SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/4767 18. Wahlperiode 2016-10-26 Kleine Anfrage des Abgeordneten Oliver Kumbartzky (FDP) und Antwort der Landesregierung – Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Wiederansiedlung des Bibers in Schleswig-Holstein 1. Gibt es aktuell Biber in Schleswig-Holstein? Wenn ja, wo und wie viele? Wenn nein, bis wann gab es wo Biber in Schleswig-Holstein? 1996 erreichten Biber der ostdeutschen Population das Elbufer zwischen Lauenburg und Geesthacht. Inzwischen hat sich dort und auf der niedersächsischen Seite eine kleine Population begründet, die sich erfolgreich fortpflanzt. Einzelne Tiere haben Hamburg zwischenzeitlich passiert und sind in das Flusssystem der Stör eingewandert. Weitere Einzeltiere sind in den Bereich des Elbe-Lübeck-Kanals vorgedrungen. Vorkommen von Einzeltieren bei Wacken und im Aukrug sind vermutlich auf unfreiwillige Auswilderungen im Bereich einer Tierhaltung bei Wacken zurückzuführen. Der genaue Bestand der schleswig-holsteinischen Population ist gegenwärtig nicht bekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass es sich um sehr wenige Individuen handelt (ca. 20 bis 30 Exemplare). An der Elbe und am Elbe- Lübeck-Kanal wird der Bestand auf sehr niedrigem Niveau als stabil eingeschätzt . Die Art wird in der Roten Liste der Säugetiere in der Kategorie 1 „Vom Aussterben bedroht“ gelistet. 2. Kann mit einer dauerhaften Wiederansiedlung des Bibers in Schleswig- Holstein in den kommenden fünf Jahren gerechnet werden? Wenn ja, in welchen Regionen Schleswig-Holsteins? Siehe Antwort zu Frage Nr. 1. Drucksache 18/4767 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 3. Erwägt die Landesregierung, die Wiederansiedlung des Bibers in Schleswig- Holstein zu unterstützen? Wenn ja, durch welche Maßnahmen? Wenn nein, warum nicht? Es ist nicht geplant, Maßnahmen zur Wiederansiedlung des Bibers in Schleswig -Holstein zu ergreifen, die die natürliche Wiederbesiedlung unterstützen. Nachdem Fachleute in Schleswig-Holstein seit Mitte der 1960er Jahre von der grundsätzlichen Eignung einiger Regionen des Landes für Biber ausgegangen waren, zeigte ein weiteres Gutachten aus dem Jahr 1995, dass in keinem Gebiet des Landes die Voraussetzungen für die Ansiedlung einer stabilen Biberpopulation von ca. 50 Familien gegeben waren. Es wurde deshalb von aktiven Ansiedlungsmaßnahmen abgeraten. Im Rahmen des Gutachtens wurde vielmehr davon ausgegangen, dass es in absehbarer Zeit zu einer natürlichen Ansiedlung über Mecklenburg- Vorpommern kommen würde. Wie in der Frage zu Antwort 1 dargelegt, bewahrheitete sich diese Prognose in der Folge. Aufgrund der schlechten Prognose bezüglich aktiver Wiederansiedlungsprogramme und des Umstands, dass die Tiere auf natürlichem Wege in ehemalige Areale einwandern würden, wurde deshalb von entsprechenden Maßnahmen abgesehen beziehungsweise zuvor eingeleitete Bemühungen noch im Planungsstadium beendet. 4. Welche Auswirkungen hätte eine Wiederansiedlung des Bibers auf die lokale Fauna und Flora sowie auf die Land- und Forstwirtschaft in Schleswig- Holstein? Gegenwärtig ist die Biberpopulation im Lande sehr klein und zeigte in den letzten Jahren auch keine wesentlichen Ausbreitungstendenzen. Deshalb ist derzeit nicht davon auszugehen, dass sich durch die Tiere schwer wiegende Probleme ergeben werden. Da es sich beim Biber um eine ursprünglich in Schleswig-Holstein vorkommende gebietsheimische Art handelt, dürfte auch bei einer weiteren Ausbreitung davon ausgegangen werden, dass es keine Probleme mit anderen geschützten Tier- und Pflanzenarten geben wird. Denkbar sind allerdings – eine weitere wesentliche Ausbreitung der Art vorausgesetzt – Probleme in Bezug auf die Landwirtschaft und den Küstenschutz . Neben den bekannten Biberburgen neigen die Tiere auch zur Anlage von Erdbauten im Bereich der besiedelten Ufer. In diese unterirdischen Burgen können auf landwirtschaftlichen Nutzflächen zum einen landwirtschaftliche Geräte einsinken zum anderen können Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen – insbesondere an Mais – entstehen. Weiterhin kann es durch die unterirdischen Bauten zu Problemen im Zusammenhang mit dem Hochwasser - und Küstenschutz kommen. Aufgrund der engen Bindung an Gewässer wird gegenwärtig ein Problempotential hinsichtlich der Forstwirtschaft nicht gesehen.