17.06.2019 Drucksache 6/7382Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 3. Juli 2019 Entwicklung des Biberbestands in Thüringen Die Kleine Anfrage 3839 vom 25. April 2019 hat folgenden Wortlaut: Gemäß eines Artikels der Thüringischen Landeszeitung vom 19. März 2019 bereiten die bei Dorndorf-Steudnitz durch Biber gefällten Bäume den örtlichen Anglern immer mehr Probleme beim Bewirtschaften der Gewässer . In einem Artikel der Thüringer Allgemeinen vom 23. April 2019 wird zudem berichtet, dass es seit Anfang April 27 neue Biberberater in Thüringen gibt. Diese wurden durch den Naturschutzbund (NABU) Thüringen ausgebildet. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie hoch ist der derzeitige Bestand an Bibern in Thüringen und wie hat sich dieser Bestand in den letzten zehn Jahren entwickelt (bitte - soweit möglich - nach Jahresscheiben, Anzahl und Geschlecht der Tiere, Landkreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln)? 2. Wie viele Biber wurden in den letzten zehn Jahren in Thüringen tot aufgefunden und woran sind diese gestorben (bitte - soweit möglich - nach Jahresscheiben, Todesursache, Geschlecht der aufgefundenen Tiere, Landkreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln)? 3. Wie bewertet die Landesregierung die Entwicklung der Thüringer Flora und Fauna sowie der heimischen Gewässer in den letzten zehn Jahren unter dem Einfluss des Bibers? 4. Welchen gesamtwirtschaftlichen Schaden hat die hiesige Biberpopulation in den letzten zehn Jahren in Thüringen verursacht und welche Maßnahmen plant die Landesregierung aktuell, um diesen Schaden in Zukunft zu verringern (bitte in Euro-Beträgen angeben)? 5. Wie viele Schäden wurden der Landesregierung in den letzten zehn Jahren bekannt, die durch Biber verursacht worden sein sollen und wie viele dieser Schäden konnten Bibern eindeutig zugeordnet werden (bitte - soweit möglich - nach Jahresscheiben, Art der Schäden, finanzieller Höhe der Schäden, Landkreisen und kreisfreien Städten aufschlüsseln)? 6. Welche Aufgaben, Kompetenzen und Befugnisse haben nach Auffassung der Landesregierung die durch den NABU Thüringen ausgebildeten Biberberater? 7. Wie viele Biberberater wurden nach Kenntnis der Landesregierung durch den NABU Thüringen in den letzten zehn Jahren eingesetzt und wie viele Monate übten diese Biberberater ihre Tätigkeit durchschnittlich aus? K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Rudy (AfD) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/7382 8. Bei welchen Projekten wurden in den letzten zehn Jahren wie viele dieser Biberberater eingesetzt (bitte - soweit möglich - nach Jahresscheiben, Art des Projekts, Kosten des Projekts, Träger des Projekts, und aktuellem Status des Projekts aufschlüsseln)? 9. Welche finanziellen und sachlichen Mittel der Europäischen Union, des Bundes und des Landes erhielt der NABU Thüringen zur Ausbildung der Biberberater in den letzten zehn Jahren und wie hoch waren diese (bitte - soweit möglich - nach Jahresscheiben, Art der Mittel, Höhe der Mittel pro Jahr, beteiligten Bundes- und Landesministerien und Haushaltstiteln und Haushaltsstellen der beteiligten Landesministerien aufschlüsseln)? 10. Welche weiteren in Thüringen als Umwelt- und Naturschutzverbände anerkannten Vereinigungen erhalten Mittel der Europäischen Union, des Bundes und des Landes zur Bestandserhaltung und zum Schutz des Bibers und welche dieser Vereinigungen bilden ebenfalls Biberberater aus? Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 14. Juni 2019 wie folgt beantwortet: Vorbemerkung: Die Rückkehr des Bibers nach Thüringen ist eine Erfolgsgeschichte für den Artenschutz in unserem Land. 150 Jahre nach seiner Ausrottung gibt es wieder Biber in Thüringens Flüssen und Bächen. Nicht zuletzt aufgrund der verbesserten Wasserqualität wandert er nun wieder nach und nach in seine angestammten Lebensräume ein und erfüllt dort wichtige Aufgaben im Ökosystem. Aufbauend auf dem seit 2007 begonnenen Bibermanagement erarbeitet das Thüringer Ministerium für Umwelt , Energie und Naturschutz in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund Thüringen (NABU Thüringen) und dem führenden Bayerischen Bibermanager aktuell einen Bibermanagementplan. Zu 1.: Aussagen zum derzeitigen Biberbestand in Thüringen basieren auf den Methodenstandards für das FFH- Monitoring der Art und werden als Anzahl besiedelter Raster angegeben. Nachweisdaten werden nicht revier - beziehungsweise individuenbezogen, sondern nachweisbezogen (beispielsweise Sichtung, Biberdamm oder Biberburg) erhoben. Mit Stand 2012 liegen dem Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) Bibernachweise aus 24 Messtischblattquadranten aus den Landkreisen und kreisfreien Städten Stadt Eisenach, Stadt Jena, Landkreis Hildburghausen, Landkreis Nordhausen, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, Landkreis Schmalkalden-Meiningen, Landkreis Sonneberg, Landkreis Weimarer Land, Saale-Holzland-Kreis, Saale- Orla-Kreis und Wartburgkreis vor. Mit Stand 2017 liegen Bibernachweise aus 53 Messtischblattquadranten aus den Landkreisen und kreisfreien Städten Ilm-Kreis, Stadt Eisenach, Stadt Jena, Stadt Weimar, Kyffhäuserkreis, Landkreis Hildburghausen , Landkreis Nordhausen, Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, Landkreis Schmalkalden-Meiningen, Landkreis Sömmerda, Landkreis Sonneberg, Landkreis Weimarer Land, Saale-Holzland-Kreis, Saale-Orla-Kreis, Unstrut-Hainich-Kreis und Wartburgkreis vor. Zu 2.: Für Thüringen gibt es bisher keine zentrale Erfassung zu Bibertodfunden. Bei den bekannten Todfunden handelt es sich in der Regel um Zufallsfunde. Dem TLUBN liegen ab dem 1. Januar 2009 Informationen über 39 Todfunde vor. Die Aufschlüsselung nach Jahren und die Zuweisung zu den Landkreisen und Todesursachen ist der folgenden Tabelle zu entnehmen. Nr. Jahr Landkreis Todesursache 1 2009 Saalfeld-Rudolstadt unbekannt 2 2010 Saale-Orla-Kreis unbekannt 3 2010 Saale-Orla-Kreis unbekannt 4 2010 Saale-Orla-Kreis unbekannt 5 2011 Saale-Orla-Kreis unbekannt 6 2011 Saale-Holzland-Kreis Fischereiopfer 3 Drucksache 6/7382Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Nr. Jahr Landkreis Todesursache 7 2013 Saalfeld-Rudolstadt Absturz 8 2013 Saalfeld-Rudolstadt unbekannt 9 2013 Hildburghausen unbekannt 10 2014 Saale-Orla-Kreis unbekannt 11 2014 Weimarer Land unbekannt 12 2015 Saale-Holzland-Kreis unbekannt 13 2015 Wartburgkreis unbekannt 14 2015 Saalfeld-Rudolstadt unbekannt 15 2016 Sömmerda unbekannt 16 2016 Ilm-Kreis Verkehrsopfer 17 2016 Schmalkalden-Meiningen Verkehrsopfer 18 2016 Saale-Holzland-Kreis unbekannt 19 2017 Saalfeld-Rudolstadt unbekannt 20 2017 Sonneberg unbekannt 21 2017 Wartburgkreis Verkehrsopfer 22 2017 Saale-Holzland-Kreis unbekannt 23 2017 Saalfeld-Rudolstadt Abschuss 24 2017 Saalfeld-Rudolstadt Verkehrsopfer 25 2017 Saalfeld-Rudolstadt unbekannt 26 2017 Sonneberg Verkehrsopfer 27 2018 Saalfeld-Rudolstadt unbekannt 28 2018 Saale-Holzland-Kreis Verkehrsopfer 29 2018 Stadt Jena unbekannt 30 2018 Saalfeld-Rudolstadt unbekannt 31 2018 Saalfeld-Rudolstadt unbekannt 32 2018 Saalfeld-Rudolstadt unbekannt 33 2018 Saalfeld-Rudolstadt unbekannt 34 2018 Wartburgkreis Verkehrsopfer 35 2019 Saale-Holzland-Kreis unbekannt 36 2019 Wartburgkreis Verkehrsopfer 37 2019 Wartburgkreis Verkehrsopfer 38 2019 Wartburgkreis Verkehrsopfer 39 2019 Saale-Holzland-Kreis unbekannt Tabelle 1: Auflistung aller seit dem Jahr 2009 tot aufgefundenen Biber Die meisten tot aufgefundenen Biber, bei denen eine Todesursache zugeordnet werden konnte, starben infolge von Kollisionen mit Fahrzeugen. Darüber hinaus wurden in den Jahren 2017 und 2018 bei Etzelbach einzelne Biber tot aufgefunden, die Anzeichen für eine mögliche Vergiftung zeigten. Zu 3.: Mit dem Biber ist eine Schlüsselart der Gewässerfauna zurückgekehrt. Durch das Fällen von Bäumen und Grabungen gestaltet er aktiv seinen Lebensraum und schafft so vielfältige und dynamische Biotope und wichtige Lebensräume. Bei Gewässern mit geringer Wasserführung/Wassertiefe wird der Wasserstand durch das Anlegen von Dämmen erhöht. Insofern werden zusätzliche Wasser- und Feuchtlebensräume geschaffen , von denen die verschiedensten aquatischen und semiaquatischen Arten, beispielweise zahlreiche Amphibien -, Vogel-, Fisch- und Libellenarten, profitieren. Zu 4.: Durch den Einsatz von Biberberatern konnten Konflikte in der Regel frühzeitig entschärft und Schäden in der Regel vermieden werden. In wenigen Einzelfällen wurden (in Höhe von 1.785 Euro) und werden (siehe dazu die Antwort zu Frage 5) bereits Schadensausgleichzahlungen vorgenommen. Aktuell wird ein Ma- 4 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/7382 nagementplan für den Biber erarbeitet. Dieser soll wesentlich zur Konfliktlösung beitragen. Als ein Bestandteil des zukünftigen Managementplans ist auch eine Förderrichtlinie zum Biber geplant. Zu 5.: Der Landesregierung sind bisher Schadensfälle aus den folgenden Landkreisen bekannt geworden: Wartburgkreis , Saalfeld-Rudolstadt, Hildburghausen. Lediglich zu Einzelfällen liegen der Landesregierung Informationen zu Art und Höhe der Schäden vor. Zum einen handelt es sich um die Untergrabung einer Straße in der Gemeinde Bad Colberg. Der Schaden betrug 1.785 Euro. Zum anderen handelt es sich um drei landwirtschaftliche Nutzflächen in der Gemeinde Römhild, die durch die Biberaktivitäten geflutet wurden. Hier wird die Schadenshöhe aktuell ermittelt. Zu 6.: Die Biberberater sind vor allem beratend tätig. Sie sind Ansprechpartner für Landnutzer und die Öffentlichkeit , zeigen Lösungen im Rahmen der Konfliktbewältigung auf und betreiben Öffentlichkeitsarbeit. Die Entscheidungsbefugnisse liegen bei der Unteren Naturschutzbehörde (UNB). Zu 7.: Der NABU selbst hat in den verschiedenen Projekten, die zeitlich nacheinander stattfanden, jeweils mindestens einen Biberberater im Einsatz. Seit dem 1. November 2018 gibt es eine zweite Biberberaterin beim NABU, beide teilen sich die in der aktuellen Projektphase bestehende Personalstelle zur Biberberatung. Der NABU hat im Rahmen der Projektförderung (Zeitraum 2016 bis 2018) im Oktober 2017 insgesamt 23 ehrenamtliche Biberberater ausgebildet. Im April 2019 wurden 27 weitere Biberberater geschult. Über die Einsatzdauer der ehrenamtlichen Biberberater pro Jahr kann keine Aussage getroffen werden. Zu 8.: Über die konkrete Einbindung der bisher geschulten ehrenamtlichen Biberberater liegen der Landesregierung keine Informationen vor. Im Rahmen der beiden letzten Biberprojekte wurden bisher 50 ehrenamtliche Biberberater geschult. Biberprojekt 1: Projektträger: NABU Thüringen e.V. Projektzeitraum: Oktober 2012 bis März 2013 Fördersumme: 22.800 Euro Projektstatus: abgeschlossen Es wurde ein Biberberater eingesetzt, keine Ausbildung ehrenamtlicher Biberberater. Biberprojekt 2: Projektträger: NABU Thüringen e.V. Projektzeitraum: September 2013 bis Juni 2015 Fördersumme gesamt: 83.720 Euro Projektstatus: abgeschlossen Es wurde ein Biberberater eingesetzt, keine Ausbildung ehrenamtlicher Biberberater. Biberprojekt 3: Projektträger: NABU Thüringen e.V. Projektzeitraum: 1. November 2016 bis 31. Oktober 2018 Gesamtsumme: 126.709,80 Euro Mittelaufteilung nach Jahresscheiben und Titeln: Gesamtsumme Euro davon EU-Mittel Titel: 07 03 686 82 Euro davon Landesmittel Titel: 09 07 892 88 Euro Gesamtsumme 126.709,80 99.319,24 27.390,56 2016 0 0 0 2017 56.111,33 44.889,06 11.222,27 2018 70.598,47 54.430,18 16.168,29 Projektstatus: abgeschlossen 5 Drucksache 6/7382Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Es wurden ein Biberberater eingesetzt und 23 ehrenamtliche Biberberater ausgebildet. Biberprojekt 4: Projektträger: NABU Thüringen e.V. Projektzeitraum: 1. November 2018 bis 31. Oktober 2020 Gesamtsumme: 152.963,41 Euro Das Folgeprojekt hat eine Gesamtsumme von 152.963,41 Euro (davon 122.370,73 Euro EU-Mittel [Titel 07 03 686 82] und 30.592,68 Euro Landesmittel [Titel 09 07 892 88]) bewilligt bekommen. Beginn des Projektes war am 1. November 2018. Geplantes Projektende ist der 31. Oktober 2020. Aktuell werden über das Projekt zwei Biberberater eingesetzt. Im April 2019 wurden 27 weitere Biberberater geschult. Zu 9.: Im Biberprojekt 3 und 4 wurden und werden ehrenamtliche Biberberater ausgebildet. Hierfür wird allerdings nur ein Bruchteil der Projektsumme verwendet. Eine genaue Aussage zu den Kosten der Ausbildungslehrgänge kann nicht getroffen werden, da keine Aufschlüsselung der Personalkosten für einzelne Projektinhalte stattfindet. Die Gesamtkosten, aufgeteilt nach Jahresscheiben und Titeln, können der Tabelle zu Frage 8 entnommen werden. Zu 10.: Eine Ausbildung von Biberberatern durch andere Vereinigungen findet nicht statt. Es werden aktuell auch keine anderen Projekte zur Bestandserhaltung und zum Schutz des Bibers finanziert. Siegesmund Ministerin Entwicklung des Biberbestands in Thüringen Ich frage die Landesregierung: Vorbemerkung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: Zu 6.: Zu 7.: Zu 8.: Zu 9.: Zu 10.: