SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/5350 18. Wahlperiode 2017-03-27 Kleine Anfrage des Abgeordneten Oliver Kumbartzky (FDP) und Antwort der Landesregierung – Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Redispatch-Maßnahmen in Schleswig-Holstein Vorbemerkung der Landesregierung: Unter Redispatch sind Eingriffe in den Fahrplan der Erzeugungsleistung von Kraftwerken zu verstehen, um die Systemstabilität der Stromnetze zu sichern. Droht an einer bestimmten Stelle im Stromnetz ein Engpass, so werden Kraftwerke diesseits des Engpasses angewiesen, ihre Einspeisung zu drosseln, während Anlagen jenseits des Engpasses ihre Einspeiseleistung erhöhen müssen. Neben dem Redispatch gibt es als weiteres Instrument das sogenannte Einspeisemanagement , also die Abregelung von Stromeinspeisung aus Erneuerbaren Energien - und KWK-Anlagen auf Verlangen des Netzbetreibers. 1. Wie oft mussten die Stromnetzbetreiber die Netzstabilität in Schleswig-Holstein seit dem Jahr 2012 durch Redispatch-Maßnahmen sicherstellen? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. 2. Wie hoch waren in den Jahren von 2012 bis 2016 die Kosten der Redispatch- Maßnahmen für die Stromkunden in Deutschland und Schleswig-Holstein? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Die Fragen 1 und 2 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet : Drucksache 18/5350 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 Redispatchmaßnahmen dienen der Sicherstellung der überregionalen Transportaufgabe in den Übertragungsnetzen und können in der Regel nicht einem Bundesland zugeordnet werden, sondern orientieren sich grundsätzlich an den Regelzonen der Übertragungsnetzbetreiber. Deshalb sind der Landesregierung keine konkreten Aussagen über Anzahl und Kosten von Redispatchmaßnahmen speziell in Schleswig-Holstein möglich. Eine ausführliche Analyse der Entwicklung der bundesweiten Redispatch-Kosten liefert der BDEW in seinem Faktenbericht „Redispatch in Deutschland – Auswertung der Transparenzdaten“ vom 3.11.2016. Danach haben sich die Kosten von 13 Mio. Euro in 2010 auf rund 400 Mio. Euro in 2015 entwickelt: Nach den Schätzungen der Bundesnetzagentur haben sich die Redispatchkosten im dritten Quartal 2016 in Deutschland auf 27,7 Mio. Euro belaufen; nach 22,2 Mio. Euro im zweiten und 52,0 Mio. Euro im ersten Quartal 2016. Die Kosten des Redispatch sind Bestandteil der Kosten der Systemdienstleistungen der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) und fließen in die Netzentgelte der ÜNB ein. Da die spezifischen Parameter des Wälzungsmechanismus nicht vorliegen , ist der Landesregierung keine Aussage möglich, wie sich die Redispatchkosten genau auf die Netzentgelte der verschiedenen Netznutzer in Schleswig- Holstein auswirken. Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode Drucksache 18/5350 3 3. Wie häufig kam es in den Jahren 2012 bis 2016 zu Lieferunterbrechungen im schleswig-holsteinischen Stromnetz? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. 4. Welchen Umfang (in Minuten) hatten die Unterbrechungen der Stromversorgung im Netz in den Jahren von 2012 bis 2016? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Die Fragen 3 und 4 werden aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet . Lieferunterbrechungen sind in aller Regel durch technische Defekte oder Baumaßnahmen in den Verteil- und Ortsnetzen begründet und nicht in energiewendebedingten Netzeingriffen der Netzbetreiber. Die Zahl der Lieferunterbrechungen in den einzelnen Netzen der verschiedenen Netzbetreiber in Schleswig-Holstein wird von der Landesregierung nicht erhoben. Für das Netzgebiet der SH Netz AG liegt der Landesregierung einmalig die Information vor, dass die Ausfallzeiten im Jahr 2014 durchschnittlich 14,3 Minuten nach der SAIDI – Bewertung (System Average Interruption Duration Index) je Hausanschluss betragen haben. 5. Wie hoch waren in den Jahren von 2012 bis 2016 die Vergütungen bzw. Entschädigungen für Windkraftanlagen in Schleswig-Holstein, die aufgrund von Redispatch -Eingriffen nicht regulär in das Stromnetz einspeisen konnten? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Die Einspeisung von Windkraftanlagen wird nicht aufgrund von Redispatch sondern durch Einspeisemanagement reduziert. Daten zum Einspeisemanagement veröffentlichen Landesregierung und Netzbetreiber regelmäßig im Internet unter http://www.schleswigholstein .de/DE/Schwerpunkte/Energiewende/Strom/_documents/einspeisemana gement.html. Derzeit liegen Daten bis zum Jahr 2015 vor. Verifizierte Daten auch für das Jahr 2016 werden im III. Quartal 2017 vorliegen und veröffentlicht.