SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG Drucksache 19/1711 19. Wahlperiode 2019-09-26 Kleine Anfrage des Abgeordneten Claus Schaffer, AfD und Antwort der Landesregierung - Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Teil 2. Berufliche Situation von Klinikärzten in Schleswig-Holstein Vorbemerkung des Fragestellers: Aktuellen Berichten zufolge klagen Klinikärzte in Schleswig-Holstein über erhebliche Arbeitsüberlastung, unzureichende Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Arbeitsverdichtungen durch Personalmangel und Organisationsfehler - und in der Folge Frustration , stressbedingte Erkrankungen und Suchtproblematiken. 1. Liegen der Landesregierung Erkenntnisse vor, wie Klinikärzte ihre Arbeitsbedingungen bewerten? Wenn die Frage mit Ja beantwortet wird, dies bitte genau darlegen. Bitte aufschlüsseln nach Universitätsklinikum Standort Kiel und Standort Lübeck. Bitte aufschlüsseln nach Assistenzärzten, Fachärzten, Oberärzten und Leitenden Oberärzten. Antwort: Ja, die Assistenzärzte am Campus Kiel haben das MBWK über das Ergebnis einer eigenen Umfrage im UKSH (Rückmeldung von 158 Assistenzärztinnen und -ärzten) informiert, wonach 91% der an der Umfrage teilgenommenen Ärzte die Qualität der Drucksache 19/1711 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 19. Wahlperiode 2 Patientenversorgung durch die zunehmende Arbeitsverdichtung, eine unzureichende Superversion durch erfahrende Kollegen, einen Mangel an ärztlicher Aus- und Weiterbildung sowie die Zunahme nicht ärztlicher Tätigkeiten gefährdet sehen, 64% einen Wechsel des Arbeitgebers und 19% die Aufgabe des Arztberufs in Erwägung ziehen. Eine Aufschlüsselung nach Assistenzärzten, Fachärzten, Oberärzten und Leitenden Oberärzten liegt der Landesregierung nicht vor. Obwohl die ausreichende Finanzierung der Arzt- und Krankenpflegestellen und der ärztlichen Weiterbildung nicht Aufgabe der Landesregierung ist, sondern die der Krankenkassen und der Klinikleitungen, hat die Landesregierung natürlich ein Interesse an einer guten Krankenversorgung und angemessenen Arbeitsbedingungen einschließlich einer guten Weiterbildung für Ärzte. Die Zahlen aus der o.g. Umfrage sind deshalb Ansporn, auch von Seiten des Landes alle Anstrengungen zur Verbesserung der Situation zu unternehmen. Hierzu trägt auch eine bessere Vereinbarkeit von Forschung und Lehre und Krankenversorgung bei. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Wissenschaftsrat haben das Weiterbildungsprogramm „Clinician Scientist“ entwickelt, an dem das UKSH seit 2018 mit 70 Stellen (8,5% der Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung) beteiligt ist; die Auswirkungen werden erst in den kommenden Jahren zu spüren sein. 2. Wie viele Klinikärzte haben eine „Opt-Out-Erklärung“ unterzeichnet? Wie vielen Klinikärzten wurde 2017, 2018 und im 1. Halbjahr 2019 eine „Opt-Out-Erklärung “ zusammen mit dem Arbeitsvertrag bei der Einstellung vorgelegt oder die Einstellung von der Unterzeichnung einer „Opt-Out-Erklärung“ abhängig gemacht ? Bitte aufschlüsseln nach Universitätsklinikum Standort Kiel und Standort Lübeck. Bitte aufschlüsseln nach Assistenzärzten, Fachärzten, Oberärzten und Leitenden Oberärzten. Antwort: Die Tabelle zeigt einen Überblick aller bestehenden Verträge mit Opt-Out-Vertragsmodalitäten . Da es auch Verträge ohne Opt-Out Modalitäten gibt, ist die Einstellung nicht an die Unterzeichnung der Erklärung gebunden. Schleswig-Holsteinischer Landtag - 19. Wahlperiode Drucksache 19/1711 3 3. In welchem Umfang nehmen Klinikärzte Medikamente oder andere Mittel während der Arbeit, um ihre Arbeit zu schaffen bzw. mit den beruflichen Belastungen fertig zu werden? Bitte aufschlüsseln nach Universitätsklinikum Standort Kiel und Standort Lübeck. Bitte aufschlüsseln nach Assistenzärzten, Fachärzten , Oberärzten und Leitenden Oberärzten. Bitte aufschlüsseln nach 2017, 2018 und 1. Halbjahr 2019. Bitte aufschlüsseln nach Benzodiazepinen, Schlafmittel , Schmerzmittel, Opiate, Opioide, Propofol, Cannabis, Marihuana und Alkohol . Antwort: Dem UKSH liegen hierzu keine Informationen vor; ein Drogenscreening der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist nicht vorgesehen. 4. Wie viele Jahre arbeiten Klinikärzte in ihrem Beruf, bevor sie zu einer anderen Arbeitsstelle wechseln? Bitte aufschlüsseln nach Universitätsklinikum Standort Kiel und Standort Lübeck. Bitte aufschlüsseln nach Assistenzärzten, Fachärzten , Oberärzten und Leitenden Oberärzten. Antwort: Die Tabelle zeigt die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit der sechs Untergruppen. Ja Nein Gesamtergebnis Kiel 612 222 834 Assistenzarzt 350 111 461 Facharzt 152 59 211 Oberarzt 106 48 154 Leitender Oberarzt 4 4 8 Lübeck 537 295 832 Assistenzarzt 304 149 453 Facharzt 133 79 212 Oberarzt 94 60 154 Leitender Oberarzt 6 7 13 Gesamtergebnis 1.149 517 1.666 Drucksache 19/1711 Schleswig-Holsteinischer Landtag - 19. Wahlperiode 4 Kiel Lübeck Gesamtergebnis Assistenzarzt 2,6 2,8 2,7 Facharzt 8,4 8,7 8,6 Oberarzt 14,5 13,1 13,8 Leitender Oberarzt 14,6 15,3 15,0 außertariflich beschäftigt 10,4 9,4 9,9 Professor 9,4 7,1 8,3 Gesamtergebnis 6,8 6,6 6,7 5. Wie viele freie Stellen gibt es aktuell für Klinikärzte am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein? Bitte aufschlüsseln nach Universitätsklinikum Standort Kiel und Standort Lübeck. Bitte aufschlüsseln nach Assistenzärzten, Fachärzten, Oberärzten und Leitenden Oberärzten. Antwort: Die Tabelle (Stand September 2019) zeigt die aktuellen Vakanzen des UKSH in den drei Gruppen an: Auf der Homepage des UKSH werden aktuell (September 2019) vier Assistenzärztinnen oder Assistenzärzte gesucht. Kiel Lübeck gesamt Arzt 30,2 14 44,2 Facharzt 3,4 1 4,4 Oberarzt 11 7 18 gesamt 44,6 22 66,6