SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/5382 18. Wahlperiode 2017-04-05 Kleine Anfrage des Abgeordneten Oliver Kumbartzky (FDP) und Antwort der Landesregierung – Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Entwicklung der Populationen von Feldhase und Wildkaninchen 1. Wie hat sich der Bestand an Feldhasen und Wildkaninchen in Schleswig- Holstein seit 2007 entwickelt? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Eine flächendeckende jährliche Bestandserhebung für Feldhasen und Wildkaninchen liegt nicht vor. 2. Welche Ursachen sind nach Ansicht der Landesregierung für die Populationsentwicklungen verantwortlich? Vorrangig sind der Wandel der Landschaftsstruktur und der Struktur der landwirtschaftlichen Nutzung für die Entwicklung der Feldhasen- und Wildkaninchenbesätze verantwortlich. Krankheiten, Veränderungen des Nahrungsangebots und weitere Faktoren kommen ergänzend hinzu. 3. Welche Erkrankungen oder Seuchen sind bei Feldhasen und Wildkaninchen seit 2007 in Schleswig-Holstein aufgetreten und wie haben sich diese jeweils auf die Population ausgewirkt? Feldhasen und Wildkaninchen können Träger von verschiedenen Viren, Bakterien , Pilzen und Parasiten sein, an welchen sie auch teilweise erkranken oder Drucksache 18/5382 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 verenden. Seit 2007 wurden im Landeslabor Schleswig-Holstein 197 Wildkaninchen und Feldhasen eingesendet und untersucht. Hierbei wurde in keinem Fall ein Nachweis einer anzeige- und damit staatlich bekämpfungspflichtigen Tierseuche geführt. Die im Folgenden aufgeführten Nachweise stellen nicht zwingend die Todesursache dar und es können auch mehrere Erreger bei einem Tier nachgewiesen worden sein. Die festgestellten Infektionen decken sich mit dem Erregerspektrum , das auch in anderen Bundesländern diagnostiziert wird. Die Tularämie, auch „Hasenpest“ genannt, stellt eine Zoonose dar, d.h. sie kann unter natürlichen Bedingungen auch auf den Menschen übertragbar sein. Diese meldepflichtige Tierseuche sowie meldepflichtige Infektionskrankheit des Menschen wird durch das Bakterium Francisella tularensis verursacht. Das Bakterium kommt mit vier Subspezies vor. In Deutschland kommt die weltweit am weitesten verbreitete Subspezies holarctica vor, welche beim Menschen selten schwere Krankheitsverläufe verursacht. Die Erkrankung manifestiert sich bei Tieren als akute bis chronische, fieberhafte Allgemeinerkrankung. Der Erreger wurde bei insgesamt fünf Tieren in Schleswig-Holstein in 2014/2015 nachgewiesen, in den übrigen Jahren zwischen 2007-2017 nicht. Die Infektion mit dem Bakterium Yersinia pseudotuberculosis stellt ebenfalls eine Zoonose dar und ist weltweit mit einem großen Wirtsspektrum verbreitet. Es führt bei den Lagomorpha zu einem ähnlichen Krankheitsbild wie Francisella tularensis und wurde in den vergangen 10 Jahren bei 16 Tieren detektiert. Die hämorrhagische Krankheit der Kaninchen (rabbit haemorrhagic disaese, RHD) wird durch das RHD Virus (RHDV) verursacht und kommt mittlerweile in Europa endemisch vor. Der Infektionsverlauf ist zumeist perakut bis akut und geht mit dem Tod des Tieres einher. Seit 2015 kommt auch die Virusvariante RHDV-2 im gesamten Bundesgebiet vor. Seit 2007 wurde RHD bei 16 Wildkaninchen und einem Feldhasen nachgewiesen, wobei davon seit Oktober 2016 9 Nachweise von RHDV-2 geführt wurden. Bei dem European Brown Hare Syndrome Virus (EBHSV) handelt es sich um ein mit dem RHDV eng verwandtes Virus, welches ebenfalls in Europa endemisch verbreitet ist. Es infiziert Hasen, welche ein ähnliches Krankheitsbild wie mit RHDV infizierte Kaninchen zeigen. Der Erregernachweis wurde in den vergangenen 10 Jahren bei insgesamt 11 Hasen geführt. Der Erreger der Myxomatose ist das gleichnamige Virus, welches bei europäischen Haus- und Wildkaninchen die für sie wohl gefährlichste und verlustreichste Virusallgemeinerkrankung hervorruft. Charakteristische erste Krankheitssymptome sind Schwellungen der Schnauze, Kopfunterhaut und Augenregion sowie Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode Drucksache 16/5382 3 eine Entzündung der Augenlider und Bindehaut. Erkrankte Kaninchen sind teilnahmslos , fiebern und sterben oft bereits nach wenigen Tagen. Das Virus konnte bei einem Tier zwischen 2007-2017 molekularbiologisch nachgewiesen werden. Parasiten konnten sehr häufig festgestellt werden, hierbei wurden vor allem Kokziden nachgewiesen. Escherichia coli wurden häufig im Rahmen einer Dysbiose und/oder Septikämie detektiert. Bakterien der Gattung Pasteurella und Mannheimia wurden bei 17 Hasenartigen in Schleswig-Holstein gefunden. 4. Ist ein Monitoring der Populationen und/oder des Krankheitsgeschehens in den Populationen von Wildkaninchen und Feldhasen geplant? Wenn ja, wann und in welcher Weise? Wenn nein, warum nicht? Ein Monitoring des Krankheitsgeschehens ist aktuell nicht geplant. Als Konsequenz aus den Befunden, die meist über das Land verteilt auftreten, sind vorbeugende Schutzmaßnahmen des Menschen (und von Haustieren) für den Umgang mit tot aufgefundenen oder erlegten Hasen und Kaninchen abzuleiten, die grundsätzlich beachtet werden müssen. Die zuständigen Behörden, die Öffentlichkeit und speziell die Jägerschaft wurden und werden über relevante Befunde bei Wildtieren und erforderliche Maßnahmen informiert. Ein zusätzlicher Erkenntnisgewinn eines Monitorings im Rahmen der staatlichen Tierseuchenbekämpfung ist nicht zu erwarten. 5. Welche jagdrechtlichen Regelungen gelten in Schleswig-Holstein für Feldhasen und Wildkaninchen? Welche Änderungen gab es seit dem Jahr 2007? Sowohl der Feldhase als auch das Wildkaninchen unterliegen den Regelungen des Jagdrechts. Sie werden von den Revierinhaberinnen und Revierinhabern eigenverantwortlich ohne behördliche Abschussplanung bejagt. Durch die Landesverordnung über jagdbare Tierarten und die Jagdzeiten vom 11. März 2014 ergab sich hinsichtlich der Jagd- und Schonzeiten mit Wirkung ab dem Jagdjahr 2014/2015 dahingehend eine Änderung, dass die Jagdzeit für den Feldhasen nunmehr am 31.12. endet (zuvor: 15.01.). Das Wildkaninchen hat nunmehr eine Jagdzeit vom 01.10. – 31.12.; zuvor durfte es ganzjährig bejagt werden. Ganzjährig bejagt werden darf das Wildkaninchen hingegen weiterhin im Bereich der Deichkörper, Warften oder sonstiger Erhöhungen außerhalb der Seedeiche zur Gewährleistung der Deichsicherheit. Drucksache 18/5382 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 4 6. Wie hat sich die Jagdstrecke bei Feldhasen und Wildkaninchen in Schleswig- Holstein seit 2007 entwickelt? Bitte nach Jahren aufschlüsseln. Die Jagdstrecken bei Feldhase und Wildkaninchen haben sich wie folgt entwickelt : Jagdjahr Jagdstrecke Feldhasen Jagdstrecke Wildkaninchen 2007/2008 50.270 11.649 2008/2009 44.638 15.597 2009/2010 40.400 17.273 2010/2011 38.711 14.114 2011/2012 32.944 10.554 2012/2013 32.863 11.824 2013/2014 30.007 9.410 2014/2015 26.398 12.331 2015/2016 32.349 17.020