SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/5094 18. Wahlperiode 9. Februar 2017 Kleine Anfrage des Abgeordneten Klaus Jensen (CDU) und Antwort der Landesregierung – Ministerium für Justiz, Kultur und Europa Archäologisches Landesamt 1. Welche Forschungen hat das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein in eigener Regie in den Jahren 2012 – 2016 im nordfriesischen Wattenmeer (Nationalpark-Gebiet) betrieben? Antwort: Da das Archäologische Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH) eine obere Landesbehörde gemäß § 3 Abs. 2 Ziff. 2 Denkmalschutzgesetz (DSchG) ist, werden alle Aufgaben in eigener Regie auf der Grundlage des Denkmalschutzgesetzes umgesetzt. Zum Aufgabenbereich des ALSH gehören u. a. die zentrale Erfassung des archäologischen Denkmalbestandes des Landes und dessen wissenschaftliche Erforschung sowie die Vermittlung fachlicher Informationen für die Öffentlichkeit. Neben der Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Landesmuseum (ALM, Schloss Gottorf) im Bereich von Restaurierung, Archivierung und Forschung steht die Kooperation mit rein forschungsorientierten Institutionen wie der Christian-Albrechts-Universität (CAU, Kiel), dem Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA, Schleswig), dem Institut für historische Drucksache 18/5094 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 Küstenforschung (IhKF, Wilhelmshaven) und dem Deutschen Schifffahrtsmuseum (DSM, Bremerhaven). Daneben steht die Erforschung und Entwicklung geeigneter transnationaler Managementstrukturen. Das Stichwort hierzu ist die raumplanungsorientierte Denkmalpflege. Ziel ist die Erforschung Landesgrenzen übergreifender Managementstrategien , um dem auf dem nordfriesischen Wattenmeer liegenden Nutzungsdruck bereits auf raumplanerischer Ebene zu begegnen. Dies geschieht im Rahmen der trilateralen Wattenmeerkooperation. Kooperationspartner sind vor allem der Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed (Amersfoort), das Common Wadden Sea Secretariat/Waddensea Forum (Wilhelmshaven) und das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (Hannover) sowie die Danish Cultural Agency (Kopenhagen). Grundlage ist ein gemeinsames sog. Kulturlandschaftskataster. Darauf aufbauend sollen im Sinne des Integrierten Küstenzonenmanagements gemeinsame Schutzziele und -standards erarbeitet werden. Mit dem Projekt „Indicative mapping of the maritime heritage of the entire Wadden Sea“ soll die Zusammenarbeit der Arbeitsgruppe „WadCult - Landscape and Cultural Heritage Wadden Sea Region“ fortgeführt werden. Um dieses Vorhaben anzustoßen, wurden transnationale Arbeitstreffen durchgeführt . Den Auftakt bildete das außerhalb des Betrachtungszeitraums liegende Arbeitstreffen „Cultural Landscape and Maritime Archaeological Heritage“ am 6. September 2011 in Hannover. Im darauffolgenden Jahr, vom 25. bis zum 27. September 2012, wurde vom ALSH in Husum der Workshop „Indicative mapping“ organisiert. Ein weiterer Versuch, das Forschungsvorhaben anzuschieben , wurde in einem gemeinsamen Arbeitstreffen „Wadden Sea Region Cultural Heritage“ am 9. Januar 2014 in Kopenhagen unternommen. In der Zwischenzeit wurde die Waddenacademie (Leeuwarden) als weiterer spezialisierter Akteur etabliert. Zuletzt hat das ALSH im Rahmen dieser Zusammenarbeit und aus diesem Prozess heraus die Tagung „History, Landscape and Cultural Heritage of the Wadden Sea Region“ vom 1. bis zum 3. Dezember 2016 in Husum bei der Einwerbung von Landesmitteln und mit Referaten inhaltlich unterstützt. Die Eröffnungsrede der Ministerin hat diesen Prozess und die genannten Ziel abgebildet. Flankiert wurde dieser Prozess durch das nach Abstimmung mit dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN) im Februar 2014 fertiggestellte Positionspapier des ALSH zum „Kulturerbe Wattenmeer“. Darin werden die inhaltlichen und formalen Möglichkeiten Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/5094 3 untersucht, innerhalb der Grenzen der Welterbestätte „The Wadden Sea“ auch das Kulturerbe in die UNESCO-Welterbeliste eintragen zu lassen. In der Folge hat sich das ALSH auch weiterhin für die Erforschung der Schutzund Managementmöglichkeiten für das nordfriesische Wattenmeer engagiert. Hierzu hat das ALSH an dem Interreg-Europe Projektantrag „Po- DCoast/MARISHA“ mitgearbeitet. Die Bemühungen wurden aber durch den sog. Brexit unterlaufen. Derzeit engagiert sich das ALSH im Rahmen der Förderinitiative Horizont 2020 und arbeitet, entsprechend der Zielsetzung der Husumer Tagung 2016, an einem Projektantrag Cultural heritage of European coastal and marine region mit. Deadline des Vorantrags war der 2. Februar 2017, für den Antrag ist der 13. September 2017 Frist. Im Bereich der genehmigungspflichtigen Maßnahmen fällt ebenfalls ein entsprechender Forschungsaufwand bei der Prüfung von Genehmigungen an. Im Tagesgeschäft ist das ALSH als Träger öffentlicher Belange beim Buhnenbau in vier Fällen zwischen 2012 bis 2014 auf Hallig Gröde und in zwei Fällen zwischen 2013 bis 2014 auf Pellworm, 2013 in zwei Fällen bei Vorstrandaufspülungen sowie bei Hafenbaggerungen 2013 in Dagebüll und Wyk und 2014 in Wittdün und Wyk beteiligt worden. Daneben standen im Jahr 2013 Explorationsbohrungen, im Jahr 2014 die Prüfung von Sandentnahmen und im Jahr 2016 die Bewertung der Auswirkung von Miesmuschelkulturwirtschaft sowie eine Beteiligung gemäß § 4 Abs. 1 auf der Hallig Nordstrandischmoor. Neben den Fundmeldungen (s. u.) sind die vom ALSH zu bearbeitenden Funde durch eine gewisse Zufälligkeit geprägt. So stand 2016 der Wrackfund am Strand von Hörnum (Sylt) im Vordergrund. Da die Feldarbeiten tideabhängig sind, ist der zu leistende Aufwand jeweils erheblich. Die Geländearbeiten wurden durch das ALSH umgesetzt. Die Auswertung erfolgt in Kooperation mit der Universität Kiel. Ein anderer wichtiger Fund ist ein mesolithisches Geweihbeil , das bei Nordstrandischmoor entdeckt wurde. Die Erforschung des in Europa einzigartigen Fundes erfolgt in Kooperation mit dem ALM und dem ZBSA. Bei der Entdeckung solcher Funde greift das ALSH auf sein Informationsnetzwerk zurück. Neben den Vertrauensleuten der Region wird das ALSH z. B. durch Nationalparkwattführer oder den Landesbetrieb für Küstenschutz informiert . Konkret waren es 2012 vier, 2013 drei, 2014 neun, 2015 eine und 2016 zwei Fundmeldungen. Dabei steht die Einarbeitung eines ganzen, im Jahr Drucksache 18/5094 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 4 2016 eingegangenen, Satzes an Fundmeldungen noch aus. Ein besonderer Fund ist sicherlich ein hölzernes Pulverfläschchen, das derzeit im ALM restauriert wird und erst danach bearbeitet werden kann. Hinzu kommen eine Grabungsgenehmigung für Bohruntersuchungen im Rahmen einer an der Hermann-Tast-Schule, Husum, angesiedelten Jugend Forscht-Arbeit sowie die Prospektionsgenehmigung für Frau Dr. H. Hadler der Universität Mainz (s. u.). Parallel hierzu hat das ALSH 2013, 2014 sechs und 2015 eine eigene systematische Begehung einschließlich der Untersuchung eines Rungholtzeitlichen Brunnens durchgeführt. 2. Welche Forschungen sind für 2017 und 2018 geplant? Antwort: Im Vordergrund der Arbeit des ALSH steht für den besagten Zeitraum und weit darüber hinaus die Beteiligung des ALSH im Bereich der genehmigungspflichtigen Maßnahmen im Rahmen des vom LKN mit gesteuerten Landesprogramms „Hallig 2050“. Hier wird es, entsprechend des geplanten Ablaufs, zur Durchführung von archäologischen Ausgrabungen oder Baustellenbeobachtungen kommen. Die ersten Untersuchungen stehen als Pilotprojekt in 2017/18 auf der Hallig Langeness an. Nach Genehmigung des Projektantrags „Cultural heritage of European coastal and marine region“ wird sich das ALSH entsprechend engagieren (s.o.). Daneben steht die gesetzliche Aufgabe der Erfassung archäologischer Kulturdenkmale . Dies geschieht über Fundmeldungen und wird als Daueraufgabe, genau wie die Wahrnehmung der Trägerschaft öffentlicher Belange, im Tagesgeschäft wahrgenommen. Allerdings hängen beide Bereiche zum einen von den eingehenden Fundmeldungen und zum anderen von den TöB- Beteiligungsverfahren ab und sind daher vom ALSH nicht planbar. Dessen ungeachtet wird das ALSH die Aufnahme von Kulturspuren im Watt fortsetzen. Derzeit sind ein bis zwei mehrtägige Einsätze durch die zuständigen Mitarbeiter des ALSH angedacht. Daneben strebt das ALSH die Aufarbeitung der Kulturspuren im nordfriesischen Wattenmeer über den Lehrstuhl Prof. Ulrich Müller am Institut für Urund Frühgeschichte der CAU in Form von Abschlussarbeiten an. Im Fokus steht u. a. die Aufarbeitung des Bestandes des Museums von Herrn Bahnsen auf Pellworm. In einem ersten Schritt wird ein von einer untergegangenen Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/5094 5 Warft stammendes hölzernes Pulverfläschchen der Sammlung Bahnsen durch Mitarbeiter des ALSH nach der Restaurierung durch das ALM bearbeitet (s.o.). Neben diesen Vorhaben betreut das ALSH im Rahmen des Schwerpunktprogramms 1630 „Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter“ regional die Projekte „Geoarchäologische Untersuchungen zu Häfen des 12. und 13. Jahrhunderts entlang der Hever (Nordfriesland) ausgehend vom Handelsplatz Rungholt“ und „Gewerbewurten und Geestrandhäfen – mittelalterliche Handelshäfen an der deutschen Nordseeküste“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). 2016 wurde eine Grabungsgenehmigung für eine geophysikalische Prospektion ausgesprochen. Die erhobenen Daten werden dann vom ALSH geprüft und für die Langzeitarchivierung aufbereitet. Im Zentrum des zwischen Sylt und Juist angesiedelten Vorhabens steht die Erfassung, Datierung und geowissenschaftliche Analyse von Sedimenten historischer Sturmflutablagerungen der letzten 1000 Jahre. Diese bilden dann die Grundlage für eine Rekonstruktion der großen Sturmereignisse. Weiterer Bestandteile sind hydrodynamische Modellierungen, die an ausgesuchten Teiluntersuchungsgebieten durchgeführt werden sollen. Neben diesen externen, vom ALSH zu begleitenden Projekten läuft hausintern die wissenschaftliche Bearbeitung des am Strand von Hörnum (Sylt) freigespülten Wracks. Nach erfolgter Geländearbeit läuft derzeit die Auswertung. Ein auf Basis von Fotos gefertigtes 3D-Modell im sog. structure from Motion- Verfahren ist bereits fertiggestellt und eine Dendrodatierung durch Karl U. Heußner am Deutschen Archäologischen Institut (DAI, Berlin) ergab ein Datum um 1700. 3. Welche Veröffentlichungen hat das Archäologische Landesamt in den letzten fünf Jahren über das nordfriesische Wattenmeer (Nationalpark-Gebiet) herausgegeben ? Welche sind konkret geplant? Antwort: Das ALSH gibt regelmäßig die „Archäologischen Nachrichten aus Schleswig- Holstein“ (ALSH) als Jahresschrift von landesweiter Relevanz heraus. Parallel hierzu werden von der Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit die Forschungsergebnisse und Fundmeldungen des Landes auch für das Arbeitsgebiet Nordfriesisches Wattenmeer für die populärwissenschaftliche Zeitschrift „Archäologie in Drucksache 18/5094 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 6 Deutschland“ (AiD) aufbereitet. Dort sind die folgenden Artikel enthalten: • B. Majchczack 2013: Aus heiterem Himmel. Umfassende Siedlungsprospektion auf Föhr mit Luftbild, Geophysik und Laserscan. Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 19 (2013), 54-59. • B. Majchczack 2014: Wohnlage mit Meerblick! Prospektion und Ausgrabung auf einer frühmittelalterlichen Siedlung am Goting-Kliff auf Föhr. Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 20 (2014), 58-61. • M. Segschneider 2009: Wo gestern noch Lärm und lustiger Tisch...[Kulturspuren im nordfriesischen Wattenmeer]. AiD 6 (2009), 28- 31. • M. Segschneider 2012: Fern-Glas im Dünensand - ein völkerwanderungszeitlicher Landeplatz auf der nordfriesischen Insel Amrum. Archäologische Nachrichten aus Schleswig-Holstein 18 (2012), 44-47. • S. Hartz/M. Segschneider 2015: Mesolithische Jagdstation auf Sylt. AiD 1 (2015), 49-50. • S. Klooß 2017: Wrack auf Sylt. Nordsee gibt Schiff nach 300 Jahren frei. Rubrik Spektrum AiD 1 (2017), 4. An wissenschaftlichen Publikationen wurden das Wattenmeer und die Inseln betreffend weiterhin vorgelegt: • B. Majchczack 2015: Neues vom Goting-Kliff auf Föhr. Eine Siedlung von der Jüngeren Römischen Kaiserzeit bis ins Frühmittelalter im Spiegel alter Sammlungen und aktueller Prospektion. Archäologie in Schleswig/Arkæologi i Slesvig 15 (2014), 139-152. • B. Majchczack 2015: Siedlungen aus dem Nichts. Die Zusammenführung zerstörungsfreier Prospektionsmethoden als Mittel der Siedlungsforschung auf der nordfriesischen Insel Föhr. In: C. von Carnap- Bornheim, M. Segschneider (Hrsg.), Archäologische Siedlungsforschung auf den nordfriesischen Inseln. Offa-Bücher 89 (Neumünster 2015), 15-117. • B. Majchczack/M.Segschneider, M. 2015: Eine Siedlung der Jüngeren Römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit sowie des Frühmittelalters in Tinnum auf Sylt. In: C. von Carnap-Bornheim, M. Segschneider (Hrsg.), Archäologische Siedlungsforschung auf den nordfriesischen Inseln . Offa-Bücher 89 (Neumünster 2015), 119-134. Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/5094 7 • D. Wilken/T. Wunderlich/B. Majchczack/J. Andersen/W. Rabbel 2015: Rayleigh-wave Resonance Mapping: A Viking Age Pit House Methodological Test Site. Archaeological Prospection 22/3 (2015), 171-186. • M. Segschneider 2012/2013: Ausgesiebtes von Roggen. Ein archäobotanischer Fund aus der wikingerzeitlichen Grubenhaussiedlung bei Tinnum auf Sylt, LA 128. Offa 69/70 (Festschrift H. Kroll) (2012/13), 21-25. • M. Segschneider 2014: Centrality and trade on the North Frisian Islands during the Migration Period. In: E. Stidsing/K. Højlund Nielsen (Hrsg.), Wealth and complexity. Economically specialised sites in Late Iron Age Denmark. East Jutland Publications 1 (Aarhus 2014), 65-72. • M. Segschneider/B. Majchczack/E. Schlosser Mauritsen 2015: Luftfotoarkeologiske og geofysiske undersøgelser på Föhr. In: L. Helles Olesen/E. Schlosser Mauritsen (Hrsg.), Luftfotoarkeologi I Danmark (Holstebro 2015), 246-263. • S. Hartz/J. Beuker/H. Jöns/M. Segschneider 2012: Bericht über das Marschenratskolloquium 2012 „Flint von Helgoland - Nutzung einer einzigartigen Rohstoffquelle an der Nordseeküste vom 26. bis 28. April 2012 in Wilhelmshaven. Archäologisches Nachrichtenblatt 17 (2012), 419-424. • S. Hartz/M. Segschneider 2014: Artefakte aus rotem Helgoländer Flint in Schleswig-Holstein - Untersuchungen zu Typenspektrum, Verbreitung und Seetransport in der Stein- und Bronzezeit. Siedlungs- und Küstenforschung im südlichen Nordseegebiet 37 (2014), 91-102. • W. Rabbel/D. Wilken/T. Wunderlich/S. Bödecker/H. Brückner/J. Byock/C. von Carnap-Bornheim/H. Kennecke/M. Karle/S. Kalmring/S. Messal/T. Schmidts/M. Seeliger/ M. Segschneider/D. Zori 2015: Geophysikalische Prospektion von Hafensituationen – Möglichkeiten, Anwendungen und Forschungsbedarf, in: Th. Schmidts u. M. Vučetič (Hrsg.), Häfen im 1. Millennium AD. Bauliche Konzepte, herrschaftliche und religiöse Einflüsse, Interdisziplinäre Forschungen zu den Häfen von der Römischen Kaiserzeit bis zum Mittelalter in Europa, Band 1 (Regensburg 2015) 323-340. Weiterhin erfolgt die Veröffentlichung des Grabungsschutzgebietes Nordfriesisches Wattenmeer auf der Homepage des ALSH. Daneben arbeitet das ALSH an dem Nordseeküsten-Datenverbund mit. Entsprechend der rechtlichen Grundlagen wird das ALSH die Denkmalliste über Portale wie dem WSR Planing Portal des Wadden Sea Forum zur Verfügung stellen oder hat sie bereits über den Digitalen Atlas Nord verfügbar gemacht, um auch auf diese Weise Drucksache 18/5094 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 8 die Öffentlichkeit zu informieren. Stichwort ist hier das Konzept des open data. Ein weiteres Standbein ist die Unterstützung der Einführung des webbasierten Kulturlandschaftskatasters KuLaDig durch den SHHB. Hier arbeitet das ALSH konkret mit dem NordseeMuseum Husum, dem Nissenhaus, dem LKN, dem Kreis Nordfriesland und der Stadt Husum zusammen, um gezielt über die neuen Technologien (z. B. KuLaDig-App) über das Wattenmeer und das Hinterland zu informieren. Die Fundmeldungen werden jeweils nach ihrer Bearbeitung in der Archäologischen Datenbank veröffentlicht und stehen der Forschung zur Verfügung. Daneben hat das ALSH die Vorbereitung der Rungholt-Ausstellung beworben sowie die Publikation des Ausstellungsbandes unterstützt: • E. Siegloff, Auch heute noch im Kampf gegen Urgewalten. Denkmalschutz und archäologische Denkmalpflege im nordfriesischen Wattenmeer . In: J. Newig und U. Haupenthal (Hsg.), Rungholt: Rätselhaft und widersprüchlich (Husum 2016), 119-121. Die Bearbeitung von Presseanfragen wird hier nicht berücksichtigt. Sie wird auch nicht statistisch erfasst. Sie beinhaltet neben Interviews auch die Aufbereitung von wissenschaftlichen Inhalten sowie die Bereitstellung von Bildinhalten oder Fundmaterial. Neben der Veröffentlichung über die genannten Webportale und in der Archäologischen Funddatenbank wird das ALSH zum Jahresende 2017 die ANSH herausgeben sowie weiterhin die o. g. Medien (AiD, Homepage) inhaltlich bedienen . Dafür steht eine halbe Stelle zur Verfügung. Die Publikation des o. g. Wrackfundes vor Hörnum (Sylt) durch D. Zwick sowie die des mesolithischen Geweihbeils von Nordstrandischmoor durch S. Klooß werden im Verlauf des Jahres abgeschlossen. Demnächst erscheinen mit Bezug auf das Nordfriesische Wattenmeer • F. Schlütz, M. Segschneider/S. Wolters, Verwurzelt im Watt – Eine archäologisch -vegetationsgeschichtliche Untersuchung des Waldrestes südöstlich der Hallig Gröde. ANSH 22 (2016), 48-53 und bezüglich des planungsorientierten Kulturgüterschutzes auch für den Bereich des Nordfriesischen Wattenmeers • U. Ickerodt/U. Warnke, Schutzgut submarine und marine Kulturlandschaft Nordsee – eine wissenschaftsgeschichtliche und denkmalpflegerische Betrachtung zum Kulturgutmanagement. In: U. Recker/K.-D. Kleefeld/P. Burggraaff (Hrsg.), Kulturlandschaftsmanagement. Planung Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/5094 9 – Perspektive – Vermittlung. Fundberichte aus Hessen 9 (Wiesbaden 2017) 181-201. 4. Was muss nach Auffassung des Archäologischen Landesamtes langfristig geschehen , um das nordfriesische Wattengebiet in angemessener Weise zu erforschen und die Ergebnisse wissenschaftlich zu bearbeiten? Antwort: Im Bereich der Wahrnehmung der Trägerschaft öffentlicher Belange ist es eine dringende Aufgabe, die Datenqualität der archäologischen Landesaufnahme zu verbessern. Hierzu müssen neben der konkreten Überarbeitung der Landesaufnahme auch die neuen technischen Auswertungs- und Forschungsmethoden genutzt werden. In diesem Bereich arbeitet das ALSH mit dem LKN zusammen. Hinzu kommen die naturräumlichen Unwägbarkeiten. Fundstellen müssen immer dann bearbeitet werden, wenn sie frei erodiert werden. Allerdings sind die Arbeitsbedingungen außerordentlich zeit- und personalintensiv. Um diesen Bereich besser zu organisieren, werden in Zusammenarbeit mit dem Nationalparkamt dreimal jährlich Fortbildungen für Mitarbeiter des Nationalparkamtes sowie die Wattführer im Nationalpark organisiert. Hinzu kommt auch die fachliche Betreuung ehrenamtlicher Sammler. 5. Wie und wo werden Funde aus dem Wattenmeer dokumentiert und wissenschaftlich bewertet? Antwort: Ausgehend von der bestehenden Meldepflicht gemäß § 15 DSchG werden Fundmeldungen seit 1923 in der archäologischen Landesaufnahme dokumentiert und bewertet. Diese sind dann in der Archäologischen Denkmaldatenbank recherchierbar. Die Ansprache und Bewertung erfolgt über die zuständige Stelle in der Landesaufnahme. Basis ist die (personalintensive) Kooperation mit den Wattführern und Sammlern sowie eine abgestimmte Kooperation mit dem Nationalparkamt. Gegebenenfalls wird bei besonderen Funden auf die speziellen Forschungsinteressen des ALM oder des ZBSA sowie der CAU zurückgegriffen . Die Langzeitarchivierung der Funde und der dazugehörigen Dokumentationen erfolgt dann im ALM. Sie umfasst neben den Fundmeldungen, u. a. wissenschaftliche Dokumentationen in Form von Beschreibungen, Fotografien oder Drucksache 18/5094 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 10 im Einzelfall sog. 3D-Scans sowie die für die Übergaben nötigen Protokolle. Das ALSH erhebt hier lediglich die für die Erfüllung der Dienstpflichten nötigen Kopfdaten und sorgt für die archivgerechte Aufbereitung der Felddaten. Die Langzeitarchivierung von Dokumentation und Funden erfolgt im ALM, das dann Ansprechpartner für weitere Forschungsvorhaben ist. 6. Wie oft im Jahr werden Fundstellen im Wattenmeer, die sich bekanntermaßen schnell verändern, aufgesucht? Antwort: Das Grabungsschutzgebiet Nordfriesisches Wattenmeer umfasst bei einer Größe von etwa 1533 Quadratkilometern mit rund 700 im ALSH bekannten Fundstellen weniger als 1% des landesweiten Fundstellenspektrums. Die Repräsentanz der Landesgeschichte beschränkt sich zumeist auf die letzten 700 Jahre, da sich die älteren Kulturspuren auf Grund der besonderen geologischen Struktur des Wattenmeeres zumeist in geologisch tieferen Schichten befinden. Aufgrund der Größe und der naturräumlichen Bedingungen ist eine systematische Betreuung der Fläche außerordentlich aufwendig. Ausgehend von praktischen Erfahrungswerten führt das ALSH inzwischen wieder ein regelmäßiges Wattfundstellen-Monitoring durch. Dieses umfasst jährlich mind. 3 Tage Geländearbeit sowie die sich daran anschließenden Aufarbeitungszeiten . 2013 bis 2015 fand jeweils ein Monitoring im Bereich des Rungholtwatts (nördlich und nordöstlich Südfall) und des Rummellochs, Alt Bensley nordöstlich Pellworms, statt. 2015 wurde in diesem Zusammenhang ein mittelalterlicher Brunnenrest untersucht. 2016 musste das Monitoring aus Kapazitätsgründen ausgesetzt werden. Das Hauptproblem bei der Organisation des Wattenmeermonitorings sind die wenigen zur Verfügung stehenden, vom Tidenkalender vorgegebenen Zeitfenster . Meist bietet sich nur einmal alle 4-6 Wochen überhaupt die Möglichkeit von Forschungsaufenthalten vor Ort. Um diese Termine dann auch noch durchzuführen, müssen diese Aufenthalte mit den hausinternen Arbeitsabläufen und Kapazitäten abgestimmt werden und zusätzlich noch geeignete Wetterbedingungen vorherrschen.