SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/2466 18. Wahlperiode 2014-11-26 Kleine Anfrage des Abgeordneten Jens-Christian Magnussen (CDU) und Antwort der Landesregierung – Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Treibselanfall an der schleswig-holsteinischen Westküste 1. Wieviel Kubikmeter Treibsel fallen pro Jahr an? Im 10-Jahresmittel von 2004-2013 fielen rund 74.000 m³ Treibsel pro Jahr an. 2. Wie haben sich die Treibselmengen in den letzten 10 Jahren entwickelt und trifft es zu, dass an der Westküste Schleswig-Holsteins der Treibselanfall gestiegen ist? Wenn ja, was sind die Gründe des ggf. erhöhten Treibselanfalls? Es ist keine Tendenz erkennbar, da die Mengen von Jahr zu Jahr in Abhängigkeit der Windrichtung und der Intensität der Sturmfluten unterschiedlich ausfallen. Jahr Treibselmenge (m³) 2004 102.000 2005 63.000 2006 40.000 2007 102.000 2008 88.000 2009 46.000 2010 37.000 2011 71.000 2012 50.000 2013 144.000 Summe 743.000 In den Jahren 1974 – 2003 betrug der durchschnittliche Jahrestreibselanfall rund 110.000 m³. 3. Hat sich die Zusammensetzung des Treibsels ggf. verändert? Wenn ja, in welcher Form? Nein. Allerdings schwankt die Zusammensetzung von Region zu Region leicht. Die Zusammensetzung im Detail: Gras, krautige Pflanzenteile rund 40 % Typische Salzwiesenpflanzen rund 8 % Queller, Schlickgras rund 13 % Schilf rund 9 % Tierkot rund 20 % Zweige, holzige Bestandteile, Faschinen- material rund 5-8 % Anorganische Restbestandteile rund 2-5 % 4. Welche Konzepte, für den Umgang mit nicht häckselbarem Treibsel gibt es und wo sind Deponieflächen hierfür vorhanden? Das Treibsel wird zurzeit nach Sturmflutereignissen zeitnah geborgen, zu den Treibselzwi- schenlagerplätzen transportiert und dort mit einer mobilen Schredderanlage zerkleinert. Durch das Schreddern wird eine Volumenreduzierung von etwa 50 % erreicht. Anschlie- ßend wird das geschredderte Material der Verwertung zugeführt. Bei allen Verwertungskonzepten muss das Treibsel vor Zerkleinerung gegebenenfalls durch mehrfaches manuelles Aussortieren von anorganischen Bestandteilen befreit wer- den. Eine dauerhafte Deponierung der organischen Bestandteile des Treibsels erfolgt nicht, da dieses nach dem Kreislaufwirtschaftsgesetz unzulässig ist. Die anorganischen Bestandtei- le werden auf Hausmülldeponien der Landkreise verbracht. Im Zuge der Treibselverwer- tung betreibt das Land Schleswig-Holstein an der Westküste zurzeit folgende18 Treib- selzwischenlagerplätze: Rickelsbüller Koog, Friedrich-Wilhelm-Lübke Koog, Galmsbüller Koog Nord, Ockholmer Koog Nord, Sönke-Nissen Koog, Beltringharder Koog Süd, Simonsberger Koog, Hillgro- ven/Heringsand, Norderhever Koog, Süderhöft, Tümlauer Koog, Friedrichs- koog/Altfelderkoog, De Pütten, Brunsbüttel Süd, Pinnau Sperrwerk, Sylt Morsum, Föhr, Pellworm. 5. Wird das Häckseln von Treibsel und die Verbringung als Gründünger auf den Deich noch durchgeführt? Wenn nein, warum nicht? Die Verbringung von geschreddertem Treibsel als Gründünger wird in geringen Mengen auf geeigneten Lokationen durchgeführt. Vorrangig wird Treibsel genutzt, um sturmflutbe- dingte Ausschläge an den Landesschutzdeichen im Rahmen der Unterhaltung zu verfül- len. Darüber hinaus wird das geschredderte Material bei aktuellen Deichverstärkungs- maßnahmen als Bodenverbesserer und Wachstumsbeschleuniger eingesetzt. Bei Bedarf wird Treibsel auch an Dritte z.B. Landwirte und Obstbauern in der Elbmarsch als Boden- hilfsstoff abgegeben. Möglichen weiteren wirtschaftlichen Verwertungsmethoden steht die Küstenschutzverwaltung offen gegenüber. 6. Welche Kosten entstehen pro Jahr durch den Treibselanfall (bitte die Angabe der Kosten bezogen auf die alternativen Entsorgungswege darstellen) und wer trägt sie? Die Kosten für die Treibselverwertung im Zuge der Unterhaltung der Landesschutzdeiche trägt das Land Schleswig-Holstein. Jährlich belaufen sich die gemittelten Kosten (Lohn- und Materialkosten) für die Verwertung auf rund 1,3 Mio. €. Davon entfallen rund 85 % auf den Küstenschutzregiebetrieb des Landes und rund 15 % für zusätzliche Transportkosten bei besonders hohem Treibselanfall durch Lohnunternehmer. Demnach belaufen sich die Kosten für einen Kubikmeter Treibsel für die derzeit praktizier- te Verwertung auf rund 17,5 €. 7. Gibt es alternative Entsorgungsmöglichkeiten zur Deponierung? Wenn ja, welche? Siehe bitte unter Antworten zu den Fragen 4,5 und 6. 8. Inwieweit ist die Sicherheit der Deiche durch den Treibselanfall und die Verbringung von Gründünger gefährdet? Entstehen durch Treibselablagerungen ggf. Kosten für Sicherungsmaßnahmen? Die Sicherheit der Deiche ist nur dann durch Treibsel gefährdet, wenn dieses zu lange auf dem Deich verbleibt und dadurch die Grasnarbe schädigt. Daher ist der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) bestrebt, Treibsel unverzüglich nach einer Sturmflut im Rahmen der verfügbaren Ressourcen zu bergen. Die Verwertung des geschredderten Treibsels im Bereich des Deiches im Zuge von Deichverstärkungs- maßnahmen und zur Verfüllung von sturmflutbedingten Ausschlägen am Deich dient der Erhöhung der Deichsicherheit, entspricht den Vorgaben der Verwertung und ist eine sehr wirtschaftliche Methode.