27.02.2015 Drucksache 6/312Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 13. März 2015 Thüringer Regionalpartnerschaften Die Kleine Anfrage 100 vom 14. Januar 2015 hat folgenden Wortlaut: Thüringen unterhält Regionalpartnerschaften mit mehreren europäischen und außereuropäischen Regionen : Malopolska, Picardie, Ungarn und Shaanxi. Neben den Regionalpartnerschaften unterhält Thüringen themenspezifische Kooperationen mit bestimmten Regionen. Der direkte Kontakt von Bürgern, Organisationen und Behörden mit Partnern anderer Regionen kann ein wichtiger Baustein zur Weiterentwicklung von Politik und Gesellschaft und zum Abbau von Vorurteilen sein. Von dem regen Austausch zwischen den einzelnen Regionen können beide Partner profitieren. Die DeutschFranzösisch -Polnische Partnerschaft ist dabei von besonderer historischer Bedeutung. Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Ziele verfolgt die Landesregierung bezüglich der bestehenden Regionalpartnerschaften? 2. Welche Schwerpunkte sieht die Landesregierung jeweils in der Partnerschaft mit den vier Partnerregionen? 3. Welche konkreten Maßnahmen plant die Landesregierung derzeit gemeinsam mit den Partnerregionen (bitte aufgeschlüsselt nach den Partnerregionen)? 4. Welche Perspektiven sieht die Landesregierung für die bestehenden Regionalkooperationen? Gibt es Bestrebungen, neue Kooperationen mit anderen Regionen einzugehen? 5. Verfolgt die Landesregierung im Interesse der Thüringer Wirtschaft den Ausbau von Kontakten zu Partnern in Asien und Amerika? Der Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 27. Februar 2015 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Ziel der Landesregierung ist ein weltoffenes, internationales und modernes Thüringen. Weltoffenheit und Internationalität sind wichtige Bestandteile einer demokratischen Gesellschaft. Sie tragen zur kulturellen Vielfalt bei und haben auch konkrete wirtschaftliche Auswirkungen, liegt doch die Stärke der deutschen Wirtschaft gerade in ihrer internationalen Verflechtung. K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Walsmann (CDU) und A n t w o r t der Thüringer Staatskanzlei 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/312 Ein wichtiges Element für die stärkere internationale Verflechtung Thüringens sind die Partnerschaften des Landes. Thüringen unterhält offizielle Regionalpartnerschaften zu folgenden Regionen und Staaten: • Picardie (Frankreich) • Malopolska (Polen) • Ungarn als Gesamtstaat • Provinz Shaanxi (China) Die Regionalpartnerschaften bieten vor allem einen Rahmen für Aktivitäten der Zivilgesellschaft und helfen, Vorhaben mit Partnern in anderen Ländern zu initiieren. Bei der Gestaltung der bestehenden Partnerschaften geht es darum, die wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Potenziale der Partner zum gegenseitigen Nutzen auszuschöpfen und in gemeinsamen Aktionen und Projekten weiterzuentwickeln. Nicht zu unterschätzen sind dabei die Begegnungen der Menschen, die zum gegenseitigen Verständnis beitragen und Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz entgegenwirken. Die Partnerschaften mit der polnischen und der französischen Region haben darüber hinaus eine besondere politische Bedeutung. Nach einer langen Geschichte von Kriegen mit Polen und Frankreich sind diese Staaten heute zentrale Partner Deutschlands in der Europäischen Union. Diese Partnerschaften werden durch vielfältige Verbindungen auf regionaler und lokaler Ebene gefestigt. Die Landesregierung wird die bestehenden Partnerschaften weiterentwickeln und sie durch weitere internationale Kontakte ergänzen. Dazu wird die Landesregierung vor allem Aktivitäten der Zivilgesellschaft gezielt unterstützen. Zu 2.: Picardie Mit der Picardie (Hauptstadt Amiens) besteht seit 1993/1994 eine sehr aktive Regionalpartnerschaft Thüringens . Es gibt mit der Picardie vor allem eine enge Zusammenarbeit im Bereich der Wissenschaft und der Bildung. 25 Schulen in Thüringen haben einen Partner in der Picardie. Ein Schwerpunkt ist der weitere Ausbau der Schulpartnerschaften, die Zusammenarbeit der AbiBac-Schulen, der bilaterale Lehreraustausch, der Einsatz von Fremdsprachenassistenten und deutsch-französischen Freiwilligen sowie der Ausbau des Einzelschüleraustauschs im Rahmen des picardisch-thüringischen Programms für Schülerinnen und Schüler von 12 bis 14 Jahren. Die Kooperation von Lehrkräften und gemeinsame Lehrerfortbildungen für Fremdsprachenlehrer und Lehrer anderer Fächer unter Mitwirkung der Universtité de Picardie Jules Verne (UPJV) und des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien ist ein weiterer Schwerpunkt der Zusammenarbeit. Darüber hinaus spielt der Austausch von Auszubildenden und Praktikanten mit Unterstützung durch das Deutsch-Französische Sekretariat eine wichtige Rolle. Im Bereich Hochschulkontakte bestehen an sechs Thüringer Hochschulen ERASMUS-Vereinbarungen mit der Möglichkeit der Studierendenmobilität mit Einrichtungen in der Picardie. Ferner kooperieren die Studentenwerke der beiden Regionen. Gemeinsame Forschungsprojekte führen u.a. die Technische Universität Ilmenau (Antriebstechnologien für intelligente Elektrofahrzeuge), die Fachhochschule Jena (Nanotechnologie ) und das Max-Planck-Institut für Chemische Ökologie Jena (Pflanzenphysiologie) durch. Die Jenaer Philharmonie ist gemeinsam mit dem Initiator, dem Orchestre de Picardie, an dem EU-Orchesterprojekt ONE, dem ersten europäischen Orchester-Netzwerk, mit fünf Orchester-Partnern beteiligt. Thüringen und die Picardie arbeiten außerdem im EU-Projekt DEAR zur entwicklungspolitischen Bildungsarbeit zusammen. Malopolska Seit 1997 besteht die Partnerschaft zu Malopolska einer der dynamischsten polnischen Regionen mit der Hauptstadt Krakau. 3 Drucksache 6/312Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Ein Schwerpunkt ist der weitere Ausbau der Schulpartnerschaften zwischen den Einrichtungen beider Regionen und die Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen im Rahmen des EU-Bildungsprogramms Erasmus +. Das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien unterhält seit vielen Jahren partnerschaftliche Kontakte mit dem MCDN im Bereich der Lehrerbildung. Im Bereich der beruflichen Bildung erfolgt eine Zusammenarbeit im Rahmen von ESF-Projekten und durch die Beteiligung Thüringer Bildungsfachleute an jährlichen Berufsmessen in Malopolska. Seit 2005 beteiligt sich Thüringen an der Begegnung "Befreundete Regionen im Herzen Europas". Im Jahr 2014 fand die Begegnung in Thüringen statt. Ein wichtiges gemeinsames Projekt ist außerdem das in der Regel jährlich durchgeführte Zukunftsseminar, das 2013 erstmals für Jugendliche stattfand und auch Teilnehmer aus Lemberg, der Partnerregion Kleinpolens , hatte. Intensiv ist auch die Zusammenarbeit im Hochschul- und Forschungsbereich. Sieben der neun Thüringer Universitäten und Fachhochschulen pflegen Kontakte mit Einrichtungen in der Region Malopolska, vornehmlich im Bereich der Studierendenmobilität. Drei außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in Thüringen kooperieren mit Partnerinstitutionen in Malopolska in den Bereichen Biogeochemie, Biomaterialen und Quartärpaläontologie. Zur Vertiefung der wirtschaftlichen Kontakte fand zuletzt im Oktober 2014 eine Delegationsreise unter Begleitung des damaligen Staatssekretärs Staschewski statt. Der Branchenfokus lag dabei auf Unternehmen der Kreativwirtschaft. Im Rahmen des EU-Programms für lebenslanges Lernen ein LEONARDO DA VINCI wurde ein Mobilitätsprojekt für die Jahre 2013 bis 2015 mit der Region Malopolska durchgeführt und von der EU gefördert. Im Rahmen dieses Projekts wurden bzw. werden drei Lerngruppen mit zehn Landesbediensteten zum sogenannten Job-Shadowing (JOPA) nach Polen entsandt. In einigen Tätigkeitsfeldern wurden dabei Anbahnungen für konkrete Arbeitsvorhaben geknüpft bzw. bisherige Kooperationen vertieft. Schwerpunkt der Partnerschaftsbeziehungen der Thüringer Polizei zur Polizei der Wojewodschaft Malopolska /Polen (seit 2007) ist es, im Rahmen einer gemeinsamen Sicherheitspolitik einheitliche Sicherheitsstandards zur Kriminalitätsbekämpfung und Kriminalprävention aufzustellen und von den Erfahrungen der Partner zu partizipieren. Im Justizbereich ermöglicht die seit Ende 2012 bestehende Partnerschaft zwischen dem Woiwodschaftsgericht Krakau und der Thüringer Verwaltungsgerichtsbarkeit einen zielgerichteten fachlichen Austausch zwischen Richtern/Richterinnen und Referenten/Referentinnen beider Gerichte. Der Schwerpunkt der Zusammenarbeit in der Landwirtschaft liegt in den Bereichen der Forschung und Bildung sowie des Erfahrungsaustauschs. 2011 wurde das Projekt "Verbesserung der regionalen Verwaltung für Landentwicklung und Flurneuordnung in Malopolska" auf der Basis eines Verwaltungsabkommens unter Einbeziehung der Gemeinde Neuhaus-Schierschnitz gestartet. Ziel des Projektes ist die Erarbeitung einer neuen Methodik zur Erstellung von Integrierten Ländlichen Entwicklungsplanungen in Malopolska sowie die Umsetzung von Flurbereinigungsverfahren in den polnischen Gemeinden Czyżów und Nieciecza. Auch im Sozialbereich konnte die Zusammenarbeit mit Malopolska ausgebaut werden. Themen waren vor allem die künftige Gesundheitsversorgung und die soziale Inklusion in vom demografischen Wandel betroffenen Regionen sowie Aspekte der Telemedizin und der Versorgung älterer, von Armut betroffener Menschen . Darüber hinaus gab es einen Erfahrungsaustausch zur Kooperation mit Hochschulen im Zusammenhang mit der Weiterentwicklung von Sozialplanung und der Unterstützung der Kommunalen Träger im sozialplanerischen Kontext. Ungarn Zu Ungarn gibt es seit 1993 partnerschaftliche Beziehungen. Sie nehmen insofern eine Sonderstellung ein, als auf ungarischer Seite keine Region, sondern der Gesamtstaat als Partner fungiert. Die vielfältigen Kontakte zwischen Thüringen und Ungarn werden durch eine gemischte Kommission koordiniert, die zuletzt 2013 in Erfurt tagte. Durch die gemischte Kommission gibt es eine Vielzahl von Kontakten auf Verwaltungsebene . Außerdem ist auch hier der Schul- und Hochschulbereich besonders aktiv. 4 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/312 Die enge Verknüpfung der Ereignisse in Ungarn und Deutschland im Umfeld der friedlichen Revolution bildete den aktuellen Schwerpunkt gemeinsamer Aktivitäten. In diesem Zusammenhang fanden 2014 mehrere Reisen nach Ungarn auf politischer Ebene sowie einer Bürgerdelegation zum 25. Jahrestag des Paneuropäischen Picknicks nach Sopron statt. Es unterhalten 21 Thüringer Schulen Kontakte zu Partnern in Ungarn. Auch im Rahmen von Erasmus+ bestehen Kontakte zu ungarischen Schulen. Seit 1998 besteht ein Kooperationsvertrag zwischen dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien und dem Goethe-Institut Budapest. Ungarische (Deutsch-)Lehrerinnen und Lehrer erhalten regelmäßig die Möglichkeit, während Arbeitsaufenthalten in Thüringen ihr sprachliches, fachliches und didaktisch-methodisches Wissen zu erweitern und zu vertiefen. Acht Thüringer Universitäten und Fachhochschulen unterhalten Kooperations- und Erasmusvereinbarungen mit ungarischen universitären Forschungseinrichtungen. Insgesamt bestehen aktuell 13 solcher Vereinbarungen mit ungarischen Partnern. Ungarn ist inzwischen eines der wichtigsten Exportländer für die Thüringer Wirtschaft. Das Exportvolumen nach Ungarn war zuletzt vergleichbar mit dem nach Frankreich. Hier wirken sich vor allem die enge Verflechtung in der Automobilindustrie und insbesondere die in den vergangenen Jahren deutlich gestiegenen Exporte von Fahrgestellen, Karosserien und Motoren für Kraftfahrzeuge aus. Auch in den Partnerschaftsbeziehungen der Thüringer Polizei zur Polizei des Komitats Heves/Ungarn (seit 2001) ist der Schwerpunkt, im Rahmen einer gemeinsamen Sicherheitspolitik einheitliche Sicherheitsstandards zur Kriminalitätsbekämpfung und Kriminalprävention aufzustellen und von den Erfahrungen der Partner zu partizipieren. Zwischen dem Landgericht Meiningen und dem Komitatsgericht Györ in Ungarn besteht seit über 13 Jahren eine Gerichtspartnerschaft. Es werden ein Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet der Rechtspflege und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit insbesondere durch im Jahresturnus wechselnde Besuche von dreiköpfigen Richterdelegationen gepflegt. Im Bereich der Landwirtschaft läuft derzeit (2013 bis 2017) das Forschungs-Projektthema der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft "Vergleichende Betrachtungen im Rahmen der Biomasseforschung zwischen der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft und der Hochschule Gyöngyös". Darin sind wesentliche Maßnahmen zum Themenkomplex Energiewende/Bioenergie verankert, wie z. B. gemeinsame Versuche zu unterschiedlichen aussichtsreichen Energiepflanzen oder Workshops zur Auswertung der Erfahrungen und Ergebnisse. Seit 1997 gibt es die Zusammenarbeit mit Ungarn auf dem Gebiet der Forst- und Jagdwirtschaft. Ungarische Forstdelegationen nehmen regelmäßig an forstlichen Veranstaltungen in Thüringen teil. Es gibt jährliche Arbeitstreffen in Thüringen und Ungarn zu unterschiedlichen Bereichen der Forst- und Jagdwirtschaft. Intensiviert wurde die Zusammenarbeit zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums. Der Beauftragte der ungarischen Regierung besuchte im Herbst 2014 Thüringen und führte Gespräche mit verschiedenen relevanten Einrichtungen. Shaanxi Zu Shaanxi, einer der aufstrebenden Provinzen im Westen Chinas mit ca. 38 Millionen Einwohnern, gibt es seit 1996 eine Partnerschaft. Vor allem gibt es eine wachsende Zahl von Kooperationen im Hochschulbereich . So haben derzeit fünf Thüringer Hochschulen Austauschvereinbarungen mit Einrichtungen in Shaanxi . Im Mai 2013 besuchte die Thüringer Ministerpräsidentin Shaanxi. In der Folge kamen zwei Delegationen aus dieser Provinz nach Thüringen. Zu 3.: Picardie Die Picardie soll im Zuge der Regionalreform in Frankreich mit der Region Nord-Pas de Calais vereinigt werden. Thüringen strebt eine Fortführung der erfolgreichen Partnerschaft auch mit der neuen Region an. 5 Drucksache 6/312Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Im schulischen Bereich begann das Jahr 2015 traditionsgemäß mit der gemeinsamen Teilnahme von Schülern Thüringens und der Picardie am Deutsch-Französischen Entdeckungstag (22. Januar 2015), einer Aktion des Deutsch-Französischen Jugendwerks. In Planung befindet sich der 2 x 4-wöchige Einzelschüleraustausch im März/ April 2015 in der Picardie und im Mai 2015 in Thüringen. Für April sind Studienbesuche von Inspektoren der Akademie Amiens in Thüringer Bildungseinrichtungen im Rahmen von Erasmus+ zum Thema Evaluation von Schulen vorgesehen. Im kommenden Schuljahr soll der bilaterale Lehreraustausch unter Einbeziehung des Jules-Verne-Programms reaktiviert werden. Thüringer Schülerinnen und Schüler beteiligen sich an zahlreichen Projekten anlässlich des Gedenkens an den ersten Weltkrieg, so z. B. im November 2015 an einem vom Regionalrat der Picardie organisierten multinationalen Jugendtreffen zum Thema "1915 bis 2015 - ein Erfahrungsaustausch zum Begriff des zivilgesellschaftlichen Engagements". Geplant ist eine Beteiligung von Partnern aus der Picardie an Projekten der IBA, dazu ist bereits die Kontaktaufnahme erfolgt. Malopolska Für März 2015 ist ein gemeinsamer Messestand des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport und der Thüringer Staatskanzlei mit der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung bei der Berufsmesse in Kraków in Planung. Darüber hinaus liegt ein aktueller Schwerpunkt in Informations- und Workshop-Angeboten des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport zur Unterstützung der Schulen bei der Antragstellung für Erasmus +, insbesondere für die Leitaktion 2 (strategische Partnerschaften im Schulbereich). Im Rahmen des EU-Projektes zum sogenannten Job-Shadowing (JOPA) wird eine dritte Gruppe vom 15. April 2015 bis 29. April 2015 im Marschallamt in Krakau sein. Aufgrund der positiven Erfahrungen mit JOPA wird derzeit geprüft, ob ein weiteres Projekt beantragt werden kann, um Projektmittel der EU für die ressortübergreifende Fortbildung zu erhalten. Im Rahmen des Projektes "Verbesserung der regionalen Verwaltung für Landentwicklung und Flurneuordnung in Malopolska" wurde unter Beteiligung des Amtes für Landentwicklung und Flurneuordnung Meiningen sowie des Verbandes für Landentwicklung und Flurneuordnung Thüringen zunächst eine Projektbeschreibung als Voraussetzung zur Anordnung eines Flurbereinigungsverfahrens nach Thüringer Muster erarbeitet , dessen Umsetzung im Rahmen der Förderperiode 2014 bis 2020 vorgesehen ist. Die Zusammenarbeit mit Malopolska im Polizeibereich wird auf hohem Niveau fortgesetzt. Gegenwärtig wird die Durchführung zweier Projekte, die aus Mitteln des Fonds für Innere Sicherheit (ISF) finanziert werden sollen , vorbereitet. Konzipiert wurden die Themenkomplexe Bekämpfung und Verhütung von Wirtschaftskriminalität und Korruption zum Nachteil der Europäischen Union sowie zur Bekämpfung der Internetkriminalität (Cybercrime). Nach bisheriger Planung sollen beide Projekte im Zeitraum 2016 bis 2018 realisiert werden. Ungarn Nach den Wahlen und Regierungsbildungen in Ungarn und Thüringen wird 2015 die Gemischte Kommission in Ungarn tagen und die weiteren Schwerpunkte der Zusammenarbeit bestimmen. Im April 2015 werden Mitarbeiter der Naturschutzabteilungen des "Ungarischen Ministeriums für Ländliche Entwicklung" (demnächst "Ministerium für Landwirtschaft") zu einem Arbeitsbesuch nach Thüringen kommen . Es wird einen Workshop zu Natura-2000-Themen geben sowie eine zweitägige Exkursion zur Naturparkverwaltung "Eichsfeld-Hainich-Werratal" und zur Heinz Sielmann Stiftung, die Träger des Naturschutzgroßprojektes "Grünes Band Eichsfeld-Werratal" ist. Auf der Grundlage einer zwischen den jeweiligen Ministerien im Jahr 2007 abgeschlossenen Vereinbarung über die Zusammenarbeit im Bereich der Forstwirtschaft und des Waldnaturschutzes werden im Jahr 2015 ca. 15 ungarische Forstleute an einem forstlichen Erfahrungsaustausch und Waldbauseminar in Thüringen teilnehmen. 6 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/312 Auf der Ebene der Thüringisch-Ungarischen Gemischten Kommission wurden im Mai 2013 mögliche Handlungsfelder im Bereich der Bekämpfung der allgemeinen Kriminalität, der Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, der Schwerstkriminalität und der Terrorismusabwehr sowie in der Aus- und Fortbildung definiert. Diese Themenfelder sollen auf die Zusammenarbeit bei der polizeilichen Gefahrenabwehr /Prävention und des Katastrophenschutzes erweitert werden. Zudem wird gegenwärtig eine trilaterale Zusammenarbeit zwischen dem Komitat Heves, der Wojewodschaft Malopolska und dem Freistaat Thüringen im Bereich Öffentliche Sicherheit (Polizei und Katastrophenschutz ) geprüft. Erste Maßnahmen 2015 sollen die Einladung von Vertretern der ungarischen Polizei/Katastrophenschutz zum Gegenbesuch nach Thüringen, Vereinbarung gemeinsamer Streifen (wechselseitig) einmal im Jahr und Einladung von Beamten der operativen Kräfte zum Spezialeinsatzkommando Thüringen (SEK) sein. Im Rahmen der Partnerschaft zwischen dem Landgericht Meiningen und dem Komitatsgericht Györ ist der Arbeitsbesuch einer Richterdelegation aus Meiningen in Györ für 2015 geplant. Im Wirtschaftsbereich sollen im III. Quartal 2015 den Thüringer Unternehmen die Marktchancen und -risiken der südosteuropäischen Märkte im Rahmen einer Informationsveranstaltung vorgestellt und insbesondere der ungarische Markt beleuchtet werden. Shaanxi Im Augenblick erfolgt die Abstimmung zu einem Projekt im Bereich der Altenpflege, zu dem der chinesische Partner Interesse angemeldet hat. Darüber hinaus werden in allen Partnerregionen, die bei Frage 2 genannten Aktivitäten fortgeführt. Zu 4.: Die bestehenden Regionalpartnerschaften sollen fortgeführt werden und sinnvolle Bereiche und Projekte ergänzt werden. Die Landesregierung strebt an, die erfolgreiche Partnerschaft mit der Picardie auf die neue Region zu übertragen. Der Abschluss weiterer Regionalpartnerschaften ist derzeit jedoch nicht geplant. Neben den Regionalpartnerschaften bestehen vielfältige Kontakte einzelner Ministerien und Einrichtungen des Landes zu weiteren Regionen. So ist beispielsweise im Bildungsbereich auf die Kooperationen mit der Region Auvergne (Frankreich) und der Akademie Clermont-Ferrand oder auf die Zusammenarbeit im Bereich Gesundheit mit Litauen hinzuweisen. Die thematische Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern in verschiedenen Regionen soll weiterentwickelt werden. Sie beruht immer stärker auch auf europäischen und internationalen Netzwerken, die sich aus grenzüberschreitenden Studien- und Arbeitsaufenthalten ergeben und die in den vergangenen Jahren gegenüber den traditionellen Verwaltungsvereinbarungen erheblich an Bedeutung gewonnen haben. Zu 5.: Die Märkte in Asien und Amerika haben sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt. Bei Vorliegen einer auf die Bedürfnisse der Thüringer Unternehmen passenden Branchenstruktur bergen die dortigen Märkte große Potentiale für die Thüringer Wirtschaft. Daher sollen in diesem Jahr, anknüpfend an die Aktivitäten der letzten Jahre, eine Reihe von Veranstaltungen, Reisen und Messebesuchen in den genannten Regionen stattfinden. Im Hochschulbereich sollen die in den letzten Jahren gewachsenen Kontakte vor allem nach China und Indien weiterentwickelt werden. Asien Neben der in Frage 3 genannten Unternehmerreisen sollen u. a. Thüringer Unternehmen mit einem Messegemeinschaftsstand auf der Messe "Laser World Photonics" in Shanghai, China stattfinden. Hinzu kommen - neben einer Anzahl weiterer Aktivitäten - eine geplante Nachbereitungsreise der Delegationsreise nach Indien und ein Pilotprojekt zur Markterschließung Vietnam für Unternehmen der Thüringer Medizintechnikbranche . 7 Drucksache 6/312Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Es besteht eine langjährige Zusammenarbeit im Umweltbereich mit Kambodscha. Schwerpunkt der Projekte war die Wissensvermittlung zur Herstellung und Anwendung von Kompost aus Bioabfällen mit dem Ziel der sozialen Integration von sogenannten "waste pickern" durch Verbesserung derer wirtschaftlicher Lebensgrundlage . Die Weiterführung der thüringisch-kambodschanischen Entwicklungszusammenarbeit mit Nachfolgeprojekten wird angestrebt. Amerika Die Entwicklungschancen für Thüringer Unternehmen auf den Märkten Lateinamerikas waren die Schwerpunktthemen auf dem letztjährigen Thüringer Außenwirtschaftstag. Dieser bildet stets den Ausgangspunkt für vertiefende Maßnahmen im kommenden Jahr. Daher steht Latein- und Südamerika im Fokus der diesjährigen Aktivitäten der Projektgruppe "Thüringen International". Dazu sind verschiedene Unternehmensreisen nach Lateinamerika und in die USA in Vorbereitung. Prof. Dr. Hoff Minister