SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/5383 18. Wahlperiode 2017-04-06 Kleine Anfrage des Abgeordneten Oliver Kumbartzky (FDP) und Antwort der Landesregierung – Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Biomasse in Schleswig-Holstein 1. In welchem Umfang wird Biomasse derzeit in Schleswig-Holstein energetisch genutzt, und wie verteilt sich dies auf die verschiedenen Nutzungsformen (Biogas , Holzhackschnitzel, Holzpellets, Energiepflanzen etc.) und auf die Bereiche Strom, Wärme und Kraftstoffe? Die gewünschten Informationen sind in der aktuellen Veröffentlichung „Erneuerbare Energien in Zahlen für Schleswig-Holstein - Versorgungsbeitrag in den Jahren 2006-2015, Ausbauszenarien Strom und Wärme bis zum Jahr 2030, Treibhausgasminderung und wirtschaftliche Effekte“ vom 24. März 2017 zu finden unter http://www.schleswighol - stein.de/DE/Schwerpunkte/Energiewende/Daten/pdf/EE_Bilanz_2015.pdf?__b lob=publicationFile&v=6 Insbesondere Zusammenfassung Seite 5 und 6 sowie Kapitel A „Beitrag der Erneuerbaren Energien zu Strom-, Wärme- und Kraftstoffversorgung in Schleswig-Holstein“ auf der Seite 10 und folgende. 2. Wie hat sich die Zahl der Anlagen im Bereich Biomasse zur Stromerzeugung seit dem Jahr 2010 entwickelt? Aus den EEG-Jahresberichten der Bundesnetzagentur ist folgende Übersicht über die nach dem EEG vergüteten Biomasseanlagen (Biogas und feste und flüssige Biomasse) in Schleswig-Holstein erstellt worden. Angaben zu 2016 Drucksache 18/5383 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 2 liegen noch nicht vor. Die Anzahl bezieht sich auf die Energie erzeugenden Anlagen, also die Blockheizkraftwerke (BHKW). https://www.bundesnetzagentur.de/cln_1412/DE/Sachgebiete/Elektrizitaetund Gas/Unternehmen_Institutionen/ErneuerbareEnergien/ZahlenDatenInformatio nen/zahlenunddaten-node.html#doc404532bodyText3 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Anzahl k.A. k.A. 843 865 922 938 Leistung in MW 210 312 355,1 361,1 392,6 406,4 (Netto)Zubau in MW 49 68 8,6 6,9 8,7 9,9 3. Wie haben sich die Flächen für den Anbau von Energiepflanzen seit 2010 entwickelt? Soweit möglich, bitte nach Energiepflanzen aufschlüsseln. Auf Basis von fachlichen Abschätzungen ist davon auszugehen, dass in Schleswig-Holstein etwa 17 % der Landwirtschaftlichen Nutzfläche für den Anbau nachwachsender Rohstoffe und Energiepflanzen genutzt werden - (für die Biogaserzeugung, für die Biokraftstoffproduktion, feste Biomasse (Holz) für die energetische und stoffliche Verwertung und diverse nachwachsende Rohstoffe für stoffliche Verwendungen). Statistisch werden diese Daten jedoch nicht erfasst. 4. Wie bewertet die Landesregierung die Probleme und Folgen des Anbaus von Energiepflanzen, Stichwort „Monokulturen“ bzw. „Vermaisung“? 5. Welche Maßnahmen hat die Landesregierung bisher ergriffen, um diesen Problemen zu begegnen und wie haben diese den Flächenanteil der jeweiligen Energiepflanzen beeinflusst? Die Fragen 4 und 5 werden gemeinsam beantwortet. Der Substratanbau hat, wie der gesamte Biomasseanbau (für Lebens-, Futtermittel , Energiepflanzen, stoffliche Nutzung) – insbesondere der Maisanbau – nachhaltig zu erfolgen. Gleichwohl gibt es in der landwirtschaftlichen Praxis noch Optimierungsbedarf, um den Maisanbau – ob nun als Futtermittel oder als Substrat für Biogasanlagen – umwelt- und gewässerverträglicher zu gestalten . Um die Probleme „Monokulturen“ bzw. „Vermaisung“ zu entschärfen, setzt die Landesregierung neben der erforderlichen Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben (insbesondere Novelle der Düngeverordnung) und der konsequenten Umsetzung der einzuhaltenden Regelungen in der Praxis auf freiwillige Maßnahmen, wie z. B. der mit dem Bauernverband im Jahre 2013 vereinbarten Allianz für den Gewässerschutz. Im Rahmen dieser Allianz wurde eine Reihe von Maßnahmen (z. B. Anlage Gewässerrandstreifen; Einrichtung Nährstoffbörse; Ausbau Gewässerschutzberatung) zur Optimierung des Nährstoffmanagements und damit zur Verringerung der Nährstoffausträge vereinbart und umgesetzt. Schleswig-Holsteinischer Landtag - 16. Wahlperiode Drucksache 16/5383 3 Um Grünland in Schleswig-Holstein besser zu schützen, hat die Landesregierung zudem ein Dauergrünlanderhaltungsgesetz auf den Weg gebracht, das der Landtag im September 2013 verabschiedet hat. Die Anbaufläche für Silomais betrug 2016 rund 164.000 Hektar. Das entspricht einem Minus von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Seit 2011 (Anbaufläche: 194.000 Hektar) sank der Anbau um 15,5 Prozent. Mais wird jedoch nicht nur als Energiepflanze genutzt. Da die Daten zum Flächenanteil von Energiepflanzen statistisch nicht erfasst werden, können keine Angaben zu einer Veränderung des Flächenanteils gemacht werden. 6. Welchen Forschungsbedarf sieht die Landesregierung im Bereich der Züchtung , des Anbaus und der Verarbeitung spezieller Energiepflanzen und welche Maßnahmen hat die Landesregierung diesbezüglich bereits ergriffen? Es liegen bereits Ergebnisse von Verbundvorhaben vor, die in Kooperation mit Schleswig-Holstein durchgeführt wurden und die vielversprechende Ansätze zeigen (z. B. „Entwicklung und Vergleich von optimierten Anbausystemen für die landwirtschaftliche Produktion von Energiepflanzen unter den verschiedenen Standortbedingungen Deutschlands (EVA)“ oder die Projekte im Rahmen von „Biogas-Expert“ des Kompetenzzentrums Biomassenutzung Schleswig- Holstein zu Anbausystemen zur Biogaserzeugung sowie zur nachhaltigen Intensivierung von Energiefruchtfolgen). Untersucht werden zum einen verschiedene Pflanzen (ein- und mehrjährige) und zum anderen alternative Fruchtfolgen. Systemische Fragestellungen von Anbauverfahren und - techniken, verfahrenstechnische Optimierungen sowie Fragen der Biodiversität gehören weiterhin zum Schwerpunkt der Projektförderung der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR). Darüber hinaus können einzelne, für Schleswig-Holstein relevante Fragestellungen im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP) gefördert werden. Aktuell werden in Schleswig-Holstein seit Mitte 2015 für drei Jahre 17 Projekte gefördert. Der zweite EIP-Förderaufruf startet im September 2017. Zudem wird die Öffentlichkeitsarbeit für den Anbau von alternativen Energiepflanzen unterstützt, indem z. B. Informationen zu Alternativen sowie zu (Bundes )Förderprogrammen weiter vermittelt werden. Des Weiteren werden Initiativen unterstützt, die nach geeigneten Versuchsflächen sowohl für alternative Pflanzen (Gräser, Wildkräuter, Blühstreifen usw.) als auch Untersaaten (z. B. Kleegras) als auch für Fruchtfolgen suchen. Darüber hinaus hat sich die Landesregierung für EU-konforme Regelungen eingesetzt, die die Anlage von (Jagd-)Schneisen und (Blüh-)Randstreifen ermöglichen . 7. Wie viele Arbeitsplätze wurden durch die Bereiche Biogasanlagen und Anbau von Energiepflanzen im Bereich der Landwirtschaft gesichert bzw. geschaffen ? Drucksache 18/5383 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 18. Wahlperiode 4 Die gewünschten Informationen sind in der aktuellen Veröffentlichung „Erneuerbare Energien in Zahlen für Schleswig-Holstein - Versorgungsbeitrag in den Jahren 2006-2015, Ausbauszenarien Strom und Wärme bis zum Jahr 2030, Treibhausgasminderung und wirtschaftliche Effekte“ vom 24. März 2017 zu finden unter http://www.schleswighol - stein.de/DE/Schwerpunkte/Energiewende/Daten/pdf/EE_Bilanz_2015.pdf?__blob=publication File&v=6 Kapitel D „Wirtschaftliche Effekte“, Seite 9 und Seite 36.