17.01.2018 Drucksache 6/4945Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 26. Januar 2018 Extrem rechte Strukturen im Sport Die Kleine Anfrage 2663 vom 6. November 2017 hat folgenden Wortlaut: In einer Folge der MDR-Sendung "Exakt" Anfang des Jahres 2016 wurde über die Zusammenhänge von Teilen der Mixed-Martial-Arts-Szene und der extrem rechten Hooligan-Szene berichtet. Aus diesen Szenen heraus sei möglicherweise der Angriff auf den Leipziger Stadtteil Connewitz am 11. Januar 2016 verübt worden , wo 20 Geschäfte zerstört wurden. Ein Imbissgeschäft wurde mit einer Kugelbombe angegriffen. Etwa 300 vermummte extrem rechte Hooligans aus dem gesamten Bundesgebiet und Österreich seien an den Angriffen beteiligt gewesen, auch Thüringerinnen und Thüringer. Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Erkenntnisse besitzt die Landesregierung über Verflechtungen der Mixed-Martial-Arts-Szene mit der extremen Rechten, Hooligan- und Rocker-Szene in Thüringen? 2. Wie viele Sportlerinnen und Sportler in der Thüringer Mixed-Martial- Arts-Szene sind nach Kenntnis der Landesregierung dafür bekannt, einen extrem rechten Bezug zu haben oder sind im Zusammenhang mit der "Politisch motivierten Kriminalität - Rechts" aufgefallen (Auflistung nach Tatzeit, Tatort, Straftat und Sachverhalt seit dem Jahr 2011 wird erbeten)? Wie viele Sportlerinnen und Sportler haben nach Kenntnis der Landesregierung Verbindungen zur Rocker- oder Hooligan-Szene (Auflistung für den Zeitraum ab dem Jahr 2011 mit der Benennung der entsprechenden Gruppen wird erbeten)? 3. Sind der Landesregierung Sportvereine oder organisierte Sportgruppen bekannt, die von extrem rechten Mitgliedern dominiert werden, im Namen oder im Logo auf extrem rechte oder nationalsozialistische Bezüge hinweisen (Benennung nach Namen, Ort, Gründungsjahr, Sportart und Mitgliederzahl wird erbeten)? 4. Sind der Landesregierung extrem rechte Fangruppen bekannt (Benennung dieser Gruppen mit lokaler Verortung beziehungsweise Ortgruppen, Sportart und Mitgliederzahl wird erbeten)? Gibt es Straftaten, die mit diesen Fangruppen in Verbindung gesetzt werden? Wenn ja, welche (Benennung nach Tatzeit, Tatort, Straftat, Sachverhalt seit dem Jahr 2011 wird erbeten)? K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Henfling (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Inneres und Kommunales 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/4945 Das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales hat die Kleine Anfrage namens der Lan desregierung mit Schreiben vom 16. Januar 2018 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Es ist bekannt, dass Angehörige der rechtsextremistischen Szene in Thüringen an Trainings und/oder Kämpfen der Kampfsportszene aktiv oder als Zuschauer teilnehmen. Der in Thüringen stark männerdominierten rechtsextremistischen Szene ist ein grundsätzliches Interesse an Kampfsport zu unterstellen; viele bekannte Rechtsextremisten üben Kraft- beziehungsweise Muskelaufbautraining in Fitnessstudios aus. Bereits seit zwei Jahren ist bekannt, dass ein Südthüringer Rechtsextremist angekündigt hat, Mixed-Martial-Arts-Veranstaltungen auch in Thüringen zu organisieren. Darüber hinaus nehmen auch einzelne Fußballfans aus Erfurt aus der Hooligan-Szene regelmäßig an Kampfsportveranstaltungen teil. Aktuell liegen Erkenntnisse dazu vor, dass Personen aus Thüringen an der rechtsextremistischen Kampfsportveranstaltung "Kampf der Nibelungen" teilnahmen. Die Veranstaltung fand am 14. Oktober 2017 mit circa 500 (rechtsextremistischen) Besuchern in Kirchhundem (NRW) statt. Mindestens ein bekannter Rechtsextremist aus Thüringen beteiligte sich an der Veranstaltung aktiv als Kämpfer. Als Sponsor des "Kampfs der Nibelungen" trat unter anderem "White Rex" aus Russland auf. Bei "White Rex" handelt es sich nicht nur um eine Bekleidungsmarke, sondern auch um einen Internetversandhandel. Unter diesem Label werden durch einen russischen Rechtsextremisten, welcher enge Kontakte zu einem führenden rechtsextremistischen Veranstaltungsorganisator in Südthüringen pflegt, auch Kampfsportturniere durchgeführt beziehungsweise unterstützt. Erst kürzlich wurde bekannt, dass eine enge Kooperation geplant sei. Zu 2.: Erkenntnisse im Sinne der Fragestellung liegen nicht vor. Im Übrigen wird auf die Antwort zu Frage 1 verwiesen . Zu 3.: Aktuell sind keine Sportvereine oder organisierte Sportgruppen bekannt, die von Rechtsextremisten dominiert werden. In der Vergangenheit gab es wiederholt Fußballturniere, die von Rechtsextremisten organisiert wurden. In diesem Kontext fanden sich Rechtsextremisten zusammen, um gemeinsam als Mannschaft aufzutreten. Ein langfristig angelegter, organisierter Spielbetrieb konnte jedoch bislang nicht festgestellt werden. Der als rechtsextremistisch bewertete Verein "Volksgemeinschaft Erfurt e.V." bietet auf seiner Facebook- Seite auch die Beteiligung an einer Sportgruppe für seine Mitglieder an. Weitergehende Erkenntnisse liegen hierzu nicht vor. Zu 4.: Hinweise auf von Rechtsextremisten organisierte oder dominierte Fangruppen liegen der Landesregierung aktuell nicht vor. Die gewaltbereite Hooliganszene in Thüringen ist bisher überwiegend unpolitisch und lässt sich von Rechtsextremisten kaum anlassbezogen rekrutieren. Es liegen keine Hinweise auf eine planmäßige Kooperation beziehungsweise Einflussnahme auf die hiesige Hooliganszene vor. Maier Minister Extrem rechte Strukturen im Sport Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: