04.07.2019 Drucksache 6/7482Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 12. Juli 2019 Sterbefälle infolge von Substanzkonsum - nachgefragt Die Kleine Anfrage 3853 vom 29. April 2019 hat folgenden Wortlaut: Auf meine Kleine Anfrage 3632 antwortete die Landesregierung am 2. April 2019 in der Drucksache 6/7047 und listete für das Jahr 2017 insgesamt 15 Todesfälle und für das Jahr 2018 17 Todesfälle auf, die in einem Zusammenhang mit der Einnahme von Betäubungsmitteln/Ersatzstoffen stehen. In der Antwort heißt es, dass zu Todesfällen infolge des Konsums von Alkohol und Tabak noch keine statistischen Daten für die Jahre 2017 und 2018 vorliegen. Nach meiner Kenntnis wurden im Jahr 2016 beim Thüringer Landesamt für Statistik in Thüringen 501 Sterbefälle infolge von Alkoholkonsum erfasst sowie weitere 1.212 Fälle infolge von Tabakkonsum. In der Antwort heißt es weiter, dass im Jahr 2017 ein Fall und im Jahr 2018 zwei "Todesfälle durch den Konsum von Marihuana/Haschisch/Cannabis" zurückgeführt werden. In der Polizeilichen Kriminalstatistik 2017 für Thüringen (Quelle Landeskriminalamt Thüringen) werden drei Todesfälle geführt, bei denen unter den zuvor eingenommenen Substanzen auch Haschisch aufgeführt wurde, allerdings nicht alleinstehend, sondern in Kombination mit anderen Substanzen. Ein Fall wird auf ein Herz-Kreislaufversagen nach dem Konsum von Heroin in Verbindung mit Cannabis und Alkohol zurückgeführt, ein weiterer Fall auf eine Mischintoxikation , bei der die Aufnahme von Gamma-Hydroxy-Buttersäure (GHB) lethal war und zudem im toxikologischen Gutachten Amphetamin, Opiate und Cannabis nachgewiesen werden konnten. Ein dritter Fall betrifft eine Langzeitkonsumentin, die nach der Einnahme von Methamphetamin und Cannabis in ihrer Wohnung verstarb. In der Polizeilichen Kriminalstatistik 2018 werden zwei Todesfälle infolge eines Langzeitkonsums von Cannabis im Zusammenhang mit Alkohol sowie ein Langzeitkonsument (Heroin, Speed, Crystal, Fentanyl, Cannabis, Metadon, Lometazepam) geführt, der infolge einer Überdosis Fentanyl in einem Klinikum verstarb. Ich frage die Landesregierung: 1. Durch welche Stellen wurde die statistische Erfassung von Tabak- und Alkoholtoten im Jahr 2016 in Thüringen realisiert? 2. Wann ist mit einer statistischen Erfassung und Veröffentlichung von Tabak- und Alkoholtoten in Thüringen für die Jahre 2017 und 2018 zu rechnen? 3. Welche in der Vorbemerkung unter Bezugnahme auf die Polizeilichen Kriminalstatistiken 2017 und 2018 genannten Fallbeschreibungen werden den in der Antwort auf die Kleine Anfrage 3632 (Drucksa- K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Dittes (DIE LINKE) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/7482 che 6/7047) geführten drei "Todesfällen durch Konsum von Marihuana/Haschisch/Cannabis" in den Jahren 2017 und 2018 jeweils zugerechnet beziehungsweise inwiefern stehen diese drei Todesfälle jeweils in Verbindung mit anderen Substanzen, Langzeitkonsum und Erkrankungen? 4. Wurden nach Kenntnis der Landesregierung in den in der Antwort auf die Kleine Anfrage 3632 (Drucksache 6/7047) geführten drei "Todesfälle durch Konsum von Marihuana/Haschisch/Cannabis" toxikologische Gutachten gefertigt, die zum Schluss kamen, dass "Marihuana/Haschisch/Cannabis" ursächlich für den Tod waren oder werden darin auch andere Faktoren/Substanzen/Vorerkrankungen als mögliche Ursachen für den Tod in Betracht gezogen? 5. Sind die in der Drucksache 6/7047 geführten drei "Todesfälle durch Konsum von Marihuana/Haschisch/ Cannabis" in den Jahren 2017 und 2018 in Thüringen zweifelsfrei und nachweisbar auf den Konsum von Marihuana/Haschisch/Cannabis zurückzuführen oder besteht die Möglichkeit, dass dieser Konsum gar nicht ursächlich oder nicht primär ursächlich für den Tod war, weil auch andere Substanzen oder Erkrankungen verzeichnet wurden, wie dies die Fallbeschreibungen des Landeskriminalamts in der Polizeilichen Kriminalstatistik 2017 und 2018 vermuten lassen (Alkohol, GHB, Methamphetamin, Fentanyl et cetera) und wie begründet die Landesregierung ihre Auffassung? 6. Gibt es einen speziellen Grund, warum die drei genannten Todesfälle im Jahr 2018 in der Drucksache 6/7047 unter "Marihuana/Haschisch/Cannabis" statistisch gezählt wurden, obwohl möglicherweise auch andere Substanzen oder Erkrankungen ursächlich sein könnten wie dies die Fallbeschreibungen des Landeskriminalamts in der Polizeilichen Kriminalstatistik 2017 und 2018 vermuten lassen (Alkohol, GHB, Methamphetamin, Fentanyl et cetera)? 7. Wäre es nach Ansicht der Landesregierung, unter Würdigung der Fallbeispiele des Landeskriminalamts Thüringen in der Polizeilichen Kriminalstatistik zulässig, die in der Drucksache 6/7047 genannten drei Todesfälle statt in der Rubrik "Marihuana/Haschisch/Cannabis" in den anderen Substanzkategorien (Alkohol , GHB, Methamphetamin, Fentanyl et cetera) zahlenmäßig zu erfassen und wie begründet sie ihre Auffassung? 8. Wurde der Landesregierung ein einziger Sterbefall oder mehrere Sterbefälle in den Jahren 2017 und 2018 bekannt, in denen der alleinstehende Konsum von "Marihuana/Haschisch/Cannabis" ursächlich für den Tod eines Menschen war? Wenn ja, welche Angaben kann sie dazu machen? Das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 4. Juli 2019 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Die statistische Erfassung von Tabak- und Alkoholtoten im Jahr 2016 erfolgte durch das Thüringer Landesamt für Statistik. Zu 2.: Der Veröffentlichungstermin für die Ergebnisse der Todesursachenstatistik für das Berichtsjahr 2017 ist für Mitte Juni 2019 vorgesehen. Die Ergebnisse für das Jahr 2018 werden voraussichtlich Mitte Juni 2020 vorliegen . Zu 3. bis 8.: Die Fragen 3 bis 8 werden zusammengefasst wie folgt beantwortet: Eine direkte Erfassung von Rauschgifttodesfällen in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erfolgt nicht. Vielmehr werden die Angaben, die aus dem polizeilichen Meldedienst resultieren, im Zuge der Veröffentlichung der PKS ergänzend publiziert. Die Polizei erfasst solche Todesfälle als Rauschgifttodesfälle, die in einem kausalen Zusammenhang mit dem missbräuchlichen Konsum von Betäubungs- oder Ausweichmitteln/Ersatzstoffen stehen, insbesondere - infolge Überdosierung, - infolge langzeitigen Missbrauchs, 3 Drucksache 6/7482Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode - Selbsttötung aus Verzweiflung über die Lebensumstände oder unter Einwirkung von Entzugserscheinungen , - tödliche Unfälle von unter Drogeneinfluss stehenden Personen. Der kausale Zusammenhang ist insofern auch dann gegeben, wenn eine konsumbedingte Gesundheitsschädigung todesursächlich war, beispielsweise wenn der langzeitige Substanzmissbrauch zu körperlichem Verfall oder zu Immunschwächekrankheiten beziehungsweise zu einer Organschwäche wie Herz-Kreislauf- Versagen führte. Für die Erfassung als Rauschgifttodesfall ist nicht entscheidend, ob der Konsum einer Substanz unmittelbar zum Tod einer Person führte. Sofern zum Zwecke der Todesursachenermittlung ein toxikologisches Gutachten erstellt wird, findet dieses bei der Klassifizierung Beachtung. Zur Beantwortung der Kleinen Anfrage 3632 wurde die Übersicht der Fallzahlen nach händischer Einzelfallprüfung , durch Zuordnung der Todesfälle in die Kategorie beziehungsweise zu der Drogenart, die im Wesentlichen zum Tod des Betroffenen beigetragen hat, erstellt. Grundsätzlich wurde dabei analog zur Erfassung von Rauschgiftdelikten in der PKS vorgegangen. Diese wird nach bundeseinheitlichen Kriterien realisiert. Sofern mehrere Drogenarten betroffen sind, erfolgt die Registrierung nach einer vorgegebenen Rangfolge: 1. Heroin, 2. Kokain, … 10. Cannabis. Folgerichtig wurde kein Fall unter der Kategorie "Konsum von Marihuana/Haschisch/Cannabis" erfasst, bei dem Rauschgiftarten wie Heroin, GHB, Methamphetamin ebenfalls kausal im Zusammenhang mit dem Todesfall standen. Hingegen werden Todesfälle, bei denen neben Cannabis auch Alkohol konsumiert wurde (zwei Fälle im Jahr 2018) unter der Kategorie registriert. Der erwähnte einzelne Todesfall im Zusammenhang mit dem Konsum von Marihuana/Haschisch/Cannabis im Jahr 2017 wurde in der PKS unter "… verstarben nach langjährigem Substanzmittelmissbrauch an Herz-Kreislauf-Versagen …" subsumiert. Werner Ministerin Sterbefälle infolge von Substanzkonsum - nachgefragt Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3. bis 8.: