19.04.2017 Drucksache 6/3764Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 4. Mai 2017 Freiwilligkeitsphase für kreisangehörige Gemeinden Die Kleine Anfrage 1877 vom 27. Januar 2017 hat folgenden Wortlaut: Das von der Landesregierung eingebrachte und vom Landtag beschlossene "Vorschaltgesetz zur Durch führung der Gebietsreform in Thüringen" (Vorschaltgesetz) vom 2. Juli 2016 (GVBl. S. 242) räumt in Arti kel 1 § 6 den Gemeinden eine Freiwilligkeitsphase für Gemeindeneugliederungen ein. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Gemeinden haben bisher Anträge nach Artikel 1 § 6 Abs. 2 des Vorschaltgesetzes eingebracht (bitte auflisten nach Gemeinde, Fusionswunsch, Datum der Einbringung)? 2. Wann und in welchem gesetzlichen Rahmen werden die Anträge dem Landtag zur Entscheidung vor gelegt? 3. Bei welchen Anträgen auf Neugliederung sieht die Landesregierung rechtliche Bedenken gemäß Artikel 1 § 4 Abs. 4 des Vorschaltgesetzes? 4. Wie viele Gemeinden beantragten gemäß § 9 der Thüringer Kommunalordnung seit dem Jahr 2014 eine Gebietsänderung (bitte aufschlüsseln nach Gemeinde, Fusionswunsch, Datum der Einbringung, Stand der Entscheidung durch die Rechtsaufsichtsbehörde, aufgeschlüsselt in Jahresscheiben)? 5. Wann und in welchem gesetzlichen Rahmen werden die Anträge aus Frage 4 dem Landtag zur Ent scheidung vorgelegt? 6. Sind der Landesregierung darüber hinaus Wünsche von Gemeinden zur Neugliederung bekannt? Wenn ja, welche Gemeinden sind dies, wann und in welcher Form erfolgte die Interessensbekundung? Das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 13. April 2017 (Eingang: 19. April 2017) wie folgt beantwortet: Zu 1.: Es liegen gegenwärtig 18 Anträge auf Bildung von freiwilligen Gemeindestrukturen im Sinne des § 6 Abs. 2 Thüringer GebietsreformVorschaltgesetz (ThürGVG) vor, an denen insgesamt 65 Gemeinden beteiligt sind. Die erbetenen Daten sind in anliegender Übersicht (Anlage) zusammengefasst. K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Kellner (CDU) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Inneres und Kommunales 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/3764 Zu 2.: Nach den gegenwärtigen Planungen des Thüringer Ministeriums für Inneres und Kommunales soll die Neu gliederung der kreisangehörigen Gemeinden Thüringens durch zwei Neugliederungsgesetze erfolgen. Das erste Gemeindeneugliederungsgesetz (Thüringer Gesetz zur freiwilligen Neugliederung kreisangehöriger Gemeinden im Jahr 2017) soll dem Landtag im 2. Quartal 2017 vorgelegt werden, das zweite Gemeinde neugliederungsgesetz (Thüringer Gesetz zur Neugliederung kreisangehöriger Gemeinden im Jahr 2018) im 2. Quartal 2018. Die gestellten Anträge werden in die Entwürfe der genannten Gemeindeneugliederungsgesetze aufgenom men, wenn die rechtlichen Voraussetzungen für eine Umsetzung der beantragten Neugliederungen vorliegen. Zu 3.: Keine der gegenwärtig beantragten Gemeindeneugliederungen überschreitet gemäß § 4 Abs. 4 ThürGVG die derzeitigen Landkreisgrenzen. Zu 4.: Es wird unter Berücksichtigung von Frage 5 davon ausgegangen, dass die Frage 4 nicht nur auf Gebiets änderungen im Sinne von § 9 Abs. 2 Thüringer Kommunalordnung (ThürKO) abzielt (eine Gebietsänderung gemäß § 9 ThürKO ist eine Änderung der Gemeindegrenzen, welche den Bestand der Gemeinde nicht be rührt; vgl. Wachsmuth/Oehler, Thüringer Kommunalrecht, § 9 S. 2), sondern auch auf Bestandsänderun gen im Sinne von § 9 Abs. 3 ThürKO. Seit dem Jahr 2014 wurden nach Angaben der unteren Rechtsaufsichtsbehörden folgende Gebietsände rungen nach § 9 Abs. 2 ThürKO beantragt: Gemeinde und Änderungswunsch Entscheidung der Rechtsaufsichtsbehörde 2014 Gebietsübertragung durch die Gemeinde Herrenhof auf die Gemeinde Hohenkirchen Genehmigung der Rechtsaufsichtsbehörde vom 15.10.2014 2015 Gebietsänderung zwischen der Gemeinde Werther und der Gemeinde Friedrichstal Genehmigung der Rechtsaufsichtsbehörde vom 01.06.2015 Umgliederung von Flurstücken in den Gemeinden Heukewalde und Jonaswalde Genehmigung der Rechtsaufsichtsbehörde vom 18.08.2015 Gebietsübertragung durch die Gemeinde Hohenkir chen auf die Stadt Ohrdruf Genehmigung der Rechtsaufsichtsbehörde vom 11.12.2015 2016 Gebietsänderung zwischen der Gemeinde Görsbach und der Gemeinde Urbach Genehmigung der Rechtsaufsichtsbehörde vom 16.03.2016 Gebietstausch zwischen der Stadt Ohrdruf und der Gemeinde Gräfenhain Genehmigung der Rechtsaufsichtsbehörde vom 19.07.2016 Zwischen dem 1. Januar 2014 und dem Inkrafttreten des Vorschaltgesetzes zur Durchführung der Gebiets reform in Thüringen am 13. Juli 2016 wurden folgende Bestandsänderungen im Sinne von § 9 Abs. 3 Thür KO beantragt: 1. Eingliederung der Gemeinden Nahetal-Waldau und St. Kilian in die Stadt Schleusingen (Antrag vom 21. Dezember 2015). Der Antrag wird im Rahmen der Freiwilligkeitsphase nach § 6 ThürGVG weiter verfolgt und wurde daher bereits in Frage 1 erfasst. 2. Zusammenschluss der Gemeinden Föritz, Judenbach und Neuhaus-Schierschnitz zur Gemeinde "Föritz tal" (Antrag vom 15. Juni 2016). Der Antrag wird im Rahmen der Freiwilligkeitsphase nach § 6 ThürGVG weiterverfolgt und wurde daher bereits in Frage 1 erfasst. Zu 5.: Beantragte freiwillige Gebietsänderungen, welche die Grenzen der Landkreise unberührt lassen, bedürfen keines Gesetzes, sondern erfolgen gemäß § 9 Abs. 2 Satz 1 ThürKO auf Basis einer Genehmigung der Rechtsaufsichtsbehörde. Die beantragten Gebietsänderungen nach Frage 4 wurden von den zuständigen Rechtsaufsichtsbehörden genehmigt. 3 Drucksache 6/3764Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Bezüglich der Anträge auf Bestandsänderungen wird auf die Antwort zu Frage 2 verwiesen. Zu 6.: Das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales führt fortlaufend Beratungsgespräche zu Gemein deneugliederungen im Rahmen der Freiwilligkeitsphase nach § 6 ThürGVG. Seit dem Inkrafttreten des Vor schaltgesetzes zur Durchführung der Gebietsreform in Thüringen am 13. Juli 2016 wurden auf Arbeitsebe ne 133 Beratungsgespräche geführt (Stand: 2. März 2017). An diesen Gesprächen nahmen Vertreter von 60 eigenständigen Gemeinden (Gemeinden die keiner Verwaltungsgemeinschaft angehören und nicht er füllende oder beauftragende Gemeinden sind), 57 Verwaltungsgemeinschaften und einem Teil ihrer Mit gliedsgemeinden, 28 erfüllenden Gemeinden sowie zehn weiteren Gemeinden (Beratungsgespräch ohne Teilnahme der zugehörigen Verwaltungsgemeinschaft oder erfüllenden Gemeinde) teil. In den Beratungsgesprächen wurden insbesondere auch die Neugliederungsbestrebungen in den Gemein den thematisiert. Es handelte sich dabei um Informationen über den jeweiligen tagesaktuellen Diskussi onsstand, der fortlaufend Veränderungen unterliegt. Die Meinungsbildung in den Gemeinden ist in der Re gel noch nicht abgeschlossen. Für Gemeinden mit abgeschlossener Meinungsbildung wird auf die Antwort zu Frage 1 verwiesen. Dr. Poppenhäger Minister 4 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/3764 1 N eu gl ie de ru ng sa nt rä ge fü r d as T hü rin ge r G es et z zu r f re iw ill ig en N eu gl ie de ru ng k re is an ge hö rig er G em ei nd en im J ah r 2 01 7 (S ta nd : 2 7. 03 .2 01 7) La nd kr ei s Lf d. N r. G em ei nd en N eu gl ie de ru ng sw un sc h Ei ng an gs da tu m A lte nb ur ge r L an d 1 G em ei nd e N ob itz un d M itg lie ds ge m ei nd en d er V G S „W ie ra ta l“ : F ro hn sd or f, Jü ck el be rg , La ng en le ub a- N ie de rh ai n, Z ie ge lh ei m (f ür G öp fe rs do rf is t e in e nt - sp re ch en de r B es ch lu ss a ng ek ün di gt ) E in gl ie de ru ng in d ie G em ei nd e N ob itz 28 .0 2. 20 17 E ic hs fe ld 2 S ta dt L ei ne fe ld e- W or bi s (M Z) un d G em ei nd e H un de sh ag en (V G S „L in de nb er g/ E ic hs fe ld “) E in gl ie de ru ng in d ie S ta dt L ei ne fe ld e W or bi s 23 .1 2. 20 16 (D at um A nt ra g) G ot ha 3 G em ei nd e G ün th er sl eb en -W ec hm ar un d G em ei nd e D re i G le ic he n Zu sa m m en sc hl us s zu e in er L an dg e m ei nd e 22 .1 2. 20 16 G ot ha 4 M itg lie ds ge m ei nd en d er V G S „M itt le re s N es se ta l“ : B rü he im , B uf le be n, F rie dr ic hs w er th , G ol db ac h, H ai na , H oc hh ei m , R em st äd t, W an ge nh ei m , W ar za , W es th au se n (o hn e B al ls tä dt u nd S on ne bo rn ) Zu sa m m en sc hl us s zu e in er L an dg e m ei nd e 27 .0 2. 20 17 H ild bu rg ha us en 5 S ta dt S ch le us in ge n (G Z) un d G em ei nd en N ah et al -W al da u un d St . K ili an E in gl ie de ru ng in d ie S ta dt S ch le us in ge n 21 .1 2. 20 15 (D at um A nt ra g) Ilm K re is 6 S ta dt S ta dt ilm (G Z) un d G em ei nd e Ilm ta l E in gl ie de ru ng in d ie S ta dt S ta dt ilm 02 .0 2. 20 17 Anlage 5 Drucksache 6/3764Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode 2 N or dh au se n 7 S ta dt N or dh au se n (M Z/ O Z) un d G em ei nd e B uc hh ol z (V G S „H oh ns te in /S üd ha rz “) E in gl ie de ru ng in d ie S ta dt N or dh au se n 23 .0 2. 20 17 N or dh au se n 8 M itg lie ds ge m ei nd en d er V G S „H oh ns te in /S üd ha rz “: H ar zt or , H ar zu ng en , H er rm an ns ac ke r u nd N eu st ad t/H ar z (o hn e B uc hh ol z) E in gl ie de ru ng in d ie La nd ge m ei nd e H ar zt or 28 .0 2. 20 17 S aa lfe ld R ud ol st ad t 9 S ta dt S aa lfe ld /S aa le (g et ei lte s M Z/ O Z) un d G em ei nd e Sa al fe ld er H öh e E in gl ie de ru ng in d ie S ta dt S aa lfe ld /S aa le 21 .1 2. 20 16 (D at um A nt ra g) S aa lfe ld R ud ol st ad t 10 G em ei nd e U nt er w el le nb or n un d G em ei nd e K am sd or f E in gl ie de ru ng in d ie G em ei nd e U nt er w el le nb or n 23 .0 2. 20 17 S aa lfe ld R ud ol st ad t 11 S ta dt K ön ig se e- R ot te nb ac h (G Z) un d G em ei nd e D rö bi sc ha u (V G S „M itt le re s S ch w ar za ta l“) E in gl ie de ru ng in d ie S ta dt K ön ig se e- R ot te nb ac h 23 .0 2. 20 17 S ch m al ka ld en M ei ni ng en 12 S ta dt B ro tte ro de -T ru se ta l ( G Z) un d G em ei nd e Fl oh -S el ig en th al A rt de r a ng es tre bt en N eu gl ie de ru ng w ur de no ch n ic ht m itg et ei lt 23 .0 2. 20 17 S ch m al ka ld en M ei ni ng en 13 S ta dt S ch m al ka ld en (M Z) un d G em ei nd e Sp rin gs til le (V G S „H as el gr un d“ ) E in gl ie de ru ng in d ie S ta dt S ch m al ka ld en 27 .0 2. 20 17 S ch m al ka ld en M ei ni ng en 14 S ta dt S te in ba ch -H al le nb er g (G Z) un d M itg lie ds ge m ei nd en d er V G S „H as el gr un d“ : A lte rs ba ch , B er m ba ch , O be rs ch ön au , R ot te ro de , U nt er sc hö na u, V ie rn au (o hn e S pr in gs til le ) E in gl ie de ru ng in d ie S ta dt S te in ba ch H al le nb er g 28 .0 2. 20 17 S öm m er da 15 M itg lie ds ge m ei nd en d er V G S „S tr au ßf ur t“ : G an gl of fs öm m er n, H aß le be n, H en sc hl eb en , R ie th no rd ha us en , S ch w er st ed t, S tra uß fu rt, W er ni ng sh au se n, W un de rs le be n Zu sa m m en sc hl us s zu r L an dg em ei nd e G er a U ns tru t 28 .0 2. 20 17 6 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/3764 3 S on ne be rg 16 G em ei nd e Fö rit z un d G em ei nd en J ud en ba ch u nd N eu ha us -S ch ie rs ch ni tz Zu sa m m en sc hl us s zu r G em ei nd e „F örit zt al “ Fe br ua r 2 01 6 m it E rgä nz un g A ug us t 2 01 6 W ar tb ur gk re is 17 G em ei nd e G er st un ge n (G Z) , un d G em ei nd en M ar ks uh l u nd W ol fs bu rg -U nk er od a E in gl ie de ru ng in d ie G em ei nd e G er st un ge n 24 .0 2. 20 17 W ei m ar er L an d 18 La nd ge m ei nd e Ilm ta l-W ei ns tr aß e un d G em ei nd e K ro m sd or f un d G em ei nd en L eu te nt ha l u nd R oh rb ac h (V G S „N or dk re is W ei m ar “) E in gl ie de ru ng in d ie La nd ge m ei nd e Ilm ta lW ei ns tra ße 22 .0 2. 20 17 Freiwilligkeitsphase für kreisangehörige Gemeinden Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: Zu 6.: Anlage