03.12.2015 Drucksache 6/1386Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 22. Dezember 2015 Radtourismus in Thüringen Die Kleine Anfrage 585 vom 15. Oktober 2015 hat folgenden Wortlaut: Im Jahr 2008 wurde das letzte Radverkehrskonzept für den Freistaat Thüringen verabschiedet. Eine Weiterentwicklung dieses Konzepts erscheint geboten. Auch in der Fortschreibung der Landestourismuskonzeption sollte diesem deutschlandweit wachsenden Markt Rechnung getragen werden. Gerade die Konkurrenz unter den deutschen Mittelgebirgen macht neben dem Wandertourismus auch Alleinstellungsmerkmale im Radtourismus notwendig. Insbesondere Angebote für E-Bike- und Montainbikefahrer sind als Trends zu erkennen. Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Projekte sind über das Landesradwegekonzept von 2008 angeschoben und umgesetzt worden bzw. befinden sich noch in Umsetzung (Auflistung nach Projekt, Umsetzungsstand und Kosten)? 2. Gibt es seitens der Landesregierung Bestrebungen, überregional wettbewerbsfähige Mountainbikewege in Thüringen zu fördern und zu etablieren? Wenn ja, welche Bestrebungen verfolgt die Landesregierung? Wenn nein, weshalb nicht? 3. Wie schätzt die Landesregierung die Entwicklung von sogenannten Bike-Parks (ähnlich dem bereits vorhandenen Bike-Park in Oberhof) ein? Wie steht die Landesregierung dazu, solche Parks analog ähnlicher Entwicklungen in Österreich an geeigneten Liftanlagen zu etablieren, um so eine verbesserte Sommernutzung der Seilbahnen zu gewährleisten? Sind solche Vorhaben bereits in Planung oder schon umgesetzt? 4. Welchen Stellenwert misst die Landesregierung dem Radtourismus bei und wie plant sie Thüringen stärker als Radreiseland zu etablieren? 5. Welche Ansätze verfolgt die Landesregierung zur Verbesserung des E-Bike-Tourismus in Thüringen? Wie schätzt die Landesregierung die Potenziale dieses Tourismusbereichs im Kontext zu anderen Reiseregionen Deutschlands ein? K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Bühl (CDU) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1386 Das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 26. November 2015 (Eingang: 3. Dezember 2015) wie folgt beantwortet: Zu 1.: Am 17. August 2008 wurde das Radverkehrskonzept für den Freistaat Thüringen von der Landesregierung verabschiedet. Im Rahmen des Radverkehrskonzeptes wurden nachfolgende Maßnahmen angeschoben und umgesetzt. Landesradwegewart: Um auf Landesebene ein Radwegequalitätsmanagement für das radtouristische Landesnetz zu installieren , wurde durch das damalige TMWAT mit Vertrag vom 28. Oktober 2008 die LEG mit den Aufgaben eines Landesradwegewartes betraut. Für den Landesradwegewart wurden im Zeitraum 2008 bis 2015 insgesamt rund 275.000 Euro aufgewendet. Radroutenplaner Thüringen: Seit 2010 steht der Radroutenplaner Thüringen kostenlos im Internet und seit 2013 auch als App zur Verfügung . Im Zeitraum 2009 bis 2014 wurden für den Aufbau des Radroutenplaners Thüringen, Weiterentwicklungen sowie den Betrieb 375.510 Euro aufgewendet. Der Aufwand für den Betrieb des Radroutenplaners Thüringen beträgt jährlich rund 35.000 Euro. Hinzukommen Aufwendungen für Weiterentwicklungen. Thüringen beteiligt sich am Projekt Radroutenplaner Deutschland. Hierfür wurden 2012 bis 2014 insgesamt 3.000 Euro bereitgestellt. Der Kostenbeitrag der teilnehmenden Länder an dem vom Bund geförderten Projekt beträgt künftig jährlich jeweils 2.500 Euro. In Vorbereitung befindet sich der Aufbau eines Mängelmelders auf der Basis des Radroutenplaners Thüringen , für dessen Entwicklung rund 42.000 Euro eingeplant sind. Hier sind die Betriebskosten mit jährlich ca. 7.100 Euro veranschlagt. Touristische Vermarktung: Die für das Landesmarketing zuständige Thüringer Tourismus GmbH vermarktet u. a. auch den Radtourismus in Thüringen mit nachfolgenden Maßnahmen: • Bereits seit 2007 erstellt die TTG jährlich die Radwanderkarte "Radwege in Thüringen", die regelmäßig ergänzt und neu aufgelegt wird. Seit 2007 bis 2015 wurden hierfür rund 120.000 Euro verausgabt. • Seit 2007/2008 stellt die TTG jährlich in der Broschüre "Deutschland per Rad entdecken" jeweils auf einer Seite das Radreiseland Thüringen