21.04.2017 Drucksache 6/3791Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 10. Mai 2017 Bier- und Brauereiwirtschaft in Thüringen Die Kleine Anfrage 1982 vom 1. März 2017 hat folgenden Wortlaut: Laut Presseberichterstattung (vergleiche Pressemitteilung des Landesamts für Statistik Nr. 028/2017) hat sich der Absatzrückgang bei Thüringer Bier im Jahr 2016 ungebremst fortgesetzt. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 3,1 Millionen Hektoliter verkauft, wie das Landesamt für Statistik Anfang Februar mitteil te. Das waren 5,4 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der Absatzrückgang hat auch einen Einfluss auf die als Landessteuer zu erhebende Biersteuer (Ansatz 2016: 24 Millionen Euro). Ich frage die Landesregierung: 1. Wie hat sich die Thüringer Brauereilandschaft nach Kenntnis der Landesregierung vor dem Hintergrund der zunehmenden Konzentration einerseits und der neuen Vielfalt an regionalen Kleinbrauereien und Hausbrauereien andererseits in den vergangenen Jahren entwickelt? 2. Wie viele Arbeitsplätze sind nach Kenntnis der Landesregierung derzeit unmittelbar mit Herstellung von Bier in Thüringen verbunden? 3. Wie viele Hektoliter Bier welcher Sorten wurden nach Kenntnis der Landesregierung jährlich seit dem Jahr 2010 in Thüringen produziert (bitte nach Jahren und Sorten aufschlüsseln)? 4. Wie hat sich der Bierkonsum in Thüringen nach Kenntnis der Landesregierung seit dem Jahr 2010 ent wickelt? 5. Wie hoch ist nach Kenntnis der Landesregierung der Anteil des in Thüringen produzierten Bieres, das exportiert wird (bitte nach Jahren ab dem Jahr 2010, Exportländern und Sorten auflisten)? 6. Welche Bedeutung für die Thüringer Brauereilandschaft hat der Hopfenanbau aus Sicht der Landesre gierung in Thüringen? 7. Wie viele Betriebe bauen nach Kenntnis der Landesregierung auf jeweils welcher Fläche Hopfen in Thü ringen an? Wie hat sich der Hopfenanbau seit dem Jahr 2000 in Thüringen verändert? 8. Welche Schadorganismen beeinflussen nach Kenntnis der Landesregierung den Thüringer Hopfenan bau und welche Maßnahmen werden gegen diese Schadorganismen ergriffen? 9. Welche Bedeutung haben aus Sicht der Landesregierung Spezialitätenbrauereien in Thüringen? K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Brandner (AfD) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/3791 Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 20. April 2017 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Für eine Bewertung der Entwicklung der der Frage zugrunde liegenden Annahme einer "neuen Vielfalt" lie gen der Landesregierung keine belastbaren Daten vor. Insgesamt hat sich die Anzahl der in Thüringen be triebenen Braustätten wie folgt entwickelt: Jahr 2012 2013 2014 2015 2016 Anzahl der Braustätten 32 33 33 35 35 Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 14 Reihe 9.2.2 Zu 2.: Entsprechend den Strukturdaten im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe in Thüringen wurden mit Stand Ende September 2015 in Betrieben ab 20 Beschäftigten 681 Beschäftigte in zehn Betrieben mit einem Um satz von 157,9 Millionen Euro bei der Herstellung von Bier ausgewiesen (Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik). Zu 3.: Die Gesamtjahreserzeugung der Brauwirtschaft in Thüringen stellt sich laut dem Statistischen Bundesamt für die Jahre 2013 bis 2016 wie folgt dar: Jahr 2013 2014 2015 2016 Gesamtjahreserzeugung [in Hektoliter] 3.048.915 2.937.513 2.725.652 2.534.194 Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 14 Reihe 9.2.2 Statistische Daten für die Jahre 2010 bis 2012 sowie eine Differenzierung nach Sorten liegen der Landes regierung nicht vor. Zu 4.: Zur Entwicklung des Bierkonsums speziell in Thüringen liegen der Landesregierung keine statistischen An gaben vor. Laut dem sogenannten NielsenBieratlas (http://sites.nielsen.com/microregionen/#bier/7/36) wer den in Thüringen 113 Liter Bier und Biermixgetränke pro Person im Jahr getrunken. Deutschlandweit ist laut Statistischem Bundesamt ein abnehmender Bierkonsum pro Einwohner und Jahr zu beobachten: Jahr 2012 2013 2014 2015 2016 Bierkonsum [in Liter] 101 99,1 99,1 97,6 97 Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 14 Reihe 9.2.2 Der Deutsche Brauerbund, dessen Zahlen rein von der Höhe nach von den Angaben des Statistischen Bundesamts abweichen1, bezeichnet dagegen die Lage aktuell als stabil (http://www.brauerbund.de/in dex.php?id=884): Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Bierkonsum [in Liter] 107,4 109,3 107,6 106,6 106,9 105,9 Quelle: Deutscher Brauerbund via https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4628/umfrage/entwicklungdesbierver brauchsprokopfindeutschlandseit2000/ Der rückläufige Bierabsatz im Inland (vergleiche Antwort zu Frage 5) deutet jedoch ebenfalls auf einen bun desweit abnehmenden Konsum hin. Zu 5.: Gemäß den Angaben des Thüringer Landesamts für Statistik stellt sich der Bierabsatz von Thüringer Brau ereien und Bierlagern im In und Ausland seit 2010 wie folgt dar: 3 Drucksache 6/3791Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Bierabsatz insgesamt2 [1000 Hektoliter] 3.722 3.563 3.655 3.544 3.469 3.279 3.100 Bierabsatz im Inland [1000 Hektoliter] 3.249 3.083 3.170 3.066 2.928 2.726 2.578 Bierabsatz im Ausland [1000 Hektoliter] 467 475 480 474 537 548 518 Exportquote (Prozent) 12,5 13,3 13,1 13,4 15,5 16,7 16,7 Quelle: Pressemitteilung Thüringer Landesamt für Statistik 028/2017 Bei der statistischen Erhebung für Thüringen wird nicht nach Exportländern und Sorten differenziert. In der deutschlandweiten ExportBilanz lagen auf den ersten drei Plätzen Italien (20 Prozent), Frankreich (12 Prozent) und die Niederlande (11,1 Prozent). Diese nahmen zusammen 667 Millionen Liter Bier ab; dies entspricht rund 43 Prozent der Gesamtausfuhr. Auf Platz vier der Abnehmerländer lag die Volksrepublik China mit 152 Millionen Litern (9,8 Prozent) vor den Vereinigten Staaten mit 104 Millionen Litern Bier (6,7 Prozent) (Quelle: http://www.brauerbund.de/presse/textarchiv/2015/04/erfolgreicheexportbilanzderdeutschenbrauer. html?PHPSESSID=a048c1b7458 29d63be03d3e325a754f7). Zu 6.: Seit April 2014 ist der Name "ElbeSaale Hopfen" zum Anbaugebiet gehören neben Thüringen auch Sach sen und Sachsen-Anhalt - als geschützte geografische Angabe in das Register der Europäischen Kommis sion gemäß der VO (EU) Nr. 1151/2012 Artikel 11 eingetragen. Das ElbeSaaleAnbaugebiet ist selbst in der Brauwirtschaft noch wenig bekannt, obwohl es mit 1.409 Hektar zu den zehn größten Hopfenanbau gebieten der Welt gehört. Viele Brauereikonzerne, die in Thüringen produzieren lassen, kaufen zentral in der Hallertau in Bayern ein und zeigen noch wenig Interesse, Thüringer Hopfen und Malz zu verwenden. Auch die Thüringer Brauereien können ihren Bedarf an Hopfen weltweit beziehen, insofern sind sie produk tionstechnisch nicht auf Thüringer Hopfen angewiesen. Aus Sicht der Landesregierung ist es jedoch schon aus Gründen der Nachhaltigkeit und der regionalen Wertschöpfung erstrebenswert, den Hopfen regional einzukaufen, insbesondere um die Produktion und die Arbeitskräftesituation in der Landwirtschaft im Frei staat zu unterstützen. Die Landesregierung begrüßt insofern, dass die Hopfenverwertungsgenossenschaft ab der Ernte 2016 den Brauereien anbietet, Hopfen speziell aus dem Elbe-Saale Gebiet zu beziehen. Auch der Hopfenpflanzer verband ElbeSaale e.V. unternimmt große Anstrengungen, den Kontakt mit regionalen Brauereien aufzu bauen. Er organisierte im Januar 2017 dazu eine erste Veranstaltung mit Brauereien, um für ElbeSaale Hopfen zu werben. Zu 7.: Im gesamten Anbaugebiet ElbeSaale werden in 30 Betrieben etwa 1.400 Hektar Hopfen angebaut (siehe Abbildung 1). Die Anzahl der Betriebe und die Hopfenflächen blieben in den letzten Jahren relativ konstant. Die Tendenz der Entwicklung der Flächen und Sorten ist im ganzen ElbeSaaleGebiet ziemlich einheitlich. Der Anbau in Thüringen betrug im Jahr 2000 383 Hektar. Aufgrund sehr großer Welternten in den Jahren 2012 und 2013 nahmen die Flächen in Thüringen zunächst deutlich ab und fielen auf 340 Hektar. Seitdem hat sich wiederum die Nachfrage auf dem Weltmarkt deutlich erhöht; heute werden von zehn Thüringer Be trieben mehr als 420 Hektar Hopfen angebaut. Dabei besteht der Trend zur Flächenerweiterung weiterhin. 4 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/3791 Abbildung 1: Entwicklung Hopfenflächen im Anbaugebiet Elbe-Saale 2000 bis 2016 Zu 8.: Hauptschädlinge im Hopfenbau sind Blattlaus, Gemeine Spinnmilbe und Bodenschädlinge. Zu den wich tigsten Pilzerkrankungen gehören Falscher und Echter Mehltau. Ständige Kontrollen der Bestände während der Vegetationszeit, vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung der Vermehrung von Schädlingen und Ausbreitung von Krankheiten sowie Prognosemodelle zum Erkennen des Infektionsdruckes durch pilzliche Erreger helfen, die Anwendung chemischer Mittel zu reduzieren. Zu den vorbeugenden Maßnahmen gehören neben mechanischer Pflege/Bodenbearbeitung die Beseitigung von Unkräutern und das Hopfenputzen. Es gibt nur wenige Produkte und Wirkstoffe zur Lösung spezifischer Verunkrautungsprobleme. Die Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln erfolgt ausschließlich mit modernster verlustmindernder Technik. Damit werden die Aufwandmengen an Pflanzenschutzmitteln enorm reduziert. Die Qualität der Ernteprodukte der letzten Jahre hinsichtlich Krankheits und Schädlingsbefall wird als be ständig gut eingeschätzt. Zu 9.: Spezialitätenbrauereien leisten einen Beitrag zu regionaler Identifikation und traditionsreicher Vielfalt in der Brauwirtschaft. In den USA geht der Trend hin zu Spezialbieren. In unserer Region wird es als wichtig ein geschätzt, die bisherigen Kunden mit traditioneller Braukunst zu halten. Das Angebot von Spezialbieren mit einem neuen Geschmackserlebnis ist noch wenig bekannt. Die Bedeutung der neu aufkommenden Spezi albiere hängt insofern davon ab, wie diese die Konsumenten dauerhaft annehmen werden. Keller Ministerin Endnote: 1 Zu den Unterschieden in der Berechnung wird auf die Angaben der Bayerischen Staatsregierung auf eine der hier vorliegenden Kleinen Anfrage ähnelnde Schriftliche Anfrage der Abgeordneten Gisela Sengl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ NEN) im Bayerischen Landtag verwiesen (Landtagsdrucksache 17/11573). 2 Die geringfügige Differenz zwischen der Summe von Inlands und Auslandsabsatz und dem Gesamtabsatz ent spricht dem Haustrunk. Bier- und Brauereiwirtschaft in Thüringen Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: Zu 6.: Zu 7.: Zu 8.: Zu 9.: Endnote: