SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/2612 18. Wahlperiode 2015-01-27 Kleine Anfrage der Abgeordneten Angelika Beer (PIRATEN) und Antwort der Landesregierung – Minister für Inneres und Bundesangelegenheiten SHEGIDA / PEGIDA in Schleswig-Holstein Angesichts der aktuellen PEGIDA Demonstrationen und Gegenaktivitäten hat es zahlreiche Stellungnahmen seitens der Mitglieder der Landesregierung und Abgeordneten des Landtages Schleswig-Holsteins gegeben. Im Hinblick auf die Aktivitäten der PEGIDA in Schleswig-Holstein mit dem Namen „SHEGIDA“ frage ich die Landesregierung: 1. Wie bewertet die Landesregierung die in Facebook als geschlossene Gruppe auftretende „SHEGIDA“ mit derzeit 189 Mitgliedern (aktueller Stand per 6. Januar 2015)? Antwort: Bei SHEGIDA handelt es sich offenkundig um einen Versuch von Rechtsextremisten, die Aktivitäten der ursprünglichen PEGIDA-Bewegung aus Dresden zu kopieren. An der verfassungsfeindlichen Motivation der Initiatoren von SHEGIDA bestehen keine Zweifel. In Schleswig-Holstein ist es bisher zu keiner Veranstaltung mit dem Themenbezug „SHEGIDA“ gekommen. Drucksache 18/2612 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 2. Liegen der Landesregierung Erkenntnisse darüber vor, ob Mitglieder bzw. Administratoren dieser SHEGIDA Gruppe an Aktivitäten der PEGIDA in anderen Bundesländern beteiligt waren? Antwort: Nein. 3. Sieht die Landesregierung einen Zusammenhang zwischen den schleswigholsteinischen SHEGIDA Mitgliedern und Unterstützern und Angehörigen der rechtsextremen Szene bzw. Mitgliedern der NPD? a) wenn ja, inwiefern? b) wenn nein – siehe 4. 4. Ist der Landesregierung bekannt, dass a) das Ratsmitglied der NPD in Neumünster, Mark Michael Proch, zu den Mitorganisatoren und b) der NPD Landesvorsitzende der NPD Hamburg, Steffen Holthusen, zu den UnterstützerInnen der SHEGIDA gehört? Antwort: Die Fragen 3 und 4 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet. Es ist bekannt, dass in der geschlossenen facebook-Gruppe „SHEGIDA“ Profile aufzufinden sind, die Personen aus verschiedenen rechtsextremistischen Strömungen, darunter auch Funktionären der NPD, zuzurechnen sind. Insofern ist es offenkundig, dass die Aktivitäten der SHEGIDA von Rechtsextremisten beeinflusst werden. 5. Verfügt die Landesregierung über Kenntnisse der Verbindung zwischen SHEGIDA und der in Dänemark agierenden „SIAD.DK“ und „Frit DK“? Antwort: Nein. 6. Hat die Landesregierung Hinweise auf bevorstehende Aktivitäten der „SHEGIDA“ und/oder „SIAD Dänemark“ in Schleswig-Holstein oder im benachbarten Grenzgebiet Dänemarks? Antwort: Konkrete Hinweise auf bevorstehende Aktivitäten der SHEGIDA liegen nicht vor. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass zukünftig Aktionen in Schleswig-Holstein, ggf. auch kurzfristig, geplant und durchgeführt werden. Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/2612 3 7. Hat die Landesregierung Hinweise oder Kenntnis darüber, dass es eine Verbindung zwischen SHEGIDA, NPD und zunehmenden Aktivitäten der NPD (unter aktiver Mitwirkung von NPD Mitglied Proch und dem NPD Vorsitzenden des Kreises Neumünster-Segeberg, Daniel Nordhorn) gegen die geplante Flüchtlingsaufnahmeeinrichtung in Boostedt – oder an anderen Flüchtlingsunterkünften gibt? Antwort: Die Situation rund um die geplante Flüchtlingsaufnahmeeinrichtung in Boostedt wird auch innerhalb der SHEGIDA-Gruppe thematisiert. 8. Für den Fall, dass es zu gemeinsamen, fremdenfeindlichen Aktivitäten der genannten Gruppierungen in Boostedt oder in Schleswig-Holstein kommt, sieht die Landesregierung dadurch die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet? Antwort: Jede Straftat, insbesondere mit fremdenfeindlichem Hintergrund, stört die öffentliche Sicherheit, gefährdet sie also nicht nur. 9. Welche Maßnahmen plant die Landesregierung, die Bevölkerung SchleswigHolsteins und die bei uns lebenden Flüchtlinge und AsylbewerberInnen sowie deren UnterstützerInnen über die Hintergründe und Aktivitäten der PEDIGA/SHEGIDA und NPD aufzuklären sowie für Toleranz und Zivilcourage bei uns im Land zu werben? Antwort: Das Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus in Schleswig-Holstein (BeraNet SH) wird 2015 verschiedene Fachveranstaltungen zu den Hintergründen und dem Umgang mit PEGIDA durchführen sowie Aufklärungsmaterialien bereitstellen.  Die Regionalen Beratungsteams (RBT`s) des BeraNet SH werden in regionalen Veranstaltungen zur Demokratieförderung die (alltags-)rassistischen Parolen von PEGIDA und ihren regionalen Ablegern analysieren/widerlegen.  Die RBT`s unterstützen zudem zivilgesellschaftliche Gruppen in ihren Aktivitäten gegen Rassismus und Rechtsextremismus.  In den Flüchtlingsunterkünften sind Aufklärungsveranstaltungen über PEGIDA für die Flüchtlinge geplant.  Außerdem soll das Sicherheitspersonal für die Belange der Flüchtlinge sensibilisiert werden.  Landesweit werden die RBT`s gemeinsam mit lokalen Partnerinnen und Partnern Veranstaltungen zur "Entwicklung einer kommunalen Willkommenskultur" durchführen.  Des Weiteren hat das BeraNet SH einen Aufklärungsflyer über Vorurteile und rassistische Hetze gegen Flüchtlinge entwickelt. Dieser wird in der Aufklärungsarbeit mit Kommunen, Schulen etc. eingesetzt. Aufgabe und Ziel des BeraNet SH ist es, für Toleranz und Zivilcourage im Land zu werben. Dies wird wie bisher umgesetzt. Über das neue Bundesprogramm "Demokratie leben!" kann zudem in 2015 ein Schwerpunkt auf den Themenbereich Islamfeindlichkeit und Antisemitismus gelegt werden