SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 18/788 18. Wahlperiode 2013-05-14 Kleine Anfrage des Abgeordneten Sven Krumbeck (Piraten) und Antwort der Landesregierung - Ministerin für Bildung und Wissenschaft Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss in Schleswig-Holstein 1. Wie hat sich in den vergangenen fünf Jahren die Zahl der Schülerinnen und Schüler entwickelt, die die Schule ohne Schulabschluss verlassen haben - ab- solut und prozentual - sowie aufgegliedert nach den Schularten, die die be- troffenen Schülerinnen und Schüler besucht haben. 2. Wie gliedern sich diese Zahlen nach dem Geschlecht der Schülerinnen und Schüler? 3. Wie gliedern sich diese Zahlen nach Kindern mit und ohne Migrationshinter- grund? Antwort zu den Fragen 1 bis 3: Vgl. Anlage. 4. Welche Möglichkeiten haben diese Schülerinnen und Schüler, um einen Schul- abschluss nachzuholen? Besitzt die Landesregierung Kenntnisse darüber, ob die betroffenen Schülerin- nen und Schüler von diesen Möglichkeiten Gebrauch gemacht haben? Wenn ja, wie sehen diese Erkenntnisse aus? Antwort: Die Bildungsgänge der berufsbildenden Schulen bieten Jugendlichen vielfältige Chancen zum nachträglichen Erwerb eines Hauptschulabschlusses. So kann der Hauptschulabschluss an den berufsbildenden Schulen in den Bildungsgängen nach § 1 Berufsschulverordnung (BSVO) erworben werden: 1. in einem Ausbildungsverhältnis, in einer Umschulung oder in einer Qualifizie- rungsmaßnahme nach § 23 Abs. 5 Satz 2 SchulG, 2. in einem Ausbildungsverhältnis oder in einer Umschulung mit dem zusätzlichen Ziel des Erwerbs der Fachhochschulreife, 3. im Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) mit Ausbildungszusage, 4. im Ausbildungsvorbereitenden Jahr (AVJ), 5. in berufsvorbereitenden Maßnahmen und 6. in einer Berufseingangsklasse (BEK). Der nachfolgenden Tabelle ist zu entnehmen, in welchem Umfang Jugendliche von diesen Möglichkeiten Gebrauch gemacht haben. Tabelle: Erworbene Hauptschulabschlüsse in den Bildungsgängen: Art des Abschlusses Schulart/Bildungsgang 2010 2011 Hauptschul- oder gleich- wertiger Abschluss Jugendliche mit Ausbildungsverhältnis 325 268 Jugendliche im BGJ 2 3 Jugendliche im AVJ 477 532 Jugendliche in berufsvorbereitenden Maßnahmen 350 350 Jugendliche ohne Ausbildung/BEK 63 107 zusammen 1.217 1.260 Angaben aus der Schulstatistik SH Im Vergleich ist festzustellen, dass im Jahr 2011 2.143 Schülerinnen und Schüler die allgemeinbildenden Schulen und die Förderzentren ohne einen Hauptschulabschluss verlassen haben; zum selben Zeitpunkt erwarben 1.260 Schülerinnen und Schüler ihren Hauptschulabschluss nachträglich an einer berufsbildenden Schule. 5. Welche Maßnahmen werden an Schulen ergriffen, um Schülerinnen und Schü- lern, die potentiell ohne Schulabschluss bleiben, einen Schulabschluss zu er- möglichen? Antwort: Schülerinnen und Schüler, deren schulische Leistungen erkennen lassen, dass sie den Hauptschulabschluss voraussichtlich nicht erreichen, werden zunächst im Rah- men der individuellen schulischen Förderung besonders unterstützt. Nach § 42 und 43 SchulG haben diese Schülerinnen und Schüler auch die Möglichkeit, in einer Fle- xiblen Übergangsphase auf den Hauptschulabschluss vorbereitet zu werden. Sie können so die achte und neunte Jahrgangsstufe in drei Jahren durchlaufen. Zudem hat Schleswig-Holstein mit dem ESF-geförderten Programm Handlungskonzept Schule & Arbeitswelt alle diese schulischen Maßnahmen seit 2006 dadurch erfolg- reich ergänzt, dass abbruchgefährdete Schülerinnen und Schüler durch Coaching, eine stärkenorientierten Kompetenzfeststellung, Berufsfelderprobungen und Qualifi- zierungen gezielt unterstützt und gefördert worden sind. Der Anteil an jungen Er- wachsenen ohne Hauptschulabschluss an allen Schulabgängerinnen und Schulab- gängern konnte somit in Schleswig-Holstein deutlich reduziert werden (siehe Antwort auf Frage 1). Des Weiteren haben insbesondere die folgenden Maßnahmen zum Ziel, auch die Zahl der Schulabgängerinnen und Schulabgänger ohne Abschluss weiter zu verrin- gern und diesen Jugendlichen einen erfolgreichen Bildungs-, Berufs- und damit Le- bensweg zu ermöglichen: • Weiterentwicklung und Ausbau der Schulsozialarbeit • Weiterentwicklung und Ausbau der Ganztagsschulen • zentrale Abschlussprüfungen für den Haupt- und den Realschulabschluss in Deutsch, Mathematik und Englisch • Qualitätssicherung über Bildungsstandards • Längeres gemeinsames Lernen und verstärkte individuelle Förderung in mehr Gemeinschaftsschulen • Schulische Berufsorientierung als Teil des gesetzlich verankerten schulischen Bildungs- und Erziehungsauftrags. Das MBW unterstützt außerdem gemeinsam mit der Wirtschaft die Schulen und die Schulabgängerinnen und Schulabgänger dabei, auch über eine betriebliche Ausbil- dung einen Abschluss zu erreichen. Sie wirbt an den allgemeinbildenden Schulen und Förderzentren seit dem Schuljahr 2011/12 mit dem Flyer für „schulische Ab- schlüsse in der dualen Berufsausbildung“ (http://www.schleswig- Hol- stein.de/Bildung/DE/Service/Broschueren/Bildung/SchulischeAbschluesse__blob=pu blicationFile.pdf). 6. Plant die Landesregierung, die Anschlussmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss weiter zu optimieren? Wenn ja, wie sehen diese Planungen aus? Antwort: Das für die kommende ESF-Förderperiode vorgesehene Anschlussprogramm Hand- lungskonzept PLuS (Praxis Lebensplanung und Schule) hat neben der Verringerung der Zahl von Schulabgängerinnen und Schulabgängern ohne Abschluss auch zum Ziel, den direkten Übergang der Schulabgängerinnen und Schulabgänger von der Schule in die Ausbildung zu befördern. Dies gilt auch für diejenigen ohne Schulab- schluss. Durch die Umwandlung der Berufseingangsklassen zu einem dualisierten Vollzeitangebot soll im Anschluss an die allgemeinbildende Schule zudem der Anteil der Schülerinnen und Schüler erhöht werden, die im Rahmen dieses Bildungsgangs den Hauptschulabschluss erwerben. Ferner sollen durch die Dualisierung des Bil- dungsgangs die Startbedingungen der Jugendlichen zur Aufnahme einer dualen Be- rufsausbildung verbessert werden. Im Rahmen einer der interministeriellen Arbeits- gruppe (IMAG) erarbeiten zudem das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie, das Ministerium für Bildung und Wissenschaft und das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie und Gleichstellung Vorschläge zum „Übergang junger Menschen von der Schule in Ausbildung und Arbeit“, die mehr Jugendliche zu einem Hauptschulabschluss führen und sie erfolgreicher beim Übergang in eine Ausbildung unterstützen sollen. Seite 1 von 3 Schulart insg. in % männlich weiblich mit Migrationshintergrund ohne Migrationshintergrund Hauptschule 594 28,03 355 239 77 517 Realschule 60 2,83 34 26 5 55 Regionalschule 26 1,23 20 6 3 23 Gymnasium 4 0,19 2 2 0 4 Gesamtschule 1) 9 0,42 4 5 1 8 Gemeinschaftsschulen 174 8,21 104 70 19 155 Förderzentren 2) 1.252 59,08 778 474 126 1.126 insgesamt 2.119 100,00 1.297 822 231 1.888 Absolventen 2012 insg. 28.785 . 14.557 14.228 2.260 26.525 Anteil der Absolventen ohne Schulabschluss in % 7,36 . 8,91 5,78 10,22 7,12 1) einschl. Waldorfschulen, ab Schuljahr 2011/12 ausschließlich freie Waldorfschulen 2) einschl. der Absolventen FöZ Lernen und Geistige Entwicklung Schulart insg. in % männlich weiblich mit Migrationshintergrund ohne Migrationshintergrund Hauptschule 637 29,72 412 225 93 544 Realschule 74 3,45 49 25 7 67 Regionalschule 0 0,00 0 0 0 0 Gymnasium 4 0,19 2 2 0 4 Gesamtschule 1) 3 0,14 1 2 0 3 Gemeinschaftsschulen 76 3,55 40 36 10 66 Förderzentren 2) 1.349 62,95 845 504 147 1.202 insgesamt 2.143 100,00 1.349 794 257 1.886 Absolventen 2011 insg. 29.430 . 14.979 14.451 2.393 27.037 Anteil der Absolventen ohne Schulabschluss in % 7,28 . 9,01 5,49 10,74 6,98 1) einschl. Waldorfschulen, ab Schuljahr 2011/12 ausschließlich freie Waldorfschulen 2) einschl. der Absolventen FöZ Lernen und Geistige Entwicklung Absolventen ohne Schulabschluss von öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schulen in Schleswig-Holstein nach Schulart, Geschlecht und Migrationshintergrund A b s o l v e n t e n (ohne Schulabschluss) 2 0 1 2 A b s o l v e n t e n (ohne Schulabschluss) 2 0 1 1 Seite 2 von 3 Schulart insg. in % männlich weiblich mit Migrationshintergrund ohne Migrationshintergrund Hauptschule 672 30,52 416 256 89 583 Realschule 107 4,86 60 47 10 97 Regionalschule 0 0,00 0 0 0 0 Gymnasium 2 0,09 0 2 0 2 Gesamtschule 1) 22 1,00 15 7 6 16 Gemeinschaftsschulen 12 0,54 10 2 2 10 Förderzentren 2) 1.387 62,99 847 540 159 1.228 insgesamt 2.202 100,00 1.348 854 266 1.936 Absolventen 2010 insg. 31.308 . 16.029 15.279 2.770 28.538 Anteil der Absolventen ohne Schulabschluss in % 7,03 . 8,41 5,59 9,60 6,78 1) einschl. Waldorfschulen, ab Schuljahr 2011/12 ausschließlich freie Waldorfschulen 2) einschl. der Absolventen FöZ Lernen und Geistige Entwicklung Schulart insg. in % männlich weiblich mit Migrationshintergrund ohne Migrationshintergrund Hauptschule 604 27,15 364 240 92 512 Realschule 74 3,33 41 33 11 63 Regionalschule 0 0,00 0 0 0 0 Gymnasium 7 0,31 7 0 4 3 Gesamtschule 1) 34 1,53 17 17 0 34 Gemeinschaftsschulen 5 0,22 2 3 0 5 Förderzentren 2) 1.501 67,46 940 561 160 1.341 insgesamt 2.225 100,00 1.371 854 267 1.958 Absolventen 2009 insg. 31.989 . 16.337 15.652 2.965 29.024 Anteil der Absolventen ohne Schulabschluss in % 6,96 . 8,39 5,46 9,01 6,75 1) einschl. Waldorfschulen, ab Schuljahr 2011/12 ausschließlich freie Waldorfschulen 2) einschl. der Absolventen FöZ Lernen und Geistige Entwicklung A b s o l v e n t e n (ohne Schulabschluss) 2 0 1 0 A b s o l v e n t e n (ohne Schulabschluss) 2 0 0 9 Seite 3 von 3 Schulart insg. in % männlich weiblich mit Migrationshintergrund ohne Migrationshintergrund Hauptschule 841 31,25 509 332 127 714 Realschule 150 5,57 93 57 17 133 Regionalschule 0 0,00 0 0 0 0 Gymnasium 13 0,48 5 8 5 8 Gesamtschule 1) 50 1,86 29 21 5 45 Gemeinschaftsschulen 0 0,00 0 0 0 0 Förderzentren 2) 1.637 60,83 1.039 598 177 1.460 insgesamt 2.691 100,00 1.675 1.016 331 2.360 Absolventen 2008 insg. 31.289 . 15.997 15.292 3.454 27.835 Anteil der Absolventen ohne Schulabschluss in % 8,60 . 10,47 6,64 9,58 8,48 1) einschl. Waldorfschulen, ab Schuljahr 2011/12 ausschließlich freie Waldorfschulen 2) einschl. der Absolventen FöZ Lernen und Geistige Entwicklung A b s o l v e n t e n (ohne Schulabschluss) 2 0 0 8 KA_Schulabschluss Anlage Tabelle1