22.11.2016 Drucksache 6/3074Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 22. Dezember 2016 "Human Remains" - Bestand und Umgang in Thüringen Die Kleine Anfrage 1570 vom 6. Oktober 2016 hat folgenden Wortlaut: "Human Remains", also menschliche Überreste, werden in Museen und Sammlungen in unterschiedlicher Art und unterschiedlichem Umfang aufbewahrt. Dabei handelt es sich um ein sensibles Sammlungsgut. Bereits im Jahr 2013 hatte der Deutsche Museumsbund "Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen" formuliert. Mit Blick auf die jüngere deutsche Geschichte und die Empfehlungen des Deutschen Museumsbunds sollte auch in Thüringen ein Augenmerk auf dieses Thema gelegt werden. Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung darüber vor, in welchen Einrichtungen, Hochschulen , Museen oder Instituten Thüringens aktuell in welchem Umfang und mit welcher Herkunftsgeschichte "Human Remains" gelagert werden (bitte tabellarische Auflistung mit der ergänzenden Angabe, wer die Sammlungen betreut)? 2. Welche Erkenntnisse liegen der Landesregierung darüber vor, welche Sammlungspraxen (zum Beispiel Grabplünderungen, Kasernierung in Konzentrationslagern, Kriegshandlungen et cetera) dem Bestand an "Human Remains" in Thüringer Museen, Sammlungen oder Archiven zugrunde liegen? 3. Inwieweit haben zu den in Thüringen befindlichen "Human Remains" Forschungsvorhaben stattgefunden und mit welchen Ergebnissen? Welche dieser Objekte wurden bislang mit welchem Ergebnis wissenschaftsgeschichtlich in Bezug auf Unrechtskontext beziehungsweise Unrechtsgeschichte (insbesondere Kolonialzeit und Nationalsozialismus, Aufarbeitung rassentheoretischer Forschung in den Einrichtungen sowie der Aufarbeitung des Ersten Weltkriegs) und hinsichtlich ethischer Aspekte im Rahmen der Sammlungspraxis untersucht? 4. Inwieweit werden die Empfehlungen des Deutschen Museumsbunds zum Umgang mit "Human Remains" in Thüringer Museen, Universitäten und Einrichtungen umgesetzt und falls sie bislang nicht umgesetzt wurden, wie beabsichtigt die Landesregierung dafür Sorge zu tragen, dass dies geschieht? 5. Sieht sich die Landesregierung an die Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der indigenen Völker gebunden? K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Henfling (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und A n t w o r t der Thüringer Staatskanzlei 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/3074 6. Liegen dem Freistaat Thüringen oder Thüringer Einrichtungen Restitutionsforderungen in Bezug auf "Human Remains" vor und wenn ja, durch wen? Welche Maßnahmen werden hinsichtlich der Rückforderungen menschlicher Überreste und diesbezüglicher Forschung in den Einrichtungen geplant beziehungsweise angestrebt? Gibt es ein Vorhaben zur Zusammenarbeit mit "source communities"? 7. Inwieweit haben Thüringer Institutionen Vorhaben zur Aufarbeitung der Kolonialgeschichte durchgeführt beziehungsweise sich an entsprechenden Vorhaben beteiligt? Der Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 21. November 2016 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Da der Freistaat nicht Träger der betreffenden Einrichtungen und Institutionen ist, erfolgt die Beantwortung auf der Grundlage einer Abfrage des Thüringer Museumsverbandes bei allen Thüringer Museen, sowie auf Basis einer Abfrage bei den Thüringer Hochschulen. Nicht berücksichtigt wurden kunsthandwerkliche Gegenstände und Objekte aus Menschenhaar, da sie nicht unter die hier geprüften Regelungen fallen. Zu 1.: lfd. Nr. Lagerort (Hochschule, Institut, ggf. Fachbereich, Museum ) Lagerumfang Herkunftsgeschichte Lagerung seit Sammlung wird betreut durch… Friedrich Schiller Universität Jena (FSU) 1. Institut für Altertumswissenschaften , Lehrstuhl Klassische Archäologie, Antikensammlungen 15 Mumienfragmente als Dauerleihgaben vom TLDA übernommen 2011 Prof. Dr. Eva Winter/ Dr. Dennis Graen 2. Institut für Wissenschaftsgeschichte , Ernst-Häckel-Haus mehrere Skelett - und Mumienteile Zugang in den 1910er und 1960er Jahren 1960er Jahren Dr. Andreas Christoph 3. Institut für Orientalistik , Indogermanistik, Urund Frühgeschichtliche Archäologie, Lehrstuhl Ur- und Frühgeschichte (UFG), dort im Magazin (Keller) 325 Inventarnr . (Skelette/- fragmente) und 510 Inventarnr . (Leichenbrände ) durch Ausgrabungen des Lehrstuhls UFG in den Bestand aufgenommen Ausgrabungen seit 1863 Prof. Dr. P. Ettel, Dipl. Rest. I. Przemuß Institut für Orientalistik , Indogermanistik, Urund Frühgeschichtliche Archäologie, Lehrstuhl Ur- und Frühgeschichte (UFG), dort vorübergehend im TLDA, Magazin Kromsdorf 497 Inventarnr . (Skelette/- fragmente) durch Ausgrabungen des Lehrstuhls UFG in den Bestand aufgenommen 2011 (Ausgrabungen seit 1863) vorübergehend Landesamt Weimar 3 Drucksache 6/3074Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode 4. Museum anatomicum Jenense (Anatomische Sammlung der Medizinischen Fakultät) Objekte zur: Humananatomie , Anthropologie , Medizin, Med.-geschichte und Osteologie 1778-1803 Anatomisches Kabinett des Anatomen J.C. Loder im Jenaer Stadtschloss 1804 Neugründung eines Anatomischen Kabinetts im Jenaer Stadtschloss 1808 Gründung eines Osteologisch-zoologischen Kabinetts im Jenaer Stadtschloss 1816 Gründung eines Zootomischen Kabinetts im Jenaer Stadtschloss 1858 Zusammenlegung der o.g. Kabinette zum Anthropotomisch -zootomischen Kabinett und Überführung in das heutige Anatomiegebäude ca. 1960-80 Ausgliederung der zootomischen Objekte und Übergabe an andere Sammlungen v.a. das Phyletische Museum Jena; in der Anatomischen Sammlung verbleiben die Objekte der Humanantomie 1990-96 Restaurierung und Neueröffnung der Anatomischen Sammlung am Institut für Anatomie 2003 Museum anatomicum Jenense wird der Medizinischen Fakultät der FSU Jena unterstellt; verbleibt im Institut für Anatomie (Ausstellungsräume Rolfinckund Goethesaal, Sammlungsarchiv und Büro des Kustos) Heute • Med. Lehrsammlung im Rolfincksaal • Med.-hist. Sammlung im Goethesaal vgl. Nebenspalte OÄ Dr. med. Rosemarie Fröber (Kustos) Universitätsklinikum Jena 5. Anatomische Sammlung Osteologische Sammlung Sammlung Rechtsmedizin ca. 600 Präparate Im Kontext von Sektionen angefertigt Prof. Dr. Mall 4 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/3074 Institut für Geschichte der Medizin 32 alte, ungerahmte Glasplatten Hirngewebeschnitte (Tumore ), Trockenpräparate , um 1925, Patienten der Nervenklinik Jena 2009, zuvor: Klinik für Psychiatrie Jena Dr. J. Kiefer 6. Phyletisches Museum im Institut für spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie der FSU Skelette, Skelettteile , Schädel , "Kopfhaut eines Herero" 1907 von Ernst Haeckel geründet , ab 1908 als Phyletisches Museum der FSU übereignet , älteste Teile aus dem Naturalienkabinett des Weimarer Hofes vgl. Nebenspalte Prof. Dr. Martin S. Fischer 7. Stadtmuseum Camburg 2 Skelette aus archäologischen Grabungen in Camburg um 1950 Frau Pauline Lörzer 8. Naturkundemuseum Mauritianum Altenburg Skelette, Skelettteile , pathologische Präparate , historische Sammlung der Naturforschenden Gesellschaft des osterlandes aus dem 19 und 20. Jhd. Vgl. Nebenspalte Herr Mike Jessat 9. Schlossmuseum Sondershausen Zwei Bestattungen aus dem 11. Jhd.,Skeletteile aus archäologischen Grabungen ? Frau Bettina Bärnighausen 10. Werratalmuseum Gerstungen Eisenzeitlicher Leichenbrand, Zähne und Schädelteile aus archäologischen Grabungen ? Frau Doris Drude 11. Heimatmuseum Ingersleben Schädel und Skeletteile aus archäologischen Grabungen ? Herr Dieter Manns 12. Opfermoor Vogtei Schädel , Knochenteile Ausgrabung 1964, Dauerleihgabe des TLDA 23.02.2011 N. Kolar 13. Mühlhäuser Museen Skelettteile Aus archäologischen Grabungen ? Herr Wulf Walther 14. Schlossmuseum Arnstadt Skeletteile Aus archäologischen Grabungen im Umfeld von Kirchen ? Frau Antje Vabhoefen 15. Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau -Dora 1 Schädel, 1 Durchschossenes Herz, 3 Stücke tätowierter Menschenhaut, 1 Schrumpfkopf Menschliche Überreste aus der KZ Lagerzeit 1945 Herr Rikola- Gunnar Lüttgenau 16. Museum für Ur- und Frühgeschichte (Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA)) anthropologische Sammlung mit menschlichem Skelettmaterial aus dem Zeitraum 320.000 Jahre vor heute bis zur Frühneuzeit Historische Sammlung und eigene Ausgrabungen; Die Sammlung wurde in den letzten Jahren durch Rückübernahme und Eingliederung aus anderen Institutionen, vor Allem der Universität Jena, erweitert . Momentan beinhaltet sie 9165 Magazineinheiten. Dabei kann es sich um Skelettteile oder ganze Skelette handeln. Dr. Jan Novacek Zu 2.: Die Objekte entstammen sowohl archäologischen Grabungen (zum Beispiel im Stadtmuseum Camburg oder im Werratalmuseum Gerstungen) als auch aus Kriegszusammenhängen. Die Gedenkstätten bewahren menschliche Überreste als Sachzeugen (Beweise) nationalsozialistischer Verbrechen, so dass sich hier nicht von "Sammlungspraxis" im eigentlichen Sinne sprechen lässt. Die Objekte werden dabei im Magazin aufbewahrt und sind aus ethischen Gründen nicht der vorherrschenden Schaulust preisgegeben. 5 Drucksache 6/3074Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Der überwiegende Sammlungsbestand der anthropologischen Sammlung am TLDA ist das Resultat von archäologischen Ausgrabungen. Das entsprechende Sammlungskonzept ergibt sich aus dem Thüringer Denkmalschutzgesetz . Wurden während der Aufarbeitung der Altsammlung Teilbestände festgestellt, die nicht diesem Konzept entsprechen (zum Beispiel Mumienteile aus einer alten Schenkung vor 1940) wurden diese an die entsprechenden Spezialsammlungen übergeben. Zu 3.: Vgl. lfd. Nr. zu Antwort auf Frage 1: 1. – Keine. 2. – Keine. 3. – Keine. Alle Forschungen verliefen bislang im anthropologischen und archäologischen Zusammenhang, da alle Funde durch Ausgrabungen in den Bestand aufgenommen wurden. Zu lfd. Nr. 4. (Museum anatomicum Jenense): Projekttitel Projektlaufzeit Drittmittelgeber Projektergebnisse, Untersuchung hinsichtlich Unrechtskontext u./o. hinsichtlich ethischer Aspekte I. Provenienzforschung zu möglichen Beständen aus der NS-Zeit seit 2005 keine 21. Juni 2005 Abschlussbericht: Fröber, R. Abschlussbericht zur Umsetzung der im Gutachten vom - Prof. Dr. R. Jütte - ausgewiesenen Empfehlungen über den weiteren Umgang mit den Sammlungsbeständen am Institut für Anatomie I in Jena (PDF-Format). http://www. anatomie1.uniklinikum-jena.de. Publikationen zur NS-Geschichte • Redies C, Viebig M, Zimmermann S, Fröber R. Origin of corpses received by the anatomical institute at the university of Jena during the nazi regime. Anat Rec B New Anat. 2005; 285:6-10. • Fröber R, Redies, C. Menschenwürde und Anatomie. Ärztebl Thür. 2005; 16(12):582-4. • Redies C, Viebig M, Fröber R, und Zimmermann S. NS-Opfer für die Anatomie. Dtsch Ärztebl. 2005; 102(48):3322-6. • Redies C, Viebig M, Zimmermann S, Fröber, R. Über die Herkunft der Leichname für das Anatomische Institut der Universität Jena in der NS-Zeit. In: Anatomie und Anatomische Sammlungen im 18. Jahrhundert (Schultka , R., und Neumann, J.N., Ed.). S. 495-507 (2007) LIT- Verlag Dr. W. Hopf, Berlin. • Redies C, Fröber R, Viebig M, Zimmermann S. Dead Bodies for the Anatomical Institute in the Third Reich: An Investigation at the University of Jena. Ann Anat. 2012; 194:298-303. Beisetzung möglicher NS-Opfer 15. August 2012: Beisetzung von Schädeln bzw. Schädelfragmenten von 12 möglichen Opfern der NS-Gewaltherrschaft auf dem NFH in einer Grabstätte für "Opfer von Krieg und Gewalt" (Grabfeld 16). 6 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/3074 II. Provenienzforschung zu den sterblichen Überresten eines Grenzopfer des DDR- Regimes seit 2012 keine Suchanfragen zur betroffenen Person seit 02. Februar 2012: - an die örtliche Meldebehörde in Römhild - an das Bundesarchiv-Militärarchiv; Museum Haus am Checkpoint Charlie, - den Forschungsverbund SED-Staat der Freien Universität Berlin - an die Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehem. DDR - an das Freiburger Militärarchiv. Ergebnis am 26. Mai 2015: Forschungsverbund SED-Staat: Sichtung der Unterlagen der NVA und DDR-Grenztruppen im Freiburger Militärarchiv - erstmals konkrete Hinweise zur Person Suchanfrage zu möglichen Hinterbliebenen am 07. Juli 2015: an den Bürgermeister der Einheitsgemeinde "Stadt Römhild " Griebelstr. 28 in 98630 Römhild Ergebnis am 15. März 2016: Zeitzeugenbefragung abgeschlossen . Beisetzung der sterblichen Überreste des Grenzopfers voraussichtlich noch in 2016 lt. Zusage der Friedhofsleitung NFH Jena; in einer Grabstätte mit Bezug auf "Unrechtkontext des DDR-Regimes". III. Provenienzforschung zu möglichen Sammlungsbeständen aus der Kolonialzeit seit 2014 "Laboratorium der Objekte" von der St i f - tung Mercator im Rahmen der Initiative "SammLehr" an der Universität Jena gefördertes Projekt Kooperation mit Prof. Dr. M. S. Fischer (Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie mit Phyletischem Museum) sowie den Ethnologen Dr. Larissa Förster (Internationales Kolleg Morphomata Universität zu Köln) und Dr. Holger Stöcker (Seminar für Afrikawissenschaften , Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Asien- und Afrikawissenschaften) September 2014 Memorandum Teil I: Fröber, R. September 2015 Memorandum Teil II: Fröber, R. (unpubliziert) Gegenstand: Sammlungsobjekte aus der Kolonialzeit "Menschliche Überreste von Opfern der Aufstände gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Deutsch-Südwestafrika (1904-1908), dem heutigen Namibia" Im vorliegenden Text wird der jüngste Jenaer Fund am Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie und die Bemühungen sowie vorläufigen Ergebnisse zu dessen Provenienzforschung vorgestellt. Publikation: Förster, L., Stöcker, H. Haut, Haar und Knochen. Koloniale Spuren in naturkundlichen Sammlungen der Universität Jena. In: Laborberichte Band 9. Hrsg. Siegel, S. und Klinger, K. VDG-Verlag Weimar. Zu lfd. Nr. 5. (Universitätsklinikum Jena): Anatomie: Die Sammlung ist umfassend aufgearbeitet, Publikationen dazu: http://www.anatomie1.uniklinikum-jena.de/Forschung_Research/AG_+Group+Redies/Publications/ History+of+Anatomy.html und http://www.anatomie1.uniklinikum-jena.de/SW5zdGl0dXQgZnVlciBBbmF0b21pZSBJIC0gR2VzY2hpY2h0 ZQ%3D%3D.html Rechtsmedizin: Es ist vorgesehen, die Sammlung zur Aufarbeitung an das Institut für Medizingeschichte der Universität Leipzig abzugeben. 7 Drucksache 6/3074Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode 6. bis 14.: In den Museen haben Forschungen punktuell in Bezug auf einzelne Objekte stattgefunden. So etwa ein Stück "Kopfhaut eines Herero" im Phyletischen Museum, das der Botschaft von Namibia und dem Auswärtigen Amt gemeldet und zur Rückführung vorbereitet wurde oder ein Gürtel aus Menschenhaar im Naturkundemuseum Mauritianum Altenburg, der nach Rücksprache mit Fachkollegen der Universität Adelaide nicht unter die Problematik der "human remains" fällt. 16. (TLDA): Die wissenschaftliche Bearbeitung der menschlichen Skelettreste im Zusammenhang mit Ausgrabungen ist fester Bestandteil der Archäologie. Insofern gibt es eine sehr große Zahl an wissenschaftlichen Publikationen zu diesem Thema. Zu 4.: 1. - Die Sammlung Antiker Kleinkunst enthält menschliche Überreste, die im Jahr 2011 vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) als Dauerleihgaben an die FSU Jena gegeben wurden. Alle Stücke werden im Magazin des Instituts für Altertumswissenschaften aufbewahrt und für Lehrzwecke genutzt. Dabei wird im Rahmen einer ethischen Belehrung stets auf die Originalität der Stücke verwiesen. 2. - Mitarbeit in einer Arbeitsgruppe der FSU Jena, der dieses Material vorgestellt wird und die auch gemäß der aktuellen Ethikgrundsätze Empfehlungen zu deren weiteren Umgang gibt. 3. - Derzeitig kann innerhalb der Sammlung Punkt "4.2 Bewahren" oben genannten Empfehlungen nicht umgesetzt werden. Hierbei handelt es sich konkret darum, dass die Skelette derzeitig nicht jeweils einzeln verpackt sind (ein Skelett = ein Karton) und auch eine getrennte Aufbewahrung der menschlichen Reste von anderen Sammlungsbestandteilen wie Keramik, Metallen und Tierknochen derzeitig sowohl innerhalb der Kartonagen als auch räumlich in beiden Lagerorten nicht vorliegt. Für den Standort Magazin (Keller) in Jena liegt zudem eine erhöhte Schimmelbelastung vor. Eine Verpackung in holz- und säurefreien Kartonagen ist ebenfalls nicht gegeben. Diese Probleme können nur im Zuge eines neuen geeigneteren Magazinraumes und der zur Verfügungsstellung von geeigneten Verpackungsmaterialien behoben werden. Die momentan vorliegenden Gegebenheiten erlauben keine Veränderung der Lagerungsbedingungen. Daneben liegen auch keine lückenlosen Dokumentationen über alle an den Skeletten vorgenommenen Untersuchungen vor. Dies resultiert daraus, dass ein großer Teil der Sammlung, welcher sich aus Platzgründen vorübergehend in Kromsdorf im Magazin des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie befindet, zeitweise als Dauerleihgabe an das Institut für Humangenetik und Anthropologie gegeben wurde und über dort durchgeführte Arbeiten keinerlei Informationen vorliegen. Das Einholen der entsprechenden Unterlagen und die Zusammenstellung der Dokumentationen ist mit dem aktuellen Personalbestand aus zeitlichen Gründen nicht möglich, da für die Sammlung keine Kustodenstelle zur Verfügung steht, in deren Aufgabenbereich dies fallen würde. 4. - Die Empfehlungen werden umgesetzt, vgl. Angaben unter Frage 3. 5. - Die Glasplatten im Institut für Geschichte der Medizin sind nicht öffentlich ausgestellt oder zugänglich. Die Schnitte sind anonym. Die Glasplatten stehen der Forschung zur Verfügung. 6. - 14. Die "Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen" des Deutschen Museumsbundes sind den Kollegen der Thüringer Museen bekannt und werden in der Museumsarbeit berücksichtigt. So wurden Objekte mit menschlichen Überresten teilweise aus den Dauerausstellungen genommen und magaziniert. Die gründliche Erforschung und Bearbeitung ist durch den teilweisen Personalmangel in den Museen eingeschränkt. 15. - Die Aufbewahrung menschlicher Überreste in einer KZ-Gedenkstätte lässt sich knapp skizzieren: Zum einen sind sie als einzige Sachzeugen Beweise der mit ihnen verbundenen nationalsozialistischen Verbrechen. Als solches werden sie in der Sammlung aufbewahrt unter Beachtung der damit verbundenen besonderen konservatorischen Bedingungen (Klimaschrank). Zum anderen sollen die menschlichen Überreste nicht für eine gegenwärtige Schaulust abermals instrumentalisiert werden. Daher werden sie ausschließlich in der Sammlung aufbewahrt und nicht in den Ausstellungen präsentiert. 16. - Die Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen des Deutschen Museumsbundes werden im Sammlungskonzept des TLDA berücksichtigt. Zu 5.: Ja Zu 6.: Vgl. lfd. Nr. zu Antwort auf Frage 1: 1., 2., 3., 5. - Es liegen hierzu keine Restitutionsforderungen vor, und es werden auch keine Maßnahmen hinsichtlich der Rückforderungen menschlicher Überreste und diesbezüglicher Forschung geplant bzw. angestrebt . Ebenso gibt es an diesem Standort keine diesbzgl. Vorhaben zur Zusammenarbeit mit "source communities". 8 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/3074 6. - Restitutionsforderungen liegen hinsichtlich "Kopfhaut eines Herero" vor. Bzgl. der Rückforderungen menschlicher Überreste und diesbzgl. Forschung plant Prof. Dr. M. S. Fischer (Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie mit Phyletischem Museum) entsprechende Maßnahmen. Auch an diesem Standort gibt es keine Vorhaben zur Zusammenarbeit mit "source communities". In den Museen, in der Gedenkstätte Buchenwald und beim TLDA liegen derzeit keine Restitutionsforderungen vor. Zu 7.: Projekttitel Projektleiter Kooperationspartner Laufzeit Museum anatomicum Jenense: Koloniale Spuren in naturkundlichen Sammlungen der Universität Jena. (siehe auch Angaben unter Punkt 3: III. Provenienzforschung zu möglichen Sammlungsbeständen aus der Kolonial-Zeit) Ethnologen: Dr. Larissa Förster (Internationales Kolleg Morphomata Universität zu Köln) und Dr. Holger Stöcker (Seminar für Afrikawissenschaften , Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Asien- und Afrikawissenschaften ) Kooperation mit Prof. Dr. M. S. Fischer (Institut für Spezielle Zoologie und Evolutionsbiologie mit Phyletischem Museum) 2014-16 Universität Erfurt: Buchveröffentlichung: "Kolonialgeschichten . Regionale Perspektiven auf ein globales Phänomen", Veröffentlichung 2010 (dazu Vorlesungsreihe ) Prof. Jürgen Martschukat , Prof. Claudia Kraft, Prof. Alf Lüdke - - "Kartographische Quellen und Territoriale Transformationen Äthiopiens seit dem späten 18. Jahrhundert - ETHIOMAP" Dr. Wolbert Smidt, Assoc.- Prof. Forschungszentrum Gotha Assoc.-Prof. Dr. Wolbert Smidt, akademisches Mitglied des FZ Gotha/Mekelle University; Prof. Iris Schröder, Stellv. Leiterin des FZ Gotha, Universität Erfurt, Alexander Meckelburg, Hiob-Ludolf-Zentrum für Äthiopistik , Universität Hamburg Fesseha Berhe, Department of History and Heritage Management , Mekelle University, Äthiopien /Herzog-Ernst-Stipendiat am FZ Gotha 2016, Dr. Markus Höhne, Max-Planck-Institut für Ethnologie, Halle/S./ MAF, Dr. Eloi Ficquet, EHESS, Paris, Leiter des französischen Partnerprojektes 01/2016-01/2019, gefördert durch die DFG (ca. 106.000 Euro) 6. - 14.: Vorhaben zur Aufarbeitung der Kolonialgeschichte oder entsprechende Projektbeteiligungen wurden seitens der Museen bislang nicht gemeldet. 15. - Die Stiftung Buchenwald hat keinen Bezug zur Kolonialzeit. 16. - Der Zeithorizont Kolonialzeit. Erster Weltkrieg und Nationalsozialismus sowie rassentheorethische Untersuchungen waren und sind nicht Schwerpunkt der archäologischen Forschung am TLDA. Insofern gibt es hierzu keine modernen Forschungsergebnisse. Prof. Dr. Hoff Minister "Human Remains" - Bestand und Umgang in Thüringen Ich frage die Landesregierung: Vorbemerkung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: Zu 6.: Zu 7.: