SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/2290 18. Wahlperiode 2014-09-29 Kleine Anfrage des Abgeordneten Volker Dornquast (CDU) und Antwort der Landesregierung – Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Nährstoffe in Gewässern Vorbemerkung des Fragestellers: Im Juli 2014 hat die Landesregierung den Bericht „Nährstoffe in Gewässern in Schleswig-Holstein“ vorgelegt. Dieser ist in dem vorgelegten Maßstab für die einzelnen Regionen/ Gewässer schwer lesbar. 1. Wo werden im Raum Henstedt-Ulzburg, Ellerau, Kaltenkirchen und Bad Bramstedt von wem Grundwassermessstellen für die hydrochemischen Unter- suchungen des Grundwassers unterhalten? Im Bereich Henstedt-Ulzburg, Ellerau, Kaltenkirchen und Bad Bramstedt wird vom Land Schleswig-Holstein ein Messnetz zur operativen Überwachung des chemischen Grundwasserzustands unterhalten. Dort liegen die folgenden Messstellen: Im Hauptgrundwasserleiter der Grundwasserkörper El08 und El13: Bad Bramstedt Bissenmoor Bimöhlen Nützen Südwest F1 Westerhorm Birkenweg Katendorf F1 Kisdorf Rathrügen Kellinghusen Schäferkate F1 Wrist F1 Willenscharen Ost F1 Störkathen Lentföhrden Grützberg F1 Hagen Südost Wulfsmoor Fischerstieg Rhen Horstmoor F1 Tangstedt Kreuzweg Tangstedter Forst Hasloh Elsensee Nettellohe Im tiefen Grundwasserkörper N8: Wrist F2 Lentföhrden West F5 Beckershof F2 Hasloh West F3 Drucksache 18/2290 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 2. Welche dienen der Überwachung des jeweiligen Hauptgrundwasserleiters und welche der Überwachung der tiefen Grundwasserleiter? Siehe Antwort zu Frage 1. 3. Aus welchen Jahren stammen die Daten der letzten Überwachung in diesen Messstellen? Im Hauptgrundwasserleiter liegen in der Regel für die operativ überwachten Mess- stellen jährlich hydrochemische Analysen vor, d.h. für die Jahre 2012 und 2013. Im tiefen Grundwasserleiter wird nur eine hydrochemische Analyse pro Bewirtschaf- tungszeitraum untersucht, die jüngsten Analysen der genannten Messstellen wurden 2012 bzw. vor 2010 untersucht. 3 4. Welche schädlichen Stoffe wurden an welcher Messstelle festgestellt? Wurden jeweils die zulässigen Grenzwerte erreicht oder überschritten? Wenn ja, wo und um wie viel? An den Messstellen Lentföhrden Grützberg F1 und Wulfsmoor Fischerstieg liegen die Nitratgehalte im Grundwasser am oder über dem Schwellenwert von 50 mg/l nach Grundwasserverordnung (2010), dabei wurden an Messstelle Lentföhrden Grützberg F1 2012 50 mg/l und 2013 49 mg/l Nitrat und an Messstelle Wulfsmoor Fischerstieg 2012 112 mg/l und 2013 121 mg/l Nitrat festgestellt. Bei Untersuchungen von Grundwasserproben auf den Nitratgehalt vor Denitrifikation (endlicher Abbau von Nitrat im Grundwasser) in den Jahren 2012 und 2013 wurden an den Messstellen Wrist F1, Willenscharen Ost F1, Hagen Südost und Störkathen Nitratkonzentrationen vor Denitrifikation zwischen 50 mg/l und 88,5 mg/l festgestellt. 5. Welche Messergebnisse (z.B. Seite 19) sind Veranlassung für die Landesre- gierung die Grundwasserkörper in der Region insgesamt als „in schlechtem Zustand“ zu bewerten? Die Bewertungsgrundlage nach EG-WRRL sind die sogenannten Grundwasserkör- per, die hydrogeologische Einheiten darstellen. Es gibt in SH Grundwasserkörper im Hauptgrundwasserleiter und Grundwasserkörper im tiefen Grundwasserleiter. Der durch die Ortsnamen umrissene Bereich liegt im nordöstlichen Teil des Grundwas- serkörpers El13 und im südwestlichen Teil (Bad Bramstedt) des Grundwasserkörpers El08 im Hauptgrundwasserleiter nach EG-WRRL. Bezogen auf die tiefen Grundwas- serkörper nimmt der angefragte Bereich einen kleinen Teil des Grundwasserkörpers N8 ein. Da die Grundwasserkörper nach EG-WRRL Bewertungseinheiten darstellen, bezieht sich die Zustandsbewertung auf die Grundwasserkörper. Die Grundwasser- verordnung des Bundes (2010) gibt vor, dass ein Grundwasserkörper dann in gutem Zustand ist, wenn an keiner Messstelle ein Schwellenwert nach Grundwasserverord- nung (2010) überschritten wird. Es kann aber auch dann noch von einem guten Zu- stand gesprochen werden, wenn weniger als 1/3 der Fläche eines Grundwasserkör- pers Belastungen über den jeweiligen Schwellenwerten aufweist, wobei die Belas- tungsparameter getrennt betrachtet werden. Da sowohl in Grundwasserkörper El08 als auch in Grundwasserkörper El13 (der zu einem größeren Flächenanteil auch Flä- chen der Stadt Hamburg umfasst) auf 1/3 der Fläche oder mehr Nitratbelastungen von 50 mg/l und mehr auftreten, sind diese Grundwasserkörper in einem schlechten Zustand gem. EG-WRRL. Darstellungen des gesamten Messnetzes einschließlich aller Analysenergebnisse finden sich auch im Umweltatlas der Landesregierung im Internet. Sieht die Landesregierung eine aktuelle Gefahr für die Trinkwasserversorgung in der o.g. Region? Eine akute Gefahr für die Trinkwasserversorgung ist aktuell nicht gegeben, da die Wasserwerke das Grundwasser überwiegend aus tiefen Grundwasserleiterabschnit- ten entnehmen, in denen die Belastungen noch gering sind. Es ist jedoch zu beden- Drucksache 18/2290 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 4 ken, dass die bakterielle Denitrifikation, die einen Nitratabbau im Untergrund bedeu- tet, ein endlicher Prozess ist, dessen Erschöpfung nicht einschätzbar ist. Eine Redu- zierung der Nährstoffeinträge ist deshalb erforderlich. 6. Wo sieht die Landesregierung die Ziele der EG-WRRL bei den Fließgewäs- sern in der o.g. Region gefährdet (bitte für die Oberalster, die Bramau, den Oberlauf der Krückau und die Krumbek getrennt dargestellt)? Die Wasserrahmenrichtlinie hat zum Ziel, an natürlichen und erheblich veränderten Gewässern den guten chemischen Zustand, an natürlichen Gewässern den guten ökologischen Zustand und an erheblich veränderten Gewässern das gute ökologi- sche Potenzial bis 2015 zu erreichen. Diese Ziele werden an keinem der genannten Fließgewässer erreicht. Eine ausführliche Beschreibung der Bewertungsmethoden und Begründungen für Fristverlängerungen erfolgt im Bewirtschaftungsplan, der zur- zeit erstellt und am 22. Dezember 2014 der Öffentlichkeit im Rahmen der Anhörung vorgelegt wird. In der Region wurden im Zeitraum 2007 – 2012 an acht Messstellen Nährstoffe (all- gemein-chemisch-physikalische Parameter) und an neun Messstellen Schadstoffe untersucht. Nährstoffe bzw. allgemein-chemisch-physikalische Parameter werden mit fließgewässertypspezifischen Orientierungswerten bewertet, diese Werte wurden in 2007 erstmals bundesweit abgestimmt und in 2014 von der Länderarbeitsgemein- schaft Wasser überarbeitet. Zur Bewertung der allgemein-chemisch-physikalischen Parameter wurde immer das letzte Messjahr herangezogen. Für die flussgebietsspe- zifischen Schadstoffe liegen bundesweit abgestimmte Umweltqualitätsnormen und für die prioritären Stoffe europaweit abgestimmte Umweltqualitätsnormen vor. Diese Werte sind in der Oberflächengewässerverordnung veröffentlicht. Die folgende Tabelle enthält eine zusammenfassende Bewertung von vier Fließge- wässern in der genannten Region. Wasserkörper Name Alster Oberlauf Krückau Bramau Schmalfelder Au / Ohlau (inkl. Krumbek) Wasserkörper Code al_01_a kr_01 br_10 br_08_c Einstufung erheblich verändert natürlich natürlich natürlich Allgemeine physikalisch-chemischen Parameter (Bewertung nach RAKON 2014) Sauerstoff (mg/l; Jahresminima) 3,9 (> 7) 4 (> 7) 7,4 (> 7) 7,4 (> 7) Phosphor (gesamt ) (Jahresmittelwert ) 0,12 (0,15) 0,08(0,15) 0,16 (0,15) 0,16 (0,15) Ortho-Phosphat (Jahresmittelwert) 0,05 (0,10) 0,03 (0,10) 0,07 (0,10) 0,07 (0,10) NH4-N (Jahresmittelwert ) 0,14 (0,2) 0,22 (0,2) 0,14 (0,2) 0,22 (0,2) 5 Flussgebietsspezifische Schadstoffe keine Überschreitungen (letzte Messung 2007, 1 Messstelle ) keine Überschreitungen (letzte Messung 2011, 3 Messstellen ) keine Überschreitungen (letzte Messung 2011, 2 Messstellen ) keine Überschreitungen (letzte Messung 2011, 3 Messstellen ) prioritäre Schadstoffe ubiquitäres Vorkommen von Quecksilber in Biota aufgrund bundesweiter Vorgaben überschritten (Messjahr und Messstellen entsprechen den Angaben bei den flussgebietsspezifischen Schadstoffen) Belastungen Gewässerausbau, Veränderung / Verlust von Uferund Aueflächen, Gewässerausbau, Veränderung / Verlust von Uferund Aueflächen, aufgrund landwirtschaftlicher Aktivitäten , Gewässerausbau , Veränderung / Verlust von Ufer und Aueflächen , Hochwasserschutz -deiche, aufgrund landwirtschaftlicher Aktivitäten , Gewässerausbau , Veränderung / Verlust von Ufer und Aueflächen , andere diffuse Quellen andere diffuse Quellen andere diffuse Quellen andere diffuse Quellen Chemischer Status nicht gut aufgrund von Quecksilber Ökologischer Zustand unbefriedigend mäßig mäßig Ökologisches Potenzial mäßig 7. Welche schädlichen Stoffe überschreiten in welchem Fließgewässer die fest- gelegten Grenzwerte um wie viel? Bei der Bewertung wird zwischen allgemein-physikalischen chemischen Parametern, flussgebietsspezifischen Schadstoffen und europaweit abgestimmten prioritären Stof- fen unterschieden. Die Nährstoffparameter werden mit den bundesweit in 2014 neu gefassten Orientierungswerten bewertet. Die Einhaltung der Orientierungswerte für Ammonium, Gesamt-Phosphor, ortho- Phosphat und Sauerstoff ist in obiger Tabelle farbig hervorgehoben. In der Alster und der Krückau wurden zeitweise Sauerstoff- mangelsituationen festgestellt. Die Bramau und die Schmalfelder Au / Ohlau zeigen erhöhte Phosphorkonzentrationen, die vermutlich auf landwirtschaftliche Aktivitäten zurückzuführen sind. An der Krückau und Schmalfelder Au werden die Orientie- rungswerte für Ammonium überschritten. Bei den flussgebietsspezifischen Schadstoffen und den prioritären Stoffen wurden im Untersuchungszeitraum 2008 – 2012 in der Region keine Überschreitungen festge- stellt. Der chemische Zustand der Fließgewässer wird aber aufgrund von Überschrei- tungen der Umweltqualitätsnormen für Quecksilber in Biota als schlecht eingestuft. Diese Einstufung beruht auf bundesweiten Vorgaben. An allen Proben, die in Schleswig-Holstein untersucht wurden, wurden die Umweltqualitätsnormen für Quecksilber in Biota überschritten.