15.06.2016 Drucksache 6/2293Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 13. Juli 2016 Zuwanderung von Fachkräften über die "Blaue Karte EU" Die Kleine Anfrage 1053 vom 21. April 2016 hat folgenden Wortlaut: Bei vielen Diskussionen über die aktuelle Asylkrise wird relativ unspezifisch von "Zuwanderung durch Flüchtlinge " nach Deutschland gesprochen. Vollkommen aus den Augen verloren werden hingegen die legalen Möglichkeiten der Zuwanderung ohne Asyl- oder Schutzwunsch. Die "Blaue Karte EU" ist ein Instrument, um hochqualifizierte Fachkräfte aus Drittstaaten für den europäischen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Aufenthaltstitel ("Blaue Karte EU") wurden in Thüringen seit Einführung bis zum Zeitpunkt dieser Anfrage beantragt, erteilt oder abgelehnt (bitte nach Landkreisen, Branchen und Versagensgründen aufführen)? 2. In welchen Berufen und Wirtschaftszweigen waren die Personen, denen ein Aufenthaltstitel dieser Art erteilt wurde, nach Kenntnis der Landesregierung jeweils tätig (bitte tabellarisch auflisten)? 3. Welche Unternehmen, Hochschulen beziehungsweise Organisationen in Thüringen haben nach Kenntnis der Landesregierung Inhaber der "Blauen Karte EU" beschäftigt (bitte tabellarisch aufführen)? 4. In welchen hierarchischen Positionen waren beziehungsweise sind nach Kenntnis der Landesregierung die Inhaber der "Blauen Karte EU" in ihren Unternehmen/Organisationen eingeordnet? Welche Durchschnittseinkommen wurden nach Kenntnis der Landesregierung jeweils erzielt? 5. Welche Auswirkungen hatte die Einführung der "Blauen Karte EU" auf den Arbeitsmarkt in Thüringen? Wie bewertet die Landesregierung den Beitrag der "Blauen Karte EU" zur Fachkräftesicherung in Thüringen? 6. Wie beurteilt die Landesregierung die Erteilungsvoraussetzungen zur Erlangung der "Blauen Karte EU", insbesondere die festgelegte Höhe des Mindestgehalts, mit Blick auf das Ziel der Gewinnung hochqualifizierter Fachkräfte für den Arbeitsmarkt in Thüringen? K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Möller (AfD) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Migration, Justiz und Verbraucherschutz 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/2293 Das Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 14. Juni 2016 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Seit der Einführung der "Blauen Karte EU" zum 1. August 2012 bis dato wurden in Thüringen insgesamt 950 Aufenthaltstitel "Blaue Karte EU" erteilt. Zu den Einzelheiten wird auf die als Anlage 1* beigefügte Tabelle verwiesen. Darüber hinausgehende statistische Angaben im Sinne der Fragestellung liegen der Landesregierung nicht vor und lassen sich auch nicht mit noch vertretbarem Verwaltungsaufwand gewinnen. Zu 2.: Es wird auf die Antwort zu Frage 1 verwiesen. Darüber hinaus liegen der Landesregierung keine statistischen Angaben im Sinne der Fragestellung vor und lassen sich auch nicht mit noch vertretbarem Verwaltungsaufwand gewinnen. Zu 3.: Der Landesregierung liegen keine statistischen Angaben im Sinne der Fragestellung vor und lassen sich auch nicht mit noch vertretbarem Verwaltungsaufwand gewinnen. Zu 4.: Der Landesregierung liegen keine statistischen Angaben im Sinne der Fragestellung vor und lassen sich auch nicht mit noch vertretbarem Verwaltungsaufwand gewinnen. Zu 5.: Alle auf die Fachkräftesicherung zielenden Maßnahmen werden von der Thüringer Landesregierung grundsätzlich positiv bewertet. Für den Zeitraum von 2012 bis 2025 wird der Fachkräftebedarf in Thüringen auf 280.000 Personen geschätzt. Aufgrund der eher kleinteiligen Struktur der Thüringer Wirtschaft betreffen circa 80 Prozent dieses Bedarfs die Facharbeiterebene. Der Bedarf an Hochqualifizierten, zu dem die Inhaber der "Blauen Karte EU" zählen, liegt bei circa 20 Prozent des Gesamtbedarfs. Ungeachtet dessen ist jeder Inhaber einer "Blauen Karte EU" für Thüringen eine wichtige Fachkraft bei der Deckung des Arbeitskräftebedarfs der Thüringer Unternehmen. Zu 6.: Am 1. August 2012 ist das Umsetzungsgesetz zur Hochqualifizierten-Richtlinie der Europäischen Union (Richtlinie 2009/50/EG) in Kraft getreten. Durch dieses Gesetz wurde insbesondere mit § 19a Aufenthaltsgesetz (AufenthG) die "Blaue Karte EU" als neuer Aufenthaltstitel eingeführt. Ziel der "Blauen Karte EU" ist es, die Migration von hochqualifizierten Ausländern mit akademischem oder diesem gleichwertigen Qualifikationsniveau und einem bestimmten Mindestgehalt zu erleichtern und zu fördern. Für das Jahr 2016 beträgt das Mindestbruttoeinkommen für die Erlangung der "Blauen Karte EU" pro Jahr 49.600 Euro. Nach Angaben des Thüringer Landesamts für Statistik lag das durchschnittliche Bruttoeinkommen je Arbeitnehmer in Thüringen im Jahr 2015 bei 26.939 Euro und damit merklich unter der oben genannten Verdienstgrenze . Auch die verringerte Mindestbruttogehaltsgrenze für die sogenannten "Mangelberufe", die 2016 bei 38.688 Euro liegt, liegt noch deutlich über dem Thüringer Durchschnittsbruttoeinkommen je Arbeitnehmer . Aus diesem Grund dürfte es in Thüringen schwierig sein, die Bedingungen für eine "Blaue Karte EU" zu erfüllen. Auch die EU-Kommission hat erkannt, dass die Hürden für die Erteilung einer Blauen Karte zu hoch sind. In ihrer aktuellen Mitteilung "Reformierung des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems und Erleichterung legaler Wege nach Europa" (Bundesratsdrucksache 172/16) stellt sie fest, dass die Zulassungsbedingungen für die "Blaue Karte EU" restriktiv seien, die Richtlinie kaum Auflagen in Bezug auf die Gewährleistung von Kohärenz und Harmonisierung enthalte und ferner die Mobilität innerhalb der EU für Inhaber der "Blauen Karte EU" sehr begrenzt sei. Vor diesem Hintergrund plant die EU-Kommission für die "Blaue Karte EU" insbesondere eine weitere Flexibilisierung der Zulassungsvoraussetzungen. Die Thüringer Landesregierung begrüßt die Absicht der Europäischen Kommission zur Überarbeitung der Hochqualifizierten- Richtlinie. Im Übrigen bleiben die konkreten Vorschläge der EU-Kommission abzuwarten. Lauinger Minister Anlage 3 Drucksache 6/2293Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode A nl ag e A us lä nd er be hö rd e er te ilt e" B la ue K ar te E U " B ra nc he n/ B er uf e E is en ac h 62 G es un dh ei ts w es en (Ä rz te ), B et rie bs w irt sc ha fts le hr e, In ge ni eu r ( E le kt ro ec hn ik , F ah rz eu gb au ), IT -F ac hkr äf te E rfu rt 11 5 G es un dh ei ts w es en (Ä rz te ), IT , w is se ns ch af tli ch er M ita rb ei te r G er a 43 G es un dh ei ts w es en (Ä rz te ) Je na 10 8 G es un dh ei ts w es en ( Ä rz te ), W is se ns ch af t u. 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