vor. Die Kosten belaufen sich jährlich auf 6.400 Euro. • Im Themenjahr 2010 der TTG (FAHR RAD 2010 – Am Besten in Thüringen) lag der Schwerpunkt des Marketings im Bereich Natur und Aktiv auf dem Radtourismus. Für das Themenjahr Rad hat die TTG in den Jahren 2009 und 2010 ca. 300.000 Euro eingesetzt. • Auf der Internetseite www.radwandern.thueringen-entdecken.de vermarktet die TTG u. a. die Radfernwege und Regionale Radwege (Themenrouten) in allen Details. Im Weiteren werden Tourentipps und Mountainbiking-Angebote unterbreitet. Zum genauen Routing wird auf den Radroutenplaner verlinkt und auch ein sorgenfreier Radverleih angeboten. Qualitätssteigerung: Um die Qualität des Radtourismus in Thüringen weiter voranzubringen, unterstützt die TTG durch Fachtagungen und Schulungen die Zertifizierung von Radwegen und Bett&Bike-Betrieben. Aktuell sind in Thüringen der Ilmtal-Radweg und der Rhön-Radweg mit je vier Sternen vom ADFC als Qualitätsradrouten zertifiziert. Seit 2008 konnte in Thüringen die Zahl der Betriebe, die als fahrradfreundlicher Gastbetrieb mit dem Siegel des ADFC Bett&Bike zertifiziert sind, von 82 auf aktuell 146 Betriebe gesteigert werden. Radwegebau/GRW-Infrastrukturförderung: Im Rahmen der GRW-Infrastrukturförderung wurden seit 2008 bis 2014 insgesamt 90 radtouristische Vorhaben mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 42,2 Millionen Euro mit rund 32,7 Millionen Euro bezuschusst . Damit konnten rund 450 Kilometer des radtouristischen Landesnetzes in der im Radverkehrskonzept geforderten Qualität ausgebaut werden. 3 Drucksache 6/1386Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Zu 2.: Im Rahmen des Ganzjahreskonzeptes Rennsteig, das durch das TMWWDG gefördert wird, wurde im Auftrag des Regionalverbundes Thüringer Wald e. V. eine Mountainbike-Konzeption für den Thüringer Wald erarbeitet . 473 Kilometer Mountainbike-Strecke von Hörschel bis Blankenstein wurden geplant und ausgeschildert. Im Rahmen der anstehenden Fortschreibung des Radverkehrskonzepts für den Freistaat Thüringen von 2008 wird das Thema Mountainbike aufgegriffen und hinsichtlich des möglichen Handlungsbedarfs untersucht. Zu 3.: Neben dem Bike-Park Oberhof gibt es auch den Bike-Park Silbersattel in Steinach, wo der Doppelsessellift die Fahrer mit ihren Bikes, für die extra Transporthalterungen angebracht wurden, nach oben zur Bergstation bringt. Im Weiteren gibt es das Bike-Panorama Ebenau/Creuzburg im Werratal, das im Rahmen des Landesprogramms Tourismus gefördert wurde. Durch die Schaffung von Bike-Parks kann bereits vorhandene Infrastruktur wie z. B. Seilbahnen einer Ganzjahresnutzung zugeführt werden, was aus touristischer Sicht sinnvoll ist. Dadurch kann die Qualität der touristischen Angebote erhöht und die Verweildauer der Gäste verlängert werden. Aktuell liegt ein Förderantrag der Stadt Steinach zur Optimierung und Erweiterung der Skiarena Silbersattel Steinach für eine Ganzjahresnutzung im Rahmen der GRW-Infrastrukturförderung bei der TAB vor. Im Weiteren liegt ein Förderantrag der Gemeinde Masserberg zur Weiterentwicklung des Wintersportlandes Höheberg Heidental zum "Four Season Entertainment Park" bei der TAB vor, in welchem gleichfalls u. a. die Errichtung eines Bike-Parks in Zusammenhang mit der Sommernutzung einer Seilbahnanlage enthalten ist. Zu 4.: Der Radtourismus ist in der Landestourismuskonzeption 2011 bis 2015 neben dem Wandertourismus als Top-Thema für Thüringen im Bereich Natur- und Aktivtourismus definiert. Auch die neue Landestourismuskonzeption wird sich mit dem Thema Radverkehr im Themenbereich Natur und Aktiv befassen. Da zeitgleich das Radverkehrskonzept Thüringen fortgeschrieben und sich dieses auch mit dem touristischen Radverkehr befassen wird, sollen sich die Aussagen beider Konzeptionen ergänzen und aufeinander abgestimmt werden. Zu 5.: Die zunehmende Verbreitung des Elektrofahrrads kann sich positiv auf die allgemeine Fahrradnutzung auswirken . Deshalb wird das Elektrofahrrad bei der anstehenden Fortschreibung des Radverkehrskonzepts Thüringen von 2008 in allen relevanten Handlungsfeldern, so auch in Bezug auf den Radtourismus, berücksichtigt. Tiefensee Minister