SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/4957 18. Wahlperiode 2016-12-15 Kleine Anfrage des Abgeordneten Christopher Vogt (FDP) und Antwort der Landesregierung – Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie Fachkräftemangel in Schleswig-Holstein Vorbemerkung des Fragestellers: In Schleswig-Holstein werden laut Landesregierung bis 2030 etwa 97.000 Arbeitskräfte fehlen, davon 85.000 mit mittlerer Qualifikation (Berufsabschluss) und 12.000 Hochqualifizierte (Vgl. Grünbuch Landesentwicklungsstrategie Schleswig-Holstein 2030, S. 28; Bericht der Landesregierung: Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt in Schleswig-Holstein, LT-Drucksache 18/3530, S. 2). 1. Ist die Landesregierung der Ansicht, dass es bereits heute einen Fachkräftemangel in Schleswig-Holstein gibt? Wenn ja, in welchen Berufen bzw. Branchen und Regionen herrscht der größte Mangel an Fachkräften und worauf begründet die Landesregierung ihre Einschätzung? Antwort: Aktuell herrscht in Schleswig-Holstein kein flächendeckender oder bundeslandspezifischer Fachkräftemangel. Allerdings treten in einzelnen technischen Berufsfeldern und in Gesundheits- und Pflegeberufen bereits heute personelle Engpässe auf. Die Landesregierung begründet ihre Einschätzung anhand der Zahlen aus den Analysen des Arbeitsmarktmonitors und der Engpassanalysen der Bundesagentur für Arbeit sowie Statistiken des Instituts für Arbeitsmarktund Berufsforschung. Des Weiteren hat die Landesregierung im Rahmen der Arbeit der Fachkräfteinitiative erhöhte Fachkräftebedarfe in den Branchen Logistik , Tourismus und Pflege festgestellt. Drucksache 18/4957 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 2. In welchen Bereichen (Branchen bzw. Berufen) und Regionen droht nach Ansicht der Landesregierung in Schleswig-Holstein bis 2030 ein Fachkräftemangel und worauf begründet die Landesregierung ihre Einschätzung? Antwort: Derzeit werden die stärksten Betroffenheit für den Bereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von KFZ mit über 20.000 fehlenden Fachkräften bis 2030 prognostiziert, gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe und dem Gesundheitsund Sozialwesen mit jeweils 14.000 Personen. Für die Westküste und kreisfreien Städte Kiel, Neumünster und Lübeck wird bis 2030 eine geringere Fachkräftelücke prognostiziert als im Rest des Landes . Den Kreisen Rendsburg-Eckernförde, Pinneberg und Stormarn fehlen zahlenmäßig die meisten Fachkräfte. Die größte relative Fachkräftelücke wurde für den Kreis Plön berechnet. Datengrundlage ist die 2013 vom Institut für quantitative Marktforschung & statistische Datenanalyse (analytix) vorgelegten Studie „Arbeitskräfteprojektion 2030 in den Kreisen in Schleswig-Holstein“. (Quelle analytix, 2013) 3. Gibt es nach Ansicht der Landesregierung Branchen und Berufsfelder, in denen ein Fachkräfteüberangebot vorherrscht bzw. bei denen davon ausgegangen wird, dass mittelfristig ein Fachkräfteüberangebot eintreten wird? Wenn ja, welche? Wie hoch wir dieses Überangebot jeweils eingeschätzt? Antwort: Die Prognoseberechnungen für Schleswig-Holstein im Basisszenario bis zum Jahr 2030 zeigen, dass für Personen mit geringer Qualifikation ein Arbeitskräfteüberhang besteht. Dieser wird sich voraussichtlich zwischen 2015 mit gut 6.000 Personen auf etwa 3.500 Personen im Jahr 2030 reduzieren. 4. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung bisher ergriffen, um einer mögliche Über- oder Unterversorgung von Fachkräften entgegenzuwirken? Antwort: Mit der 2012 gegründeten Fachkräfteinitiative „Zukunft im Norden“ wurde mit 23 Partnern aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Kammern, Wissenschaft, Politik Drucksache 18/4957 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 3 und Kommunen ein breites Netzwerk etabliert. Ziel der Fachkräfteinitiative ist die Entwicklung und Sicherung des Fachkräfteangebots in Schleswig-Holstein. Unter der engagierten Mitarbeit von 47 Institutionen wurde ein Maßnahmenkatalog über 140 laufende und neue Einzelmaßnahmen zusammengestellt, der in fünf Handlungsfeldern strukturiert ist. Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung und Weiterbildung (KoFW) ist die zentrale Umsetzungsstruktur der Fachkräfteinitiative. Es operiert landesweit und führt eigene Untersuchungen, Analysen und Monitorings zu den Themen demografische Entwicklung, Fachkräftebedarf und Aus- und Weiterbildung für Regionen und Branchen durch. Besondere Schwerpunkte sind dabei aktuell die Branchen Logistik, Tourismus und Pflege. Das KoFW ist darüber hinaus zentrale Schnittstelle für die Beraternetzwerke Fachkräftesicherung und Weiterbildung. Mit dem Beratungsnetzwerk Fachkräftesicherung werden gezielt kleine und mittlere Unternehmen bei der Gewinnung und Sicherung von Fachkräften unterstützt. Weiterbildung ist ein zentraler Hebel für die Deckung des zukünftigen Fachkräftebedarfs in Schleswig-Holstein. Die Landesregierung fördert die berufliche Weiterbildung durch eine Vielzahl von Maßnahmen, z.B. die Weiterbildungsberatung, den Weiterbildungsbonus und die Förderung des Kursportals Schleswig-Holstein.