05.12.2014 Drucksache 6/50Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 12. Dezember 2014 Zukunft traditioneller Handwerksberufe im Thüringer Wald Die Kleine Anfrage 28 vom 30. Oktober 2014 hat folgenden Wortlaut: In einem Schreiben an mich als Südthüringer Landtagsabgeordnete vom 23. Oktober 2014 machen die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner, die Landrätin des Landkreises Sonneberg, der Landrat des Wartburgkreises , der Präsident der Handwerkskammer Südthüringen sowie der Oberbürgermeister der Stadt Suhl, auf die schriftliche Mitteilung des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Technologie - in Verbindung mit dem Thüringer Kultusministerium aufmerksam, welche die dreijährige berufsqualifizierende Vollzeitausbildung der Berufsbilder Glasbläser, Holzbildhauer, Büchsenmacher und Graveur in Frage stellt. Es wäre bereits auf der 12. Sitzung des Thüringer Landesausschusses für Berufsbildung am 12. Dezember 2013 mitgeteilt worden, dass diese Berufe nicht mehr in einer Berufsfachschulklasse ausgebildet werden sollen. Als Hauptgründe dafür wurden die dualen Ausbildungswege sowie die unterfrequentierten Klassenstärken angeführt. Die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner fordern die Fortsetzung der Ausbildung in diesen Traditionsberufen . Ich frage die Landesregierung: 1. Entspricht es der Tatsache, dass diese Berufe nicht mehr in einer Berufsfachschulklasse ausgebildet werden sollen? 2. Wenn ja, warum und ab wann soll das gelten? 3. Wie viele Auszubildende wurden in den letzten fünf Jahren in den oben genannten Berufen ausgebildet und erhielten einen entsprechenden Berufsabschluss (bitte nach Jahren aufschlüsseln)? 4. Aus welchen Bundesländern kamen wie viele junge Menschen, um hier in Thüringen eine diesbezügliche Ausbildung zu absolvieren? 5. Welche Position vertritt die Landesregierung hinsichtlich der weiteren Ausbildung dieser traditionellen Thüringer Handwerksberufe in Südthüringen? 6. Was will die Landesregierung unternehmen, um auch in Zukunft die Ausbildung in diesen Berufen in Thüringen zu sichern? K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Leukefeld (DIE LINKE) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/50 Das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 4. Dezember 2014 wie folgt beantwortet: Zu 1.: nein Zu 2.: entfällt Zu 3.: Die Schülerzahlen der angefragten Berufe stellen sich für die letzten fünf Jahre wie folgt dar: Bildungsgang Ausbildungsjahr 2009/2010 2010/2011 2011/2012 BFS dual BFS dual BFS dual Büchsenmacher 1 2 3 16 13 13 7 7 6 15 15 12 4 6 7 16 15 14 10 4 - Glasbläser 1 2 3 17 14 9 - - - 11 11 13 - - - 11 7 10 - - - Holzbild-hauer 1 2 3 14 20 19 - - - 13 13 16 - - - 16 10 12 - - - Graveur 1 2 3 7 5 4 3 2 2 6 5 5 1 3 2 5 6 5 5 1 2 Bildungsgang Ausbildungsjahr 2012/2013 2013/2014 2014/2015 BFS dual BFS dual BFS dual Büchsenmacher 1 2 3 16 19 10 3 6 5 15 17 15 4 3 5 15 12 17 3 4 3 Glasbläser 1 2 3 12 10 6 - - - 10 11 8 - - - 14 5 9 - - - Holzbildhauer 1 2 3 9 16 10 - - - 11 10 14 - - - 15 10 9 - - - Graveur 1 2 3 6 5 5 - 2 2 3 4 5 5 8 11 8 1 4 10 4 4 Im statistisch erfassten Gesamtzeitraum 2009/2010 bis 2012/2013 schlossen die Abschlussjahrgänge wie folgt ab: Bildungsgang Abgänge im Abschlussjahr* davon mit Berufsabschluss Büchsenmacher 59 41 Glasbläser 36 34 Holzbildhauer 56 55 Graveure 33 26 * Abweichungen der Absolventenzahlen von den Schülerzahlen des dritten Ausbildungsjahres kommen durch die unterschiedlichen Erfassungstermine zustande. Die Absolventenzahlen werden im Folgeschuljahr erfasst. Die Schülerzahlen des aktuellen Schuljahres werden zum Statistiktermin November eines Jahres erfasst. Bewegungen innerhalb eines Schuljahres können daher nicht mehr berücksichtigt werden. 3 Drucksache 6/50Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Zu 4.: Hierzu liegen keine statistischen Daten vor. Zu 5.: Der Bedeutung der Tradition des Thüringer Handwerks wurde und wird bei allen Entscheidungen zur Klassenbildung Rechnung getragen. So sind in den vollzeitschulischen Bildungsgängen Glasbläser, Büchsenmacher , Holzbildhauer und Graveure seit ihrer Einrichtung mit Genehmigung des für das Schulwesen zuständigen Ministeriums stets auch dann Klassen gebildet worden, wenn die geforderte Klassenmesszahl nicht erreicht wurde. Dies erfordert einen hohen personellen Aufwand wegen der Bereitstellung geeigneter Lehrkräfte auch für Kleinstklassen mit einstelligen Schülerzahlen. Dieser Umstand konnte jeweils nur mit der Einzigartigkeit und regionalen Besonderheit des jeweiligen Berufes begründet werden. Auch in diesem Schuljahr wurden in allen aufgeführten Bildungsgängen unterfrequentierte Klassen zugelassen . Zu 6.: In Gesprächen mit Schulträgern, Kammern und potenziellen Ausbildungsbetrieben sind mittelfristig Lösungen zu finden, die eine Bewahrung der Traditionsberufe des Thüringer Handwerks bei Beachtung einer bedarfsgerechten Ausbildung und sinnvoller Auslastung der personellen und sächlichen Voraussetzungen für eine Beschulung ermöglichen. In Vertretung Prof. Dr. Merten Staatssekretär _GoBack