05.12.2014 Drucksache 6/51Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 15. Dezember 2014 Mediation in Thüringen - Schülerinnen- und Schülermediation Die Kleine Anfrage 34 vom 30. Oktober 2014 hat folgenden Wortlaut: Mediation von Schülerinnen und Schülern für Schülerinnen und Schüler, oft mit dem Begriff "Streitschlichter " umschrieben, hat seit den 1990er Jahren in einer Vielzahl an Schulen in Deutschland Einzug gefunden . Dabei werden Schülerinnen und Schüler in den Grundlagen der Mediation trainiert, um anschließend, unterstützt von Lehrerinnen und Lehrern oder Schulsozialarbeiterinnen und -arbeitern, Konflikte in Formen der Co-Mediation eigenständig zu schlichten. Damit wird ein nachhaltiger Zugewinn an Konfliktkompetenz sowohl bei den Schülermediatorinnen und -mediatoren als auch im generellen Schulklima verzeichnet. Nach Kenntnis der Fragestellerin wurden ab den späten 1990er Jahren erstmalig Schülermediatorinnen und -mediatoren in Thüringen ausgebildet. In Zusammenarbeit mit der Forschungs- und Praxisstelle Mediation der Fachhochschule Erfurt wurden ab 1999 an mehr als 140 Schulen im Freistaat Streitschlichtergruppen und unterstützendes Lehrpersonal ausgebildet. Bis 2010 soll es, u.a. zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Strukturen, sogenannte "Schülernachtreffen" gegeben haben. Diese Form der konsensualen Konfliktlösung an Schulen ist jedoch nach Informationen der ehemaligen Projektkoordinatorinnen und -koordinatoren inzwischen stark rückläufig. Ich frage die Landesregierung: 1. An wie vielen Schulen in Thüringen gibt es derzeit aktive Projekte mit Schülerinnen- und Schülermediation (bitte nach Kreisen und kreisfreien Städten und Schultypen aufschlüsseln)? 2. Wie beurteilt die Landesregierung die Erfahrungen, welche mit Schülerinnen- und Schülermediation in Thüringen gesammelt wurden? 3. Wie hat sich seit dem Jahr 1999 Schülerinnen- und Schülermediation in Thüringen entwickelt (absolute Zahlen bitte nach Jahresscheiben getrennt aufführen)? 4. Sofern sich aus den Angaben zu Frage 3 ein Rückgang feststellen lässt, wie erklärt sich und beurteilt die Landesregierung diese Entwicklung? Welche Gegenmaßnahmen hat sie gegebenenfalls eingeleitet oder plant sie? 5. Fanden nach 2010 schulübergreifende Treffen zum Austausch der Schülerinnen- und Schülermediatoren in Thüringen statt? Wenn ja, wann und wo; wenn nein, warum nicht? K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Berninger (DIE LINKE) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/51 6. Welche Ansprechpartner stehen in welchen Behörden des Freistaats Thüringen zur Verfügung, sofern eine Schule Interesse an Schülermediation hat? 7. Welche Möglichkeiten zur Förderung der Ausbildung von Schülermediatorinnen und -mediatoren gibt es derzeit in Thüringen? 8. Welche Erfahrungen mit Schülermediation gibt es nach Kenntnis der Landesregierung in anderen Bundesländern ? Welche Verbesserungsmöglichkeiten lassen sich daraus für Schülermediation in Thüringen ableiten? Das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 4. Dezember 2014 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Eine statistische Erhebung der Projekte an den eigenverantwortlichen Schulen in Thüringen erfolgt nicht. Zu 2.: Schülermediatorinnen und -mediatoren an einer Schule sind ein wirkungsvolles Instrument der Gewaltprävention , das in konkreten Konfliktsituationen zur Anwendung kommt. Dadurch wird ein wirkungsvoller Beitrag zur Stärkung der sozialen Kompetenz der Schülerinnen und Schüler geleistet. Die jungen Mediatorinnen /Mediatoren können sich so vor Ort aktiv gegen Mobbing, Gewalt oder Schulverweigerung engagieren. Im Rahmen der Demokratiepädagogik und Gewaltprävention kommt der Mediation ein hoher Stellenwert zu. Zu 3.: Eine statistische Erhebung hierzu liegt nicht vor. Generell werden ein stetig steigendes Interesse, eine kontinuierliche Ausbildung im Rahmen der vorhandenen Ressourcen durch die Leiterinnen und Leiter der Streitschlichtergruppen an den Schulen sowie der Beginn von Kooperationen zwischen den Schulen u. a. zum Erfahrungsaustausch festgestellt. Zu 4.: Ein Rückgang lässt sich nicht feststellen. Zu 5.: Es finden regelmäßig Treffen zum Austausch der Schülerinnen- und Schülermediatoren statt, z. B. die Regionalen Streitschlichtertage in Weimar am 4. November 2010, 10. November 2011, 22. November 2012, 7. November 2013, 13. November 2014 und auch freie Träger bieten zahlreiche Projekttage für Streitschlichterinnen und Streitschlichter an, die allerdings statistisch nicht im Einzelnen erfasst werden. Zu 6.: Als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner stehen in den Staatlichen Schulämtern die Beraterinnen/ Berater für Schulentwicklung mit Schwerpunkt Demokratiepädagogik und Referentinnen/Referenten des schulpsychologischen Dienstes, am Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (Thillm) ein Referent für Demokratiepädagogik und am Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (TMBWK) eine Referentin für Demokratiepädagogik zur Verfügung. Zu 7.: Das Thillm übernimmt u. a. den Lehreranteil an Reise-, Übernachtungs- und Honorarkosten von mehrtägigen Fortbildungsveranstaltungen. Projekte zur Ausbildung von Schülermediatorinnen und Schülermediatoren können über die Richtlinie des TMBWK zur Förderung von unterrichtsbegleitenden und außerunterrichtlichen schulischen Maßnahmen an Thüringer Schulen unterstützt werden. 3 Drucksache 6/51Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Zu 8.: Die Schulsysteme und damit auch die Strukturen, beispielsweise die Unterstützerstrukturen, unterscheiden sich in den einzelnen Ländern erheblich. In Hessen gibt es einen Verein, der die gesamte Schülermediation betreut, in Sachsen-Anhalt wird ähnlich wie in Thüringen mit verschiedenen Partnern und geschulten Pädagoginnen und Pädagogen gearbeitet. Projekte wie buddY, Lernen durch Engagement, Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage gibt es allerdings in mehreren Ländern. Hier erfolgt ein regelmäßiger Erfahrungsaustauch durch die Verantwortlichen der Projekte. Schülerinnen- und Schülermediatoren sind bundesweit ein wichtiges Projekt zur Demokratieerziehung, Konfliktlösung und auch Gewaltprävention. In Thüringen wird eine noch bessere Vernetzung der einzelnen Projekte angestrebt. Matschie Minister Mediation in Thüringen - Schülerinnen- und Schülermediation Ich frage die Landesregierung: