31.05.2016 Drucksache 6/2225Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 23. Juni 2016 Wechsel von Thüringer Schülerinnen und Schülern vom Gymnasium an eine Regelschule während eines laufenden Schuljahres Die Kleine Anfrage 1043 vom 22. April 2016 hat folgenden Wortlaut: Nach § 122 Abs. 1 Thüringer Schulordnung (ThürSchulO) erfolgt die Aufnahme einer Schülerin oder ei nes Schülers in die Regelschule zu Beginn eines Schuljahres, "aus wichtigem Grund" ist jedoch auch eine Aufnah me "zu einem anderen Zeitpunkt" möglich. In Gesprächen beklagen Regelschullehrerinnen und Re gelschullehrer immer wieder, dass Schülerinnen und Schüler von Gymnasien nicht zum Schuljahresbeginn oder zum Beginn des zweiten Schulhalbjahres an die Regelschule wechseln, sondern zunehmend wäh rend eines laufenden Schuljahres. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Wechsel von Schülerinnen und Schülern vom Gymnasium an eine Regelschule sind seit dem Schuljahr 2011/2012 erfolgt (bitte Aufstellung nach Schuljahren, Schuläm tern und Klassenstufen)? 2. Wie viele dieser Schulartwechsel sind zum Schuljahresbeginn, zum Beginn des zweiten Schulhalbjah res beziehungsweise während eines laufenden Schuljahres erfolgt (bitte Aufstellung nach Schuljahren, Schulämtern und Klassenstufen)? 3. Worin liegen nach Kenntnis der Landesregierung jeweils die Gründe für die in der Beantwortung zu Fra ge 2 genannten Schulartwechsel während eines laufenden Schuljahres (bitte Aufstellung nach Schul jahren, Schulämtern und Klassenstufen)? 4. Welche Auswirkungen auf Organisation und Unterrichtspraxis einer Regelschule haben derartige Schul artwechsel während eines laufenden Schuljahres? 5. Wie bewertet die Landesregierung die in der Beantwortung zu den Fragen 1 bis 4 aufgeführten Daten und Fakten? Inwieweit muss dafür Sorge getragen werden, dass die Bestimmungen des § 122 Abs. 1 ThürSchulO in der Schul- und Schulaufsichtspraxis stärkere Berücksichtigung finden? K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Rosin (SPD) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/2225 Das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 30. Mai 2016 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Die erbetenen Angaben sind in der Anlage* dargestellt. Zu 2.: Hierzu liegen der Landesregierung keine statistischen Erhebungen vor. Zu 3.: Die jeweils individuellen Gründe für den Wechsel schulpflichtiger Schülerinnen und Schüler vom Gymnasi um an eine Regelschule (Schulartwechsel) können sowohl personenbezogen als auch sachbezogen sein. Individualdaten hierüber liegen der Landesregierung nicht vor. Sowohl im Thüringer Schulgesetz als auch in der Thüringer Schulordnung ist die individuelle Förderung als Schwerpunkt verankert. Bei einigen Schülerinnen und Schülern besteht trotz Förderung jedoch die be gründete Prognose, aus verschiedenen Gründen die in den jeweiligen Lehrplänen vorgesehenen Kom petenzen an der Schulart Gymnasium nicht erreichen zu können. Das können zum Beispiel nicht ausrei chendes Leistungsvermögen oder Leistungswille sein, aber auch soziale Gründe, die seelische Probleme verursachen. Auch der Wunsch der Sorgeberechtigten nach einer optimalen Förderung ihres Kindes kann ein Grund sein, die Schule zu wechseln, wenn dies an der aktuellen Schule aus verschiedenen Gründen nicht gegeben zu sein scheint. Um weitere Demotivation und deren Folgen bei der betroffenen Schülerin oder dem Schüler zu vermeiden oder zumindest zu verringern, kann der Schulartwechsel nach Einzelfallentscheidung auch während des Schuljahres erfolgen gemäß § 6 Abs. 8 Thüringer Schulgesetz in Verbindung mit § 47 Abs. 1, §§122 und 123 Thüringer Schulordnung (ThürSchulO). Wenn ein Schulartwechsel in Betracht gezogen wird, werden die Sorgeberechtigten rechtzeitig beraten, wo bei die fachliche und pädagogische Kompetenz der Klassenkonferenz einbezogen wird. Bei der Vorberei tung des Wechsels sollen auch die Wünsche der Schülerin/des Schülers so weit wie möglich berücksich tigt werden. Den Sorgeberechtigten werden alternative Wege neben dem Gymnasium aufgezeigt, einen Hochschulzu gang erreichen zu können. Zu 4.: Ist ein Schulartwechsel vorgesehen, finden Beratungsgespräche mit den Sorgeberechtigten der betroffe nen Schülerin oder des betroffenen Schülers zur weiteren Schullaufbahn an der Regelschule statt. Abspra chen zum Schulwechsel erfolgen zwischen aufnehmender Regelschule und abgebendem Gymnasium un ter Einbeziehung des zuständigen Staatlichen Schulamts. Erfolgen Absprachen zur Ummeldung zunächst nur zwischen den Sorgeberechtigten und der vorgesehe nen Regelschule, ist mit Einverständnis der Sorgeberechtigten das Gymnasium von der Regelschule zu in formieren, um den Schulwechsel, gegebenenfalls zeitnah, vorzubereiten. Für die möglichst optimale Ein gliederung und die unter Umständen notwendige Förderung trifft die Regelschule sowohl organisatorische als auch inhaltliche Vorbereitungen, unter anderem Beratung der betreffenden Klassenkonferenz zur Leistungssituation der Schülerin bzw. des Schülers, Abgleich der Lehrplaninhalte zum Zeitpunkt des Wechsels, Klärung der Bedingungen zur Anfertigung der Projektarbeit gemäß § 47a ThürSchulO beim Wechsel in die Klassenstufe 9 oder 10, Bereitstellung von Lehr und Lernmitteln sowie mögliche Unterstützungs und Begleitungsmaßnahmen für die Eingliederung in das neue soziale Um feld (unbekannte Mitschüler und Lehrer; neue Umgebung mit möglicherweise anderen Regeln). Ist die Aufnahmekapazität einer Schule nach Ausschöpfung der verfügbaren personellen, räumlichen, säch lichen und fachspezifischen Gegebenheiten überschritten, weist das zuständige Schulamt der Schülerin oder dem Schüler nach Anhörung der Sorgeberechtigten und unter Berücksichtigung altersangemessener Schulwege eine andere (Regel)Schule zu. Zu 5.: Derzeit liegen keine Beschwerden oder Hinweise darauf vor, dass die Praxis des Schulwechsels zu Prob lemen führt. In der Regel findet der Wechsel zum Schuljahr, mitunter zum Halbjahr oder in Einzelfällen im Verlauf des Schuljahres statt. 3 Drucksache 6/2225Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Die Häufigkeit des Wechsels vom Gymnasium an die Regelschule ist unter anderem im Zusammenhang mit dem Übertritt an das Gymnasium zu sehen. Befähigung und Leistung des übertretenden Kindes werden pädagogisch prognostiziert. Die konkrete Entwicklung des Schülers oder der Schülerin kann jedoch nicht vorhergesehen werden und ist zudem von verschiedenen schulischen und außerschulischen Bedingungen abhängig. Wenn zu erkennen ist, dass eine Schülerin oder ein Schüler den Anforderungen, die das Gymna sium stellt, trotz Bemühungen seitens des Jugendlichen und der Schule dauerhaft nicht gerecht wird, kann der Schulwechsel eine Maßnahme des individuellen Förderns sein, ebenso der Zeitpunkt des Wechsels. Der Wechsel vom Gymnasium an die Regelschule erfolgte in den letzten Jahren etwa in gleicher Größen ordnung. Am häufigsten tritt der Wechsel in den Klassenstufen 8 und 9 auf. In diesem Lebensabschnitt der Jugendlichen zeichnet sich deutlicher ab, ob eher eine vertiefte allgemeine (eher theoretische) oder eine berufsvorbereitende (eher praktische) Bildung für die Persönlichkeitsentwicklung die besser geeignete ist. Dr. Klaubert Ministerin Anlage 4 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/2225 Anlage Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport / Statistikstelle erstellt am 02.05.2016 / Thema: Schüler / Schullaufbahn / Abgang (Schulwechsel) / Dokument (122) Schulwechsler zwischen Gymnasium und Regelschule vom Gymnasium zur Regelschule Absolventenschuljahr Geografie Schulträger Schulart Abgangsgrund Schüler Klassenstufe Schüler im Abgangsjahr Wechsler in Prozent 14/15 Thüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 40.522 1.073 2,6 5 6.639 63 0,9 6 6.804 149 2,2 7 6.890 171 2,5 8 7.036 281 4 9 6.491 262 4 10 6.662 147 2,2 14/15 Mittelthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 8.435 200 2,4 5 1.363 4 0,3 6 1.421 33 2,3 7 1.361 33 2,4 8 1.441 45 3,1 9 1.409 49 3,5 10 1.440 36 2,5 14/15 Nordthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 7.684 187 2,4 5 1.266 13 1 6 1.313 21 1,6 7 1.282 27 2,1 8 1.325 42 3,2 9 1.251 47 3,8 10 1.247 37 3 14/15 Ostthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 10.233 213 2,1 5 1.625 13 0,8 6 1.662 29 1,7 7 1.831 40 2,2 8 1.749 56 3,2 9 1.596 55 3,4 10 1.770 20 1,1 14/15 Südthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 6.720 209 3,1 5 1.127 17 1,5 6 1.134 29 2,6 7 1.137 33 2,9 8 1.241 57 4,6 9 1.041 51 4,9 10 1.040 22 2,1 14/15 Westthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 7.450 264 3,5 5 1.258 16 1,3 6 1.274 37 2,9 7 1.279 38 3 8 1.280 81 6,3 9 1.194 60 5 10 1.165 32 2,7 5 Drucksache 6/2225Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Absolventenschuljahr Geografie Schulträger Schulart Abgangsgrund Schüler Klassenstufe Schüler im Abgangsjahr Wechsler in Prozent 13/14 Thüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 40.959 1.131 2,8 5 6.750 75 1,1 6 6.960 141 2 7 7.125 152 2,1 8 6.818 297 4,4 9 6.432 324 5 10 6.874 142 2,1 13/14 Mittelthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 8.489 232 2,7 5 1.394 12 0,9 6 1.382 27 2 7 1.445 26 1,8 8 1.462 80 5,5 9 1.371 67 4,9 10 1.435 20 1,4 13/14 Nordthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 7.717 213 2,8 5 1.293 14 1,1 6 1.269 24 1,9 7 1.347 34 2,5 8 1.324 50 3,8 9 1.206 59 4,9 10 1.278 32 2,5 13/14 Ostthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 10.346 214 2,1 5 1.659 18 1,1 6 1.843 30 1,6 7 1.776 33 1,9 8 1.637 50 3,1 9 1.636 60 3,7 10 1.795 23 1,3 13/14 Südthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 6.844 245 3,6 5 1.137 19 1,7 6 1.165 30 2,6 7 1.258 33 2,6 8 1.123 58 5,2 9 1.051 78 7,4 10 1.110 27 2,4 13/14 Westthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 7.563 227 3 5 1.267 12 0,9 6 1.301 30 2,3 7 1.299 26 2 8 1.272 59 4,6 9 1.168 60 5,1 10 1.256 40 3,2 12/13 Thüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 40.826 994 2,4 5 6.905 60 0,9 6 7.182 125 1,7 7 6.881 121 1,8 8 6.695 248 3,7 9 6.685 323 4,8 10 6.478 117 1,8 6 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/2225 Absolventenschuljahr Geografie Schulträger Schulart Abgangsgrund Schüler Klassenstufe Schüler im Abgangsjahr Wechsler in Prozent 12/13 Mittelthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 8.456 202 2,4 5 1.378 13 0,9 6 1.471 32 2,2 7 1.465 22 1,5 8 1.402 36 2,6 9 1.378 70 5,1 10 1.362 29 2,1 12/13 Nordthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 7.666 204 2,7 5 1.244 10 0,8 6 1.355 22 1,6 7 1.330 22 1,7 8 1.274 55 4,3 9 1.245 67 5,4 10 1.218 28 2,3 12/13 Ostthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 10.331 186 1,8 5 1.832 12 0,7 6 1.772 24 1,4 7 1.639 25 1,5 8 1.676 41 2,4 9 1.672 60 3,6 10 1.740 24 1,4 12/13 Südthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 6.870 179 2,6 5 1.162 13 1,1 6 1.266 15 1,2 7 1.145 21 1,8 8 1.108 49 4,4 9 1.131 61 5,4 10 1.058 20 1,9 12/13 Westthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 7.503 223 3 5 1.289 12 0,9 6 1.318 32 2,4 7 1.302 31 2,4 8 1.235 67 5,4 9 1.259 65 5,2 10 1.100 16 1,5 11/12 Thüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 39.624 920 2,3 5 7.108 65 0,9 6 6.917 97 1,4 7 6.772 121 1,8 8 6.949 268 3,9 9 6.328 270 4,3 10 5.550 99 1,8 11/12 Mittelthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 8.156 192 2,4 5 1.436 16 1,1 6 1.438 14 1 7 1.381 26 1,9 8 1.400 59 4,2 9 1.333 53 4 10 1.168 24 2,1 7 Drucksache 6/2225Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Absolventenschuljahr Geografie Schulträger Schulart Abgangsgrund Schüler Klassenstufe Schüler im Abgangsjahr Wechsler in Prozent 11/12 Nordthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 7.606 171 2,2 5 1.340 7 0,5 6 1.354 10 0,7 7 1.300 19 1,5 8 1.319 57 4,3 9 1.218 54 4,4 10 1.075 24 2,2 11/12 Ostthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 9.859 156 1,6 5 1.756 15 0,9 6 1.644 23 1,4 7 1.686 12 0,7 8 1.717 37 2,2 9 1.623 50 3,1 10 1.433 19 1,3 11/12 Südthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 6.725 207 3,1 5 1.255 15 1,2 6 1.158 25 2,2 7 1.140 37 3,2 8 1.192 57 4,8 9 1.046 55 5,3 10 934 18 1,9 11/12 Westthüringen ∑ Gymnasium Abgang an Thüringer Regelschule ∑ 7.278 194 2,7 5 1.321 12 0,9 6 1.323 25 1,9 7 1.265 27 2,1 8 1.321 58 4,4 9 1.108 58 5,2 10 940 14 1,5 Schuljahresstatistik SchulenKlassenSchüler ABS ST+FT, Schuljahre: 11/12 15/16 Weitere Daten auch im Internet unter: www.schulstatistikthueringen.de Wechsel von Thüringer Schülerinnen und Schülern vom Gymnasium an eine Re-gelschule während eines laufenden Schuljahres Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: Anlage