamburg 12 3 3 1 2 0 0 0 0 3 7 1056018 Halstenbek 11 3 3 1 2 0 0 0 0 2 12 1056044 Schenefeld, Stadt 10 3 3 1 2 0 0 0 0 1 15 1056050 Wedel, Stadt 10 3 3 1 1 0 0 1 0 1 41 1062053 Oststeinbek 10 3 2 1 2 0 0 0 0 2 35 1062090 Ammersbek 11 3 2 2 2 0 0 0 0 2 40 1062023 Großhansdorf 9 3 2 0 0 0 0 0 1 3 39 1062018 Glinde, Stadt 14 3 2 3 2 0 0 0 1 3 34 1062001 Ahrensburg, Stadt 11 3 2 0 2 0 0 0 1 3 37 1062006 Bargteheide, Stadt 10 2 2 1 2 0 0 0 0 3 38 1062009 Barsbüttel 12 2 3 1 2 0 0 0 1 3 26 1055044 Scharbeutz 12 2 1 2 1 3 0 0 0 3 42 1062060 Reinbek, Stadt 9 2 3 0 2 0 0 0 0 2 10 1056041 Quickborn, Stadt 6 1 1 2 1 0 0 0 0 1 44 1062076 Tangstedt 8 1 2 2 1 0 0 0 0 2 9 1056039 Pinneberg, Stadt 7 1 2 1 1 0 0 1 0 1 21 1060039 Henstedt-Ulzburg 7 1 2 0 1 0 0 0 0 3 20 1060019 Ellerau 10 0 3 1 3 0 0 0 0 3 45 1062082 Trittau 5 0 1 0 0 0 0 0 1 3 13 1056048 Tornesch 5 0 1 0 1 0 0 0 0 3 17 1058092 Kronshagen 3 0 0 0 2 0 0 0 0 1 25 1055004 Bad Schwartau, Stadt 2 0 0 0 1 0 0 0 0 1 22 1060044 Kaltenkirchen, Stadt 7 0 0 3 0 0 0 1 0 3 19 1060005 Bad Segeberg, Stadt 5 0 0 3 0 0 1 1 0 0 6 1056015 Elmshorn, Stadt 7 0 0 1 0 0 1 3 0 2 16 1058005 Altenholz 2 0 0 1 0 0 0 0 0 1 43 1062061 Reinfeld (Holstein), Stadt 2 0 0 0 0 0 0 0 0 2 36 1062004 Bad Oldesloe, Stadt 3 0 0 0 0 0 0 1 0 2 3 1003000 Lübeck, Hansestadt 6 0 0 1 0 0 2 3 0 0 2 1002000 Kiel, Landeshauptstadt 11 0 0 1 1 0 2 3 3 1 14 1056049 Uetersen, Stadt 3 0 0 0 1 0 1 0 0 1 5 1056002 Barmstedt, Stadt 3 0 0 0 0 0 1 0 1 1 18 1060004 Bad Bramstedt, Stadt 6 0 0 0 1 0 1 1 0 3 46 1053032 Geesthacht, Stadt 4 0 0 0 0 0 1 3 0 0 24 1057062 Preetz, Stadt 4 0 0 0 1 0 2 1 0 0 1 1001000 Flensburg, Stadt 11 0 0 1 0 0 2 3 2 3 4 1004000 Neumünster, Stadt 5 0 0 0 0 0 2 3 0 0 47 1053116 Schwarzenbek, Stadt 5 0 0 0 0 0 1 1 1 2 30 1054085 Nebel 10 3 3 - 0 2 1 0 0 1 Drucksache 18/2171 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 6 Daraus ergibt sich unter Einbeziehung des kommunalen Votums folgendes Endergebnis für den Entwurf der Kappungsgrenzenverordnung: Gemeinde Punktzahl nach Indikatoren Ergebnis Votum Gesamtpunktzahl mit Votum Fällt unter Kappungsgrenzenver - ordnung 1. Wyk auf Föhr 17 Ja 20 Ja 2. Hörnum 16 Ja 19 Ja 3. List 18 18 Ja 4. Glinde 14 Ja 17 Ja 5. WenningstedtBraderup 13 Ja 16 Ja 6. Kampen 16 16 Ja 7. Barsbüttel 12 Ja 15 Ja 8. Ammersbek 11 Ja 14 Ja 9. Ahrensburg 11 Ja 14 Ja 10. Sylt 11 Ja 14 Ja 11. Nebel 10 Ja 13 Ja 12. Wedel 10 Ja 13 Ja 13. Helgoland 12 12 Nein 14. Großhansdorf 9 Ja 12 Nein 15. Scharbeutz 12 12 Nein 16. Wentorf 12 12 Nein 17. Flensburg 11 Nein 11 Nein 18. Halstenbek 11 11 Nein 19. Norderstedt 11 Nein 11 Nein 20. Kiel 11 Keine Angabe 11 Nein 21. Oststeinbek 10 Nein 10 Nein 22. Bargteheide 10 10 Nein 23. Ellerau 10 10 Nein 24. Schenefeld 10 10 Nein 25. Rellingen 10 Nein 10 Nein 26. Reinbek 9 9 Nein 27. Bad Bramstedt 6 Ja 9 Nein 28. Tangstedt 8 8 Nein 29. Henstedt-Ulzburg 7 Keine Angabe 7 Nein 30. Pinneberg 7 7 Nein 31. Elmshorn 7 Keine Angabe 7 Nein 32. Kaltenkirchen 7 Nein 7 Nein 33. Kronshagen 3 Ja 6 Nein 34. Lübeck 6 Keine Angabe 6 Nein 35. Quickborn 6 Nein 6 Nein 36. Tornesch 5 5 Nein 37. Bad Segeberg 5 Nein 5 Nein 38. Neumünster 5 5 Nein 39. Schwarzenbek 5 5 Nein 40. Trittau 5 Keine Angabe 5 Nein 41. Geesthacht 4 Nein 4 Nein 42. Preetz 4 Nein 4 Nein 43. Bad Oldesloe 3 3 Nein Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/2171 7 44. Barmstedt 3 3 Nein 45. Uetersen 3 Keine Angabe 3 Nein 46. Altenholz 2 Nein 2 Nein 47. Reinfeld (Holstein) 2 2 Nein 48. Bad Schwartau 2 2 Nein Ja= positives Votum Nein= negatives Votum Keine Angabe= Rückantwort ohne Festlegung Leere Spalte= keine Antwort der Gemeinde