SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/5088 18. Wahlperiode 2017-02-08 Kleine Anfrage des Abgeordneten Volker Dornquast (CDU) und Antwort der Landesregierung - Ministerin für Schule und Berufsbildung Gewalt an allgemein bildenden Schulen in Schleswig-Holstein Vorbemerkung der Landesregierung: „Der Bildungsauftrag der Schule ist durch pädagogische Maßnahmen zu gewährleisten “ (§ 24 Schulgesetz (SchulG)). Lehrkräfte an den Schulen arbeiten mit jungen Menschen, die in der Findungsphase ihrer eigenen Identität sind, die ihre eigenen Grenzen austesten und auch ihre Sozialkompetenz weiter entwickeln; dabei werden sie von den Lehrkräften und anderen an Schule Tätigen unterstützt. Gewaltprävention gehört zum pädagogischen Auftrag von Schule, da Schülerinnen und Schüler lernen müssen, mit Konflikten gewaltfrei umzugehen. Dabei werden die Schulen durch ein breites Bündel von Maßnahmen durch das MSB und das IQSH unterstützt. Dennoch kommen verbale oder körperliche Grenzüberschreitungen durch Schülerinnen und Schüler in Schule vor. Für die Frage, wann eine solche Grenzüberschreitung eine Straftat nach StGB darstellt, ist das Alter bzw. die Strafmündigkeit des Täters oder der Täterin zu beachten. Die Schulen bearbeiten Konfliktsituationen - auch im Kontext Gewalt - in der Regel eigenständig, ggf. unter Einbindung von Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern, dem ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst), dem schulpsychologischen Dienst, Kontaktbeamten der örtlichen Polizei sowie freien Trägern der Jugendhilfe. Dabei orientieren sich die Schulen zum einen an § 25 SchulG, Drucksache 18/5088 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 zum anderen am „Notfallwegweiser für die Schule bei Krisen- und Unglücksfällen“. Die Schulen führen hierzu jedoch keine Statistiken, zudem stellen die nachgefragten Sachverhalte keine Merkmale der amtlichen Schulstatistik dar. Zur Beantwortung dieser Kleinen Anfrage hat das MSB am 25. Januar 2017 die Schulaufsichten abgefragt. In den Schulämtern und im MSB erfolgt keine systematische Dokumentation, deshalb konnten die Schulaufsichten nur nicht belastbare Schätzungen abgeben, die auch nicht vergleichbar sind, da unterschiedliche Definitionen für den Gewaltbegriff verwendet wurden. Die Ergebnisse sind daher nicht valide und nicht repräsentativ. Verlässliche Zahlen gibt es nicht. Das MSB wird gemeinsam mit den Schulaufsichten erörtern, ob und wie ein sinnvolles Verfahren zur einheitlichen Erfassung von Gewaltdelikten an Schulen erfolgen kann. 1. Sind der Landesregierung Fälle bekannt, in denen es zu körperlichen Übergriffen und/oder psychischer Gewalt von Schülern gegen Lehrkräfte an allgemein bildenden Schulen gekommen ist? Wenn ja, welche? Antwort: Siehe Vorbemerkung der Landesregierung. 2. Sind der Landesregierung Fälle bekannt, in denen es zu körperlichen Übergriffen und/oder psychischer Gewalt von Eltern gegen Lehrkräfte an allgemein bildenden Schulen gekommen ist? Wenn ja, welche? Antwort: Siehe Vorbemerkung der Landesregierung. 3. Sind der Landesregierung Fälle bekannt, in denen es zu körperlicher und/oder psychischer Gewalt zwischen Schülern an allgemein bildenden Schulen gekommen ist? Wenn ja, welche? Antwort: Siehe Vorbemerkung der Landesregierung. Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/5088 3 4. Wie hat sich die Zahl der Polizeieinsätze an allgemein bildenden Schulen innerhalb der vergangenen fünf Jahre entwickelt? Bitte auch die Gründe für die Polizeieinsätze benennen. Antwort: Die Erfassung von Polizeieinsätzen und Straftaten an Schulen ist Teil der polizeilichen Kriminalstatistik (vgl. Anlage). Dieser Anlage ist zu entnehmen, in wie vielen Fällen eine polizeiliche Befassung mit der Örtlichkeit Schule stattgefunden hat. Inwieweit in diesen Fällen aber Schulangehörige oder Dritte betroffen waren, wird nicht erfasst, d.h. weder Täter noch Geschädigter müssen Schülerin, Schüler oder Lehrkraft sein oder in sonstiger Beziehung zu der Schule stehen. Es geht hier allein um die Tatörtlichkeit Schule. In welchem Umfang Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrkräfte oder sonstige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Täter oder Opfer in diesen Statistiken erfasst werden, lässt sich somit anhand der vorliegenden Zahlen nicht ermitteln. Auch lassen sich aus den vorliegenden Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik keine Differenzierungen nach Schularten beziehungsweise nach allgemein bildenden oder berufsbildenden Schulen vornehmen. Aus der Anlage ergibt sich für alle Schulen des Landes (öffentliche und Schulen in freier Trägerschaft), dass es seit 2007 einen Rückgang von 1.001 auf 631 polizeilich erfasste Fälle an der „Tatörtlichkeit“ Schule gab. Ob dabei auch Schulangehörige beteiligt waren, weist die polizeiliche Kriminalstatistik wie beschrieben nicht aus. 5. Wie viele Straftaten wurden in den letzten fünf Jahren an allgemein bildenden Schulen in Schleswig-Holstein begangen? Bitte auch die Deliktfelder angeben. Antwort: Siehe Antwort zu Frage 4). 6. Wie viele Krankheitsfälle von Lehrkräften an allgemein bildenden Schulen aufgrund verbaler oder physischer Angriffe sind der Landesregierung seit 2012 bekannt ? Drucksache 18/5088 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 4 Antwort: Ursachen oder Auslöser einer Erkrankung (Diagnosen) werden aus Gründen des Datenschutzes dem Ministerium für Schule und Berufsbildung nicht zur Kenntnis gegeben . 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