SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/4478 18. Wahlperiode 2016-08-17 Kleine Anfrage der Abgeordneten Katja Rathje-Hoffmann (CDU) und Antwort der Landesregierung - Ministerin für Schule und Berufsbildung Fachkräftebedarf in Kindertageseinrichtungen Vorbemerkung der Fragestellerin: Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fehlen in Schleswig-Holsteinischen Kindertageseinrichtungen bis zu 1.700 vollzeitbeschäftigte Fachkräfte. 1. Wie viele Schulplätze gibt es derzeit in Schleswig-Holstein für a) Sozialpädagogische Assistentinnen und Assistenten b) Erzieherinnen und Erzieher Bitte getrennt nach Schulen gliedern. Antwort: Die Angaben lassen sich der nachfolgenden Tabelle entnehmen: 2 Kreis Schulname BFS Typ III - Sozialpädagogik FS - Sozialpädagogik FS - Sozialpädagogik, berufsbegleitend Gesamtergebnis Flensburg RBZ Hannah-Arendt-Schule 113 214 22 349 Kiel RBZ1 - Regionales Berufsbildungszentrum 199 387 95 681 Lübeck Dorothea-Schlözer-Schule 154 208 51 413 Neumünster Elly-Heuss-Knapp-Schule - Regionales Berufsbildungszentrum 110 321 104 535 Dithmarschen Regionales BerufsBildungsZentrum Dithmarschen 107 177 284 Hzgt. Lauenburg Berufsbildungszentrum Mölln 168 269 60 497 Nordfriesland Berufliche Schule 143 143 Berufliche Schule 54 158 212 Ostholstein Berufliche Schule 106 136 54 296 Pinneberg Berufliche Schule 100 206 306 Plön Regionales Berufsbildungszentrum des Kreises Plön 106 220 326 Rendsburg- Eckernförde Berufsbildungszentrum Rendsburg-Eckernförde 147 145 292 Schleswig- Flensburg Regionales Berufsbildungszentrum des Kreises Schleswig -Flensburg 153 324 477 Segeberg Berufsbildungszentrum Bad Segeberg 77 37 114 Berufsbildungszentrum Norderstedt 56 56 Steinburg Regionales Berufsbildungszentrum des Kreises Steinburg 153 133 286 Stormarn Berufliche Schule 104 53 157 Berufliche Schule 105 105 2.155 2.988 386 5.529 3 2. Wie viele Bewerber gibt es derzeit für a) Sozialpädagogische Assistentinnen und Assistenten b) Erzieherinnen und Erzieher Bitte getrennt nach Schulen gliedern. Antwort: Diese Daten sind kein Merkmal der amtlichen Schulstatistik. 3. Wie hoch wird der Personalbedarf an a) Sozialpädagogische Assistentinnen und Assistenten b) Erzieherinnen und Erzieher in den nächsten 5 Jahren gesehen? Antwort: Gemäß Berechnungen der TU Dortmund ist davon auszugehen, dass zwischen den Jahren 2014 und 2020 ca. 3.200 Personen aus den Kindertageseinrichtungen ausscheiden werden. Pädagogisch und leitend Tätige, die voraussichtlich das Arbeitsfeld Kindertagesbetreuung verlassen werden, nach Art des Ausscheidens 2014-2020 (Schleswig-Holstein) 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Übergang in Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit 46 75 75 75 75 75 75 Übergang in Rente wegen Alter 103 166 199 267 294 297 351 vorzeitiges Verlassen des Arbeitsfeldes (1% jährlich) 148 148 148 148 148 148 148 Abgänge in Schleswig- Holstein insgesamt pro Jahr 298 389 422 491 517 520 574 Kumulativ bis zum Jahr 2020 298 687 1.109 1.600 2.117 2.638 3.211 Quelle: Statistisches Bundesamt: Kinder und tätige Personen in Kindertageseinrichtungen 2014, eigene Berechnungen, veröffentlicht als Summe in Schilling 2014, S. 105 Vor dem Hintergrund der steigenden Anzahl der Flüchtlingskinder sowie der geplanten Verbesserung des Fachkraft-Kind-Schlüssels wird der Mehrbedarf an Fachkräften auf ca. 560 Personen geschätzt. Eine Differenzierung des Bedarfs nach Erziehern und SPA kann nicht vorgenommen werden. Drucksache 18/4478 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 4 4. Wie viele Frauen und Männer haben die Ausbildungen in den vergangenen 5 Jahren ohne Abschluss vorzeitig beendet? Bitte absolut und prozentual angeben . Welche sind die am häufigsten genannten Gründe, die zum vorzeitigen Abbruch der Ausbildungen führen? Antwort: Die Gründe, die zum Abbruch der Ausbildung führen, werden im Ministerium für Schule und Berufsbildung (MSB) statistisch nicht erhoben. Die Erfahrungen an den Fachschulen zeigen jedoch, dass insbesondere die berufsbegleitende Ausbildung eine hohe Belastung für die Schülerinnen und Schüler darstellt und häufig zum Abbruch führt. Absolventen/-innen und Abgänger aus den Ausbildungsgängen „Sozialpädagogische/r Assistentin/Assistent“ und „Erzieher/in“ Schuljahr 2015/16 Bildungsgang Bildungsgang nicht vollständig durchlaufen Anteil an allen Absolventen/-innen und Abgängern des Bildungsganges BFS Typ III - Sozialpädagogik 196 17,9 FS - Sozialpädagogik 172 16,8 FS - Sozialpädagogik, berufsbegleitend 37 26,4 Gesamtergebnis 405 17,9 Absolventen/-innen und Abgänger aus den Ausbildungsgängen „Sozialpädagogische/r Assistentin/Assistent“ und „Erzieher/in“ Schuljahr 2014/15 Bildungsgang Bildungsgang nicht vollständig durchlaufen Anteil an allen Absolventen/-innen und Abgängern des Bildungsganges BFS Typ III - Sozialpädagogik 154 15,6 FS - Sozialpädagogik 197 20,7 FS - Sozialpädagogik, berufsbegleitend 32 35,2 Gesamtergebnis 383 18,8 Absolventen/-innen und Abgänger aus den Ausbildungsgängen „Sozialpädagogische/r Assistentin/Assistent“ und „Erzieher/in“ Schuljahr 2013/14 Bildungsgang Bildungsgang nicht vollständig durchlaufen Anteil an allen Absolventen/-innen und Abgängern des Bildungsganges BFS Typ III - Sozialpädagogik 177 17,4 FS - Sozialpädagogik - AG Erzieherin/Erzieher VZ 175 19,0 FS - Sozialpädagogik - AG Erzieherin/Erzieher - berufsbegleitend 31 66,0 FS - Sozialpädagogik - AG Fachkraft für Dialog und Anleitung VZ 2 10,5 Gesamtergebnis 385 19,2 Absolventen/-innen und Abgänger aus den Ausbildungsgängen „Sozialpädagogische/r Assistentin/Assistent“ und „Erzieher/in“ Schuljahr 2012/13 Bildungsgang Bildungsgang nicht vollständig durchlaufen Anteil an allen Absolventen/-innen und Abgängern des Bildungsganges BFS Typ III - Sozialpädagogik 121 13,6 FS - Sozialpädagogik 140 18,8 FS - Sozialpädagogik, berufsbegleitend 12 92,3 Gesamtergebnis 273 16,6 5. Wie viele Erzieherinnen und Erzieher arbeiten derzeit als Schulassistenten in den Schleswig-Holsteinischen Schulen? Antwort: Derzeit sind 246 Erzieherinnen bzw. Erzieher als Schulische Assistenzkräfte tätig, 114 Personen bei Schulträgern oder freien Trägern (Stand: 31.03.2016) und 132 beim Land Schleswig-Holstein (Stand: 01.08.2016). Drucksache 18/4478 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 6 6. Welche Maßnahmen unternimmt die Landesregierung, um die Lücke bei den Fachkräften zu schließen? Welchen Beitrag leisten die jeweiligen Maßnahmen und in welchem Jahr werden sie wirksam? Antwort: Während sich im Schuljahr 2013/14 noch 3.106 Erzieher/innen, 2.064 Sozialpädagogische Assistenten/innen und 118 Heilpädagogen/innen in der Ausbildung befanden, sind es im Schuljahr 2015/16 bereits 3.548 Erzieher/innen, 2.292 Sozialpädagogische Assistenten/innen und 211 Heilpädagogen/innen. Im Jahr 2014 haben 882 Personen die Erzieherausbildung und 842 Personen die Ausbildung zum Sozialpädagogischen Assistenten/zur Sozialpädagogischen Assistentin absolviert, im Jahr 2015 waren es 1.012 Personen, die die Ausbildung zum/zur Erzieher/Erzieherin und 920 Personen, die die Ausbildung zum/zur Sozialpädagogischen Assistenten/Assistentin erfolgreich beendet haben. In diesem Jahr werden folgende Absolventen erwartet: 991 Erzieher/Erzieherinnen 863 Sozialpädagogische Assistenten/Assistentinnen Für das kommende Jahr werden 1.236 neu ausgebildete Erzieher/Erzieherinnen sowie 1.162 sozialpädagogische Assistenten/Assistentinnen erwartet. Im Bundesdurchschnitt wird angenommen, dass 65% der ausgebildeten Erzieher/Erzieherinnen sowie 30% der Sozialpädagogischen Assistenten/Assistentinnen in dem Bereich der Kindertageseinrichtungen arbeiten. Hinzu kommen die Absolventen der Universität bzw. Fachhochschule aus den einschlägigen Fachrichtungen: Anzahl der eingeschriebenen Studierendenzahlen im Wintersemester 2014/2015 in Studiengängen, die für eine Tätigkeit in Kindertagesstätten qualifizieren Hochschule Studiengang Anzahl der Studierenden CAU Kiel Bachelorstudiengang Pädagogik 737 CAU Kiel 1-Fach Masterstudiengang Pädagogik 232 CAU Kiel 2-Fach Masterstudiengang Pädagogik 70 FH Kiel Bachelorstudiengang Erziehung und Bildung im Kindesalter (Grundform) 196 FH Kiel Bachelorstudiengang Erziehung und Bildung im Kindesalter (Aufbauform) 38 FH Kiel Bachelorstudiengang Soziale Arbeit (Schwerpunkt Erziehung und Bildung) 133 FH Kiel Masterstudiengang Forschung, Entwicklung, Management in Sozialer Arbeit, Rehabilitation/Gesundheit oder Kindheitspädagogik (Schwerpunkt Kindheitspädagogik) 19 Gesamt 1.425 7. Werden die beabsichtigten Maßnahmen nach Ansicht der Landesregierung ausreichen, um den Fachkräftebedarf in den Kindertageseinrichtungen bis 2020 vollständig zu decken? Wenn nein, wie groß wird die Lücke in den kommenden Jahren voraussichtlich sein und wie soll der personelle Engpass nach Auffassung der Landesregierung überbrückt werden? Antwort: Ja, die Maßnahmen werden ausreichen, um den Fachkräftebedarf in den Kindertageseinrichtungen bis 2020 vollständig zu decken. In der Vergangenheit sind die Kapazitäten zuletzt im Jahr 2013 einhergehend mit dem Rechtsanspruch auf Kindertagesbetreuung ab dem ersten Lebensjahr erweitert worden. Es sind drei weitere Fachschulen (Bad Oldesloe, Husum und Bad Segeberg ) für pädagogisches Personal gegründet worden, so dass inzwischen jeder Kreis und jede kreisfreie Stadt in Schleswig-Holstein über eine Fachschule Sozialpädagogik und Berufsfachschule Sozialpädagogik verfügt. Das MSB hat in den vergangenen Jahren die Zahlen der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern kontinuierlich gesteigert, sodass inzwischen jährlich über 3.000 junge Menschen in SH die Ausbildung durchlaufen und jährlich ca. 1.000 Erzieherinnen und Erzieher die Ausbildung erfolgreich abschließen und dem Markt zur Verfügung stehen. Dazu kommen eine wachsende Zahl von Heilerziehungspflegerinnen und Heilerziehungspflegern (zzt. 302 Personen), die in SH ebenfalls als Gruppenleitungskräfte eingesetzt werden können. Neben einer Erhöhung der Ausbildungskapazitäten hat die Landesregierung folgende Maßnahmen ergriffen: Einführung der berufsbegleitenden Ausbildung Öffnung der Fachkräfteverordnung Angebot von Anpassungsqualifizierungen für Erzieherinnen und Erzieher, Heilerziehungspflegerinnen und -pfleger sowie für Heilpädagoginnen und -pädagogen mit im Ausland erworbener Qualifikation Drucksache 18/4478 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 8 Teilnahme des MSGWG und des MSB an zwei ESF-Bundesmodellprojekten („Quereinstieg- Männer und Frauen in Kita“ und „Lernort Praxis“) Umschulung von Arbeitslosen und Arbeitssuchenden im Rahmen einer Weiterbildungsmaßnahme an drei Standorten Vor dem Hintergrund der stets steigenden Bewerberzahlen für die einschlägigen Ausbildungsberufe und der bereits ausgebauten Kapazitäten sieht das MSB keinen unmittelbaren Handlungsbedarf, die Ausbildung weiter signifikant zu erhöhen. Erwartet wird jedoch ein erhöhter Bedarf an Heilerziehungspflegerinnen und - pflegern und Heilpädagoginnen und -pädagogen. Um den erhöhten personellen Anforderungen aus dem Bereich Inklusion gerecht zu werden, ist im BBZ Oldenburg, Außenstelle Lensahn, eine Fachschule Heilpädagogik und in der BS Husum eine Fachschule Heilerziehungspflege eröffnet worden. Damit wird die Ausbildung auch in diesen Fachrichtungen erhöht. Es ist geplant, an der Fachschule Meldorf eine Klasse für Heilpädagogik einzurichten.