06.03.2019 Drucksache 6/6912Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 18. März 2019 Veranstaltungen von linksextremen Gruppen in der Universität Jena Die Kleine Anfrage 3554 vom 12. Dezember 2018 hat folgenden Wortlaut: Nach einem Informationsheft fanden im Rahmen der "Alternativen Orientierungstage" in diesem Semester wieder verschiedene Veranstaltungen mit linksextremen Gruppen in den Räumen der Friedrich-Schiller -Universität Jena statt. So war beispielsweise die Antifaschistische Aktion Jena vertreten, um einen Demonstrationsworkshop durchzuführen. Auch waren Veranstaltungen der Gruppen Freie Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union und Pekari angekündigt, welche auch im aktuellen Verfassungsschutzbericht als linksextrem eingestuft werden. Auch der Infoladen Jena ist im Impressum aufgeführt. Diese Infoläden gelten nach dem Verfassungsschutzbericht als szenetypische Anlaufstellen (vergleiche Drucksache 6/1994 und Thüringer Verfassungsschutzbericht 2017, Seite 87). Ebenso fand eine Veranstaltung mit der Interventionistischen Linken Halle statt, die in Sachsen-Anhalt als Scharnier zum gewaltbereiten Spektrum gilt (vergleiche Verfassungsschutzbericht des Landes Sachsen-Anhalt 2017, Seiten 134 f.). Ich frage die Landesregierung: 1. Wie viele Personen nahmen nach Kenntnis der Landesregierung an den Veranstaltungen zu den "Alternativen Orientierungstagen" teil? 2. Wie viele der Veranstaltungsteilnehmer können nach Kenntnis der Landesregierung dem linksextremen Spektrum zugerechnet werden? 3. Mit welchen finanziellen Mitteln hat die Landesregierung die "Alternativen Orientierungstage" seit dem Jahr 2014 gefördert (bitte nach Jahr und Höhe aufschlüsseln)? 4. Welche Auffassung vertritt die Landesregierung zu der Tatsache, dass der Studierendenrat der Universität Jena offenkundig mit Gruppen zusammenarbeitet, die Bestrebungen gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung aufweisen? 5. Welche Maßnahmen unternimmt die Landesregierung zur Prävention von Linksextremismus? 6. Wie bewertet die Landesregierung die unter Frage 5 genannten Maßnahmen? 7. Wie viele Straftaten des Feldes Politisch motivierte Kriminalität -links- fanden seit dem Jahr 2014 in Universitäten in Thüringen statt? K l e i n e A n f r a g e der Abgeordneten Muhsal (AfD) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Inneres und Kommunales 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/6912 8. Wie viele Veranstaltungen gab es seit dem Jahr 2014 an Thüringer Hochschulen, an denen nach Einschätzung der Landesregierung linksextreme Gruppen beteiligt waren (bitte nach Jahr, Hochschule, Teilnehmerzahl und Thema der Veranstaltung aufschlüsseln)? 9. Welche Auffassung vertritt die Landesregierung zu der Tatsache, dass an einer Universität des Freistaats Thüringen Räume für entsprechende Veranstaltungen linksextremer und verfassungsfeindlicher Akteure bereitgestellt werden? Das Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales hat die Kleine Anfrage namens der Lan desregierung mit Schreiben vom 4. März 2019 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Nach Auskunft der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU Jena) wurden die Veranstaltungen durch den Arbeitskreis "Politische Bildung" des Studierendenrates der FSU Jena angemeldet. Bei diesen Anmeldungen wurden - soweit dies Räume betraf, die durch die Raumverwaltung der FSU Jena vergeben werden - Räume für bis zu 100 Teilnehmer pro Vortrag angegeben. Über die genaue Anzahl der Teilnehmer und die Zusammensetzung der Teilnehmerschaft an den einzelnen Veranstaltungen der "Alternativen Orientierungstage " (ALOTA) vom 8. bis 20. Oktober 2018 in Jena liegen der Landesregierung und der FSU Jena keine Kenntnisse vor. Zu 2.: Es wird auf die Antwort zu Frage 1 verwiesen. Zu 3.: Die Veranstaltung wurde in den Jahren 2014 bis 2017 nicht mit Landesmitteln gefördert. Durch die Lokale Partnerschaft für Demokratie Jena wurde im Jahr 2018 ein Vortrag im Rahmen der Alternativen Orientierungstage finanziert. Der Landesanteil an dieser Förderung betrug 180,25 Euro. Zu 4.: Über eine konkrete Zusammenarbeit des Studierendenrates der FSU Jena mit Gruppen, die Bestrebungen gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung aufweisen sollen, liegen keine Informationen vor. Die FSU Jena stellt keine Räume der Hochschule für Veranstaltungen zur Verfügung, die erkennbar einen rechtswidrigen oder extremistischen Charakter haben. Zu 5.: Das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit stellt die Auseinandersetzung mit Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in den Mittelpunkt. In Kapitel 2 ist darüber hinaus formuliert: "Die Betonung der Relevanz Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit für die Gefährdung der demokratischen Kultur verschließt nicht den Blick für weitere Formen der Ablehnung demokratischer Kultur und religiöser Freiheit. Die Erkenntnisse der Forschung zu derartigen politischen Einstellungen sind bislang weniger stark entwickelt, gleichwohl sind diese Gefährdungspotentiale für die politische Kultur relevant und erfordern Maßnahmen auf Handlungsebene. Das Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit wird der Gesamtheit der unterschiedlichen Infragestellungen der demokratischen Kultur und Religionsfreiheit Rechnung zu tragen haben." Im Kapitel 2.4 wird diese Analyse, auch unter Betrachtung der Statistik des Thüringer Landeskriminalamts zu den Fällen der "Politisch motivierten Kriminalität -links-", ausgeführt und ein Bezug zu den Handlungszielen des Landesprogramms hergestellt. Die in Kapitel 3 des Landesprogramms beschriebenen präventiven Strategien ermöglichen die Bereitstellung von Ressourcen zur Bekämpfung von Phänomenen im Sinne der Fragestellung. Die Maßnahmen werden aber nicht von der Landesregierung unternommen, sondern es werden Fördergelder zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2013 wurde bei der Landespolizeidirektion die Stabsstelle Polizeiliche Extremismusprävention eingerichtet . Sie hilft die Handlungssicherheit der Thüringer Polizei im Umgang mit politischem Extremismus und bei der Bekämpfung Politisch motivierter Kriminalität zu stärken. Sie ist Ansprechpartner für zivilgesellschaftliche Akteure gegen jegliche Form des politischen Extremismus und nimmt zugleich die Aufgabe der zentralen Ansprechstelle für Belange von Opfern extremistischer Übergriffe im Sinne der Empfehlungen der NSU-Untersuchungsausschüsse wahr. Die Stabsstelle bereitet polizeiliche Erkenntnisse und Erfahrungen bei der Bekämpfung des Extremismus sowie Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung auf und 3 Drucksache 6/6912Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode stärkt das Engagement bei der polizeilichen Präventionsarbeit, insbesondere gegen den Rechtsextremismus . Polizeiinterne Fortbildungsmaßnahmen in diesem Kontext fördern die "Präventionsarbeit" der Thüringer Polizei. Die Auswahl der konkreten Fortbildungsthemen orientiert sich dabei im Wesentlichen an der Lageentwicklung in den einzelnen Phänomenbereichen Politisch motivierter Kriminalität sowie dem übermittelten (Fortbildungs-)Bedarf der verschiedenen Polizeieinheiten. Auch das Amt für Verfassungsschutz bietet allen interessierten Institutionen und Organisationen auf Einladung Veranstaltungen mit Informationsvorträgen zu den gesetzlich festgelegten Aufgaben der Behörde, so auch zur Thematik Linksextremismus, an. Es handelt sich um ein ergänzendes Informationsangebot. Dieses Angebot steht auch allen Thüringer Behörden offen. Im Jahr 2018 fanden fünf Vortragsveranstaltungen speziell zum Phänomenbereich "Linksextremismus" statt. Darüber hinaus wurde der Linksextremismus auch während zahlreicher weiterer Fachvorträge zu Aufgaben und Befugnissen des Verfassungsschutzes thematisiert. Weiterhin wurde die Wanderausstellung des Thüringer Amtes für Verfassungsschutz "Feinde der Demokratie", die auf Anfrage allen Behörden kostenfrei zur Verfügung steht, um das Modul "Linksextremismus " erweitert. Restexemplare der weitgehend vergriffenen Broschüre "Linksextremismus in Thüringen " können ebenso wie aktuelle Informationen des Verfassungsschutzverbundes zum Linksextremismus bereitgestellt werden. Darüber hinaus sind auf der Internetseite des Amtes für Verfassungsschutz vielfältige aktuelle Informationen über alle Extremismusbereiche eingestellt. Zu 6.: Die Präventionsarbeit der Landesregierung im Bereich Linksextremismus wird als geeignet erachtet, Bestrebungen des Linksextremismus im Freistaat Thüringen entgegenzuwirken. Das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit ist - nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit den Bundesprogrammen "Demokratie leben!" und "Zusammenhalt durch Teilhabe" - geeignet, die Maßnahmen zu unterstützen und damit zur Erreichung der Ziele beizutragen. Zu 7.: Insgesamt sechs Straftaten der Politisch motivierten Kriminalität -links- wurden in den Jahren von 2014 bis 2018 in den Universitäten im Freistaat Thüringen registriert. Zu 8.: Der Landesregierung sind die in der Anlage aufgelisteten Veranstaltungen bekannt. Diese enthält die Aktivitäten , die auf einer hinreichend gesicherten Erkenntnisgrundlage basieren. Zu 9.: Es wird auf die Antwort zu Frage 4 verwiesen. Maier Minister 4 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/6912 A nl ag e Lf d. N r. D at um O rt M ot to B et ei lig un g vo n Li nk se xt re m is te n/ Ve ra ns ta lte r Te iln eh - m er za hl 01 . 13 . b is 25 .1 0. 20 14 Fr ie dr ic h- S ch ill er U ni ve rs itä t J en a (F S U J en a) A lte rn at iv e O rie nt ie ru ng st ag e (A LO TA ) "P E K A R I - li nk e B as is gr up pe in J en a" (P E K A R I J en a) , I nf ol ade n Je na , " Fr ei e A rb ei te rin ne n- u nd A rb ei te r- U ni on " ( FA U E rfu rt/ Je na ) ni ch t b ek an nt 02 . 18 .0 6. 20 15 FS U J en a In fo ve ra ns ta ltu ng z u Pr ot es te n ge ge n N eo na zi au fm ar sc h am 2 7. J un i B ün dn is " Lä uf t ni ch t!" , de m u nt er a nd er em a uc h lin ks ex tre - m is tis ch e G ru pp ie ru ng en u nd P ar te ie n an ge hö re n (" D eu ts ch e Ko m m un is tis ch e Pa rte i" [D KP ], "S oz ia lis tis ch e D eu ts ch e Ar be ite rju ge nd " [S D A J] 1 , P E K A R I J en a, " A nt ifa T as k Fo rc e Je na " [A TF J en a] 2 , "J en ae r u nd og m at is ch e ra di ka le In iti at iv e" [J U R I - L in ke G ru pp e] )3 ni ch t b ek an nt 03 . 10 ./1 1. 07 . 20 15 FS U J en a W or ks ho p "A nn a un d A rth ur h al te n' s M au l" "R ot e H ilf e e. V. " O rts gr up pe J en a ni ch t b ek an nt 04 . 12 . b is 24 .1 0. 20 15 F S U J en a A lte rn at iv e O rie nt ie ru ng st ag e (A LO TA ) P E K A R I J en a, In fo la de n Je na , F A U E rfu rt/ Je na ni ch t b ek an nt 05 . 02 .1 1. 20 15 FS U J en a In fo ve ra ns ta ltu ng u nd D is ku ss io n zu r T he m at ik "G ew er ksc ha fts fre ih ei t h in te r G itt er n? 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D ez em be r 2 01 5 in J en a P E K A R I J en a ni ch t b ek an nt 08 . 15 .1 2. 20 15 FS U J en a Ve ra ns ta ltu ng "S ch ul te r a n S ch ul te r, H an d in H an d - L er - ne n w ir vo n G rie ch en la nd " S D A J Je na -W ei m ar ni ch t b ek an nt 09 . 12 .0 4. 20 16 FS U J en a In fo rm at io ns - un d M ob ili si er un gs ve ra ns ta ltu ng " K oh le st op pe n - K lim a re tte n" K am pa gn e "E nd e G el än de " ni ch t b ek an nt 10 . 27 .0 5. 20 16 FS U J en a Ve ra ns ta ltu ng "I m pe ria lis m us - Zu r K rit ik v on W el tm ar kt un d W el tm ac ht " "A rm ut h at S ys te m - Je na /W ei m ar " & R ev ol ut io nä re r A uf ba u ni ch t b ek an nt 11 . 30 .0 8. 20 16 FS U J en a 4. O ffe ne s A nt ik rie gs tre ffe n S D A J Je na -W ei m ar ni ch t b ek an nt 12 . 22 .0 9. 20 16 FS U J en a M ob ili si er un gs ve ra ns ta ltu ng z u A kt io ne n ge ge n di e E in - he its fe ie r i n D re sd en a m 2 ./3 . O kt ob er P E K A R I J en a ni ch t b ek an nt 13 . 10 . b is 22 .1 0. 20 16 FS U J en a A lte rn at iv e O rie nt ie ru ng st ag e (A LO TA ) P E K A R I Je na , In fo la de n Je na , FA U E rfu rt/ Je na , "R ot e H ilf e e. V. " O rts gr up pe J en a ni ch t b ek an nt 5 Drucksache 6/6912Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Lf d. N r. D at um O rt M ot to B et ei lig un g vo n Li nk se xt re m is te n/ Ve ra ns ta lte r Te iln eh - m er za hl 14 . 10 .1 2. 20 16 FS U J en a Ve ra ns ta ltu ng "G em ei ns am K äm pf en g eg en P at ria rc ha t un d K ap ita l" "A rm ut h at S ys te m - Je na /W ei m ar " & R ev ol ut io nä re r A uf ba u ni ch t b ek an nt 15 . 04 .0 2. 20 17 FS U J en a Th em en ta g "Is t d ie A fD e in e fa sc hi st is ch e P ar te i" "A nt ifa sc hi st is ch e A kt io n Je na " ( A A J) , S D A J Je na - W ei m ar ni ch t b ek an nt 16 . 09 . b is 21 .1 0. 20 17 FS U J en a A lte rn at iv e O rie nt ie ru ng st ag e (A LO TA ) P E K A R I J en a, In fo la de n Je na , F A U , A A J, B la ck K itc he n, "R ot e H ilf e e. V. " R eg io na lg ru pp e S üd th ür in ge n ni ch t b ek an nt 17 . 26 .1 0. 20 17 B ib lio th ek F S U Je na K un dg eb un g "A uc h an d er U ni J en a ba si sg ew er ks ch af tlic he O rg an is ie ru ng s tä rk en " FA U E rfu rt/ Je na 10 18 . 08 . b is 20 .1 0. 20 18 FS U J en a "A lte rn at iv e O rie nt ie ru ng st ag e" (A LO TA ) P E K A R I J en a, F A U J en a, "A na rc hi st is ch es S ch w ar ze s K re uz Je na " ( AS KJ ), An ar ch @ s, A AJ , " R ot e H ilf e e. V. 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