23.01.2018 Drucksache 6/5243Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 2. Februar 2018 Digitale Bildung in Thüringen Die Kleine Anfrage 2695 vom 1. Dezember 2017 hat folgenden Wortlaut: Die Digitalisierung der Bildung hat mit E-Learning und individualisiertem Unterricht große Potentiale. Voraussetzung ist eine adäquate Ausstattung der Schulen. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie bewertet die Landesregierung die Potentiale der Digitalisierung der Bil dung? 2. Welche Ziele verfolgt die Landesregierung bei der Digitalisierung der Bildung und welche konkreten Vorgaben will sie bis zum Jahr 2019 erreicht haben? 3. Welche Bundesinitiativen sind in Thüringen bei der Transformation zum smar ten Klassenzimmer involviert? 4. Welche digitalen Kompetenzen werden an Thüringer Schulen vermittelt? 5. Welche Investitionen wurden seit dem Jahr 2010 für die Digitalisierung der Bildung von der Landesregierung getätigt und welche Investitionen sind bis zum Jahr 2024 geplant (bitte jährlich auflisten)? 6. Wo befindet sich Thüringen bei der Digitalisierung der Bildung im Vergleich zu den anderen Bundesländern und welche Rankings kann die Landesregie rung hierfür anführen? Das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport hat die Kleine Anfrage namens der Lan desregierung mit Schreiben vom 19. Januar 2018 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Von der Digitalisierung sind alle Lebensbereiche betroffen. Damit verbunden sind sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Die Chancen für den Bildungsbereich liegen vorwiegend darin, dass Digitalisierung dazu beitragen kann, formale Bildungsprozesse (Lehren und Lernen) so zu verändern, dass Talente und Potentiale individueller gefördert werden können. Herausforderungen bestehen vorwiegend darin, bisher praktizierte Lehr- und Lernformen sowie die Struktur von Lernumgebungen zu überdenken und neu zu gestalten, Bildungsziele kritisch zu überprüfen und zu erweitern. K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Prof. Dr. Voigt (CDU) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5243 Zu 2.: Der Entwicklung von Medienkompetenz als Querschnittskompetenz ist seit Ende der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts ein wichtiges Bildungsziel an Thüringer Schulen. Der Begriff der Medienkompetenz wurde und wird weit gefasst und umfasst alle Medien, analog und digital. Im Thüringer Schulgesetz § 2 heißt es: "Wesentliche Ziele der Schule sind …, die Befähigung zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zur Mitgestaltung der freiheitlichen demokratischen Grundordnung sowie zum bewussten, selbstbestimmten und kritischen Umgang mit Medien …" Auf dieser Grundlage ist es das Ziel der Landesregierung, dass Kinder und Jugendliche in die Lage versetzt werden, Medien adäquat, bewusst, selbstbestimmt und kritisch zu nutzen. Für den unterrichtlichen Einsatz digitaler Medien gilt das Primat des Pädagogischen. Da, wo digitale Medien Lernprozesse unterstützen, anschaulicher machen beziehungsweise der Lebensaktualität der Kinder und Jugendlichen entsprechen, sollte ein Einsatz im Unterricht erfolgen. Hierzu bedarf es der entsprechenden Rahmenbedingungen. Unter Federführung des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft wird zurzeit eine Thüringer Digitalstrategie erarbeitet. Für den Bereich der Bildung sind hier folgende Ziele benannt: • Identifikation einer Landeslösung einer Kommunikations- und Verwaltungsplattform für die Thüringer Schulen, • Weiterentwicklung der Leitlinien der Thüringer Lehrpläne; • Initiierung eines Aktionsplanes "Stärkung digitaler Medienkompetenz". Im Ergebnis des Runden Tisches Medienkompetenzentwicklung, der 2016/2017 stattfand, sind zwei Grundsatzpapiere entstanden: • Thüringer Medienbildungskonzept 2020, • Kooperationsvereinbarung zur nachhaltigen Weiterentwicklung von Medienkompetenz in Thüringen. Im Januar werden die Ergebnisse der Evaluation des Kurses Medienkunde für die Klassenstufen 5 bis 10 vorliegen. Diese bilden die Basis für eine Überarbeitung des Kurses. Zu 3.: Bundesinitiativen für den Schulbereich scheitern zumeist am bestehenden Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern. Ziel für Thüringer Schulen ist es, in zunehmendem Maße digitale Klassenzimmer zu haben, dass heißt, neben einem adäquaten Breitbandzugang soll es an der Schule eine WLAN-Vernetzung der Klassenräume und in jedem Klassenraum eine digitale Präsentationslösung geben. Zur Umsetzung dieses Zieles sollen auch die Gelder des DigitalPaktes und der Förderung zur Unterstützung des Breitbandausbaus in der Bundesrepublik Deutschland eingesetzt werden. Zu 4.: Dem Kursplan Medienkunde, in dem auch die in den jeweiligen Klassenstufen zu erlangenden Kompetenzen beschrieben sind, liegt das "Kompetenzorientierte Konzept für die schulische Medienbildung" der Länderkonferenz MedienBildung zugrunde. Dieses wurde auch in der KMK-Strategie "Bildung in der digitalen Welt" verwendet, ergänzt durch ein von der EU-Kommission in Auftrag gegebenes Modell "DigComp" und dem der ICILS-Studie 2013 zugrunde liegende Modell der "computer- und informationsbezogenen Kompetenzen". Bei der Überarbeitung des Kursplanes Medienkunde für die Klassenstufen 5 bis 10 wird zu entscheiden sein, inwieweit dieses erweiterte Kompetenzmodell aufgegriffen wird. Zu 5.: Investitionen in die Ausstattung Thüringer Schulen mit Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) konnten bis einschließlich 2013 in Zusammenhang mit dem EFRE (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung ) getätigt werden. 3 Drucksache 6/5243Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Jahr gesamt in Euro Europäische Union in Euro Land in Euro Kommune in Euro private Träger in Euro 2010 6.373.509,02 4.577.247,51 998.477,13 709.503,01 88.281,37 2011 6.266.721,85 4.587.052,74 896.327,13 703.577,92 79.764,06 2012 5.687.397,01 4.077.678,10 898.794,28 625.072,39 85.852,24 2013 6.063.332,43 4.424.728,41 880.687,45 683.630,00 74.286,57 Vom Bund wurden mit dem DigitalPakt#D im Oktober 2016 Bundesmittel in Höhe von fünf Milliarden Euro für die nächsten fünf Jahre für die Ausstattung von Schulen in Deutschland mit digitaler Technik angekündigt . Ein Eckpunktepapier zum Einsatz der Mittel wurde zwischen Bund und Ländern verhandelt. Konkrete Aussagen zur tatsächlichen Fördersumme, zur Verteilung und den Rahmenbedingungen fehlen jedoch noch. Zu 6.: In der aktuellen Telekom-Studie "Schule digital - Der Länderindikator 2017"*, bei der Lehrkräfte der Sekundarstufe I zu den Schwerpunkten • IT-Ausstattung der Schulen, • Nutzung digitaler Medien im Unterricht, • Förderung der computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Schüler, • Kompetenzen von Lehrpersonen im Umgang mit digitalen Medien im Unterricht befragt wurden, nimmt Thüringen einen Mittelplatz ein. Bei keinem der Indikatoren ist Thüringen in der unteren Ländergruppe vertreten, fünfmal jedoch in der oberen Ländergruppe. Holter Minister Endnote * Siehe: https://www.telekom-stiftung.de/sites/default/files/files/media/publications/Schule_Digital_2017__Web.pdf. Digitale Bildung in Thüringen Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: Zu 6.: Endnote