SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/4876 18. Wahlperiode 2016-11-24 Kleine Anfrage des Abgeordneten Oliver Kumbartzky (FDP) und Antwort der Landesregierung - Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Entwicklung der Kauf- und Pachtpreise landwirtschaftlicher Flächen Vorbemerkung der Landesregierung: Die folgenden Angaben beruhen auf der aktuellen amtlichen Statistik. Die Landesregierung beabsichtigt, ab dem Jahr 2017 beim LLUR eine jährliche Statistik zu Kaufund Pachtpreisen, wie sie bis 1999 geführt wurde, wieder einzuführen. Ausführliche Informationen finden sich im Agrarbericht der Landesregierung unter: http://www.schleswig-holstein.de/DE/Schwerpunkte/Agrarstatistik/ ZahlenFakten/agrarstruktur_Dossier.html? cms_notFirst=true&cms_docId=1838908 Des Weiteren hat das Statistikamt Nord einen Statistischen Bericht zu den Kaufwerten landwirtschaftlicher Grundstücke in Schleswig-Holstein 2015 veröffentlicht, der unter dem folgenden Link einsehbar ist: http://www.statistik-nord.de/fileadmin/Dokumente/Statistische_Berichte/ wirtschaft_und_finanzen/M_I_7_j_S/M_I_7_j15_SH.pdf Veröffentlichungen des Statistikamts Nord zu den Pachtpreisen finden sich unter http://www.statistik-nord.de/publikationen/publikationen/statistischeberichte /landwirtschaft/dokumentenansicht/384/produkte/ Drucksache 18/4876 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 1. Wie hoch ist nach Kenntnis der Landesregierung der durchschnittliche Kaufpreis für 1 ha landwirtschaftliche Nutzfläche in Schleswig-Holstein? Soweit möglich, bitte Grünland und Ackerland getrennt und nach Landkreisen angeben . Im Jahr 2015 lag nach Angaben des Statistikamtes Nord (StaNord) der durchschnittliche Kaufpreis für Einzelflächen (ohne Gebäude und Inventar) bei 26.494 Euro/ha LF und damit geringfügig höher als im Vorjahr. Für die Kaufpreise landwirtschaftlicher Grundstücke sind keine getrennten Angaben für Acker- und Grünland vorhanden. Regional wiesen die Kaufwerte im Jahr 2015 je ha landwirtschaftliche Nutzfläche eine große Spanne von ca. 22.000 Euro im Landkreis Segeberg bis zu ca. 33.000 Euro im Landkreis Stormarn auf. Gegenüber dem Vorjahr veränderten sich die durchschnittlichen Kaufwerte in den einzelnen Kreisen des Landes sehr unterschiedlich, wie auch der folgenden Tabelle zu entnehmen ist. Kaufpreise nach Landkreisen in Schleswig-Holstein in den Jahren 2011 -2015 2011 2012 2013 2014 2015 Region Einzelflächen in ha Kaufpreis in Euro /ha Einzelflächen in ha Kaufpreis in Euro /ha Einzelflächen in ha Kaufpreis in Euro /ha Einzelflächen in ha Kaufpreis in Euro /ha Einzelflächen in ha Kaufpreis in Euro /ha Kreisfreie Städte zusammen 20 14.557 26 21.984 18 25.668 X X 23 29362 Dithmarschen 520 17.637 429 17.704 379 22.675 377 25.685 469 25696 Hzgt. Lauenburg 338 19.319 158 18.214 284 27.607 X X 282 26137 Nordfries - land 1596 17.123 900 22.913 1074 22.376 565 23.352 802 25092 Ostholstein 211 23.535 356 28.560 460 35.893 303 39.625 315 30749 Pinneberg 350 23.182 265 27.518 266 26.946 244 26.103 182 26600 Plön 289 23.662 291 20.214 204 23.151 265 27.839 248 27072 Rendsburg - Eckernförde 573 16.422 713 21.309 606 24.065 594 23.789 522 24548 Schleswig - Flensburg 612 19.745 379 21.033 376 25.149 176 27.719 529 27772 Segeberg 283 16.839 275 24.767 158 22.890 127 25.100 147 22329 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode Drucksache 16/4876 3 Stein-- burg 528 15.925 270 17.274 379 19.006 309 21.410 245 23709 Stormarn 232 27.820 295 36.742 220 29.410 75 36.690 233 33637 Quelle: StaNord; X: Zahlenwert unbekannt oder geheim zu halten (Datenschutz) 2. Wie hat sich der durchschnittliche Kaufpreis seit dem Jahr 2010 entwickelt? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Im Zeitraum von 2010 bis 2015 sind die Kaufpreise für landwirtschaftliche Grundstücke um ca. 57 % von 16.923 €/ha LF auf 26.494 €/ha LF gestiegen. Nach anfänglich größeren Preissteigerungen liegt der Kaufpreis im Jahr 2015 mit 26.494 €/ja ha LF nur geringfügig höher als im Jahr 2014 mit 26.311 € je ha LF. Die folgende Tabelle zeigt die Entwicklung seit dem Jahr 2010 auf. Kaufpreisentwicklung landwirtschaftlich genutzter Flächen (LF) in Schleswig -Holstein Jahr Kaufpreis in €/ha LF 2010 16.923 2011 18.797 2012 23.063 2013 25.013 2014 26.311 2015 26.494 Quelle: StaNord 3. Wie hoch ist der durchschnittliche Pachtpreis für 1 ha landwirtschaftliche Nutzfläche in Schleswig-Holstein? Bitte Grünland und Ackerland getrennt und nach Landkreisen angeben. 4. Wie hat sich der durchschnittliche Pachtpreis seit dem Jahr 2010 entwickelt? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Die Fragen 3 und 4 werden wegen ihres Sachzusammenhangs zusammen beantwortet. Die amtliche Agrarstatistik fragt alle drei Jahre eine Stichprobe von Betrieben im Rahmen der Agrarstrukturerhebungen nach Pachtpreisen. Dies ermöglicht es, einen durchschnittlichen Pachtpreis für das Land und für die Hauptnaturräume zu ermitteln. Die aktuellsten Daten liegen für 2013 vor; zur Zeit wird die Agrarstrukturerhebung 2016 durchgeführt, Ergebnisse werden im zweiten Quartal 2017 veröffentlicht. Drucksache 18/4876 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 4 Durchschnittliche Pachtpreise für Landkreise können nur aus einer Befragung aller landwirtschaftlichen Betriebe im Rahmen einer Landwirtszählung alle zehn Jahre errechnet werden, dies war zuletzt in 2010 der Fall. Hierzu wird auf die anliegende Tabelle verwiesen. Erst mit der nächsten Landwirtschaftszählung im Jahr 2020 wird es wieder Aussagen seitens der amtlichen Agrarstatistik zur Höhe der Pachtpreise in den Landkreisen geben (Veröffentlichung im Jahr 2021). Die Entwicklung der durchschnittlichen Pachtpreise in Schleswig-Holstein für die landwirtschaftliche Nutzfläche (LF) insgesamt, Ackerland und Grünland von 2010 bis 2013 zeigt die nachfolgende Tabelle auf. LF insgesamt Ackerland Dauergrünland 2010 2013 2010 2013 2010 2013 294 €/ha 363 €/ha 339 €/ha 423 €/ha 208 €/ha 255 €/ha Plus 23,5% Plus 24,8% Plus 22,6% Quelle: StaNord Die je nach „Wertigkeit“ der Flächen unterschiedliche Höhe der Pachtpreise ist insgesamt gesehen vom Jahr 2010 zum Jahr 2013 um durchschnittlich 23,5 % gestiegen, wobei zwischen Acker- und Grünland kein gravierend unterschiedlicher Anstieg zu verzeichnen ist. 5. Wie sehr ist Schleswig-Holstein nach Kenntnis der Landesregierung von außerlandwirtschaftlichen Landkäufen betroffen bzw. wie viele Flächen (in ha) wurden seit dem Jahr 2010 an nichtlandwirtschaftliche Investoren veräußert? Zu welchem durchschnittlichen Kaufpreis (je ha) wurden diese veräußert? Schleswig-Holstein ist von dieser Entwicklung, die vor allem in Ostdeutschland bzw. Osteuropa zu beobachten ist, nach allgemeiner Einschätzung vergleichsweise wenig betroffen. 6. Welchen Einfluss haben nach Information bzw. Ansicht der Landesregierung Bodenspekulationen auf die Pacht- und Kaufpreise für landwirtschaftliche Nutzflächen in Schleswig-Holstein? Bitte begründen. Der Einfluss von Bodenspekulationen auf die Pacht- und Kaufpreise ist bislang in Schleswig-Holstein relativ gering. Ein wesentlicher Grund hierfür ist im Vergleich zu Ostdeutschland die geringe Bodenmobilität aufgrund gefestigter Eigentumsstrukturen. Mit ca. 50 % weist Schleswig-Holstein im bundesweiten Vergleich (BRD: 38,4 %; Spektrum: 18,9 % - 50,7 %) einen ausgewogenen Eigentumsanteil auf. Lediglich Bayern hat noch einen höheren Eigentumsanteil mit 50,7 %. Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode Drucksache 16/4876 5 Betriebliches Wachstum findet in Schleswig-Holstein in der Regel über Pacht statt, da so Eigenkapital geschont wird und die Kreditbelastung gering ist. Insgesamt ist das Angebot sowohl auf dem Pacht- als auch dem Bodenmarkt unelastisch und die Preisbildung hängt entscheidend von der Nachfrage der Landwirte und deren Erwartungshaltung an die Grundrente ab. Der Bodenmarkt ist von Natur aus kein „vollkommener Markt“. Die Flächen sind uneinheitlich , der Markt ist kleinräumig, immobil und intransparent. 7. Welchen Einfluss hat die Bioenergienutzung nach Information bzw. Ansicht der Landesregierung auf den Pacht- und Bodenmarkt für landwirtschaftliche Nutzflächen in Schleswig-Holstein? Bitte begründen. Derzeit werden in Schleswig-Holstein etwa 17 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche für den Anbau nachwachsender Rohstoffe und Energiepflanzen genutzt - für die Biogaserzeugung, für die Biokraftstoffproduktion, feste Biomasse (Holz) für die energetische und stoffliche Verwertung und diverse nachwachsende Rohstoffe für stoffliche Verwendungen. Die Bioenergienutzung ist somit einer von vielen Faktoren, die den Bodenmarkt beeinflussen. Die Eigentümer bzw. Pächter entscheiden über die Nutzung nach Maßgabe der relativen Vorzüglichkeit in Abhängigkeit von schwankenden Preisrelationen .