10.11.2015 Drucksache 6/1282Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 20. November 2015 Beschulung von Kindern und Jugendlichen nichtdeutscher Herkunftssprache in Schulen des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt Die Kleine Anfrage 549 vom 24. September 2015 hat folgenden Wortlaut: Die Zunahme von Flüchtlingen stellt die Schulträger im Freistaat Thüringen vor große Probleme. Gerade die Beschulung von Kindern und Jugendlichen nichtdeutscher Herkunftssprache erfordert zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen. Ich frage die Landesregierung: 1. In welchen Schulen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt werden wie viele Kinder und Jugendliche mit Flüchtlingshintergrund beschult (Auflistung nach Schulart und Klassenstufe)? 2. Wie viel Personal wurde und wird zukünftig in den betroffenen Schulen zusätzlich eingestellt? 3. Inwieweit wurde das Personal an den betroffenen Schulen im Umgang mit den Flüchtlingen qualifiziert? 4. Inwieweit sind und werden in den betroffenen Schulen Schulsozialarbeiter eingesetzt? 5. Welche Deutschsprachkurse gibt es beziehungsweise wird es zukünftig im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt geben, um Kinder und Jugendliche mit Flüchtlingshintergrund zu unterstützen? Wer führt diese Deutschsprachkurse durch und für wie viele Teilnehmer sind diese Kurse ausgelegt? 6. Welche Kosten entstehen in welcher Höhe für die Beschulung von Flüchtlingen im Landkreis SaalfeldRudolstadt ? Wer übernimmt diese Kosten in welcher Höhe? 7. Inwieweit wird sichergestellt, dass die Qualität der Beschulung für alle Schüler im Landkreis SaalfeldRudolstadt zukünftig weiterhin gesichert ist? Das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport hat die Kleine Anfrage namens der Lan desregierung mit Schreiben vom 9. November 2015 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Das Merkmal Flüchtlingshintergrund ist kein Erfassungskriterium der Schulstatistik. K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Kowalleck (CDU) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1282 Eine Gesamtübersicht der Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache (Ausländer/Aussiedler ) mit den erbetenen Kategorien (Schulart, Klassenstufe) im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt auf Basis der Schuljahresstatistik 2014/2015 ist in der Anlage 1 dargestellt. Statistische Daten für das aktuelle Schuljahr 2015/2016 liegen noch nicht vor. Zu 2.: Die Landesregierung hat für das Kalenderjahr 2015 ein Äquivalent von 50 Vollzeitstellen (VZB) zur Verfügung gestellt. Diese Mittel wurden den Schulamtsbereichen im Verhältnis der Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache zugewiesen. Für die Kalenderjahre 2016 und 2017 stehen Äquivalente zu 100 bzw. 150 Vollzeitstellen zur Verfügung. Dem Staatlichen Schulamt Südthüringen wurden für das Kalenderjahr 2015 zur Absicherung von Sprachförderung (Deutsch als Zweitsprache) 7,8 VZB zusätzlich zugewiesen. Mit Stand vom 15. Oktober 2015 wurden zwölf Personen mit einer Qualifikation für Deutsch als Zweitsprache für die Beschulung von Schülerinnen und Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache in Sprachförderung durch das Staatliche Schulamt Südthüringen eingestellt, davon eine Person im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Zu 3.: Der Fortbildungsbedarf ergibt sich aus der Anzahl der Kinder und Jugendlichen aus Flüchtlingsfamilien vor Ort und deren sprachlichen und kulturellen Vorkenntnissen. Eine Übersicht der Fort- und Weiterbildungsangebote im Bereich Deutsch als Zweitsprache kann der Anlage 2 entnommen werden. Hierzu haben auch die Lehrkräfte und Schulen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt im Rahmen der gegebenen Kapazitäten Zugang. Zu 4.: Von den in der Anlage 1 aufgeführten 23 Schulen sind sieben am Landesprogramm Schulsozialarbeit beteiligt: - Staatliche Regelschule "Friedrich Fröbel" Oberweißbach - Staatliche Regelschule Neusitz - Staatliche Regelschule "Geschwister Scholl" Saalfeld - Staatliche Regelschule "Albert-Schweitzer" Saalfeld-Gorndorf - Staatliche Regelschule "Friedrich Schiller" Rudolstadt - Staatliche Regelschule "Kurt Löwenstein" Unterwellenborn - Staatliche Berufsbildende Schule Rudolstadt Zu 5.: In Schulen des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt sind derzeit 214 Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache angemeldet, von denen 112 gute deutsche Sprachkenntnisse aufweisen. Demzufolge sind 102 Schülerinnen und Schüler besonders sprachlich zu fördern. An Schulen in den Schwerpunktstädten Saalfeld, Rudolstadt und Bad Blankenburg lernen 89 dieser 102 Schülerinnen und Schüler. Diesen Schulen sind zunächst bereits 109 Lehrerwochenstunden zur Förderung von Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache zugewiesen. Darüber hinaus tragen pädagogische Konzepte insbesondere zur Gestaltung der Schuleingangsphase an Grundschulen dazu bei, die sprachliche Förderung einschließlich der lateinischen Alphabetisierung als Unterrichtsprinzip zu etablieren. Über diese schulinternen Maßnahmen hinaus werden derzeit folgende Sprachkurse (alle als Grundkurse) in der Region angeboten: Schule Anzahl Kurse Anzahl Schüler RS Rudolstadt/RS Neusitz 1 12 RS Bad Blankenburg/GS Bad Blankenburg/RS Oberweißbach/RS Königsee 2 17 RS "Schweitzer" Saalfeld/GS Saalfeld Gorndorf 2 14 GS "West" Rudolstadt/GS "Sommer" Rudolstadt/GS Schwarza/GS Uhlstädt/GS Remda 1 10 Aus der Übersicht geht hervor, dass bereits viele Schüler aus Schulen, an denen im ländlichen Bereich einzelne Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache unterrichtet werden, mit in die derzeitigen Sprachkurse integriert sind, so dass fünf Schüler an anderen Schulen des Landkreises schulintern gefördert werden. 3 Drucksache 6/1282Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Die bisher eingerichteten Kurse konnten im allgemein bildenden Bereich im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt mit vorhandenem Lehrpersonal abgedeckt werden. Im berufsbildenden Bereich ist in der einzigen staatlichen Berufsschule im Landkreis, dem Staatlichen Berufsbildungszentrum Saalfeld-Rudolstadt, ein BVJ-S zur speziellen sprachlichen Förderung von Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache eingerichtet. Das Besetzungsverfahren für die vorgesehene Einstellung für die Absicherung des erhöhten Anteils an Deutschunterricht ist noch nicht abgeschlossen. Derzeit wird der Unterricht durch schulinterne Maßnahmen abgesichert. Damit kann derzeit zusammengefasst werden, dass allen Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache, die nur über geringe oder keine Deutschkenntnisse verfügen, eine sprachliche Förderung im allgemeinbildenden Bereich angeboten wird. Dieses Angebot reicht aber insbesondere im Falle von Schülern ohne Alphabetisierung nicht immer aus. Daher wird derzeit auch unter Beachtung der Entwicklung der Schülerzahlen geprüft, ob und wenn ja, an welchen Standorten weitere Sprachkurse bzw. auch Sprachklassen zur Alphabetisierung über befristete Neueinstellungen eingerichtet werden können bzw. welche Kurse und Klassen aufgefüllt werden können. Dazu ist in jedem Einzelfall die Genehmigung des für Bildung zuständigen Ministeriums erforderlich. Zu 6.: Die Personalkosten werden vom Land getragen, sie sind denen deutscher Schülerinnen und Schüler identisch . Die Höhe der Kosten kann pauschal nicht beziffert werden. Zu 7.: Die laut Rahmenstundentafel und Verwaltungsvorschrift zur Organisation des Schuljahres 2015/2016 zu erfüllenden Aufgaben bleiben davon unberührt. Reduzierungen der planmäßigen Unterrichtsstunden nach Rahmenstundentafel auf Grund des erforderlichen Sprachunterrichts für Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache sind derzeit nicht bekannt. Dr. Klaubert Ministerin Anlagen*) *) Hinweis: Auf den Abdruck der Anlagen wurde verzichtet. Ein Exemplar mit Anlagen erhielten jeweils die Fraktionen und die Landtagsbibliothek. Des Weiteren können sie im Abgeordneteninformationssystem unter der oben genannten Drucksachennummer sowie im Internet unter der Adresse: www.parldok.thueringen.de eingesehen werden. Anlage 1 Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunftssprache im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt im Schuljahr 2014/2015 (Stichtag: 17. September 2014 (abS) und 12. November 2014 (bbS)) Klassenstufe SE 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 bbS Gesamt SE 1 SE 2 SE 3 Gesamt 1. Jhrgst. 2. Jhrgst. 3. Jhrgst. Gesamt Schulart/Gruppe Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Schüler Grundschule 16 22 4 42 24 21 87 Regelschule 6 5 13 8 13 4 49 Gymnasium 1 2 4 5 8 6 6 32 berufsbildende Schule 19 5 3 27 27 Gesamt: 16 22 4 42 24 21 6 6 15 12 18 12 6 6 19 5 3 27 195 Schule Anzahl der Schulen Anzahl der Schüler Staatliche Grundschule Meuselbach 1 1 Staatliche Grundschule "Anton Sommer" Rudolstadt 1 1 Staatliche Grundschule "Friedrich Fröbel" Bad Blankenburg 1 2 Staatliche Grundschule Schwarza 1 34 Staatliche Grundschule "Caspar Aquila" Saalfeld 1 29 Staatliche Grundschule "Marco Polo" Saalfeld 1 7 Staatliche Grundschule Saalfeld-Gorndorf 1 10 Staatliche Grundschule Könitz 1 1 Staatliche Grundschule Leutenberg 1 2 Staatliche Regelschule "Friedrich Fröbel" Oberweißbach 1 1 Staatliche Regelschule "Christoph Ullrich von Pappenheim" Gräfenthal 1 1 Staatliche Regelschule Neusitz 1 1 Staatliche Regelschule "Geschwister Scholl" Saalfeld 1 25 Staatliche Regelschule "Albert-Schweitzer" Saalfeld-Gorndorf 1 7 Staatliche Regelschule "Friedrich Schiller" Rudolstadt 1 13 Staatliche Regelschule "Kurt Löwenstein" Unterwellenborn 1 1 Gymnasium Fridericianum Rudolstadt Staatliches Gymnasium 1 24 Staatliches Gymnasium "Dr. Max Näder" Königsee 1 1 Staatliches Gymnasium "Heinrich Böll" Saalfeld 1 5 Staatliches Gymnasium "Erasmus Reinhold" Saalfeld 1 2 Staatliche Berufsbildende Schule Rudolstadt 1 14 Staatliche Berufsbildende Schule Unterwellenborn 1 3 Staatliche Berufsbildende Schule für Gesundheit und Soziales -Medizinische Fachschule Saalfeld- "Georgius Agricola" 1 10 Gesamt: 23 195 Anlage 2 Übersicht der Fort- und Weiterbildungsangebote im Bereich Deutsch als Zweitsprache 1. Fortbildungsmaßnahmen 2015/2016 2014/2015 Deutsch als Zweitsprache im berufsbildenden Bereich Fortbildungsreihe für DaZ-Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen 2 Nachmittagsveranstaltungen pro Schulhalbjahr ca. 20 Teilnehmer Deutsch als Zweisprache im berufsbildenden Bereich (Fortbildungsreihe für DaZ-Lehrkräfte an berufsbildenden Schulen, zwei Nachmittagsveranstaltungen pro Schulhalbjahr, ca. 20 Teilnehmer z. B. − 18.11.2014 - Förderung von zugewanderten Schülerinnen und Schülern in Deutsch als Zweitsprache an der berufsbildenden Schule- ein Erfahrungsaustausch − 04.03.2015 - Berufsbezogener DaZ-Unterricht) Einzelveranstaltungen zu speziellen von Lehrkräften benötigten Themen (Schwerpunkt 2015/2016: Alphabetisierung, zwischen 20 und 60 Teilnehmer) Einzelveranstaltungen zu speziellen von Lehrkräften benötigten Themen (Schwerpunkt 2014/15: Diagnose und gezielte Förderung, zwischen 20 und 60 Teilnehmer z. B. − 15./16.09.2014 - Schule in der Migrationsgesellschaft − 23.10.2014 - Feststellung des Standes der sprachlichen Entwicklung von Schülerinnen und Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache − 12.11.2014 - Materialien und Lehrwerke im Unterricht Deutsch als Zweitsprache − 24.02.2015 - KIKUS: ein ganzheitliches Programm zur Anregung und Förderung der Mehrsprachigkeit von Kindern − 19.03.2015 - Förderung von zugewanderten Schülerinnen und Schülern in Deutsch als Zweitsprache in Sprachlernklassen- ein Erfahrungsaustausch Netzwerk der DaZ-Lehrkräfte Lehrkräfte mit abgeschlossener DaZ-Qualifizierung (Fortbildungsveranstaltungen zur Erweiterung der erworbenen Qualifikation, 15 Lehrkräfte) Veranstaltungen im Rahmen der Berufseingangsphase (drei Ganztagsveranstaltungen im Schuljahr: Interkulturelles Lernen, Förderung von Schülern nichtdeutscher Herkunftssprache, Sprachsensibler Fachunterricht, zwischen 25 und 50 Teilnehmern) Fortbildung für spezielle Zielgruppen, Durchführung von Veranstaltungen für Beratungslehrer, Fachberater, Schulentwicklungsberater … (fünf bis zehn Veranstaltungen pro Schuljahr, Ganztags- oder Nachmittagsveranstaltungen, zwischen 15 und 40 Teilnehmern) Fachliche Begleitung der Lehrkräfte in den Sprachklassen (Fortbildung und Begleitung des für die Sprachklassen und das BVJ(S) eingestellten Personals, zwei Ganztagsveranstaltungen pro Halbjahr (Teilnehmerzahl laut eingestellten Lehrkräften)) 2. Weiterbildungsmaßnahme Deutsch als Zweitsprache 2015/2016: 2014/2015: 200-Stunden-Programm zur Qualifizierung Thüringer Lehrkräfte (Aufbau der notwendigen interkulturellen und didaktischen Kompetenzen, Träger: Thüringer Volkshochschulverband, ca. 75 Teilnehmer) 200-Stunden-Programm zur Qualifizierung Thüringer Lehrkräfte (Aufbau der notwendigen interkulturellen und didaktischen Kompetenzen, Träger: Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft, 15 Teilnehmer)