25.07.2017 Drucksache 6/4264Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 8. August 2017 Rückenoperationen in Thüringer Krankenhäusern Die Kleine Anfrage 2322 vom 23. Juni 2017 hat folgenden Wortlaut: Laut einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung werden in Thüringen überdurchschnitt lich viele Patienten an Rücken und Wirbelsäule operiert (siehe Thüringer Allgemeine vom 19. Juni 2017). Zugleich gebe es gravierende Unterschiede zwischen einzelnen Thüringer Krankenhäusern. Ich frage die Landesregierung: 1. Kann die Landesregierung die Erkenntnisse der Untersuchung bestätigen und wenn ja, welche Gründe sieht sie für diese Entwicklung? 2. Wie viele Betten stehen in Thüringer Krankenhäusern für die Wirbelsäulenchirurgie zur Verfügung und wie hat sich diese Zahl seit dem Jahr 2010 entwickelt (bitte nach Kran kenhäusern aufschlüsseln)? 3. Wie viele der seit dem Jahr 2010 in Thüringen durchgeführten Operationen an Rücken und Wirbelsäule sind auf Berufsunfälle zurückzuführen? 4. Wie viele Bandscheibenvorfälle wurden nach Kenntnis der Landesregierung in Thüringen seit dem Jahr 2010 operiert? 5. Bei wie vielen Operationen in der Thüringer Wirbelsäulenchirurgie kam es seit dem Jahr 2010 zu Komplikationen und wie ist diese Zahl im bundesweiten Vergleich einzuordnen? Das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 24. Juli 2017 wie folgt beantwortet: Die Kleine Anfrage bezieht sich auf eine Untersuchung des IGES-Instituts "Faktencheck Rücken - Rückenschmerzbedingte Krankenhausaufenthalte und operative Eingriffe", veröffentlicht von der Bertelsmann Stiftung . Die Entwicklung der rückenschmerzbedingten Krankenhausaufenthalte wird anhand nachfolgend aufgeführter Diagnosen (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme - ICD) und Prozeduren (Operationen- und Prozedurenschlüssel - Internationale Klassifikation der Prozeduren in der Medizin - OPS) im Vergleich der Jahre 2014/2015 zu 2007/2008 untersucht: ICD - M47: Spondylose ICD - M48: sonstige Spondylopathien ICD - M 51: sonstige Bandscheibenschäden K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Zippel (CDU) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/4264 ICD - M54: Rückenschmerz OPS - 5-831: Exzision von erkranktem Bandscheibengewebe OPS - 5-836: Spondylodesen OPS - 5.839.6: knöcherne Dekompression Dabei werden sowohl die Fallzahlen als auch die Krankenhaushäufigkeit (Fälle je 100.000 Einwohner) betrachtet . Für die Beantwortung der einzelnen Fragen wurde die Entwicklung der Fallzahlen und Krankenhaushäufigkeit bezogen auf diese Diagnosen und Prozeduren anhand der vorliegenden Abrechnungsdaten der Thüringer Krankenhäuser nach § 21 Krankenhausentgeltgesetz für den Zeitraum 2010 bis 2015 ausgewertet. Ein Vergleich zu den Daten der Jahre 2007/2008 war anhand der eigenen Daten nicht möglich. Daten aus anderen Bundesländern liegen dem Gesundheitsministerium nicht vor. Ein Vergleich mit der Entwicklung in anderen Bundesländern und zum Bundesdurchschnitt ist daher mit eigenen Zahlen nicht möglich ; hier stehen die Aussagen der Studie für sich. Dies vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage namens der Landesregierung wie folgt: Zu 1.: Grundsätzlich werden die Ergebnisse der Untersuchung durch die eigenen Auswertungen, insbesondere für den Zeitraum 2010 bis 2015, bestätigt. Die wichtigsten Gründe für regional unterschiedliche Behandlungszahlen werden in der Studie genannt: a) Dichte der verfügbaren Krankenhausbetten, b) Hausarzt- und Facharztdichte, c) Soziodemografische Strukturen. zu a) Bezüglich der Dichte der verfügbaren Krankenhausbetten wird festgestellt, dass mit einer höheren regionalen Krankenhausbettendichte auch eine höhere Krankenhaus- bzw. Prozedurenhäufigkeit verbunden ist. Thüringen verfügt über eine gut aufgestellte, leistungsfähige Krankenhauslandschaft. Gerade die orthopädisch-unfallchirurgische Versorgung ist mit mehreren hochspezialisierten Kliniken sehr gut aufgestellt. Diese Kliniken werden von vielen Patientinnen und Patienten über Thüringen hinaus zur Behandlung aufgesucht. Ein hoher Anteil an "Auswärtigen" führt zu hohen Werten bei der Krankenhaushäufigkeit , die sich auf die Wohnbevölkerung Thüringens bezieht. Einrichtung Anteil "Auswärtiger" in Prozent Waldkrankenhaus "Rudolf Elle" Eisenberg 26 HELIOS Fachklinik für Orthopädie Bleicherode 36 Marienstift Arnstadt Fachklinik für Orthopädie 19 Zentralklinik Bad Berka 15 (Behandlungsfälle Orthopädie 2015) zu b) Bezüglich der Hausarzt- und Facharztdichte stellt die Studie fest, dass mit einer höheren Arztdichte, also mit einem dichteren Primärversorgungssystem, die regionale Krankenhaus- und Prozedurenhäufigkeit abnimmt. Eine Bewertung dieser These konnte aufgrund der verfügbaren Daten nicht vorgenommen werden. zu c) Bezüglich der demografischen Einflussfaktoren stellt die Studie unter anderem fest, dass die Krankenhaushäufigkeit in den Altersgruppen der 65- bis 84-Jährigen besonders hoch ist. Diese Aussage trifft auf die Thüringer Behandlungsdaten vollinhaltlich zu. Aufgrund des steigenden Anteils dieser Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung in Thüringen kann eine steigende Fallzahl und Krankenhaushäufigkeit erwartet werden. 3 Drucksache 6/4264Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Zu 2.: Die Wirbelsäulenchirurgie ist ein Teilgebiet der Fachrichtung Orthopädie/Unfallchirurgie und wird daher nicht im Thüringer Krankenhausplan ausgewiesen und auch nicht separat geplant. Daher liegen keine konkreten Zahlen für die Betten für Wirbelsäulenchirurgie vor. Zu 3.: Hierzu liegen der Landesregierung keine Daten vor. Zu 4.: Bandscheibenvorfälle werden nach ICD mit M 50 - zervikale Bandscheibenschäden und M 51 - sonstige Bandscheibenschäden verschlüsselt. In den Thüringer Krankenhäusern wurden in den Jahren 2010 bis 2015 insgesamt 34.740 Behandlungsfälle mit diesen Hauptdiagnosen abgerechnet. Davon wurden in 18.798 Fällen auch Operationen durchgeführt. Die Behandlungsfälle teilen sich auf die Jahre wie folgt auf: Jahr 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Fallzahl 6.578 6.390 5.946 5.067 5.422 5.337 davon mit Operation 3.487 3.321 3.169 2.862 2.949 3.010 Zu 5.: Hierzu liegen der Landesregierung keine Daten vor. In Vertretung Feierabend Staatssekretärin Rückenoperationen in Thüringer Krankenhäusern Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: