SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/4006 18. Wahlperiode 2016-03-24 Kleine Anfrage des Abgeordneten Oliver Kumbartzky (FDP) und Antwort der Landesregierung – Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Auswirkungen von Windkraftanlagen auf Tiere 1. Liegen der Landesregierung Erkenntnisse vor, wie viele Tiere in den letzten fünf Jahren in Schleswig-Holstein durch Windkraftanlagen verletzt oder getötet wurden? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht? Bitte gegebenenfalls nach Jahr und Tierart aufschlüsseln. Nein. Ein systematisches Monitoring von Schlagopfern an WEA in Schleswig- Holstein hat in den letzten Jahren nur in geringem Umfang an ausgewählten WEA stattgefunden. Eine Opfersuche ist mit einem hohen Zeit- und Personalaufwand verbunden und die Berechnung der tatsächlichen Kollisionszahlen aus den gefundenen Opfern methodisch schwierig. Untersuchungen haben gezeigt, dass es eine große Schwundrate von Kollisionsopfern durch das Verschleppen durch Beutegreifer gibt, sodass die gefundenen Tiere nur einen Teil der wirklich kollidierten Vögel/Fledermäuse ausmachen. Erschwerend kommt hinzu, dass in der Vegetationsperiode die Flächen unterhalb der WEA oft so hoch aufgewachsen sind, dass insbesondere kleine Tiere zwischen den Pflanzen kaum noch auffindbar sind. Kollisionsopfer-Untersuchungen können den Anlagenbetreibern aus rechtlichen Gründen nicht als Auflage in der Anlagengenehmigung auferlegt werden. Umfangreichere Schlagopfer-Untersuchungen (Vögel) und methodische Wei- Drucksache 18/4006 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 terentwicklungen wurden im Rahmen des vom Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie geförderten Forschungsvorhabens „Ermittlung der Kollisionsraten von (Greif-)Vögeln und Schaffung planungsbezogener Grundlagen für die Prognose und Bewertung des Kollisionsrisikos durch Windenergieanlagen (PROGRESS)“ vorgenommen. Hier wurden auch Schlagopferzahlen an WEA-Standorten in Schleswig-Holstein ermittelt. Die vollständigen Ergebnisse dieses Forschungsvorhabens sind allerdings noch nicht veröffentlicht und stehen daher zum derzeitigen Zeitpunkt nicht zur Verfügung. Angaben von Schlagopferfunden (Vögel und Fledermäuse) aus ganz Deutschland und Europa werden in der Schlagopferdatei der Staatlichen Vogelschutzwarte des Landes Brandenburg gesammelt, die unter http://www.lugv.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.312579.de einsehbar ist. Die Herkunft der Daten ist sehr heterogen. Die Datenbank beinhaltet vor allem bei den Vögeln in hohem Maße Zufallsfunde und nur in begrenztem Umfang Daten aus gezielten Untersuchungen oder Forschungsvorhaben. Aus diesem Grund ermöglicht sie keine seriösen Rückschlüsse zur Höhe der jährlich im Bundesgebiet oder in einzelnen Bundesländern an den WEA verunfallenden Vögel und Fledermäuse. Vögel Für Schleswig-Holstein sind in den Jahren 2011 - 2015 in dieser Datenbank die in Tabelle 1 dargestellten Angaben zu finden (nach Jahr und Art aufgeschlüsselt ). Die Opferzahlen aus der o.g. PROGRESS-Studie 2013/2014 (insgesamt 291 Kollisionsopfer in Norddeutschland) wurden von den Auftragnehmern noch nicht nach Bundesländern aufgeschlüsselt an die Vogelschutzwarte Brandenburg zum Einlesen in die Datenbank gegeben, sodass sie in der hier gegebenen Zusammenstellung noch nicht enthalten sind. Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/4006 3 Tab. 1: Anzahl der Kollisionsopfer an WEA in Schleswig-Holstein von 2011 – 2015 anhand der Fundkartei der Vogelschutzwarte Brandenburg. Die Zahlen geben nur die gefunden Opfer wieder und umfassen in den allermeisten Jahren nur Zufallsfunde. Hinweise auf die jährlich in Schleswig-Holstein kollidierenden Vögel lassen sich daraus nicht ableiten (s. Text). Fledermäuse Bei den Fledermäusen gestaltet sich aufgrund der geringen Größe die Kollisionsopfersuche noch schwieriger. Für Schleswig-Holstein liegt in der Brandenburger Funddatei für den Zeitraum 2011 – 2015 nur ein Nachweis vor (Eine Zwergfledermaus 2013). 2. Liegen der Landesregierung Erkenntnisse vor, bei welchen Anlagen (Nabenhöhe , Rotorendurchmesser) in den vergangenen fünf Jahren wie viele Tiere starben? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht? Nein. Es liegen aktuell nur Daten aus der „Brandenburger Schlagopferdatei“ vor, bei denen es sich überwiegend um Zufallsfunde handelt (s. Frage 1). Eine Zuordnung zur Narbenhöhe und zum Rotordurchmesser ist aus den vorliegenden Daten nicht ablesbar. 2011 2012 2013 2014 2015 Buchfink 1 Fasan 1 Feldlerche 1 1 Graugans 1 Kolkrabe 1 Kormoran 1 Mantelmöwe 1 Mauersegler 1 Mäusebussard 1 1 Rohrweihe 1 Rotmilan 1 Seeadler 3 2 1 5 Silbermöwe 4 Sperber 1 1 Star 1 Gesamtergebnis 3 11 7 2 8