05.11.2018 Drucksache 6/6378Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 14. November 2018 Weiterbildung für Senioren in Thüringen Die Kleine Anfrage 3309 vom 11. September 2018 hat folgenden Wortlaut: Lebenslanges Lernen und generationenübergreifende Bildung erhöhen unter anderem die Lebensqualität und ermöglichen die Qualifizierung ehrenamtlich tätiger Senioren. Darüber hinaus können zum Beispiel Hochschullehrer sowie wissenschaftliche Mitarbeiter eine längere (nach-)berufliche Tätigkeit wahrnehmen. Durch diese Maßnahmen kann die Einsamkeit einiger Senioren gemindert und das Gefühl des "Gebrauchtwerdens " in der Arbeitswelt gesteigert werden. Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Fachhochschulen und Berufsakademien in Thüringen haben welche speziellen Angebote für Senioren im Programm und wie werden diese beworben? 2. Wie wird Seniorenbildung im ländlichen Raum in Thüringen betrieben? 3. Welche Konzepte verfolgt die Landesregierung zum Ausbau des lebenslangen Lernens und zur politischen Bildung Älterer? Das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie hat die Kleine Anfrage namens der Landesregierung mit Schreiben vom 31. Oktober 2018 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Die Ernst-Abbe-Hochschule Jena, die Hochschule Schmalkalden, die Hochschule Nordhausen und die Duale Hochschule Gera-Eisenach bieten Gasthörerschaften für alle Interessierten und damit auch für Seniorinnen und Senioren an. Informationen für potentielle Gasthörerinnen und Gasthörer sind auf der jeweiligen Hochschul-Homepage erhältlich. Die Fachhochschule Erfurt bietet das Programm "Hochschulwissen für das ältere Semester" an. Dieses richtet sich an Personen, die sich noch im Arbeitsleben befinden (ab circa 45 Jahren) und Personen im Ruhestand , die sich für ausgewählte Lehrveranstaltungen der Fachhochschule Erfurt interessieren. Das Programm wird seit dem Sommersemester 2017 beworben und ist auf der Homepage der Fachhochschule Erfurt eingestellt. Weiterhin bietet die Fachhochschule Erfurt das Seniorenstudium an. Dabei sind die Seniorinnen und Senioren in den Studiengang ihrer Wahl immatrikuliert. K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Gentele (fraktionslos) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/6378 Die größten Träger von Bildungsangeboten für Seniorinnen und Senioren in Thüringen sind die 23 Volkshochschulen . Ergänzend dazu bieten drei Heimvolkshochschulen, 13 freie Träger sowie die Thüringer Universitäten eine Vielzahl von Veranstaltungen für die ältere Generation an. Umfassende Informationen zu diesen Angeboten sind unter anderem auf der Website des Thüringer Bildungsportals unter dem Reiter "Seniorenbildung " abrufbar. Zu 2.: Die Bereitstellung wohnortnaher und flächendeckender Bildungsangebote, gerade im ländlich geprägten Thüringen, ist für Seniorinnen und Senioren besonders wichtig. Laut Thüringer Erwachsenenbildungsgesetz haben die Kommunen die Aufgabe, flächendeckend in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt, eine Grundversorgung an Bildung zu garantieren. Dies wird durch ein weitläufiges Netz an Volkshochschulen sichergestellt. Neben den Volkshochschulen sind auch die anerkannten Einrichtungen der Erwachsenenbildung in freier Trägerschaft und die Heimvolkshochschulen wichtige Anbieter des lebenslangen Lernens in Thüringen. Die Bildungsarbeit mit der Zielgruppe 60plus gehört für viele dieser Einrichtungen zum Kernbereich ihrer Arbeit. Aufgrund der Pluralität der Einrichtungen mit ihren unterschiedlichen Trägerstrukturen und eigenen Bildungstraditionen werden bedarfs- und zielgruppengerechte Weiterbildungsmöglichkeiten für Ältere geschaffen. Erhebungen zum Thüringer Seniorenbericht ergaben, dass die Nutzung von Bildungsangeboten in ländlichen und städtischen Regionen lediglich geringe Unterschiede aufweist. In eher städtischen Gebieten besuchen die Seniorinnen und Senioren tendenziell häufiger Sprachtrainings und das Seniorenstudium. Bildungsangebote wie Computerkurse, Musikunterricht sowie Fern- beziehungsweise Online-Studium nutzen Befragte aus ländlichen Regionen tendenziell häufiger. Hinsichtlich strukturstarker und strukturschwacher Regionen zeigen sich ebenfalls geringe Unterschiede. So gaben Seniorinnen und Senioren aus strukturschwachen Regionen häufiger an, Volkshochschulkurse und Computerkurse zu besuchen, wohingegen jene aus strukturstarken Regionen häufiger an Sprachtrainings und am Seniorenstudium teilnehmen. Um Seniorinnen und Senioren mit eingeschränkter Mobilität aus ländlichen Regionen den Zugang zu Bildungsmöglichkeiten zu gewährleisten, gibt es bereits mobile Angebote. Dazu zählen neben Fahrbibliotheken und mobilen Angeboten von Familienzentren oder Mehrgenerationenhäusern auch ein vom Freistaat gefördertes Projekt zur Stärkung der medialen Kompetenz Älterer im ländlichen Raum. Seit dem Jahr 2015 wird der Landseniorenverband Thüringen e. V. durch den Freistaat gefördert. Die Förderung fand von den Jahren 2015 bis 2017 im Wege einer Modellprojektförderung statt, welche auf Grundlage des Koalitionsvertrages seit Juli 2015 durchgeführt wird. Seit dem Jahr 2018 unterstützt die Geschäftsstelle des Landesseniorenrats Thüringen den Verband organisatorisch und finanziell aus Landesmitteln. Der Landseniorenverband Thüringen e. V. engagiert sich seit nunmehr 22 Jahren für die Belange der älteren Menschen des ländlichen Raumes. Er vertritt die Interessen der Seniorinnen und Senioren, setzt auf Nachbarschaftshilfe und ermöglicht den Erfahrungsaustausch zwischen älteren Menschen und ihren Organisationen , aber auch zwischen den Generationen. Der Verband unterbreitet vielfältige Angebote, vor allem auch im Bereich der politischen Bildung, und setzt sich für die Mitwirkung und Mitbestimmung von Seniorinnen und Senioren im ländlichen Raum ein. Zu 3.: Im Sinne des Verständnisses eines lebenslangen Lernens sind Bildungsmöglichkeiten für Seniorinnen und Senioren von besonderer Bedeutung. Lernen, Entwicklung und Bildung stellen unabgeschlossene und offene Prozesse dar, die den gesamten Lebenszyklus des Menschen umfassen. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung ist es unumgänglich, die Begrenzung des Bildungs- und Lernbegriffs auf Kindheit und Jugend zugunsten einer umfassenden Analyse des gesamten Lebenszyklus zu überwinden. Das lebenslange Lernen eröffnet insbesondere den älteren Gesellschaftsmitgliedern neue Möglichkeiten, sich mit den Veränderungen im täglichen Leben auseinanderzusetzen, von technologischen Neuerungen zu profitieren und diese zu nutzen. Die Landesregierung hat deshalb im Koalitionsvertrag vom 4. Dezember 2014 vereinbart, dass die Erwachsenenbildung in Thüringen als gleichberechtigte vierte Säule integrativer Bestandteil unseres Bildungssystems ist, gestärkt und weiter ausgebaut wird. 3 Drucksache 6/6378Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Zudem war Thüringen das erste Land unter den neuen Ländern, das ein Erwachsenenbildungsgesetz mit einer dazugehörigen Durchführungsverordnung erlassen hat. Das Thüringer Erwachsenenbildungsgesetz weist in seiner aktuellen Fassung ausdrücklich auf den demografischen Wandel hin und sieht angemessene Reaktionsmuster auf entsprechende Veränderungsprozesse vor. Das System der Volkshochschulen und freien Träger der Erwachsenenbildung ist weiterzuentwickeln, um die Teilhabe am beruflichen und gesellschaftlichen Leben als immer wiederkehrende Chance für die Bürgerinnen und Bürger zu ermöglichen. Es werden Synergien zwischen den verschiedenen Bildungsbereichen gefördert und mit aktuellen Themenschwerpunkten, neuen Lernorten und veränderten medientechnischen Möglichkeiten die Qualifizierung spezifischer Zielgruppen verbessert. Dies bedeutet zugleich, die Berufsund Lebensperspektiven von der sozialen Herkunft zu entkoppeln, indem jedem Menschen die Chance gegeben wird, durch Weiterbildung einen qualifizierten Schul-, Berufsbildungs- und Studienabschluss zu erwerben beziehungsweise nachzuholen. Die Koalition tritt für die Sicherung und den Ausbau eines wohnortnahen, vielfältigen und bezahlbaren Erwachsenenbildungsangebotes in ganz Thüringen ein. Bildungsbarrieren sollen abgebaut werden. Es soll insbesondere die Grundbildungs- und Integrationsarbeit der Erwachsenenbildung gestärkt werden. Die Angebote für Integrations- und Sprachkurse sollen ausgebaut werden. Die Weiterbildungseinrichtungen stellen sich den Anforderungen, die aus dem demografischen Wandel für die Gesellschaft und das Arbeitsleben resultieren, indem sie sich der veränderten Zusammensetzung der Teilnehmenden anpassen. Den neuen Erwartungen an Weiterbildung muss dabei durch weiterentwickelte bildungsprogrammatische Schwerpunkte entsprochen und dafür auch eine stärkere Vernetzung der Angebote in den Regionen erreicht werden. Nur so lassen sich in den Zentren und in der Fläche gleichermaßen nachhaltige Strukturen des "Lebenslangen Lernens" schaffen und die Qualität des Angebots verbessern. Ein weiteres Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag, das Landesprogramm "Solidarisches Zusammenleben der Generationen", soll (unter anderem) ebenso dazu beitragen, dass Bildungslandschaften für Ältere im Rahmen des "Lebenslangen Lernens" ausgebaut werden. Dies schließt Bildungsmaßnahmen in den Bereichen Freizeit, Kultur, Politik, Gesundheit, Umwelt und Sport ein. Ein wichtiges Gremium im Bereich der Seniorenbildung auf Landesebene ist der Landesseniorenrat. Dieser fördert die aktive Teilnahme der älteren Generation am gesellschaftlichen Leben und informiert die Seniorinnen und Senioren über seniorenrelevante Gesetze und deren Umsetzung. Zudem veranstaltet er Fachtagungen und Schulungen für Multiplikatoren im Bereich der Seniorenarbeit zu den Themen Sicherheit , Medien, Gesundheit, Pflege, Sport und Politik. Werner Ministerin Weiterbildung für Senioren in Thüringen Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: