05.12.2016 Drucksache 6/3165Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 30. Dezember 2016 Depressionen und ADHS bei Schülern an Thüringer Schulen Die Kleine Anfrage 1614 vom 25. Oktober 2016 hat folgenden Wortlaut: In den vergangenen Jahren haben die entwicklungspsychologischen Ursachen für Depressionen immer mehr zugeommen. Daher ist davon auszugehen das die Zahl an Depressionen steigend ist. Bereits jetzt sagt die WHO voraus, dass bis zum Jahr 2020 die Depression die zweithäufigste Krankheit weltweit sein wird. Zudem nimmt auch das Kankheitsbild der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) bei Schülern deutschlandweit zu. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie hat sich die Zahl an Depressionserkrankungen in den letzten zehn Jahren an Thüringer Schulen entwickelt (Auflistung nach Schulart und Klassenstufe)? 2. Auf welche präventiven Maßnahmen setzt das Thüringer Bildungsministerium um der Zunahme solcher Erkankungen entgegenzuwirken? 3. Wie viele Schulpsychologen sind an Thüringer Schulen beschäftigt (Auflistung nach Schulen und Schulamtsbereichen )? 4. Wie hat sich die Zahl an ADHS-Erkrankungen in den letzten zehn Jahren an Thüringer Schulen entwickelt (Auflistung nach Schulart und Klassenstufe)? 5. Wie unterstützt die Landesregierung Eltern, Lehrer und die an ADHS erkrankten Schüler? Das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport hat die Kleine Anfrage namens der Lan desregierung mit Schreiben vom 2. Dezember 2016 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Eine Statistik über die Krankheiten, an den Schülerinnen und Schüler des Freistaats erkrankt sind, wird nicht geführt. Aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht wäre eine solche Erfassung auch nicht möglich. Allgemein kann für die Bundesrepublik Deutschland festgestellt werden, dass das Risiko, an einer Depression zu erkranken, bei Jugendlichen gegenüber Kindern ansteigt: Bei Kindern im Vorschulalter liegt die Prä- K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Bühl (CDU) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/3165 valenz (Häufigkeit) bei circa 1 Prozent, im Grundschulalter sind weniger als 2 Prozent der Kinder betroffen. Es leiden 3 bis 10 Prozent aller Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren unter einer Depression (Balázs et al., 2013; Hoffmann et al., 2012; Preiß & Remschmidt, 2007). Zu 2.: Bei den Staatlichen Schulämtern ist ein Schulpsychologischer Dienst eingerichtet. Er hat im Rahmen eines Beratungssystems, in dem Referenten für Schulpsychologie, Beratungslehrkräfte und Fachlehrkräfte zusammenarbeiten , vor allem die Aufgabe, durch die Anwendung psychologischer Erkenntnisse und Methoden die pädagogische Arbeit an den Schulen zu unterstützen und zu fördern. Bei der Beratung schulischer Einzelfälle ist ein systemisches Vorgehen nötig. Auffälligkeiten, die bei einzelnen Schülerinnen und Schülern sichtbar werden, sind eingebettet in familiäre, schulische und gesellschaftliche Kontexte. Die Referenten für Schulpsychologie beraten bei der Förderung intellektueller, emotionaler und sozialer Kompetenzen mit dem Ziel der ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung von Schülerinnen und Schülern. Die schulpsychologische Einzelfallhilfe ist auf die Prävention, beratende Intervention, Vernetzung mit Beratungspartnern und auf die Reintegration von Schülern ausgerichtet. Bei Bedarf an weiterführender Diagnostik, Therapie und Förderung werden geeignete Ansprechpartner (zum Beispiel Psychotherapeuten oder Kliniken) vermittelt und gegebenenfalls Informationen ausgetauscht (unter der Voraussetzung, dass eine schriftliche Einverständniserklärung der Ratsuchenden selbst oder bei nicht volljährigen Schülern durch die Sorgeberechtigten vorliegt). So kann einem Nebeneinander nicht abgestimmter Beratungen vorgebeugt werden. Beispielhaft soll hier auch die Mitwirkung beim Schulprojekt "Verrückt? Na und! Seelisch fit in Schule und Ausbildung" genannt werden. Dies ist ein Projekt für Schülerinnen und Schüler ab der 8. Klassenstufe, welches die Förderung der seelischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, einen aufgeklärten, offenen Umgang mit dem Thema "Seelische Gesundheit" sowie die Verringerung von Stigmatisierung, Ausgrenzung und Diskriminierung von psychisch erkrankten Menschen zum Ziel hat. Die Heranwachsenden werden angeregt, sich über große und kleine Fragen zur seelischen Gesundheit auszutauschen. Sie lernen Menschen kennen, die Erfahrung mit psychischen Gesundheitsproblemen haben , entweder als Experten in eigener Sache oder von Berufs wegen. Dadurch bekommt das komplexe Konstrukt "seelische Gesundheit" ein Gesicht, ist zum Greifen nah und dabei ganz normal. Darüber hinaus werden pädagogische Fachkräfte (vor allem Beratungslehrkräfte), Eltern, Schulsozialarbeiter und Referenten für Schulpsychologie informiert und fortgebildet, um mit der seelischen Gesundheit gute Schule zu machen . Kommunale Akteure und Netzwerke werden durch das Projekt in ihren Aktivitäten zur Förderung der psychischen Gesundheit junger Menschen unterstützt. Gleichzeitig soll Schulen damit der Zugang zum regionalen Hilfs- und Beratungsnetzwerk erleichtert werden. Thüringen ist das erste Land, welches eine flächendeckende Implementierung des Projektes anstrebt und eine Landeskoordinierungsstelle (bei der Agethur - Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e. V.) dafür installiert hat. Zu 3.: Laut Stellenplan der Staatlichen Schulämter gibt es in Thüringen insgesamt 35 Vollzeitstellen (VZB) für Referentinnen und Referenten für Schulpsychologie. Diese sind wie folgt auf die fünf Staatlichen Schulämter verteilt: • Staatliches Schulamt Mittelthüringen: 7 VZB • Staatliches Schulamt Nordthüringen: 6 VZB • Staatliches Schulamt Südthüringen: 6 VZB • Staatliches Schulamt Ostthüringen: 9 VZB • Staatliches Schulamt Westthüringen: 7 VZB Derzeit sind 32,5 VZB besetzt. Zu 4.: Auf die Antwort zu Frage 1 wird verwiesen. 3 Drucksache 6/3165Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Allgemein kann festgestellt werden, dass Prävalenzschätzungen zufolge in der Bundesrepublik Deutschland circa 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren an ADHS erkrankt sind, wobei die Erkrankung bei Jungen etwa viermal häufiger diagnostiziert wird als bei Mädchen (Schlack et al., 2007). Zu 5.: Auf die Antwort zu Frage 2 wird verwiesen. Darüber hinaus unterstützt die Landesregierung Eltern, Lehrer und die an ADHS erkrankten Kinder durch die Sicherstellung der ambulanten, teilstationären und stationären psychiatrischen sowie psychotherapeutischen Versorgung sowie durch die finanzielle Unterstützung im Bereich der Selbsthilfe (zum Beispiel durch die Förderung des Landesverbands der Angehörigen psychisch Kranker e. V.). Dr. Klaubert Ministerin Depressionen und ADHS bei Schülern an Thüringer Schulen Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: