08.05.2019 Drucksache 6/7197Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 24. Mai 2019 Bekämpfung des Borkenkäfers durch natürliche Fressfeinde Die Kleine Anfrage 3766 vom 11. März 2019 hat folgenden Wortlaut: Die Borkenkäferpopulation breitet sich in Thüringen immer weiter aus. Hierdurch entstehen immer größere Schäden in den Thüringer Wäldern und dem Freistaat Thüringen. Gleichzeitig stehen immer weniger Fachkräfte zu Verfügung, um die Borkenkäferplage zu bekämpfen. Dies war auch bereits mehrfach Thema im Thüringer Landtag. Hierbei wurde jedoch aus Sicht des Fragestellers nur unzureichend auf die Bekämpfung der Borkenkäfer durch die Vielzahl an natürlichen Fressfeinden eingegangen. Ich frage die Landesregierung: 1. Welche Anstrengungen unternehmen die Landesregierung und insbesondere ThüringenForst - Anstalt öffentlichen Rechts, um den Bestand an natürlichen Fressfeinden des Borkenkäfers zu vergrößern (bitte nach Titel, Beginn, Dauer, Kosten, Ort und Ergebnis der einzelnen Maßnahmen aufschlüsseln)? 2. Welche natürlichen Fressfeinde des Borkenkäfers sieht die Landesregierung als besonders geeignet an (biologisch wie auch ökonomisch), um den Borkenkäfer landesweit auf natürlichem Wege zu bekämpfen? 3. Wie erfolgversprechend ist nach Ansicht der Landesregierung die Bekämpfung des Borkenkäfers mittels seiner natürlichen Fressfeinde und wie wird diese Ansicht begründet? 4. Auf welche Art und Weise und in welchem Umfang werden nach Kenntnis der Landesregierung die in Thüringen vorhandenen Natura-2000-Stationen in die Bekämpfung des Borkenkäfers mit eingebunden? 5. Wie viel Personal und wie viel Finanzmittel werden der Landesregierung und insbesondere Thüringen- Forst - Anstalt öffentlichen Rechts im Jahr 2020 für die Bekämpfung des Borkenkäfers zu Verfügung stehen (bitte Darstellung des jeweiligen Plan- und voraussichtlichen Ist-Werts) und wie viel Personal und Finanzmittel würde die Landesregierung in den nächsten fünf Jahren benötigen, um den Borkenkäfer in Thüringen auf ein ökologisch und ökonomisch verträgliches Maß zu reduzieren und wie begründet die Landesregierung ihren Standpunkt? 6. Wie wird derzeit der Borkenkäfer bekämpft? Sofern chemische Mittel hierfür eingesetzt werden, um welche Mittel handelt es sich konkret, in welchen Mengen werden sie eingesetzt, welche Wirkung zeigt sich dabei bei der Bekämpfung von Borkenkäfern und welche Nebenwirkungen (unter anderem für die Umwelt ) gibt es? K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Kießling (AfD) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/7197 Das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft hat die Kleine Anfrage namens der Landesre gierung mit Schreiben vom 7. Mai 2019 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Mit jeder forstlichen Maßnahme der Landesforstanstalt werden die Strukturvielfalt und damit die Lebensbedingungen der natürlichen Fressfeinde des Borkenkäfers verbessert. Der natürliche Forstschutz ist somit ein integraler Teil der Waldbewirtschaftung. Zu 2.: Zu den wichtigsten Borkenkäferprädatoren zählt die Landesregierung die Spechte und andere Waldvögel, Ameisenbuntkäfer, Jagdkäfer, Laufkäfer, Rindenglanzkäfer und Kurzflügler, aber auch parasitische Wespen. Zu 3.: In den Phasen zwischen Massenvermehrungen (Latenz) können Prädatoren dazu beitragen, dass sich Borkenkäfer nicht stark vermehren und damit den sogenannten "Eisernen Bestand" möglichst niedrig halten. Massenvermehrungen können sie aber - auch wegen des enorm hohen Vermehrungspotenzials der meisten Borkenkäferarten - nicht verhindern. Zu 4.: Die Natura-2000-Stationen sind für den Waldschutz nicht zuständig und werden infolgedessen nicht in die Bekämpfung des Borkenkäfers einbezogen. Zu 5.: Die Planung der Landesforstanstalt für das Wirtschaftsjahr 2020 ist noch nicht erfolgt. Diese wird im Sommer 2019 erstellt und voraussichtlich im Dezember dieses Jahres beschlossen, so dass jetzt für das kommende Jahr noch keine Aussagen möglich sind. Weiterhin wird derzeit von der Landesforstanstalt ein umfassendes Konzept für die Bewältigung der Borkenkäferschäden sowie zur Gefahrenabwehr im Gesamtwald Thüringens erarbeitet. Nach Fertigstellung dieses Konzepts wird es möglich sein, den notwendigen Bedarf an Geldmitteln zu kalkulieren. Zu 6.: Nach § 3 des Pflanzenschutzgesetzes darf Pflanzenschutz nur nach guter fachlicher Praxis, welche unter anderem die Einhaltung der Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes umfasst, durchgeführt werden. Die wichtigste Maßnahme zur effektiven Bekämpfung von Borkenkäfern ist die frühzeitige Erkennung von frischem Befall, um die befallenen stehenden Bäume beziehungsweise auch liegendes Holz vor dem Ausflug der Jungkäfer zu sanieren und somit einer Ausweitung des Befalls zu begegnen. Für den Forstbereich sind gegen rindenbrütende Borkenkäfer aktuell fünf Insektizide (KARATE FORST flüssig , Fastac Forst, FORESTER, Storanet, TRINET P) sowie zwei Vertriebserweiterungen (Fastac Forst Profi, Cyperkill Forst) vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zugelassen. Hinzu kommen gegebenenfalls sogenannte parallelgehandelte Pflanzenschutzmittel, die in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union zugelassen sind, mit einem in Deutschland zugelassenen Pflanzenschutzmittel (Referenzmittel) übereinstimmen und vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eine Genehmigung für den Parallelhandel erhalten haben (§ 46 Pflanzenschutzgesetz). Im Jahr 2018 wurden bei der Landesforstanstalt 119.719 Erntefestmeter liegendes Holz gegen rindenbrütende Borkenkäfer mit Pflanzenschutzmitteln behandelt. Das waren 14 Prozent des Jahres-Holzeinschlages - in "normalen" Jahren liegt dieser Wert bei circa drei Prozent. Angaben über den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gegen Borkenkäfer im Privat- und Körperschaftswald liegen nicht vor. Die zum Einsatz kommenden Pyrethroid-Präparate wirken auf das Nervensystem der Borkenkäfer und können für Wasserorganismen giftig sein, besitzen aber eine geringe Warmblütertoxizität. Sie sind nicht giftig für Mikroorganismen und Regenwürmer und nicht als bienengefährlich eingestuft. Keller Ministerin Bekämpfung des Borkenkäfers durch natürliche Fressfeinde Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: Zu 6.: