SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/254 18. Wahlperiode 2012-11-07 Kleine Anfrage der Abgeordneten Heike Franzen (CDU) und Antwort der Landesregierung - Ministerin für Bildung und Wissenschaft Lehrermangel an den Gymnasien Vorbemerkung der Fragestellerin: Die Bundesvereinigung der Oberstudiendirektoren hat nach einer eigens erhobenen Umfrage mitgeteilt, dass in den nächsten fünf Jahren mindestens ein Fünftel der Gymnasiallehrkräfte aus dem Dienst ausscheiden werden. 1. Wie wird sich in den nächsten fünf Jahren die Personalsituation an den schles- wig-holsteinischen Gymnasien entwickeln? Antwort: In Schleswig-Holstein werden in den nächsten fünf Jahren rund 1.240 Lehrkräfte auf rund 1.150 Stellen an den Gymnasien ausscheiden. Die Zahl der Pensionierungen ist allein jedoch nicht ausschlaggebend für den Lehrerbedarf. Zu berücksichtigen ist auch der Schülerrückgang aufgrund der demographischen Entwicklung sowie des doppelten Abiturjahrganges an den Gymnasien im Jahre 2016. Darüber hinaus ist darauf hinzuweisen, dass sich die Personalsituation in den Regionen und je nach Unterrichtsfach unterschiedlich darstellt. Drucksache 18/254 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 2. Wie viele Gymnasiallehrkräfte werden in den nächsten fünf Jahren benötigt? Antwort: Die Bedarfe sind nur sehr bedingt zu prognostizieren. So stehen zum Beispiel bis 2017 deutlich rückläufige Schülerzahlen an den Gymnasien steigende Schülerzahlen an den aufwachsenden Gemeinschaftsschulen gegenüber. Zudem sind die Ersatzbedarfe nach Fächern und Regionen sehr unterschiedlich. So können zum Beispiel Bedarfe in Mathematik und Physik nicht durch Lehrkräfte mit Facultas Deutsch und Geschichte gedeckt werden. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass die zahlenmäßige Erfassung reiner Fach-Abgänge keine Information darüber enthält, ob eine aus dem Dienst ausschei- dende Lehrkraft ihre Studienfächer zuletzt überhaupt noch unterrichtet hat oder in welchem Stundenverhältnis ausscheidende Lehrkräfte ihre Studienfächer unterrichtet haben. 3. Wie viele Gymnasiallehrkräfte werden in den nächsten fünf Jahren aus dem Dienst ausscheiden? Antwort: Bis einschließlich 2017 werden an Gymnasien voraussichtlich rund 1.240 Lehrkräfte auf rund 1.150 Stellen aus dem Dienst scheiden. 4. Wie viele Gymnasiallehrkräfte werden in den nächsten fünf Jahren voraussicht- lich ausgebildet sein und können eingestellt werden? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Antwort: Im aktuellen Landeshaushalt des Jahres 2012 stehen 459 Planstellen für die Ausbil- dung von Referendarinnen und Referendaren der Laufbahn Gymnasien zur Verfü- gung. Da die Ausbildungsdauer drei Halbjahre umfasst, können derzeit pro Einstel- lungstermin also ca. 150 Personen eingestellt werden. Wie viele von diesen eingestellt werden können, hängt nicht nur von politischen Vor- gaben (z.B. zur Stundentafel oder zu Klassengrößen) und von den Haushaltsbe- Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/254 3 schlüssen des Landtages, sondern auch von den Fächern, der Eignung und der Fle- xibilität der einzelnen Absolventinnen und Absolventen ab. 5. Ist bereits jetzt eine Unterversorgung der Gymnasien mit Gymnasiallehrkräften abzusehen? Wenn ja, welche Fächer sind davon besonders betroffen? Antwort: In abgelegenen Regionen des Landes sowie in einzelnen Fächern ist es bereits seit Jahren schwierig, Lehrkräfte zu gewinnen. Als besondere Mangelfächer sind bislang die Fächer Physik und Mathematik ausgewiesen. 6. Gibt es bereits jetzt Lehrkräfte, die an Gymnasien unterrichten und nicht über die entsprechende Lehrbefähigung verfügen? Wenn ja, welche Lehrbefähigung haben diese Lehrkräfte, wie viele sind es und an welchen Schulen unterrichten sie? Antwort: Von den unbefristet an Gymnasien beschäftigten Lehrkräften haben ca. 330 nicht bzw. noch nicht die Lehrbefähigung für das höhere Lehramt, davon ca. 270 Lehrkräf- te der Laufbahn Grund- und Haupt- bzw. Realschullehrkraft. Von den Lehrkräften ohne Lehrbefähigung für das höhere Lehramt befinden sich ca. 200 Lehrkräfte an den sechs Gymnasien mit Regionalschulteil (organisatorische Verbindungen), denen entsprechende Stellen für Lehrkräfte mit Lehrbefähigung für die Sekundarstufe I zu- gewiesen sind. Dementsprechend befinden sich an den verbleibenden Gymnasien ca. 130 Lehrkräfte ohne Lehrbefähigung für das höhere Lehramt. 7. Welche Maßnahmen gedenkt die Landesregierung zu ergreifen, um einer dro- henden Unterversorgung der Gymnasien mit Gymnasiallehrkräften entgegen zu wirken? Antwort: In den nächsten fünf Jahren ist eine Unterversorgung der Gymnasien bis auf einige abgelegene Regionen nicht zu erwarten; Bedarf besteht lediglich in einzelnen Fä- chern (siehe Antwort auf Frage 2 und 5). Drucksache 18/254 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 4 Seit einigen Jahren werden in den Mangelfächern auch Quer- bzw. Seiteneinsteiger für den Schuldienst ausgebildet. Der dafür notwendige Erlass ist am 07.12.2011 vom damaligen Ministerium für Bildung und Kultur neu bekannt gegeben worden und trat am 1. Februar dieses Jahres in Kraft. Die Kapazitätsverordnung für die Einstellung in das Referendariat wird mit Wirkung zum 01.02.2013 geändert. Die Neuregelung gewährleistet, dass Lehrkräfte in Man- gelfächern gestuft nach Abhängigkeit ihres besonderen Bedarfs vorrangig eingestellt werden. Das Ministerium wirkt dem besonders ausgeprägten Lehrermangel im Fach Physik seit einigen Jahren durch eine Weiterbildungsmaßnahme in diesem Fach entgegen. Lehrkräfte anderer Fächern nehmen an einer anderthalbjährigen Weiterbildungs- maßnahme teil, um sich zusätzlich für das Fach Physik in der Sekundarstufe I zu qualifizieren.