17.03.2016 Drucksache 6/1920Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 6. April 2016 "Integration durch Sport" in Thüringen Die Kleine Anfrage 842 vom 28. Januar 2016 hat folgenden Wortlaut: Die Fraktion der AfD misst der "Integration durch Sport" eine hohe Bedeutung für die Integration unterschied lichster Gruppen in die Gesellschaft bei. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie bewertet die Landesregierung die Durchführung des Programms "Integration durch Sport" in Thü ringen und wie begründet sie ihre Aussage? 2. Wie viele Anträge auf Förderung gingen seit Existenz des Programms ein? Wie viele konnten jeweils positiv beschieden werden? 3. Welche Vereine wurden seit Existenz des Programms jeweils in welchem Umfang gefördert? Welche Sportangebote werden dort jeweils angeboten? 4. Wie hoch ist in den geförderten Vereinen jeweils der Anteil von Ausländern (bitte gesondert Asylbewerber ausweisen)? 5. Mit welchen Mitteln und durch welche Maßnahmen setzten die geförderten Vereine die Integrationsarbeit jeweils konkret um? 6. Nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl der geförderten Vereine? 7. Bewertet die Landesregierung die zur Verfügung stehenden Mittel als ausreichend und wie begründet sie ihre Entscheidung? 8. Wie bewertet die Landesregierung eine mögliche Ausweitung des Projekts auf beispielsweise Menschen mit Behinderung oder die Bekämpfung des politischen Extremismus durch Sport? Das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 15. März 2016 wie folgt beantwortet: Zu1.: Die Landesregierung bewertet die Durchführung des Programms aus den nachfolgenden Gründen positiv. Der organisierte Sport hat eine besondere Integrationskraft und kann als Integrationsmotor wirken. Sport K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Brandner (AfD) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1920 im Verein hilft Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen, stärkt das Selbstbewusstsein und vermittelt soziale Kompetenzen. Sport kann Menschen über Sprach und Kulturbarrieren hinweg zusam menbringen und das Gemeinschaftsgefühl stärken. Im Vereinssport können alle Menschen erleben, dass sie willkommen sind, gebraucht werden und ihren Beitrag zur Gemeinschaft leisten können. Trotz sprach licher Schwierigkeiten kann man mit anderen etwas gemeinsam erleben, dadurch Vorurteile abbauen und Gemeinschaft erfahren. Sportvereine sind neben dem alltäglichen Sporttreiben auch Orte der Alltagskom munikation, die Anlass zu wechselseitigem, interkulturellem Lernen bieten. Die aktive Beteiligung im Verein bietet neben praktischen Alltagshilfen auch zahlreiche Möglichkeiten zur demokratischen Mitsprache und Mitwirkung bei der Gestaltung des Vereinslebens. Zu 2.: Die gestellten Anträge auf Förderung wurden nicht zahlenmäßig erfasst. Der Großteil der Bewerbungen konnte mit finanzieller Förderung berücksichtigt werden. Von 1991 bis 2002 wurde das Projekt "Sport für alle Sport mit Aussiedlern" als Maßnahme zur Integration von Spätaussiedlern durchgeführt. Seit 2002 wurde dieses Projekt als Programm "Integration durch Sport" weitergeführt. Positive Bescheide mit finanzieller Förderung: 1991 9 Sportvereine 1992 14 Sportvereine 1993 17 Sportvereine 1994 12 Sportvereine 1995 14 Sportvereine 1996 14 Sportvereine 1997 18 Sportvereine 1998 17 Sportvereine 1999 17 Sportvereine 2000 14 Sportvereine 2001 15 Sportvereine 2002 23 Sportvereine 2003 22 Sportvereine 2004 23 Sportvereine 2005 21 Sportvereine 2006 20 Sportvereine 2007 20 Sportvereine 2008 21 Sportvereine 2009 23 Sportvereine 2010 25 Sportvereine 2011 28 Sportvereine 2012 31 Sportvereine 2013 32 Sportvereine 2014 33 Sportvereine 2015 34 Sportvereine Zu 3.: Eine vollständige Übersicht seit der Existenz des Programms liegt nur dem Landessportbund vor, Gleiches gilt für Angaben zum Umfang der Förderung (unter Beachtung der vorgeschriebenen Aufbewahrungsfris ten der Aktenunterlagen). Gegenwärtig werden folgende Sportarten angeboten: • Aerobic • allgemeiner Sport • Basketball • Boxaerobic Frauen • Boxen • Capoeira • Eishockey • Erlebnissport 3 Drucksache 6/1920Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode • Fechten • Fitness und Gesundheitssport • Fußball • Gerätturnen • Gymnastik/Gesundheitssport • Handball • Judo • Kanurennsport • Karate • Kickboxen/ThaiBoxen • Kindersport allgemein • Leichtathletik • Radsport • rhythmische Sportgymnastik • Ringen • Rollschuhlauf • Schach • Schwimmen • Seesport • Segeln • Seniorensport • Sportkurse Gesundheitssport • Sportschwimmen • Tanzen • Teakwondo • Tischtennis • Volleyball • Zumba Interessenten für weitere Sportangebote werden in die entsprechenden Thüringer Sportvereine vermittelt. Zu 4.: Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in den Stützpunktvereinen liegt im Durchschnitt bei cir ka 25 bis 40 Prozent. Es gibt auch Vereine mit über 50 Prozent. Eine Statistik für Migranten mit dauerhaf tem Bleiberecht und Asylbewerbern wird nicht erhoben. Zu 5.: • Unterbreitung sportlicher Angebote für die Zielgruppen des Programms • Benennung von Integrationsbeauftragten • Abholung/Fahrdienste von Teilnehmern zu den Sportangeboten • Einbindung von Migranten in Vereinsarbeit als Übungsleiter, Helfer, Vorstandstätigkeit • bei Eignung Ausbildung als Übungsleiter • Mithilfe von Migranten bei Vereinsanlässen, zum Beispiel Organisation von Turnieren/Vereinsfesten • Zusammenarbeit mit dem Landessportbund, zum Beispiel gemeinsame Veranstaltungen wie: Tag der Integration Interkulturelle Woche Turnierformen mit Integrationscharakter in Sportarten Fußball, Volleyball, Tischtennis, Gorodki Integrationsturnier "All together Fußball Cup" Weihnachtsfußballturnier Weihnachtsvolleyballturnier GorodkiTurniere "Fair Play Soccer Tour“ Frauensportprojekte • Beteiligung an Qualifizierungsmaßnahmen und Bildungsveranstaltungen des Programms • Hilfe bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz • Hausaufgabenhilfe • Deutschkurs • Hilfe bei der Suche nach einem Arbeitsplatz 4 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/1920 • Begleitung bei Behördengängen • Beratung beim Beantragen von Bildungsgutscheinen • Hilfe bei Wohnungssuche • Hilfe beim Ausfüllen und Lesen von Formularen • Hilfe beim Erstellen von Bewerbungsunterlagen Zu den eingesetzten Mitteln vergleiche Antwort zu Frage 3. Zu 6.: • Unterbreitung sportlicher Angebote für die Zielgruppen des Programms • Anzahl der Teilnehmer an Sportangeboten aus der Zielgruppe des Programms • Vorhandensein der Voraussetzung zur Umsetzung der oben aufgeführten Programmziele • Vorhandensein der Möglichkeiten im Verein zur Umsetzung von Maßnahmen zur Integration der Ziel gruppe in die Gesellschaft, auch über den Sport hinaus • Förderung von ehrenamtlichem Engagement • interkulturelle Öffnung des Sportvereins • aufgeschlossene, aktive Zusammenarbeit mit dem Landessportbund im Programm "Integration durch Sport" Zu 7.: Die Beurteilung, ob die zur Durchführung des Programms "Integration durch Sport" zur Verfügung stehen den Mittel ausreichend sind, obliegt dem Landessportbund. Zu 8.: Laut Landessportbund ist eine Ausweitung des Programms auf Menschen mit Behinderung nicht vorgese hen. Zur Bekämpfung des politischen Extremismus positioniert sich der Landessportbund inhaltlich mit dem Projekt "Sport zeigt Gesicht Gemeinsam couragiert handeln" und berät entsprechend Sportvereine. Eine Ausweitung über Fortbildungsmaßnahmen für das Programm "Integration durch Sport" im Zusammenhang mit der Öffnung des Programms für Flüchtlinge und Asylbewerber ist für 2016 geplant. Selbstverständlich stellt der Sport einen wichtigen Aspekt für eine gelingende Inklusion (im Bereich der Menschen mit Behinderung wird heutzutage statt von Integration vielmehr von Inklusion gesprochen) von Menschen mit Behinderungen in die Gesellschaft dar. Dementsprechend macht auch die UNBehinderten rechtskonvention in Artikel 30 Absatz 5 Ausführungen zum Bereich Sport und verpflichtet die Vertragsstaa ten zu entsprechendem Handeln. Folgerichtig finden sich auch im Thüringer Maßnahmenplan zur Umset zung der UNBehindertenrechtskonvention allgemeine Ausführungen und mehrere Einzelmaßnahmen, die auf die Bedeutung des Sports für eine gelingende Inklusion schließen lassen. Fundort im Maßnahmenplan Allgemeine Zielstellung/Formuliertes Ziel Ausführungen zu Beginn des Punktes 4.4.1.1 "Förderung von und Teilhabe an Freizeitangeboten im Bereich Sport" Sport hat im Rahmen von Freizeitaktivitäten eine stark inklu sive Bedeutung. Gemeinsame sportliche Aktivitäten von Men schen mit und ohne Behinderung schaffen und intensivieren so ziale Bindungen und Kontakte. Sie vermitteln Selbstwertgefühl und Lebensfreude sowie Erfahrungen in die eigene Leistungsfä higkeit und tragen zu einer Stärkung des Gemeinschaftsgefühls sowie zu einer Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Behinderungen bei. Handlungsfeld III Maßnahme 13 Barrierefreies Bauen im Zuwendungsbau Sport Handlungsfeld IV Maßnahmen 2 bis 7 Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit Behinderungen im kulturellen und Freizeitbereich (z. B. in Schulprojekten) Handlungsfeld IV Maßnahmen 8 Erweiterung der Angebote des Sports Handlungsfeld IV Maßnahmen 20 bis 27 Erfahrbarmachen der Medien von Kultur, Freizeit und Sport Handlungsfeld VI Maßnahmen 27 bis 31 Erfahrbarmachen der Medien von Kultur, Freizeit und Sport 5 Drucksache 6/1920Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Grundsätzlich ist eine organisatorische und finanzielle Unterstützung von Initiativen zur Förderung der In klusion von Menschen mit Behinderungen in Thüringer Sportvereinen durch den Deutschen Olympischen Sportbund und den Landessportbund vor den dargestellten Hintergründen sehr zu begrüßen. Ob dies in nerhalb des Programms "Integration durch Sport" oder im Rahmen eines gesonderten Inklusionsprojektes für Menschen mit Behinderungen erfolgt, ist dabei allerdings zweitrangig. Dr. Klaubert Ministerin "Integration durch Sport" in Thüringen Ich frage die Landesregierung: Zu1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: Zu 6.: Zu 7.: Zu 8.: