30.06.2016 Drucksache 6/2387Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 25. Juli 2016 Förderung der Geoinformationswirtschaft Die Kleine Anfrage 1127 vom 30. Mai 2016 hat folgenden Wortlaut: Mir liegen Informationen vor, wonach die seit zwölf Jahren vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie finanzierte Kommission für Geoinformationswirtschaft als Mittler zwischen Wirtschaft und Verwaltung zum Ende des Jahres 2016 aufgelöst werden soll. Mit einer möglichen Auflösung der Kommission für Geoinformationswirtschaft bestehe die Gefahr, dass regionale, nationale und internationale Netzwerke zur Schaffung von zukunftsweisenden Konzepten und Lösungen der Geoinformationsbranche geschwächt werden. Dadurch können die den Geodaten und -informationen innewohnenden Wirtschaftspotenziale nur unzureichend gehoben werden, was in Konsequenz dem Ansinnen der hochpriorisierten Digitalpolitik im Freistaat Thüringen konterkariert. Ich frage die Landesregierung: 1. Welches wirtschaftliche Potenzial wird der Geoinformationsbranche in Thüringen zugeschrieben? 2. Teilt die Landesregierung die Auffassung, dass mit der Auflösung der Kommission für Geoinformationswirtschaft regionale, nationale und internationale Netzwerke zur Schaffung von zukunftsweisenden Konzepten und Lösungen der Geoinformationsbranche geschwächt werden und wenn nein, wie begründet sie ihre Auffassung? 3. Mit welchen Maßnahmen wird der Bedarf an Verständnis für die technische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Relevanz von Geoinformationen im Freistaat Thüringen derzeit gedeckt und gestärkt? 4. Teilt die Landesregierung die Auffassung, dass der Dialog zwischen Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Wissenschaft zur Fortentwicklung der Geoinformationsbranche aktiv gefördert werden muss und wenn nein, warum nicht? 5. Sofern die Frage 3 mit Ja beantwortet wird: Welche Initiativen zur Fortentwicklung der Geoinformationsbranche sollten neben dem Landesprogramm "Offene Geodaten" etabliert werden und welche Unterstützung bietet hierfür die Landesregierung (bitte bestehende und zukünftig wünschenswerte Initiativen auflisten)? 6. Teilt die Landesregierung die Auffassung, dass die Geoinformationsbranche sowie die Geowissenschaften wichtige Impulse zur Optimierung behördlicher Geschäftsprozesse geben können und wenn ja, welche Ressorts würden besonders profitieren (bitte Ressorts/Behörden und Aufgabenbereich auflisten)? 7. Für welche behördlichen Geschäftsprozesse wird derzeit das Potenzial freier Fernerkundungsdaten aus dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus erschlossen? K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Krumpe (fraktionslos) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/2387 8. Plant die Landesregierung eine Mitgliedschaft im europäischen Netzwerk NEREUS1, um auf die Entwicklung und Ableitung fernerkundlicher Dienste zugunsten behördlicher Geschäftsprozesse mittelfristig Einfluss zu nehmen? 9. Welche Aus- und Weiterbildungsangebote bot der Freistaat Thüringen seinen Beamten und Angestellten im Bereich des Geo-Governments2 in den Jahren 2010 bis 2016 an (bitte Bezeichnung der Aus- und Weiterbildungsangebote, Teilnehmerzahl sowie ihre Ressortdiversität benennen)? Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft hat die Kleine Anfrage namens der Landesre gierung mit Schreiben vom 29. Juni 2016 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Hierzu liegen der Landesregierung keine entsprechenden Potentialanalysen vor. Zu 2.: Ja Zu 3.: Um die Wahrnehmung des Geoinformationswesens in der Öffentlichkeit zu verbessern, werden durch das erweiterte Interministerielle Koordinierungsgremium - Geoinformationszentrum (IKG-GIZ) regelmäßig Veranstaltungen , wie zum Beispiel das GIS-Forum, aber auch Beratungsmaßnahmen zu konkreten Fragestellungen durchgeführt. Zu 4.: Ja Zu 5.: Bereits in der Vergangenheit wurden einzelne Geodatensätze über Geodatendienste für die Verwendung durch Wirtschaft und Wissenschaft kostenfrei zugänglich gemacht. Neben dem Landesprogramm "Offene Geodaten", das eine erhebliche Förderung der Wirtschaft darstellt, werden Einzelprojekte zur Stärkung der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Verwaltung als besonders erfolgversprechend eingeschätzt. Die Unterstützung der behördlichen Prozesse durch wissenschaftliche Begleitung und die Einbindung von Behördenvertretern in die Lehre sind weitere Maßnahmen zur Förderung des oben gennanten Dialogs. Zu 6.: Ja. Informationen der Geoinformationsbranche im Allgemeinen und der Geowissenschaften im Speziellen sind unverzichtbarer Bestandteil des Verwaltungshandelns allgemein. Insbesondere kann davon die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) im nachgeordneten Bereich des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz profitieren. Zu 7.: Die Datenbank nationaler Copernicus Projekte kann im Internet3 für die Recherche nach dem aktuellen Projektstand genutzt werden. Es gibt folgende verschiedene Projektansätze zur Entwicklung und zum Einsatz von Sentinel- und Copernicus -Produkten für operationelle Landesaufgaben: 1. Kooperationsprojekt "SenThIS" mit ThüringenForst und Landwirtschaftsunternehmen, 2. Projekt zum "Phänologiemonitoring" von TLUG und der Friedrich-Schiller-Universität in Jena beantragt, 3. Projekt "Bodenbewegungsdienst (flächendeckendes Informationssystem für Horizontal- und Vertikalbewegungen )" von TLUG in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Vermessung und Geoinformation (TLVermGeo) geplant, 4. Einbeziehung von frei verfügbaren Fernerkundungsdaten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms "Copernicus" für den Aufbau einer zweijährigen zyklischen Aktualisierung der tatsächlichen Nutzung in ALKIS und in ATKIS im TLVermGeo geplant, 5. Nutzung der Fernerkundungsdaten des Copernicus-Programms im Fachverfahren der Forsteinrichtung im Staats- und Körperschaftswald, 3 Drucksache 6/2387Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode 6. Einbindung der Fernerkundungsdaten des Copernicus-Programms im Fachverfahren der Waldbiotopkartierung und N2000-Fachbeitragserstellung als fester Verfahrensbestandteil, 7. direkte Beteiligung der Landesforstanstalt an der Entwicklung der forstlichen Nutzungskomponenten des Copernicus-Programms. Zu 8.: Nein Zu 9.: Teilnehmerlisten der Veranstaltungen, die für eine Angabe der geschulten Ressorts genutzt werden können, stehen aus Datenschutzgründen nicht zur Verfügung. Daher erfolgt lediglich bei Maßnahmen, die für einzelne Ressorts veranstaltet wurden, eine entsprechende Angabe. Das Geoinformationszentrum (GIZ) des TLVermGeo hat im angefragten Zeitraum Schulungen zu Themen der Geo(basis)datennutzung, zum Geoclient , zur Metadatenerfassung und zur Nutzung der Geodatendienste durchgeführt. Bezeichnung des Aus- und Weiterbildungsangebotes Teilnehmerzahl Ressort Bemerkungen 15 Schulungen des GIZ im Jahr 2010 151 divers 7. Thüringer GIS-Forum am 08.11.2010 circa 300 divers Landes- und Kommunalbedienstete • Tutorial zur Metadatenerfassung circa 100 divers Landes- und Kommunalbedienstete • Workshop zur Nutzung der Daten des Liegenschaftskatasters circa 100 divers Landes- und Kommunalbedienstete 4 Schulungen des GIZ im Jahr 2011 80 divers 2 Schulungen des GIZ im Jahr 2012 50 divers 8. Thüringer GIS-Forum am 20.11.2012 circa 280 divers Landes- und Kommunalbedienstete 3 Ressortinterne Fortbildungen im Jahr 2013 circa 50 damaliges Thüringer Ministerium für Landwirtschaft , Forsten , Umwelt und Naturschutz 16 Schulungen des GIZ im Jahr 2013 208 divers 9. Thüringer GIS-Forum am 03.07.2014 circa 300 divers circa 45 Prozent Landesbedienstete • Tutorials zur Diensteinbindung, zur Nutzung des Geoclients sowie zum Metadateninformationssystem Geo- MIS.Th circa 100 divers Landes- und Kommunalbedienstete 3 Ressortinterne Fortbildungen Jahr 2014 circa 40 damaliges Thüringer Ministerium für Landwirtschaft , Forsten , Umwelt und Naturschutz 5 Schulungen des GIZ im Jahr 2014 69 divers 8 Schulungen des GIZ im Jahr 2015 117 divers 3 Schulungen des GIZ im Jahr 2016 42 divers 10. Thüringer GIS-Forum am 02.06.2016 circa 300 divers circa die Hälfte Landesbedienstete • Tutorials zur Diensteinbindung, zur Nutzung des Geoclients sowie zum Metadateninformationssystem Geo- MIS.Th circa 120 divers Landes- und Kommunalbedienstete 4 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/2387 Ebenfalls zahlenmäßig nicht hinterlegt sind Wissensvermittlungen anlässlich der Sitzungen des erweiterten Interministeriellen Koordinierungsgremiums - Geoinformationszentraum (IKG-GIZ), das halbjährlich tagt und in dem alle Ressorts und die kommunalen Spitzenverbände organisiert sind. Die Teilnehmerzahlen der Veranstaltungsreihe Offener Informationskreis "INSPIRE-Umsetzung in der GDI-Th", die seit 2013 bereits elf Veranstaltungen umfasst, sind nicht dokumentiert. Ab dem Jahr 2017 werden über das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales im Rahmen des zentralen Jahresfortbildungsprogramms Lehrgänge zur Geokompetenz in drei Stufen (Grundlagen, Aufbau, Entscheidungsträger) angeboten. In Vertretung Dr. Sühl Staatssekretär Endnote: 1 Vergleiche http://www.nereus-regions.eu/Regions_use_copernicus. 2 "Als Geo-Govemment kann in Anlehnung an den Begriff E-Government das IT-gestützte Verwaltungshandeln verstanden werden, bei dem der Raumbezug eine besondere, wesentliche, wichtige, strukturierende und/oder ordnende Rolle spielt." (aus Wikipedia). 3 Vergleiche http://www.d-copernicus.de/datenbank-nationaler-copernicus-projekte. Förderung der Geoinformationswirtschaft Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: Zu 6.: Zu 7.: Zu 8.: Zu 9.: Endnote: