05.04.2018 Drucksache 6/5536Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 20. April 2018 Anstrengungen der Landesregierung zur Speicherung elektrischer Energie, die durch Ökostrom produziert wurde Die Kleine Anfrage 2850 vom 15. Februar 2018 hat folgenden Wortlaut: Ein Vertreter der Generaldirektion Energie der Europäischen Kommission zeigte im Rahmen einer Präsentation am 8. November 2017 in Brüssel zum Strommarktdesign unter anderem das Pulsieren des elektrischen Stroms im deutschen Netz. Hierzu wurde erläutert, dass mit dem Stromhandel im Viertelstundentakt eventuell anfallende Stromspitzen wegfallen würden. Das Auftreten solcher Stromspitzen, der forcierte Kapazitätsausbau der Stromnetze ohne Zwischenspeichermöglichkeit und die Stromversorgung öffentlicher Einrichtungen, der Wirtschaft und der Bürger auch unter widrigen Bedingungen werfen ungelöste Fragen auf. Unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit stellt sich die Frage, wie eine konstante und zuverlässige Stromversorgung in Thüringen auch unter ungünstigen Witterungs- und Umweltbedingungen sichergestellt werden soll, wenn der in Thüringen benötigte elektrische Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt wird. Einer Speicherung des durch erneuerbare Energiequellen erzeugten elektrischen Stroms für mindestens 24 Stunden kommt hierbei entscheidende Bedeutung zu. Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Maßnahmen unternimmt die Landesregierung in ihrem Zuständigkeitsbereich, um Strom, der mittels erneuerbarer Energien produziert wurde, mindestens für 24 Stunden zu speichern und falls keine Maßnahmen unternommen werden, warum nicht? 2. Wie hoch wären nach Einschätzung der Landesregierung die anzusetzenden Haushaltsmittel, um solche Speicherkapazitäten zu schaffen und wie lange würde der Aufbau solcher Kapazitäten dauern (bitte Ansätze pro Haushaltsjahr angeben)? 3. Welche Maßnahmen ergreifen nach Kenntnis der Landesregierung in Thüringen tätige Netzbetreiber und Stromproduzenten, um elektrischen Strom, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde, für mindestens 24 Stunden zu speichern? 4. Welche Energiespeicherformen sind nach Ansicht der Landesregierung wirtschaftlich besonders geeignet , um im Rahmen erneuerbarer Energiequellen erzeugten elektrischen Strom kurz-, mittel- und langfristig zu speichern? K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Kießling (AfD) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5536 5. Welche Schritte hat die Landesregierung bisher unternommen, um die Erforschung und Produktion solcher Speichermedien zu fördern? 6. Wie hoch waren seit dem Jahr 2014 die für die Erforschung geeigneter Speichermedien veranschlagten Haushaltsmittel pro Jahr insgesamt (bitte nach Jahresscheiben aufschlüsseln)? 7. Wie würden sich nach Einschätzung der Landesregierung die Erforschung und der Einsatz solcher Speichermedien in Thüringen auf den Strompreis auswirken, wenn der gesamte, in Thüringen bestehende Strombedarf durch Ökostrom gedeckt wird (bitte die tatsächlichen Strompreise für die Erzeuger und Endverbraucher angeben)? Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 31. März 2018 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Die Landesregierung beteiligt sich mit erheblichen Mitteln an der Energieforschung im Freistaat. Die Forschungsaktivitäten decken nahezu alle Speichertechnologien ab und beschäftigen sich auch mit der Frage , wie sich diese im Freistaat am besten einsetzen lassen. Außerdem fördert die Landesregierung den Ausbau von Energiespeichertechnologien durch ihre Förderrichtlinien Green Invest und Solar Invest. Zu 2.: Die Landesregierung schafft keine eigenen Speicherkapazitäten. Dies obliegt der Energiewirtschaft. Haushaltsmittel sind insoweit nicht erforderlich. Eine Prognose, wie lange der Aufbau solcher Kapazitäten dauern würde, lässt sich aufgrund vieler beeinflussender Faktoren nicht treffen. Zu 3.: Thüringen verfügt gegenwärtig über 23 Prozent der installierten Leistung sowie 32 Prozent der Kapazität der Großspeicher für elektrische Energie in Deutschland. Das entspricht einer Speicherkapazität von 12.115 Megawattstunden. Dazu zählen folgende netzrelevante Speicher für elektrische Energie: - Pumpspeicherwerk Goldisthal - Pumpspeicherwerk Hohenwarte II - Pumpspeicherwerk Bleiloch - Pumpspeicherwerk Hohenwarte I Der durchschnittliche 24-Stunden Stromverbrauch in Thüringen beträgt etwa 35.000 Megawattstunden (Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik - Statischer Bericht - Jahr 2015) Die Realisierung der geplanten Pumpspeicherprojekte Schmalwasser (1.000 Megawatt/6.000 Megawattstunden ) und Leutenberg-Probstzella (380 Megawatt/2.400 Megawattstunden) würde diesen Anteil auf 20.515 Megawattstunden erhöhen. Der Betrieb der Speicher ist in das allgemeine Netzmanagement eingebunden. Zu 4.: Die Landesregierung gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine abschließende Bewertung der künftigen Bedeutung einzelner Speichertechnologien ab. Eine hinreichend fundierte Abschätzung zu künftigen Nutzungsanteilen und Wertschöpfungspotentialen einzelner Technologien unter den spezifischen Bedingungen Thüringens ist noch nicht möglich, daher pflegt die Landesregierung auch bei der Forschungsförderung einen breiten, technologieoffenen Ansatz. Zu 5.: Der Forschungs- und Entwicklungsbereich "Energiegewinnung, -transport, -speicher" ist Kernbestandteil des Spezialisierungsfeldes "Nachhaltige Energie und Ressourcengewinnung" der Regionalen Forschungsund Innovationsstrategie für intelligente Spezialisierung für Thüringen (RIS 3). Die Landesregierung unterstützt in der aktuellen Förderperiode Forschungsprojekte im Bereich der Energiespeicher mit Hilfe der Richtlinien zur Förderung von Forschung, Technologie und Innovation (FTI-Richtlinie , EFRE kofinanziert), zur Förderung der Forschung (ForFör-Richtlinie, EFRE kofinanziert) sowie der FuE-Personal-Richtlinie (ESF kofinanziert). 3 Drucksache 6/5536Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Zu 6.: Der herausgehobene strategische Stellenwert des Forschungs- und Entwicklungsbereiches Energiespeicher spiegelt sich auch in den im Rahmen der verschiedenen Förderinstrumente der Landesregierung unterstützten Projekten wider. Folgende Fördermittel wurden ausgereicht: 2014 Förderrichtlinie Projekt Förderhöhe in 2014 in Euro Bewilligte Fördersumme insgesamt in Euro (Laufzeit) Richtlinie "Einzelbetriebliche Technologieförderung" Auf- und Ausbau eines Batterietechnikums im Rahmen des Green-Tech-Campus Hermsdorf 185.000 2.174.041 (2013-2015) Richtlinie "Förderung von Personal in FuE" Neue polymere Materialien für effiziente elektrische Energiespeicher 775.997 1.207.202 (2013-2014) Neue keramische Materialien für effiziente elektrische Energiespeicher 392.631 973.802 (2012-2014) 2015 Förderrichtlinie Projekt Förderhöhe in 2015 in Euro Bewilligte Fördersumme insgesamt in Euro (Laufzeit) Richtlinie "Einzelbetriebliche Technologieförderung" Auf- und Ausbau eines Batterietechnikums im Rahmen des Green-Tech-Campus Hermsdorf 989.041 2.174.041 (2013-2015) 2016 Förderrichtlinie Projekt Förderhöhe in 2016 in Euro Bewilligte Fördersumme insgesamt in Euro (Laufzeit) Richtlinie "Forschung, Technologie und Innovation" Sichere, kostengünstige Redox -Flow-Batterie mit neuartigen Elektrolyten auf Basis von (hoch)verzweigten Polymeren […] 52.259 1.488.366 (2016-2018) Entwicklung eines Hochleistung -Elektro-Energiespeichers mit Lithium-Ionen-Zelltechnologie […] 57.237 416.205 (2016-2018) Green Methanol 315.361 1.778.496 (2016-2018) Richtlinie "FuE-Personal" Solarbatterien - Organische Radikalbatterien und Solarzellen 134.384 602.784 (2016-2018) Membranreaktor - Entwicklung stabiler, selektiver anorganischer Membranen […] 165.388 782.117 (2016-2019) Richtlinie "Förderung der Forschung " Dynamische Fluoreszenzspektroskopie für die Materialentwicklung in der Energieund Umweltforschung 323.333 323.333 (2016) 4 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/5536 2017 Förderrichtlinie Projekt Förderhöhe in 2017 in Euro Bewilligte Fördersumme insgesamt in Euro (Laufzeit) Richtlinie "Forschung, Technologie und Innovation" Sichere, kostengünstige Redox -Flow-Batterie mit neuartigen Elektrolyten auf Basis von (hoch)verzweigten Polymeren […] 1.175.461 1.488.366 (2016-2018) Entwicklung eines Hochleistung -Elektro-Energiespeichers mit Lithium-Ionen-Zelltechnologie […] 214.562 416.205 (2016-2018) Green Methanol 1.082.948 1.778.496 (2016-2018) Aufbau eines Innovationszentrums : Zukunftskonzept des CEEC Jena für eine nachhaltige Energiespeicherung 223.271 6.499.926 (2017-2021) Richtlinie "FuE-Personal" Solarbatterien - Organische Radikalbatterien und Solarzellen 287.248 602.784 (2016-2018) Membranreaktor - Entwicklung stabiler, selektiver anorganischer Membranen […] 329.283 782.117 (2016-2019) Richtlinie "Förderung der Forschung " Modulare Test- und Simulationsplattform für multimodale Energiesysteme 176.000 685.000 (2017-2019) Anlage zur Präparation dünner , luftempfindlicher Schichten für die Materialforschung im Energiebereich 100.000 500.000 (2017-2018) In-situ Erforschung elementarer lichtgetriebener Prozesse in photoaktiven Verbindungen und Materialien 390.367 390.367 (2017) Mittelspannungs-Mischstrom- Versuchsanlage 432.500 691.000 (2017-2018) EXTREM - Extrusion großer, dünnwandiger Keramikrohre für Energie- und Membrananwendungen 36.000 620.000 (2017-2018) Forschungs- und Entwicklungspotenziale der Thüringer Branche der Energiespeicherung 57.868 57.868 (2017) 5 Drucksache 6/5536Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Zu 7.: Wie sich der Strompreis genau entwickeln wird, wenn Thüringen 2040 seinen Strombedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien deckt und dazu Speichertechnologien einsetzt, hängt von vielen Faktoren ab und kann nicht eingeschätzt werden. Überdies gibt es keine isolierte Entwicklung des Strompreises für Thüringen . Auch die Energieversorgungsunternehmen in Thüringen sind Teil des europäischen Strommarktsystems und insofern ist der Strompreis den gesamteuropäischen Einflüssen unterworfen. Siegesmund Ministerin Anstrengungen der Landesregierung zur Speicherung elektrischer Energie, die durch Ökostrom produziert wurde Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: Zu 6.: Zu 7.: