SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 19/1352 19. Wahlperiode 2019-04-01 Kleine Anfrage des Abgeordneten Dr. Frank Brodehl, AfD und Antwort der Landesregierung - Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Schülerstreitschlichtung in Schleswig-Holsteins Schulen Vorbemerkung des Fragestellers: Fälle von Gewalt an Schulen stehen immer wieder im Fokus der Medien. Am 11. März 2019 zitierten die Lübecker Nachrichten Online in ihrem Bericht „Warum immer mehr Kinder ausrasten?“ einen Präventionsbeamten der Polizei in Ostholstein, der von einer „besorgniserregenden Zunahme von gewaltbereiten, immer jüngeren Kindern“ sprach. Lehrer sind immer häufiger mit Kindern konfrontiert, die sich weder an Regeln halten noch gelernt haben, Konflikte friedlich auszutragen. 1. An wie vielen und an welchen Schulen sind Schülerstreitschlichtergruppen aktiv ? Bitte nach Schularten aufschlüsseln. Antwort: Dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur liegen keine Informationen vor, an wie vielen Schulen in Schleswig-Holstein Schülerstreitschlichtergruppen aktiv sind. Drucksache 19/1352 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 19. Wahlperiode 2 2. Mit welchen Maßnahmen unterstützt das Land den Aufbau von Schülerstreitschlichtergruppen in Schleswig-Holstein? Existieren Koordinationsstellen des Landes oder der Kreise für Schülerstreitschlichtergruppen? Antwort: Das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) unterstützt den Aufbau von Schülerstreitschlichtergruppen, indem es das Ausbildungsangebot koordiniert und fortlaufend Zertifikatskurse „Schulmediation - Fortbildung zur Schulmediatorin, zum Schulmediator für Konfliktlotsenarbeit“ plant und durchführt. Seit 2012 hat das IQSH 32 Zertifikatskurse mit jeweils einem Gesamtumfang von 45 Stunden durchgeführt, davon 16 Kurse für die Primarstufe, 13 Kurse für die Sekundarstufe und drei Kurse sowohl für die Primar- als auch die Sekundarstufe. An den Kursen haben durchschnittlich 17 Personen teilgenommen. Ob über die Koordinierung des Ausbildungsangebotes durch das IQSH hinaus Koordinierungsstellen bei den Kreisen bestehen, ist dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur nicht bekannt. 3. Wie und durch wen werden diejenigen ausgebildet, die die Streitschlichterausbildung durchführen? Antwort: Das IQSH greift bei der Durchführung der o.g. Zertifikatskurse auf ein multiprofessionelles Team von Lehrkräften und Schulsozialarbeiterinnen und -arbeitern zu, die zu Mediatorinnen und Mediatoren ausgebildet sind, sowie auf externe Referentinnen und Referenten. 4. Durch wen und in welchem Rahmen wird die Schülerstreitschlichterausbildung evaluiert? Antwort: Die Einführung der Schülerstreitschlichtergruppen wird in Folgeveranstaltungen zu den Zertifikatskursen im Rahmen von Supervisionseinheiten evaluiert. Darüber hinaus gibt es im Rahmen regionaler Netzwerktreffen der Ausbilderinnen und Ausbilder die Möglichkeit zur Reflektion der Einzelprogramme und der Ausbildungsangebote. Schleswig-Holsteinischer Landtag - 19. Wahlperiode Drucksache 19/1352 3 Im Anschluss an die Zertifikatskurse gibt es die Möglichkeit zur Teilnahme an einer Veranstaltungsevaluation über die Veranstaltungsplattform Formix des IQSH. 5. Wie sieht die Vernetzung der einzelnen Schülerstreitschlichtergruppen der Schulen untereinander aus? Antwort: Die Vernetzung der einzelnen Schülerstreitschlichtergruppen untereinander geschieht landesweit im Rahmen der jährlich im Herbst stattfindenden Konfliktlotsentage . An diesen Fachtagen werden verschiedene Workshops zum Austausch und zur Weiterbildung für Konfliktlotsinnen und -lotsen sowie deren Betreuerinnen und Betreuer angeboten. Zudem werden regionale Treffen der Ausbilderinnen und Ausbilder durchgeführt, um zusätzliche Vernetzungsmöglichkeiten zu schaffen. 6. Wie werden die Schülerstreitschlichtergruppen vor Ort unterstützt bzw. betreut? Antwort: Die Schülerstreitschlichtergruppen werden in den Schulen nach den örtlichen Bedingungen in Arbeitsgemeinschaften, Wahlkursen oder im Zusammenhang mit einer Unterrichtsreihe ausgebildet. Nach ihrer Ausbildung werden die Gruppen durch die Ausbilderinnen und Ausbilder weiter regelmäßig betreut. 7. Gibt es weitere vom Land geförderte Projekte, die die Gewaltprävention bzw. Intervention gegen Gewalt an den Schulen Schleswig-Holsteins stärken? Antwort: Das Schulstreitschlichterprogramm ist ein Bestandteil eines umfassenden Angebots verschiedener Maßnahmen und Programme zur Gewaltprävention bzw. -intervention des IQSH: • Tat-Ausgleich im schulischen Kontext - Fortbildung zum/zur Moderator/in • Fortbildung zum/zur Anti-Mobbingberater/in im schulischen Kontext • Mobbingfreie Schule - Gemeinsam Klasse sein! (Einführung in den Anti-Mobbing- Koffer) Drucksache 19/1352 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 19. Wahlperiode 4 • Einführung und Vertiefung der Arbeitshilfe gegen Mobbing in der Grundschule "... und raus bist Du!" • Konfliktkultur 5./6. Klasse: Einen guten Start ermöglichen - Bausteine für einen respektvollen Umgang in Unterricht und Schulleben • Der Klassenrat: Ziele, Möglichkeiten und Organisation • Erstellung eines gewaltpräventiven Konzeptes für die Grundschule • Erstellung eines gewaltpräventiven Konzeptes für weiterführende Schulen • Landesfachtage zu verschiedenen Präventionsschwerpunkten Des Weiteren gibt es u.a. folgende Angebote im Bereich der allgemeinen Prävention, die ebenfalls gewaltpräventive Elemente enthalten: • Lebensbedrohliche Situationen in Schule - Amok/School-Shooting • Pädagogische Prävention in Schule • Lebendige Demokratie an Schulen - Gefährdungen wahrnehmen, erkennen, begegnen • PiT - Prävention im Team • Erwachsen werden • Erwachsen handeln • Mitreden! Kompetent gegen Islamfeindlichkeit, Islamismus und dschihadistische Internetpropaganda • FAQs und Handlungsleitlinien zum Thema Islam, Islamismus und Salafismus an Schulen • „Mit mir hat niemand geredet“ - Ins Gespräch kommen über menschenverachtende Positionen in der Schule • Herausforderndem Verhalten mit professioneller Lehrerpersönlichkeit begegnen • Präventionskultur: Schutzkonzept und sexuelle Gewalt Neben diesen Projekten werden weitere, unterschiedliche Maßnahmen zur Gewaltprävention durch freie, vom Land Schleswig-Holstein geförderte Träger umgesetzt: • Die Aktion Kinder- und Jugendschutz Schleswig-Holstein e.V. (AKJS) bietet für Fachkräfte der Jugendhilfe, Lehrkräfte sowie Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter praxisorientierte Fortbildungen und Arbeitshilfen zu allen Bereichen des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes wie Gewaltprävention, Schleswig-Holsteinischer Landtag - 19. Wahlperiode Drucksache 19/1352 5 Prävention von (Cyber-)Mobbing, Medienkompetenzvermittlung oder Extremismusprävention an. Sie koordiniert landesweit Präventionsprojekte wie „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ und die jährlich stattfindenden landesweiten Anti-Mobbing-Tage. • Die vier Kinderschutzzentren in Schleswig-Holstein leisten Präventionsarbeit, zum Beispiel durch Elternkurse, Themenabende, Öffentlichkeitsarbeit und Informationsveranstaltungen . • Auch der Deutsche Kinderschutzbund LV SH bietet Unterstützung, die Kinder- und Jugendeinrichtungen, aber auch die Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher an Schulen nutzen können. • Die Polizei bietet ebenfalls Veranstaltungen zur allgemeinen und zur Gewaltprävention an.