14.03.2016 Drucksache 6/1898Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 30. März 2016 Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH (bm|t) Die Kleine Anfrage 819 vom 22. Januar 2016 hat folgenden Wortlaut: Die Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH ist eine Tochter der Thüringer Aufbaubank und investiert unter anderem in wachstumsstarke Technologieunternehmen. Mit gezielten Investitionen will die Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH das Wirtschaftswachstum in Thüringen stärken. Sie verwaltet neun Fonds mit einem Vermögen von 340 Millionen Euro. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie setzt sich die Eigentümerstruktur der Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH zusammen? 2. Wie viele Mittel in den verwalteten Fonds der Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH sind EU-Mittel? 3. Welchen Ertrag erwirtschaftete die Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH in den Jahren 2005 bis 2015 (bitte nach Jahren getrennt ausweisen)? 4. Welche Strategie verbirgt sich hinter den einzelnen von der Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH verwalteten Fonds? Weshalb wurde gerade eine solche strategische Ausrichtung für die einzelnen Fonds festgelegt? 5. Wie hoch waren die durchschnittlichen und jährlichen Gesamtkosten der Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH aufgeschlüsselt nach Sach- und Personalkosten in den Jahren 2005 bis 2015 (bitte nach Jahren getrennt aufschlüsseln)? 6. Sind weitere Institutionen außer dem Freistaat Thüringen an den Fonds, die von der Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH verwaltet werden, beteiligt? Wenn ja, welche und in welchem Umfang? 7. Sind auch Privatpersonen berechtigt in Fonds, welche von der Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH verwaltet werden, zu investieren? Wenn nicht, warum dürfen Privatpersonen nicht in die oben genannten Fonds investieren? 8. Welche Rendite wurde von den einzelnen Fonds seit Gründung der Beteiligungsmanagement Thüringen GmbH jährlich erwirtschaftet (bitte Jahr und Fonds einzeln auflisten)? K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Wirkner (CDU) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1898 Das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 10. März 2016 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Die bm|t ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Thüringer Aufbaubank (TAB). Zu 2.: Die bm|t verwaltet neun Fonds mit einem insgesamt zur Verfügung gestellten Vermögen von 340 Millionen Euro. In den Fondsmitteln sind insgesamt 72 Millionen Euro EFRE-Mittel enthalten. Zu 3.: Die bm|t erwirtschaftete seit 2005 die in der nachfolgenden Tabelle ausgewiesenen Jahresüberschüsse: Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Jahresüberschuss in Tausend Euro 57 412 481 814 430 573 877 945 762 485 Grundlage für diese Daten sind die Jahresergebnisse der bm|t gemäß geprüfter Jahresabschlüsse der einzelnen Geschäftsjahre. Für 2015 liegt noch kein geprüfter Jahresabschluss vor. Zu 4.: Analysen des Marktes für Risikokapital kommen zu dem Ergebnis, dass sich private Investoren in den letzten Jahren nur unzureichend engagieren. Auf dem Beteiligungsmarkt führt dieses Markversagen dazu, dass von privaten, rein renditeorientierten Beteiligungsgesellschaften ein nur unzureichendes Angebot an Risikokapital auch für Thüringer Unternehmen zur Verfügung gestellt wird. Die volkswirtschaftliche Bedeutung von Risikokapital im Allgemeinen ist hinreichend untersucht und belegt. Dabei erstreckt sich die Wirkung von Beteiligungskapital nicht nur auf das einzelne Unternehmen, welches das Beteiligungskapital zur Unternehmensfinanzierung einsetzt, sondern wirkt auch auf Unternehmen und Märkte über die Peripherie des Beteiligungsunternehmens hinaus. Darüber hinaus ist öffentliches Beteiligungskapital ein wichtiger Hebel, um weiteres, privates Kapital für Thüringer Unternehmen und Gründer zu generieren. Zur Zielgruppe der Unternehmensgründer: Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass der Erfolg von jungen Unternehmen besonders gefährdet ist, wenn es sich um Gründungen in kostenintensiven Bereichen handelt, zum Beispiel in technologischen Bereichen. Eine Ursache dafür ist eine dünne Kapitaldecke. Die Finanzbranche zeigt jedoch angesichts der hohen Risiken wenig Neigung, das notwendige Kapital zur Verfügung zu stellen. Etablieren sich diese jungen Unternehmen jedoch auf den Märkten, erhöhen sie das Innovationspotential in der Region und schaffen qualifizierte Arbeitsplätze. Zur Zielgruppe der mittelständischen Unternehmen: Diese Zielgruppe steht im Zuge der Globalisierung und des technologischen Fortschritts unter großem Wettbewerbsdruck . Damit steht der Mittelstand vor der Herausforderung das notwendige Unternehmenswachstum zu bewältigen, um sich auch unter den sich verändernden Rahmenbedingungen etablieren zu können. Hierfür benötigen kleine und mittlere Unternehmen Kapital. Damit verbunden ist die Schaffung neuer, aber auch die Sicherung bestehender Arbeitsplätze. Es gilt dabei die Kleinteiligkeit der Thüringer Wirtschaft als Entwicklungshemmnis zu überwinden, Wachstum zu generieren und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu erhöhen. Während der Investitionsphase gingen und gehen der Thüringer Innovationsfonds (TI-Fonds), die Venture Capital Thüringen GmbH & Co. KG (VCT), der Thüringer Gründerfonds (ThGF), der Thüringer Start-up Fonds (TSF) und der Thüringer WachstumsBeteiligungsFonds (WBF) vor allem Beteiligungen an Unternehmensgründungen , insbesondere an innovativen, technologieorientierten Unternehmen ein. Die Private-Equity Thüringen GmbH & Co. KG (PET-I), die Private Equity Thüringen Zweite Beteiligungen GmbH & Co. KG (PET- II), die Thüringer Industriebeteiligungsgesellschaft mbH (TIB) und der MFT Mittelstandsfonds Thüringen GmbH & Co. KG (MFT) gingen und gehen in ihrer Investitionsphase hingegen Beteiligungen an mittelständischen Unternehmen ein, die auf dem Weg zu mehr Wachstum expandieren und unterstützt werden sollen. 3 Drucksache 6/1898Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Zu 5.: Die Gesamtkosten, aufgeschlüsselt nach Personal- und Sachkosten, stellen sich wie folgt dar: (Angaben der Jahreswerte in Tausend Euro) Jahr 2005 Prozent 2006 Prozent 2007 Prozent 2008 Prozent 2009 Prozent Personalkosten 890 62 1.045 61 1.192 59 1.167 55 1.345 66 Sachkosten* 539 38 669 39 837 41 940 45 697 34 Gesamtkosten 1.429 100 1.714 100 2.029 100 2.107 100 2.042 100 Jahr 2010 Prozent 2011 Prozent 2012 Prozent 2013 Prozent 2014 Prozent Personalkosten 1.385 64 1.191 59 1.152 56 1.274 61 1.135 55 Sachkosten* 772 36 821 41 890 44 808 39 930 45 Gesamtkosten 2.157 100 2.012 100 2.042 10 2.082 100 2.065 100 Grundlage für diese Daten sind die Gewinn- und Verlustrechnungen gemäß den geprüften Jahresabschlüssen der einzelnen Geschäftsjahre. Für 2015 liegt noch kein geprüfter Jahresabschluss vor. Zu 6.: Es sind bei den von der bm|t verwalteten Fonds auch institutionelle Anleger beteiligt. Insgesamt haben diese Institutionen Fondsmittel in Höhe von 114 Millionen Euro investiert bzw. zugesagt. Die Aufteilung auf die einzelnen Arten von Institutionen gestaltet sich wie folgt: Art der Institution Verwaltete Fondsmittel Kreditinstitute 62 Millionen Euro Versicherungsgesellschaften 52 Millionen Euro Zu 7.: Zur Beantwortung dieser Frage ist nach den bei der bm|t betreuten Fonds zu differenzieren: a) Bei der Venture Capital Thüringen GmbH & Co.KG (VCT) war die Aufnahme von weiteren Investoren nicht ausgeschlossen, sondern gemäß § 5 Abs. 4 des Gesellschaftsvertrags zulässig. b) Der PET-I-Fonds war europaweit ausgeschrieben. Danach war es auch Privatpersonen möglich, sich mit einem Investment ab 2,5 Millionen Euro am PET-I-Fonds zu beteiligen. c) Auch der PET-II-Fonds war europaweit ausgeschrieben. Auch hier war ein Engagement von Privatpersonen möglich für Investoren ab fünf Millionen Euro Investitionssumme. d) Thüringer Industriebeteiligungsgesellschaft mbH & Co.KG (TIB): Bis zum Inkrafttreten des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) im Jahr 2013 war die Beteiligung privater Personen möglich. Nach Inkrafttreten des Kapitalanlagegesetzbuches wurde die Aufnahme von weiteren Kommanditisten, gleich ob Privatperson oder juristische Person, ausgeschlossen, um die Bildung eines Investmentvermögens im Sinne des § 1 KAGB und des damit verbundenen Registrierungsaufwand zu vermeiden. e) MFT Mittelstands-Fonds Thüringen GmbH & Co.KG (MFT): Privatpersonen können Kommanditist werden , wenn sie sich als semiprofessioneller Investor qualifizieren mit einer Kapitaleinlageverpflichtung in Höhe von mindestens 200.000 Euro. Sie müssen sich der Risiken im Zusammenhang mit der Verpflichtung oder Investition in die Fondsgesellschaft bewusst sein und sich insbesondere über die relevanten Risiken informiert haben. 4 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1898 Bei den folgenden Fonds handelt es sich um unselbständige Vermögen des Freistaats Thüringen bzw. der Stiftung "Thüringer Beteiligungskapital" (ThüB). Eine unmittelbare Beteiligung von Privatpersonen ist deshalb nicht möglich: f) Thüringer Innovationsfonds (TI-Fonds), g) Thüringer Gründerfonds (ThGF), h) Thüringer WachstumsBeteiligungsFonds (WBF), i) Thüringer Start-up Fonds (TSF). Die Umsetzung der Fonds zu g), h) und i) wurde auf die ThüB übertragen. Zu 8.: Eine genaue Aussage über die Rendite eines Fonds kann erst am Ende der Fondslaufzeit getroffen werden , d. h. erst, wenn jede Beteiligung in irgendeiner Form verwertet wurde (z. B. Veräußerung oder Insolvenz ). Im Übrigen werden die Fonds nicht ausschließlich unter Renditegesichtspunkten konzipiert, sondern schließen insbesondere auch ihre wirtschaftspolitische Wirkung mit ein (vgl. Antwort zu Frage 4). Tiefensee Minister Endnote: * Aufwendungen für bezogene Leistungen, Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen sowie sonstige betriebliche Aufwendungen.