21.08.2019 Drucksache 6/7590Thüringer LandTag 6. Wahlperiode Druck: Thüringer Landtag, 11. September 2019 Populationsentwicklung, Schutzmaßnahmen und die Wiederansiedlung bedrohter Vogelarten in Thüringen Die Kleine Anfrage 3944 vom 14. Juni 2019 hat folgenden Wortlaut: Die Bestände heimischer Feld- und Grünlandvögel sind seit dem Jahr 2005 deutlich zurückgegangen. Arten , die in offenen Landschaften leben, sind davon oft stärker betroffen, als Vögel, die in den Wäldern oder menschlichen Siedlungen leben. Der Kiebitz und die Bekassine setzen weiterhin ihren rückläufigen Bestandstrend fort. Das Birkhuhn, der Große Brachvogel und der Wiedehopf gelten seit Jahren in Thüringen als ausgestorben beziehungsweise als vom Aussterben bedroht. Ich frage die Landesregierung: 1. Wie hoch sind nach Kenntnis der Landesregierung die derzeitigen Bestände folgender Vogelarten in Thüringen: a) Bekassine, b) Brachpieper, c) Braunkehlchen, d) Goldammer, e) Haselhuhn, f) Kiebitz, g) Mauersegler, h) Raubwürger, i) Rebhuhn, j) Rotmilane, k) Star, l) Steinschmätzer, m) Uhu und n) Wiesenpieper und wie hat sich der Bestand dieser Vogelarten in den letzten zehn Jahren entwickelt (bitte nach Jahresscheiben , Anzahl der Brutpaare und nach Landkreisen sowie kreisfreien Städten aufschlüsseln)? 2. Welche Maßnahmen, Studien und sonstige Initiativen hat die Landesregierung seit dem Jahr 2009 ergriffen , um die in Thüringen ausgestorbenen beziehungsweise stark vom Aussterben bedrohten Vogelarten Birkhuhn, Wiedehopf, Großer Brachvogel und Steinkauz wieder anzusiedeln und wie hoch sind K l e i n e A n f r a g e des Abgeordneten Rudy (AfD) und A n t w o r t des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz 2 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/7590 die Haushaltsmittel, die hierfür eingeplant wurden (bitte nach Jahresscheiben, Haushaltstitel, Haushaltsstellen , beantragten und ausgereichten Haushalts- und Fördermitteln sowie nach Landes-, Bundes- und EU-Fördermitteln aufschlüsseln)? 3. Welche privaten Unternehmen, Umwelt- und Naturschutzverbände, Hochschulen und sonstige Institutionen hat die Landesregierung seit dem Jahr 2009 mit dem Schutz, dem Monitoring, dem Management und der Wiederansiedlung der unter den Fragen 1 und 2 genannten Vogelarten beauftragt und wie hoch waren die den beauftragten Institutionen zu Verfügung gestellten Finanzmittel (bitte nach Jahresscheiben , Haushaltstitel, Haushaltsstellen sowie Landes-, Bundes- und EU-Mitteln aufschlüsseln)? 4. Liegen der Landesregierung Erkenntnisse darüber vor, ob das Auslegen von Vliesstoffen zum Schutz von Erdbeer- und Spargelpflanzungen durch Landwirte negative Auswirkungen auf die Brut bodenbrütender Vogelarten haben kann und wenn ja, welche (bitte nach negativen Auswirkungen und betroffenen Vogelarten aufschlüsseln)? 5. Falls der Landesregierung keine Erkenntnisse über mögliche negative Auswirkungen durch ausgelegte Vliesstoffe zum Schutz von Erdbeer- und Spargelpflanzungen vorliegen, beabsichtigt die Landesregierung entsprechende Studien selbst durchzuführen beziehungsweise zu beauftragen? Falls nicht, warum nicht? Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 20. August 2019 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Eine Darstellung der Anzahl der Brutpaare, aufgeschlüsselt auf Landkreise und kreisfreie Städte in Jahresscheiben liegt nicht vor. Vogelreviere bestehen grenzübergreifend und können nicht an Landkreis- oder Landesgrenzen bemessen werden. Aufgrund der Angaben im Fachinformationssystem (FIS) Naturschutz und weiterer aktuell verfügbarer Datengrundlagen kann die landesweite Entwicklung der Brutbestände der angefragten Vogelarten wie folgt eingeschätzt werden: Artname Zeitraum Trend Trend statistisch signifikant Bestand Brutpaare/ Revier 2016 Bekassine 2006 bis 2016 aa (< - 3 % pro Jahr) nein 50 Brachpieper 2006 bis 2016 aa (< - 3 % pro Jahr) nein 3 Braunkehlchen 2006 bis 2016 aa (< - 3 % pro Jahr) nein 447 Goldammer 2006 bis 2016 aa (< - 3 % pro Jahr) ja 49.497 Haselhuhn 2006 bis 2016 o (> - 1 bis < 1 % pro Jahr) keine Aussage möglich 7 Kiebitz 2006 bis 2016 aa (< - 3 % pro Jahr) nein 89 Mauersegler 2006 bis 2016 a (< - 1 bis - 3 % pro Jahr) nein 6.663 Raubwürger 2006 bis 2016 o (> - 1 bis < 1 % pro Jahr) keine Aussage möglich 179 Rebhuhn 2006 bis 2016 o (< 0 bis - 1 % pro Jahr) keine Aussage möglich 967 3 Drucksache 6/7590Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Artname Zeitraum Trend Trend statistisch signifikant Bestand Brutpaare/ Revier 2016 Rotmilan 2006 bis 2016 o (> - 1 bis < 1 % pro Jahr) nein 894 Star 2006 bis 2016 a (< - 1 bis - 3 % pro Jahr) ja 92.277 Steinschmätzer 2006 bis 2016 a (< - 1 bis - 3 % pro Jahr) nein 64 Uhu 2004 bis 2016 zz (> 3 % pro Jahr) ja 115 Wiesenpieper 2006 bis 2016 a (< - 1 bis - 3 % pro Jahr) nein 730 zz (> 3 % pro Jahr) = starke Bestandszunahme um mehr als 3 % pro Jahr, z (1 bis 3 % pro Jahr) = moderate Bestandszunahme um 1 bis 3 % pro Jahr, o (> 0 bis 1 % pro Jahr) = leichte Zunahme pro Jahr, F (fluktuierend) = ungerichtet, 95 %-Konfidenzintervall < 1 %, o (> - 1 bis < 1 % pro Jahr) = stabil oder leichte Zu- oder Abnahme pro Jahr, o (< 0 bis - 1 % pro Jahr) = leichte Abnahme pro Jahr, a (< - 1 bis - 3 % pro Jahr) = moderate Abnahme um 1 bis 3 % pro Jahr, aa (< - 3 % pro Jahr) = starke Abnahme um mehr als 3 % pro Jahr Für folgende Arten stehen jährliche Trendrechnungen zur Verfügung: TH = Thüringentrend 1990 bis 2016, DE = Deutschlandtrend 1990 bis 2016, TH_2015 = Thüringentrend 1990 bis 2015, alle Angabe als Indices. Goldammer 4 Thüringer Landtag - 6. WahlperiodeDrucksache 6/7590 Mauersegler Star Zu 2.: Birkhuhn, Wiedehopf und Großer Brachvogel gelten in Thüringen als ausgestorben (Rote Liste Thüringens 2011). Der Landschaftspflegeverband Thüringer Grabfeld e. V. wurde in den Jahren 2012 bis 2015 aus dem Förderprogramm ENL (Entwicklung von Natur und Landschaft) mit insgesamt 263.865 Euro gefördert, um ein Projekt zur Unterstützung der Wiederbesiedlung des Steinkauzes im Thüringer Grabfeld umzusetzen. Der EU-Anteil (ELER, Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums) betrug 75 Prozent, der Landesanteil lag bei 25 Prozent. 5 Drucksache 6/7590Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Weitere speziell auf die oben genannten vier Arten ausgerichtete Maßnahmen, Studien und sonstige Initiativen zur Wiederansiedlung wurden vom Freistaat in diesem Zeitraum nicht ergriffen. Zu 3.: Dem Verband Deutscher Falkner e. V. - Landesverband Thüringen wurden für das Projekt: "Rebhuhnschutz - Monitoring" folgende Zuwendungen aus dem Landeshaushalt zur Verfügung gestellt: Haushaltsjahr 2015, Einzelplan 09, Kapitel 02, Titel 686 96 (Jagdabgabe): 934,00 Euro Haushaltsjahr 2016, Einzelplan 10, Kapitel 10 11, Titel 686 96: 1.450,10 Euro Haushaltsjahr 2017, Einzelplan 10, Kapitel 10 11, Titel 686 96: 1.218,00 Euro Weitere Förderungen der oben genannten Institutionen fanden nicht statt. Zu 4.: Der Landesregierung liegen hierzu keine Erkenntnisse vor. Zu 5.: Die Landesregierung beabsichtigt nicht, entsprechende Studien durchzuführen oder zu beauftragen. Laut Statistischem Landesamt Thüringen wurden im Jahr 2018 in Thüringen landesweit insgesamt 128,7 Hektar Erdbeeren und 291,9 Hektar Spargel angebaut. Die Anbaufläche entspricht circa 0,015 Prozent der Landwirtschaftsfläche Thüringens. Wie viel Hektar davon unter Vlies oder Folie angebaut werden, wird statistisch nicht erfasst. Aufgrund der geringen Anbaufläche von Erdbeeren und Spargel und der hohen Bewirtschaftungsintensität (Pflegemaßnahmen, Düngung, Bewässerung, Ausbringen, Auf- und Abdecken der Vliese und Folien, Begehungen während des Ernteprozesses) kann davon ausgegangen werden, dass diese Flächen von Brutvögeln kaum oder selten zur Brut genutzt werden und somit die Auswirkungen auf die Brut bodenbrütender Vogelarten als gering eingeschätzt werden können. Siegesmund Ministerin Populationsentwicklung, Schutzmaßnahmen und die Wiederansiedlung bedrohter Vogelarten in Thüringen Ich frage die Landesregierung: Zu 1.: Zu 2.: Zu 3.: Zu 4.: Zu 5.: