17.11.2017 Drucksache 6/4756Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 29. November 2017 "Schmelzzimmer" in Arnstadt Die Kleine Anfrage 2572 vom 27. September 2017 hat folgenden Wortlaut: Das "Schmelzzimmer" diente einst wahrscheinlich als früheres Audienzzimmer im heutigen Arnstädter Schlossmuseum, welches mit wertvollen und weltweit selten vorkommenden Wandbespannungen ausgestattet ist. Das Zimmer ist der Öffentlichkeit seit 19 Jahren aufgrund nötiger aufwendiger Renovierungsarbeiten nicht mehr zugänglich. Nach einem Bericht der Thüringer Allgemeinen vom 30. August 2017 werden Teile der Wandbespannungen an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg auf Beschaffenheit und der Art der Herstellung untersucht. Gefördert werden diese Untersuchungen vom Bundesministerium für Forschung und Bildung im Rahmen des Programms "Forschungs-und Entwicklungsvorhaben zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes - eHeritage". Ich frage die Landesregierung: 1. Wie bewertet die Landesregierung die kulturelle Bedeutung des "Schmelzzimmers" für Thüringen, Deutschland , Europa und für die wissenschaftliche Forschung? 2. Wie bewertet die Landesregierung die touristische Bedeutung des "Schmelzzimmers"? 3. Welche Förderung hat das Land für welche Einzelarbeiten am "Schmelzzimmer" bereits ausgegeben? 4. Welche Möglichkeiten zukünftiger Förderung des "Schmelzzimmers" seitens des Landes bestehen? In welcher Höhe könnten Mittel bereitgestellt werden? 5. Wann kann nach Einschätzung der Landesregierung das "Schmelzzimmer" als Bestandteil des Schlossmuseums Arnstadt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden? 6. Welchen genauen Forschungsauftrag hat die Technische Universität Bergakademie Freiberg nach Kenntnis der Landesregierung? Die Thüringer Staatskanzlei hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 15. November 2017 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Das sogenannte "Schmelzzimmer", eigentlich Audienzzimmer im Fürstinnenflügel des Arnstädter Stadtschlosses , ist ein weitgehend authentisch erhaltener Raum im 1732 bis 1734 von Johann Heinrich Hoff- K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Mühlbauer (SPD) und A n t w o r t der Thüringer Staatskanzlei 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/4756 mann, Landbaumeister von Anhalt-Bernburg, für Fürst Günther I. von Schwarzburg-Sondershausen (reg. 1720 bis 1740) und seine Gemahlin Elisabeth Albertine von Anhalt-Bernburg (1693 bis 1774) errichteten Neuen Palais. Dieses war nicht nur Nebenresidenz, sondern wurde vom Bauherren gleichzeitig zum Standort der fürstlichen Sammlungen und als Witwensitz bestimmt. Das Schmelzzimmer wird durch seine außerordentlich repräsentativen Wandbespannungen geprägt. Bei ihnen sind auf rotes Atlasgewebe Ornamente aus verschiedenen Gewebearten appliziert. Durch die Bestickung mit Glasperlen und -röhrchen verschiedener Form und Farbe sowie unter Nutzung von Edelmetallplättchen und -fäden entstand ein besonders plastisch wirkender Eindruck der Ornamente auf den Bespannungen . Die repräsentative Raumwirkung wird durch blau-weiße Fayence-Kacheln um die beiden Konchen im Raum noch gesteigert. Das Zimmer erhielt seinen Namen wegen der hauptsächlich zur plastisch wirkenden Gestaltung aufgestickten, verschiedenfarbigen, auch als "Schmelz" bezeichneten Glasröhrchen und Glasperlen. Das Schmelzzimmer wird in der internationalen Literatur als eines der europaweit wenigen erhaltenen Raumdekorationen vergleichbarer Art benannt. Bei einem Kolloquium im Jahr 2015 ergaben sich Hinweise auf die Singularität des Arnstädter Schmelzzimmers. Nach einem von den beteiligten Fachleuten gegebenen Überblick über vergleichbare Repräsentationsstücke und -räume im europäischen Kontext waren sich die anwesenden Fachleute einig, dass es sich hier um einen Bestand handelt, der nach bisherigem Wissenstand hinsichtlich Ausführungsart, Umfang, Authentizität und der auf plastische Wirkung angelegte künstlerische und handwerkliche Ausführung der Applikation weltweit einmalig sein dürfte. Zu 2.: Das Schmelzzimmer hat kunstgeschichtliche Bedeutung. Könnte es wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, ließe es sich im Kontext der Tourismusstrategie Thüringen 2025 als sogenannter Kompetenzbeweis sowohl für die Reisemotive "Neugierde" als auch gegebenenfalls in makellos restauriertem Zustand für "Faszination" entwickeln und vermarkten. Dies gilt umso mehr, als dass die auf mittelasiatischer Textiltechnik beruhende Kunst auf dem europäischen Kontinent nur noch auf Schloss Favorite in Rastatt und im chinesischen Palais in Oranienbaum bei St. Petersburg zu finden ist. Zur weiteren Entwicklung ist die Vorlage eines Konzepts der Stadt zum künftigen kulturellen und touristischen Profil notwendig, in dem die Rolle und die Bedeutung des Schmelzzimmers definiert und belegt werden. Zu 3.: Seitens des Thüringischen Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie erging 2017 ein Bewilligungsbescheid über insgesamt 150.000 Euro im Rahmen des Förderprogramms des Thüringer Gesetzes für kommunale Investitionen zur Förderung der Bildung, Digitalisierung, Kultur, Umwelt sowie der sozialen Infrastruktur . Die Förderung dient der Wiederherstellung der historischen Raumschale des Schmelzzimmers mit Lamberien, Deckenstuck und Dielung sowie den vorhandenen Fayence-Fliesen. Zu 4.: Der in der Antwort zu Frage 3 genannte Bewilligungsbescheid umfasst neben dem laufenden Haushaltsjahr auch das Haushaltsjahr 2018. Weitere Förderungen auf der Grundlage der Denkmalförderrichtlinie können bis zum 30. September eines Jahres für das Folgejahr beantragt werden. Bezüglich der touristischen Infrastrukturförderung seitens des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft wird auf die in der Antwort zu Frage 2 genannte notwendige Vorlage eines Konzepts der Stadt zum künftigen kulturellen und touristischen Profil verwiesen. Zu 5.: Nach Abschluss der Maßnahmen, in Abstimmung mit der Museumsleitung sowie unter restauratorischen Auflagen. Zu 6.: Der Landesregierung liegen keine Kenntnisse zum benannten Forschungsauftrag der Technischen Universität Bergakademie Freiberg vor. Prof. Dr. Hoff Minister "Schmelzzimmer" in Arnstadt Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: Zu 6.: